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ENTKOLONISIERUNG VORDERINDIENS
I.
Zu Vorderindien zählen die Länder : Indien, Pakistan, Bangladesch; im Himalaya:
Nepal, Bhutan ; im SO: Sri Lanka
Zu Hinterindien gehören die Länder: Birma, Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam und (teilweise) Malaysia
1824: Beginn der brit.Eroberungen
1886: als Provinz mit brit.
Indien vereinigt
1937: unter eigene Verwaltung
gestellt
1948: Unabhängigkeit, Austritt
aus dem brit. Commonwealth
( mit 2 Landesteilen: O / W Pakistan)
1971: Indien erzwingt Unabhängigkeit O-
Pakistans - die Republik Bangladesch entsteht
Nepal: = konstitutionelle Monarchie, regiernder König ist Birendra Bir Bikram
N. war nur durch Verträge (v. 1816
+1923) mit Britisch - Indien verbunden
(seit 1955 Mitglied der UNO)
1865: Brit.-Indien übernimmt die Leitung der Außenpolitik Doppelherrschaft bis
1907: von Brit.-Indischer Regierung in erbliche Monarchie umgewandelt
1949: Bhutan überläßt Indien (d.Verträge) wieder die Führung seiner Außenpolitik
~6.Jh.v.Chr.:
Beginn der geschichtl. Zeit mit Entstehung 2 neuer Heilsreligionen
(Buddhismus+Jainismus)
~400 n.Chr.: Goldene Zeitalter, Entstehung des Hinduismus
~12.Jh: Beginn der islamischen Herrschaft
16Jh.:islam. Großreich ( Großmogul Akbar + Barbur)
17-18.Jh.: Verfall d. Mogulreiches, Aufstieg der Marathen
Kolonialgeschichte:
1498: Vasco
da Gama - ersten Handelsniederlassungen folgen
Europäische Ost-Indien Gesellschaften entstehen, sie erwerben beschränkte
Territorialherrschaften Territorialpolitik
1763: Friede v. Paris (n. 7-jährigem Krieg) - Engländer erlangen die
Vorherrschaft in OI
1858: Auflösung d. OI-Kompanie u. Übertragung ihrer Rechte auf die brit. Krone
1858-1947 britische Kronkolonie
1876 : Erhebung Indiens zum Kaiserreich
1947: Entlassung in die Unabhängigkeit, Teilung in die zwei unabhängigen
Staaten
Indien (Delhi) und Pakistan (Karachi)
II.
Vom Erwachen des Nationalismus bis zur Unabhängigkeit :
In der Zeit
des Bestandes der brit. Kronkolonie (1858-1947) bezeichnete "Indien" den
indischen Subkontinent, politisch gegliedert in Britisch-Indien und über 500
halbautonome Fürstenstaaten unter brit. Oberhoheit.
1877 wurde die Kolonie zum Kaiserreich erhoben und Victoria "Kaiserin von
Indien".
Unter dem
Schirm der "Pax Britannica" kam es während des 19.Jh. in Indien zu
bedeutsamen geistigen Wandlungen. Nachdem die Kolonialherrn 1835 beschlossen
hatten die englische Sprache und Kultur zur alleinigen Grundlage der höheren
Erziehung zu machen, begannen tausende junge Inder, bereitwillig sich
westlichen Einflüssen zu öffnen, Englisch und europäische Wissenschaften zu
studieren. (Viele aber nur, um zumindest Stellen als untergeordnete Beamte zu
bekommen.)
Neben dieser Begeisterung wurde aber auch kritische Ablehnung und Besinnung auf
eigene kulturelle Werte immer stärker. In Folge kam es zu einer Neubelebung des
Hinduismus und zu Versuchen, westliche Bildung mit diesen zu vereinen.
Daraus und aus Unruhen (aufgrund der ständig steigenden Steuerbelastung,
Hungersnöten, der expansiven Grenzpolitik,..) entstand schließlich die Bewegung
des indische Nationalismus , die 1947 ihr Ziel, die Unabhängigkeit,
erreichte.
Die verschiedenen hinduistischen Reformvereinigungen, die ständig gegen den erbitterten Widerstand der Orthodoxie ankämpfen mußten, setzten sich, neben der Lockerung religiöser Ansichten, für eine Sozialreform (Ausräumung der Mißstände der Hindu-Gesellschaft, z.B: Kleinkinderehen,..) und vorallem für eine Modernisierung im Erziehungswesen ein. Denn schon bald machten sich die Nachteile des, ohne Abänderungen nach Indien verpflanzten, englischen Unterrichtssystems bemerkbar. ( Lebensferne, zu wenig gut ausgebildete Lehrkräfte,..)
Gleichzeitig
begannen erste bedeutende politische Auseinandersetzungen mit der britischen
Regierung. So kam es 1885 durch die schmale englisch gebildete Mittelschicht,
unter Mitwirkung liberaler Engländer, zu Gründung des Indian National
Congress.
