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Der Liberalismus ist eine freiheitliche und Welt-, Staats- und Wirtschaftsanschauung.
Der Liberalismus entstand gegen den Zwang des Absolutismus im Zeitalter der Aufklärung aus dem Glauben an die Allgemeingültigkeit menschlicher Vernunftserkenntnis und an die unabdingbare Berechtigung ihrer freien und uneingeschränkten Betätigung und Verwirklichung. Dieser Vernunftoptimismus forderte nicht nur Gedankenfreiheit, sondern auch politische und wirtschaftliche Freiheit.
Er glaubte an den Fortschritt der Menschheit aus dem freien Spiel der Kräfte (Konkurrenz) und lehnte obrigkeitliche (kirchliche oder staatliche) Eingriffe in die freie geistige oder materielle Betätigung des Individuums ab.
Soweit der politische Liberalismus auf die allgemeine gleiche Menschenvernunft und die Freiheit zurückgeht, ist er demokratisch. Da der Liberalismus ursprünglich nicht nur für die Freiheit des einzelnen, sondern auch der Völker eintrat, stand er in enger Verbindung mit den jungen nationalen Freiheitsbewegungen in Europa und Übersee.
Politisch brach sich der Liberalismus Bahn in der amerikanischen und Französischen Revolution; die Menschenrechte waren sein erstes politisches Glaubensbekenntnis.
Der Liberalismus war die politische Ideologie des liberalen Bürgertums (Bourgeoisie), das sich unter seinen Parolen die politischen Vormachtstellung im 19. Jahrhundert erkämpfte.
Bis zum 1. Weltkrieg war der Liberalismus die vorherrschende politische Richtung in der westlichen Welt.
Wirtschaftlich geht der Liberalismus auf die Physiokraten und auf Adam Smith und die von ihnen entwickelte Freihandelslehre zurück, die in enger Verflechtung mit dem Kapitalismus den industriellen Wirtschaftsaufschwung des 19. Jahrhunderts begründete, besonders die Wirtschaftsexpansion Englands über die ganze Welt. Da sich die vom Liberalismus verkündete Freiheit im Wirtschaftsleben zunächst bei sozialen Mißständen durchsetzte, erfolgte durch den Sozialismus und Kommunismus eine nachhaltige Reaktion, aus der dem Liberalismus stärkere Gegner erwuchsen als aus dem Widerstand der konservativen Richtungen.
Seine geschichtliche Wirkung in Deutschland verdankt der Liberalismus dem Beamtenliberalismus der preußischen Reformzeit, der Staats- und Geschichtstheorie und den Führern der Bewegung von 1830 und 1848, der preußischen Opposition gegen Bismarck.
Das Versagen des Liberalismus vor den großen politischen und sozialen Problemen nach dem
1. Weltkrieg führte in Deutschland, Italien und anderwärts zu seiner Krise, während der Liberalismus in Rußland ideologisch und faktisch schon in den Ansätzen durch den Bolschewismus überwunden wurde.
Eine Rückwendung nach dem 2. Weltkrieg besonders auch in Deutschland zu einem erneuerten Liberalismus, der besonders auf sozialem Gebiet vieles von seinem Gegner gelernt hat, knüpft an die nationalsoziale Bewegung Friedrich Naumanns an.
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