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Entstehung:
Etwa ab der Jahrtausendwende wurden bei Klöstern und Fronhöfen Markttage abgehalten. Hier konnten verschiedene Erzeugnisse aus den Klöstern gegen andere Waren getauscht werden. An den Markttagen strömten die Leute aus der ganzen Umgebung zusammen. Schließlich wurde auch in größeren Siedlungen Markt gehalten. Für die Abhaltung eines Markttages war die Erlaubnis des Grundherrn notwendig (Marktrecht).Er schrieb die Marktzeiten vor (zB.: Wochen- oder Jahresmarkt). Weiters legte der Grundherr die Höhe der an ihn zu leistenden Abgaben fest. Er ließ die Maße ,Gewichte, die Güte und den Preis der Waren durch eine eigene Marktpolizei kontrollieren. Um Sicherheit und Schutz zu gewährleisten, durfte sich der Marktort mit einer Mauer umgeben (Mauerrecht).Damit wurde der Handelsplatz aufgewertet.
Nun ließen sich immer mehr Menschen innerhalb der befestigten Siedlung nieder. Viele Märkte hatten eine besonders günstige Lage. Sie gewannen an Bedeutung und wurden zu Städten erhoben (Stadtrecht) . Die ältesten Stadtrechte in Österreich wurden Wien und Enns verliehen.
Die größere mittelalterliche Stadt war stark befestigt. Sie war zusätzlich zur Mauer mit einem Graben umgeben und bildete inmitten der feudalen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung auch eine verwaltungsmäßige, rechtliche und wirtschaftliche Einheit mit eigenen Gesetzen. Die ersten städtischen Gemeinwesen, die große wirtschaftliche und politische Bedeutung erlangten, waren jene Oberitaliens und Flanderns. In Mittel- und Osteuropa machte sich der Einfluss der Städte erst später geltend.
Städte, die an besonders geeigneten Plätzen, wie Flussübergängen, Straßenkreuzungen, in der Nähe von Flussmündungen, bei Bischofssitzen, Burgen und Klöstern gegründet worden waren, entwickelten sich als erstes zu Handels, und Wirtschaftszentren.
Die Verwaltung der Stadt:
Es gab im deutschen Reich Städte, die unmittelbar dem König unterstanden (Augsburg, Regensburg, Bremen, Köln). Das waren rechtsfreie Städte, die eine bedeutende wirtschaftliche und politische Rolle spielten. Grundsätzlich war es so, dass der Grundherr des Gebiets, auf dem die Stadt entstand (oft ein Bischof, Abt, Fürst, Herzog, Graf oder bei Reichsstädten der König) zum Stadtherrn wurde. Als solcher stieg seine Macht, denn er konnte in Marktgebühren und Zöllen neue Einnahmequellen erschließen und mit der Stadt sein Territorium befestigen. Viele Adlige begannen daher, planmäßig Städte anzulegen. Im 13. und 14. Jh. stieg die Zahl der Städte in Deutschland auf nahezu 3000 an. Allerdings hatten die meisten weniger als 1000 und nur zwölf mehr als 10 000 Einwohner. (Köln als größte Stadt hatte 30 000 Einwohner.)
Städte wurden durch das Stadtrecht, das über die Bestimmungen des Marktrechts hinausging und vom Stadtherrn verliehen wurde, verwaltet.
Auszüge aus dem Stadtrecht:
. Wenn ein Bürger einen anderen verletzt, so muss er dem Verwundeten 10 Talente zahlen; besitzt er kein Geld, so büßt er "Aug um Aug, Zahn um Zahn".
2. Das Haus jedes Bürgers soll eine Festung und Zuflucht sein. Niemand darf in das Haus eines Anderen mit Bogen und Armbrust eindringen, sonst büßt er mit seinem eigenen Haus oder mit 30 Talenten. Kann er nicht bezahlen, so wird ihm die Hand abgeschlagen.
Auf Gotteslästerung und Meineid steht das Abschneiden der Zunge.
. Die Herrschaft über die Stadt liegt in den Händen von 24 Bürgern.
Groß- und Fernhandelskaufleute gehörten meist zur reichsten und angesehensten sozialen Gruppe, dem Patriziat. Sie stellten, zusammen mit den ehemaligen Bediensteten des Stadtherrn, Bürgermeister und Ratsherren.
Zur weiteren Oberschicht (insgesamt ca. 10% der Stadtbewohner) zählten auch vermögende Grundbesitzer und reiche Handwerker.
