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Bereits vor Vergil gab es einige Dichter, die Epen nach Rom brachten:
Lucius Livius Andronicus (um 280 bis nach 207 v. Chr.) war der älteste bekannte römische Dramatiker und Dichter. Er wurde vermutlich in der griechischen Kolonie Tarent geboren und als Gefangener nach Rom gebracht. Nach seiner Freilassung nahm er den Gentilnamen seines ehemaligen Herrn an und erhielt die römischen Bürgerrechte. (Ein Gentilname ist der Name, der nach dem Vornamen stehet; in dem Fall also Livius. Gentilname kommt vom Wort "gens".)
Er schrieb unter anderem die Adusía, eine freie Übersetzung von Homers Odyssee in saturnische Verse. Ein saturnischer Vers ist ein altertümlicher zweiteiliger Vers, den wir nicht mit Sicherheit übersetzen können. Der Epos wurde später in Hexameter umgeformt und diente noch zu Vergils Zeiten als Schulbuch. Durch seine Übersetzung der griechischen Klassiker verschaffte er den Römern erstmals die Gelegenheit, diese Werke in lateinischer Sprache zu lesen.
Zur Feier der Beendigung des Ersten Punischen Krieges schrieb er eine Tragödie und eine Komödie und stellte den Römern die griechischen Gattungsformen von Epik, Dramatik und Lyrik vor. Er kann somit als Begründer der lateinisch-römischen Dramatik und der epischen Dichtung angesehen werden. Seine Übersetzungen von griechischen Dramen wurden erstmals 240 v. Chr. in Rom zur Aufführung gebracht. Dieses Ereignis gilt gemeinhin als Beginn der lateinischen Literatur.
Cn. Naevius (ca. 265-200) nahm am ersten
Punischen Krieg teil, schreib vor allem Komödien und einige Tragödien nach
griechischen Vorlagen, aber auch ein Festspiel mit einem zeitgeschichtlichen
Stoff und ein Drama, das die Romulus-Legende darstellte; in späteren Jahren das
Bellum Poenicum, ein Epos über den Krieg an dem er teilgenommen hatte. Aus den
erhaltenen 60 Fragmenten ist zu schließen, dass er auch die mythologische
Vorgeschichte darstellte: die Flucht aus Troja, die Begegnung zwischen Aeneas
und Dido, die wahrscheinlich seine Erfindung ist, die Gründung Roms und
vielleicht auch andere Szenen, die wir in der Fassung Vergils kennen.
Ennius, Quintus
(239-169 v. Chr.) war ein Vertreter der römischen Vorklassik.
Quintus Ennius wurde in Rudiae in Kalabrien geboren, wo er mindestens
dreisprachig aufwuchs; nachweislich beherrschte er Griechisch, Latein und
Oskisch. Der Überlieferung nach nahm er am 2. Punischen Krieg teil. Auf
Sardinien begegnete er dem römischen Staatsmann Cato, der ihn im Jahr 204
v. Chr. nach Rom brachte. Seinen Lebensunterhalt bestritt er dort als
Hauslehrer des Griechischen und als Übersetzer griechischer Dramen, die er,
recht frei bearbeitete. 184 v. Chr. erhielt der Dichter das römische
Bürgerrecht.
Quintus Ennius führte die Kurzschrift im Lateinischen ein und legte mit seinen
Saturae die Grundlage für die spätere europäische Satire. Er verwendete
erstmals - und im Gegensatz zu seinem Vorgänger Naevius - den daktylischen
Hexameter nach dem Vorbild Homers in der lateinischen Dichtkunst und prägte
diese somit nachhaltig; deshalb wurde er als Homerus redivivus bezeichnet. In
seinem berühmtesten epischen Werk Annales (Annalen) erzählt er in
18 Büchern die Geschichte Roms von den Anfängen (der Ankunft des Aneas)
bis in seine eigene Zeit und inspirierte damit Vergil bei der Entstehung der
Aeneis.
Er bezeichnet
sich im Prooemium der Annalen als Wiedergeburt Homers und galt bald als
römischer Nationaldichter. Er ließ, wie Homer, die olympischen Götter in das
menschliche Geschehen eingreifen. Seine Sprache ist einerseits der homerischen
nachempfunden, andererseits aber durchaus eigenständig, reich an Wort- und
Klangfiguren sowie Archaismen.
Ennius' bedeutendsten Werke waren Tragödien und epische Gedichte. Das
Hauptthema seiner über 20 von leidenschaftlichem Pathos geprägten Tragödien ist
die Belagerung und der Fall Trojas. Obgleich von den Schriften des Ennius
Quintus nur wenige Fragmente erhalten sind, zeigt sich sein Einfluss deutlich
in den Werken von Dichtern wie Ovid, Lukrez, Vergil und Cicero.
Sprache und Stil der Aeneis sind vielfältig, immer der Situation angepasst und mit allgemeinen Angaben schwerer zu beschreiben als die anderen lateinischen Autoren. Die Wortstellung, der Rhythmus des Verses (Überwiegend von Daktylen oder Spondeen), Alliterationen und Lautmalerein machen das Geschen und die psychischen Regungen sinnfällig. Mit Anklängen an Homer oder Ennius gibt Vergil seiner Sprache oft einen feierlichen Ton, andererseits kann er in ganz schlichten Worten unvergleichliche Wirkung erzielen
E.R. Curtius meinte über Vergils Werke: "Jener Zauber /Vergils) wird letztlich und zutiefst nur vom Wohllaut des Klanges und der Schwingung des Rhythmus entbundenDie Odyssee kann man in der Übersetzung genießen, die Aeneis nicht; von Horaz oder Ovid geht in der Übersetzung weit weniger verloren." Friedrich Schiller war sich seiner schweren Aufgabe bewusst, als er daranging, das zweite Buch (Die Zerstörung Trojas) und das vierte (Dido) zu übersetzen.
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