Die Machtentwicklung Habsburgs
Das habsburgische Machtpotential wurde vornehmlich durch politische Heiraten
(Habsburgische Heiratspolitik) und das der Machtentfaltung entgegenlaufende
Rechtsprinzip bestimmt, allen Söhnen ein Erbe zuzugestehen, was zu häufigen
Bruderzwisten sowie vielfachen Teilungen des Reiches führte. Außerdem
schränkten die Erbfolgekriege des 18. Jahrhunderts Macht und Besitz der
Dynastie ein.
Der Aufstieg der Habsburger begann mit dem Ende des Interregnums im Heiligen
Römischen Reich, als am 1. Oktober 1273 Rudolf von Habsburg zum deutschen König
gewählt wurde. Die Krönung erfolgte am 24. Oktober in Aachen. Der Erlangung der
Königswürde schloß sich eine Verlagerung des habsburgischen Machtzentrums aus
dem alemannischen Südwesten Deutschlands in den Osten an. Hier hatte der
böhmische König Ottokar die Zeit des Interregnums (1256 bis 1273) genutzt,
seine Machtposition auszubauen. Er widersetzte sich der Königswahl Rudolfs und
ließ es zum offenen Konflikt mit dem Habsburger kommen. In der Schlacht auf dem
Marchfeld am 26. 8. 1278 wurde Ottokar schließlich besiegt und fand auf der
Flucht den Tod.
Mit diesem Sieg Habsburgs waren die machtpolitischen Voraussetzungen für den
weiteren Aufstieg der Dynastie geschaffen. Unter Friedrich III. gelangte 1452
die römisch-deutsche Kaiserwürde an das Haus Habsburg. Die Heiratspolitik
brachte in der Folgezeit u.a. Burgund und die Niederlande sowie den spanischen
Thron in den Besitz der Habsburger. Die Weltherrschaft Karls V. markierte den
Höhepunkt in der Machtentwicklung der Dynastie, deren innere Basis dann
allerdings durch Erbteilungen allmählich erodierte, da bei den Habsburgern das
Erbrecht aller Söhne galt.
Eine weitere Zäsur war 1806 die Niederlegung der Krone des »Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation« durch Franz II., wodurch die enge Verknüpfung der
Reichsgeschichte mit der Familiengeschichte auch formal beendet wurde.
Das zur Zeit Kaiser Ferdinands I. 1839 erlassene »Familienstatut« förderte zwar
die Macht des Familienoberhauptes und die strenge Reglementierung der Heiratspolitik,
war aber als dynastischer Anachronismus kein Mittel, um die Macht des Hauses
Habsburg dauerhaft zu erhalten. Ihm wurden 1919 »alle Herrscherrechte () in
Deutschösterreich« entzogen.