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Das Victorianische Zeitalter
Wir möchten euch heute ein Referat über das Victorianische Zeitalter, das seinen Namen zu Ehren der Königin Victoria trägt, halten. Diese Epoche erfasste Großbritannien im 19.Jhd in sämtlichen Strukturen.
Von England in den 50er und 60er Jahren zu sprechen heißt, den Bericht der Revolution die damals Europa überschwemmte, zu unterbrechen. Nahezu unberührt von der deutschen Revolution 1848, blieb England von der stückweisen Realisierung der damals vorherrschenden Ideologien verschont. Keine Bürgerkriege, keine Diktaturen und blutige Auseinandersetzungen, lediglich ein einziges kriegerisches Eingreifen kennzeichneten Englands Geschichte. Dies gehört zum Komplex des Victorianischen: Die Fortbewegung hin zur Demokratie gelenkt von der erfahrenen Hand wohlhabender, größtenteils adeliger Staatsmänner. Die Umstellung zur Demokratie erfolgte langsam, und nicht wie im restlichen Europa schnell, dafür aber gewaltsam. Somit ist das victorianische Zeitalter ein Beispiel für die Abschottung Großbritanniens die sich quer durch die Geschichte zieht. Obwohl das Empire die militärische Vormachtstellung in Europa genoss, nutzte es dies nicht aus sondern regierte in einer diskreten, wachsamen Weise, die durchaus mit der Rolle als Weltpolizei der Vereinigten Staaten heutzutage vergleichbar ist. Es herrschte nicht, sondern ließ auch Dinge geschehen die ihm keineswegs willkommen waren, wie z.B. die deutsche Reichsgründung 1871.
Seine Hegemonialstellung verdankt es vorallem seinem Expansionsdrang in industrieller sowie in politischer Hinsicht. England ist diesbezüglich weltweit Vorreiter: Investition in Übersee, Export, Handelsflotte und einheimischer Verbrauch wuchsen in imposanten Verhältnissen.
Zur Entwicklung der politischen Landschaft läßt sich folgendes anmerken: Die Whigs wurden in den 50er Jahren zur liberalen Partei. Es war zunächst nur eine Koalition verschiedenartiger Elemente: Der Whigs der alten Schule; dann der "Peelites", den Anhängern des verstorbenen Sir Robert Peel, die als Tories begannen, sich von diesen dann lösten; schließlich der Radikalen, die Säkularisierer, Freihändler und eigentliche Demokraten waren. Diese Koalition war unsicher, solange der alte Lord Palmerston lebte und regierte, nach seinem Tod gewann sie zunehmend mehr Stabilität.
Die Tories, jetzt Konservative genannt, hatten keine gute Zeit seit dem Sturz Robert Peels und dem Abfall der "Peelites". Dies war auch der Grund dafür, dass sie nur ein dauerhaftes Kabinett bilden konnten, welches von 1866-1868 bestand.
Weiterhin möchten wir euch die Veränderungen der englischen Koloniallandschaft aufzeigen. Der Britisch-Nordamerika Akt von 1867, durch den das Dominion Kanadas entsteht, hat eine auf die 90er Jahre des 18. Jahrhunderts zurückgehende Vorgeschichte. Die Provinzen Upper und Lower Canada genießen seit 1791 eine beschränkte Autonomie. 1840 werden beide Provinzen vereinigt, ihre Rechte erweitert. Unterschiede der Sprache, der Religion, der Sitte, des wirtschaftlichen Interesses lassen die Vereinigung als keinen vollen Erfolg erscheinen. Die Verfassung, ein Werk der Kanadier selbst in Zusammenarbeit mit den Behörden in London, zeigt eine Verbindung britischer und amerikanischer Züge. 1850 werden die australischen Kolonien zu Staaten, die sich ihre Verfassung geben und sie verändern, ihr Wahlrecht und ihre Zollpolitik selbst bestimmen dürfen. Die sich stetig erweiternde britische Herrschaft über Indien durchlebt in den 50er Jahren eine schwere Krise, die Rebellion der Armee, die zu 4/5 aus Indern besteht. Sie wird nach langen und grausamen Auseinandersetzungen brutal niedergeschlagen. Danach wird auch hier der Weg der Reform beschritten. Die Ostindien-Kompanie, deren Werk längst getan ist weicht nun der direkt ausgeübten Autorität der britischen Krone. Indische Vertreter werden in die gesetzgebenden Räte berufen, indische Richter ernannt, ein imposantes Werk der Verwaltungsreform und der finanziellen und wissenschaftlichen Verbesserung des Lebens wird begonnen. Dass auch Indien einmal sich selber regieren und schließlich ohne englischen Rat auskommen wird, hat Macaulay, der Historiker, schon in den 30er Jahren vorausgesagt. In das Bild victorianischen Fortschrittes und Erfolges passt am wenigsten die irische Frage, die immer wieder böse Erinnerungen birgt, und keine befriedigende Lösung findet. Der europäische Nationalismus, der hier zugleich ein amerikanischer ist weil es in den Vereinigten Staaten viele Iren gibt, kann an den Grenzen der Insel nicht haltmachen. Nirgendwo sonst in der Welt ist die englische Stellung so ungerecht wie in diesem Teil des Vereinigten Königreiches, nirgends die Interessen und Leidenschaften, die den Reformern im Weg stehen, so zäh und stark. Gladstone will ein solcher Reformer sein, auch für Irland. In dem Moment in dem er, 1868, zum ersten Mal an die Spitze der Regierung tritt, erreicht die anti-englische Bewegung einen Höhepunkt; der Versuch eines Umsturzes hat stattgefunden, in England kommt es zu Bombenattentaten. Gladstone versucht es mit Veränderungen im Sinn von Vernunft und Gerechtigkeit, ein Landgesetz verbessert die Lage der Pächter um ein geringes. Elf Jahre später (1881), während seiner zweiten Regierung vermag er weiterzugehen; ein zweiter Landakt macht den irischen Pächter zu einer Art von Mitbesitzer des Landes, von dem er nun für 15 Jahre nicht vertrieben werden darf. Die Reform bedeutet eine kühne Modifizierung des britischen Eigentumsrechts, beschwichtigt aber die wachsenden Energien des irischen Nationalismus nicht; neue Morde an den höchsten britischen Magistraten in Dublin haben neue Zwangsmaßnahmen zur Folge. Auch da wäre also, von innen her, der victorianische Friede schärferen Stimmungen und Konflikten gewichen.