Die Mittelschicht bestand aus der Masse der Handwerker, Händler und Krämer, zuweilen auch aus den Ackerbürgern.
Oft mehr als die Hälfte der Stadtbewohner stellten die Unterschichten (z.B. Gesellen, Tagelöhner, Mägde) und die Randgruppen (z.B. Bettler). Sie waren meist ohne
Vermögen, konnten deshalb kein Bürgerrecht erwerben und besaßen keinerlei politische Mitspracherechte: Sie waren nur Einwohner, keine Bürger.
24 PersonenFolie
Jede Stadt besaß einen Stadtherrn, dessen Beauftragte (Ministeriale) zunächst Verwaltung und Rechtsprechung ausübten. Insbesondere in Städten mit Fernkaufleuten erlangten diese gegen Geldzahlungen oder nach militärischen Auseinandersetzungen im Laufe der Zeit das Recht auf Selbstverwaltung. An der Spitze standen die Bürgermeister und die Räte, die für Verwaltung und Rechtsprechung zuständig waren. Da meist nur wenige Familien der Oberschicht die Ratsmitglieder stellten, war die Mehrzahl der Bürger von der politischen Mitwirkung ausgeschlossen. Erst im 13./14. Jh. erlangten vor allem Handwerker und Händler den Zugang zum Rat. Die übrigen Einwohner einschließlich aller Frauen blieben von der politischen Mitwirkung ausgeschlossen.
Um ihre Städte für Kaufleute und Handwerker attraktiv zu machen, förderten die Stadtherren sie durch besondere Privilegien (Vorrechte) und erlaubten den Bürgern, viele Entscheidungen selbst zu treffen. Dadurch erstarkten zuerst die Kaufleute in der Stadt, die zu einer Art von Adelsschicht wurden (Patrizier). In einer Reihe von Städten gelang es ihnen bis zum Ende des 13. Jh., den Stadtherrn zu entmachten und selbst durch einen Rat und einen Bürgermeister die Macht zu übernehmen. Vielerorts erhoben sich aber im 14. Jh. die in Zünften zusammengeschlossenen Handwerker gegen ihre Herrschaft und forderten ebenfalls Einfluß auf die Regierung der Stadt, den sie z.T. auch erhielten. Sehr weit ging die Entwicklung in Köln, wo 1396 eine Verfassung entstand, die allen Bürgern ein Mitbestimmungsrecht in der Stadt zubilligte.
Seit dem 12. Jh. gelang es den ehemaligen Vertretern der Bürgerschaft, die jetzt Ratsherren genannt wurden, die Macht an sich zu nehmen. Sie übernahmen die Rechte des Stadtherrn, konnten also die Rechte der Stadt bestimmen. Marktgebühren, Steuern, Strafgewalt, Verleihung des Bürgerrechts und Gewerbeaufsicht fiel jetzt unter ihre Befugnis. Städte, denen die Lossagung vom Stadtherrn gelang, nannten sich 'freie Städte' oder 'freie Reichsstädte', wenn sie auf dem königlichen Gebiet entstanden waren. Der wichtigste Posten in der Stadt blieb meist einem Patrizier vorbehalten, der die selbstbewußte Stadt im Bürgersinne leitete und der Verwaltung vorstand. Wenn heute von Demokratie gesprochen wird, so entstand ein Teil dieser Bewegung in den Verfassungen der freien Städte, die sich häufig über viele Jahrhunderte gehalten haben. Auch die heutigen Gemeindeordnungen der Bundesrepublik Deutschland weisen zum Teil erhebliche Übereinstimmungen mit denen aus dem Mittelalter auf.
Erzählungen berichteten von Freiheit in der Stadt, vielen Rechten und gerechter Bezahlung für die getane Arbeit. Diese positive Darstellung der Städte führte zu einem verstärkten Zuzug der Bauern in ihre Richtung. Denn wenn Knechte, Bauern und Mägde nicht innerhalb eines Jahres von ihrem Grundherrn zurückgerufen würden, waren sie frei.
Leben:
Alle mittelalterlichen Städte hatten einige Merkmale gemeinsam. Das auffallendste war der mächtige Mauerring, der die Stadt vor Feinden (und oft auch vor dem Stadtherrn) schützte und ihr ein burgähnliches Aussehen verlieh (Bürger). Innen bildete der Markt den Mittelpunkt. Große Städte hatten auch mehrere Marktplätze für verschiedene Waren. Am Markt und in seiner Nähe lagen meist auch die steinernen Häuser der Patrizier, das Rathaus und die Hauptkirche. Die Pracht der Patrizierhäuser und der großen Kirchen stand in Kontrast zu den engen Gassen, wo die Handwerker und die ärmeren Teile der Bevölkerung wohnten. Hier herrschte die Fachwerkbauweise vor. Da in den Städten auch Landwirtschaft betrieben wurde, war es um die Sauberkeit auf den Straßen, die nur selten gepflastert waren und keine Kanalisation besaßen, nicht zum besten bestellt.
Auf Grund von mangelnder Hygiene entwickelten sich die Straßen zur Brutstätte von Ratten, Ungeziefer und Krankheitserregern. Als Trinkwasser dienten verschmutztes Bach-, Fluss-, oder Brunnenwasser. Immer wieder brachen verheerende Seuchen aus. Die Pflege Kranker und Bedürftiger übernahmen die Kirche, Privatpersonen oder niemand. Bei jeder 2. Geburt starben Mutter oder Kind und mit dreißig Jahren galt man bereits als alter Mensch. Im Jenseits drohte die Hölle, und deshalb klammerten sich die Menschen an das Leben: Sie feierten prunkvolle Empfänge von Fürsten, Umzüge, Fasching, Besuche von Gauklern und vieles mehr. Die Einzigen, die bei Veranstaltungen dieser Art nicht miteinbezogen waren, waren die Juden, die nur wenige Rechte hatten. Da ihnen die meisten Berufe verschlossen waren, ergriffen viele den Beruf des Geldverleihers, was sie bei der Bevölkerung noch unbeliebter machte. Sie durften keinen Grund und Boden erwerben, wurden nicht in die Zünfte aufgenommen und durften kein Amt in der Verwaltung der Stadt bekleiden. Infolge der Kreuzzugsbewegung und der großen Pestepidemie in der Mitte des 14. Jh. kam es wiederholt zu Judenverfolgungen. Es bildeten sich eigene Wohnviertel, in denen sie, abgegrenzt von allen anderen, ihr eigenes Leben lebten (Ghettos).
Handwerksorganisationen (=Zünfte)
Viele Bewohner der Städte waren Handwerksmeister. Sie arbeiteten entweder allein oder mit Gesellen und Lehrlingen. Werkstätte und Wohnung befanden sich meist im selben Haus. Im 12.Jh. begannen Handwerksmeister sich zu Handwerksvereinen (Zünfte) zusammenzuschließen. Merkmale dieser Zünfte waren gemeinsame Spiele, bunte Wappen und strenge Regeln:
Die Zünfte überwachten das Leben ihrer Mitglieder streng. So mussten sich die jungen Handwerker während der Lehrzeit sogar in der Freizeit den strengen Verhaltesregeln der Zunft unterwerfen. Zünfte hoben Abgaben ein und kümmerten sich auch um alte und kranke Gewerbegenossen. Alle sollten ihr Einkommen haben. Daher durfte es nicht mehr Meister geben, als Arbeit vorhanden war. Ganz gleich welches Handwerk; Meister wurde man erst mit dem Meisterstück, zusätzlich musste man eheliche Geburt nachweisen können und Glück oder viel Geld haben um diesen Titel zu erlangen. In einigen Namen sind uns diese Zünfte heute noch gegenwärtig (Bäckerstrasse- Straße in der damals die Bäcker lebten, Wollzeile oder Familiennamen wie Müller, Fischer, Wagner).
Auch Frauen waren in manchen Städten zünftig organisiert. Sie arbeiteten auch in den verschiedensten Handwerken, zum größten Teil in den Werkstätten ihrer Ehemänner mit. Manche übten sogar in eigenen Werkstätten selbstständig ein Handwerk aus.
Handel:
Ob eine Stadt reich wurde oder nicht, lag in erster Linie auch an Handwerk und Handel. Viele alte Handwerksberufe aus dieser Zeit sind schon ausgestorben.
In Europa hat der Fernhandel im 12.Jh. großen Aufschwung genommen. Viele Städte wuchsen so rasch, dass die Nachfrage nach den verschieden Waren sprunghaft anstieg - eine große Chance für die Kaufleute. Sie überwanden immer größere Entfernungen, um die begehrten Erzeugnisse und Rohstoffe gegen gutes Geld liefern zu können. Viele Städte wurden so zu bedeutenden Handelsmittelpunkten.