Wenn man von der victorianischen Zeit redet, darf man auf keinen Fall die Demokratisierung im öffentlichen Dienst durch Einführung von Fachexamen, der Armee durch Abschaffung des Kaufes von Offiziersstellen, vergessen. Um den Wählern die Möglichkeit zu geben in Zukunft politische Entscheidungen selber zu treffen, wurde das Schulwesen gründlich reformiert. Die Forderung der Radikalen, obligatorische, kostenlose Staatsschulen, ohne Religionsunterricht einzuführen, bleibt unerfüllt, wie ihre Forderung des allgemeinen, gleichen Wahlrechts theoretisch unerfüllt bleibt. Das victorianische England liebt die Kompromisse, seien es echte, seien es solche, welche die Wirklichkeit verschleiern. Die Gladstonesche Schulreform von 1870 lässt die kirchlichen Schulen bestehen, erhöht sogar ihre finanzielle Unterstützung durch den Staat; schafft neben ihnen öffentliche, von lokalen Bürgerausschüssen, sogenannten "Boards", zu verwaltende Schulen; der aber nur für Kinder, deren Eltern nichts zahlen können unentgeltlich ist.
Die fortschreitende Säkularisierung zeigt sich an folgenden Beispielen: Die Juden erhalten 1858 die politische Gleichberechtigung, die 1829 den Katholiken zugestanden wurde. 1871 entfällt die alte Regel, die Studenten von Oxford und Cambridge nach ihrer Religion zu befragen. In den 80er Jahren macht ein Atheist im Unterhaus Sensation, indem er sich weigert, den religiösen Eid zu schwören; nach langen Kämpfen wird beschlossen, dass eine bloße Erklärung anstelle des Eides treten darf. Die öffentliche Moral bleibt streng; noch kann ein Ehescheidungsskandal der Laufbahn eines Politikers für immer ein Ende setzen.
Die Verwirklichung des Freihandelsprinzips. Das "große Budget", das Gladstone 1853 in einer vielgepriesenen Rede verteidigt, reduziert oder eliminiert an die 300 Zolltarife. Der englisch-französische Handelsvertrag von 1860 ist für England nichts grundsätzlich Neues mehr; eine Revolution in der französischen Wirtschaftspolitik, die ihre alte prohibitive Praxis durch mäßige Zölle für englische Industrieprodukte ersetzt. Die Motive sind wirtschaftsphilosophisch, zwei gelehrte Propheten der Freihandelslehre die eigentlichen Väter der Sache. Spannungen zwischen beiden Mächten, die als gefährlich gelten, sollen auf diesem Weg, durch wirtschaftliche Zusammenarbeit, beseitigt werden. Das ist ganz im Sinne Gladstones, auch im Sinn Louis Napoleons, der den Vertrag gegenüber einem starken protektionistischen Interesse Zuhause verteidigen muß, ihn aufgrund alter Vollmachten buchstäblich befiehlt, und mehr Schwierigkeiten als Dank erntet.
Politisch bedeutete die victorianische Ara eine Hochblüte des Bürgertums, dass seine Tugenden, seinen Fleiß, seine Selbstbeherrschung und seine Moral zu allgemeingültigen und für alle verbindlichen Normen erhob.
Das victorianische Zeitalter
allgemein
Die Umstellung auf die Demokratie erfolgt ohne Gewaltanwendung, sondern wird durch die Staatsmänner gelenkt.
England toleriert, trotz seiner Vormachtstellung, auch Dinge die ihm nicht gefallen.
Hegemonialstellung dank seinem Expansionsdrang in industrieller sowie in politischer Hinsicht.
Parteien
Whigs: Sie werden zur liberalen Partei und gewinnen zunehmend an
Macht.
Tories: Sie werden konservativ; geringe Stabilität
Kolonien
Kanada: Bekommt eine Verfassung, die von den Kanadiern selbst
entworfen wird.
Australien: Dürfen nun ihr Wahlrecht und ihre Zollpolitik selbst
bestimmen.
Indien: Nach blutigen Auseinandersetzungen darf auch Indien sich
selbst verwalten.
Irland: Irland als ständiger Krisenort. Gladstone gelingt es bessere
Bedingungen für die dort ansässigen Bauern zu schaffen.
Innerer Wandel
Reform des Bildungssystems
fortschreitende Säkularisierung z.B. Juden erhalten die politische
Gleichberechtigung; kein religiöser Eid mehr
das Freihandelsprinzip: Abschaffung von ca. 300 Zolltarifen
Handelsvertrag mit Frankreich mit dem Gedanken so Spannungen zwischen den Mächten abzubauen.
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