Der Handel im Mittelalter aber war nicht ohne Gefahren. Im Reich standen die Kaufleute unter dem Schutz des Königs, aber auf See und im Ausland waren sie auf sich gestellt. Darum begannen sie, sich zusammenzuschließen, selbst wenn sie aus verschiedenen Städten kamen.
Hieraus entstanden Städtebünde, von denen der mächtigste die Hanse (von Hansa = Kriegsschar, zum Schutz des Handels), wurde. Zu ihr gehörten Bremen, Hamburg, Braunschweig, Köln, Riga, Danzig, Breslau, Krakau und viele andere Städte, (insgesamt 200). Unter der Führung Lübbecks förderten und beherrschten sie den Handel in ihrem Einflussgebiet und schützten ihre Mitglieder im Ausland.
Die Hanse gründete feste Niederlassungen (Kontore) z.B. in Nowgorod, Bergen, Brügge und London. Auf gemeinsamen Versammlung (Hansetagen) wurde das Vorgehen der Hansestädte abgestimmt. Gegen Ende des 14. Jh. war die Hanse die führende Seemacht im Ostseeraum. Sie war mächtig genug, Kriege zu führen und durch ihren Kampf gegen das Seeräuberwesen den freien Handel auf der Ostsee zu sichern. Ihre Macht verfiel aber im 16. Jh., als der Ostseehandel nach der Entdeckung der neuen Seewege nach Indien und Amerika an Bedeutung verlor.
Mit dem Wachsen des Fernhandels wurde der in Europa weitverbreitete Tauschhandel zu kompliziert. Aus diesem Grund setzte sich nach und nach wieder die Geldwirtschaft durch, die an die Bürger jedoch immer höhere Anforderungen stellte.
Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen wurden immer wichtiger. Daher reichten die Schulen in den Klöstern nicht mehr aus und es kam zur Entstehung von Stadtschulen in den Städten. Der Schulleiter wurde von Bürgermeister und den Stadträten ausgewählt und die Lehrer von der Stadtverwaltung bezahlt. Schulen entwickelten sich zu einem Zeichen für die Macht des aufstrebenden Bürgertums. Neben den Stadtschulen gab es auch Lateinschulen, die der Vorbereitung für das Studium an einer Hohen Schule dienten. In dieser wurde nur ein Wissensgebiet (das aber sehr genau) unterrichtet.
Der Handel hatte so manchen Kaufmann reich gemacht. Schon bald lockerte die Kirche das Verbot, dass nur Nicht-Christen Geld verleihen dürften. So gründeten viele Kaufmannfamilien Hausbanken. Dank hoher Zinssätze, die oft über 25% lagen, wurden einige Familien steinreich. Neue Techniken (Windmühle und Wasserrad) machten die Massenanfertigung von Erzeugnissen möglich. Viele Kaufmannsfamilien bauten ihre Marktstellung immer mehr aus, rissen die Rohstoffversorgung an sich und machten die Handwerksmeister von ihren Lieferungen abhängig. Damit wurden Großkaufleute zu Unternehmern und konnten noch mehr Geld verdienen (Frühkapitalismus). Die Mehrheit der Bevölkerung hingegen verarmte. Der Handel und die damit verbundenen Abgaben (Steuern) machten eine Stadt reich. Die stolzen Bürger gingen mit großem Eifer daran prächtige Bauwerke (Kirchen, Rathäuser) zu errichten.
Bisher waren die Kirchen in romanischer Bauweise errichtet worden. Im 14.Jh. aber wurde die sogenannte Romanik von Frankreich ausgehend vom gotischen Stil abgelöst. Es setzte sich die Auffassung durch, dass die Kunst die Schönheit der Schöpfung zeigen soll. So wurden die tragenden Bauteile nunmehr aus massivem Stein gefertigt. Dadurch konnte man die dazwischen liegenden Mauern wesentlich dünner und zugleich höher bauen.
Besonders beeindruckend sind die gotischen Dome, für die der Wiener Stephansdom ein Beispiel ist.
In Österreich gibt es viele alte Städte, aber leider haben nur wenige ihr ursprüngliches Ortsbild bewahren können. Besonders deutlich lassen die Städte Hainburg (NÖ), Rattenberg, (Tirol) und Gmünd (Kärnten) ihre lange Geschichte erkennen.
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