Dieser war in seiner Frühzeit zwar nicht antibritisch eingestellt, strebte aber
bessere Bedingungen für Indien (als Kolonie) an..
Einige seiner Forderungen waren: . verstärkte Beteiligung von Indern an der
Verwaltung und Regierung (nicht nur einer kleinen Elite) . Modernisierung der
Landwirtschaft und Senkung der
Steuerlast zur Bekämpfung des Massenelends . Mehr Geld für die Volksbildung ( damals 90 % Analphabeten) . Steigerung der Industrialisierung ( Ziel:
größtmögliche industrielle Selbstversorgung)
Viele dieser angedeuteten Schwierigkeiten mußten das freie Indien und Pakistan
später als Erbe der Kolonialzeit übernehmen. Die Schuld für die Mißstände liegt
(zu einem geringen Anteil) aber auch bei den Indern.( durch die
produktionshemmende Wirkunges des Kastenwesen, Scheu der Inder vor Schädlingsbekämpfung,.)
Da alle
Petitionen nichts fruchteten , kam es im Kongreß bald zu einer inneren
Spaltung : Die Extremisten unter ihrem
Führer Tilak ( 1856-1920) wollten den Freiheitswillen ihrer Landsleute wecken,
sahen den Grund für Indiens Armut in der Fremdherrschaft und strebten eine
nationale Revolution an.
Für die Gemäßigten unter Gokhale (1866-1915) war die Reform der indischen
Gesellschaft das wichtigste Ziel. Sie strebten die soziale Evolution an.
1907 wurde die Radikale Gruppe, nachdem sie auch zu Terror gegriffen hatte, aus
dem Kongreß verdrängt.
Diese nun rein gemäßigte Vereinigung erreichte1909 einige Zugeständnisse von
den Engländern ( z.B: der ind. Stimmenanteil in der Legislative wurde
verstärkt,..), welche allerdings nur ein kleiner Schritt in Richtung
Selbstregierung waren und nur gemacht wurden, um die Lage in Indien zu
beruhigen.
Die Muslims
(damals ca. ¼ der Bevölkerung), hatten 1906, als Gegengewicht zum ursprünglich
überkonfessionellen Kongreß, die Muslim-Liga gegründet, welche 1909
einen für die weitere Entwicklung wichtigen Erfolg - gesonderte Wahllisten für
Muslims -.erzielte.
Aufgrund der türkenfeindlichen britischen Haltung in den Balkankriegen
schwenkten die indischen Muslims mehr und mehr in die nationale Front ein.
Nach anfänglicher Loyalität Indiens im 1.WK entstand 1916 ( der Kongreß stand seit 1915 wieder unter dem Einfluß der Extremisten) eine, von Muslims und Hindus gleichermaßen unterstütze home rule - Bewegung, die einige ihrer Ziele in den Reformen von 1919 verwirklicht sah: Dezentralisierung ( Einteilung in Zentral-und Provinzregierungen), Schaffung von Parlamenten, mehrere ind. Minister, mehr Wahlberechtigte.
Im Kongreß (die Gemäßigten waren 1918 ausgetreten) schwankte man allerdings lange, ob man sich mit dieser neuen Verfassung zufrieden geben sollte.Schließlich trat 1919 Mahatma Gandhi an die Spitze der indischen Nationalbewegung und führte diese in eine völlig neue Phase.
b¸ Indien zwischen den beiden Weltkriegen :
M.K. Gandhi war ursprünglich in England ausgebildeter Rechtsanwalt. Die drei Kernbegriffe in Gandhis religiös-politischem Denken waren : Wahrheit, Gewaltlosigkeit , Keuschheit.
Die Wahrheit war für ihn das höchste Prinzip des Seins (=Gott) . Unter Gewaltlosigkeit verstand er nicht nur passiven Widerstand, sondern auch den Versuch, dem Gegner mit Liebe zu begegnen ( "echte Gewaltlosigkeit setzt die Fähigkeit zur Gewaltanwendung voraus, sonst ist sie Hilflosigkeit"). Mit Keuschheit meinte er, neben sexueller Enthaltsamkeit , vorallem Beherrschung der eigenen Sinne und Affekte.
Gandhi trug die Nationalbewegung, die von der kleinen elitären Bürgerschicht ausging, in das indische Volk und wurde dafür von diesem wie ein Heiliger verehrt. ( Ehrentitel mahatma = "dessen Seele groß ist")
Für seine Widersacher (vorallem Intellektuelle) aber war die ständige Vermischung von Religion und Politik und seine Sozialethik ( "die Reichen als Treuhänder der Armen") unannehmbar.
G. war zwar nur einmal Präsident des Kongresses (1924), stand aber seit 1920 (inoffiziell) an seiner Spitze. Man kann ihn heute weder den Gemäßígten noch den Extremisten zuordnen ( Sozialethik , religiöse Toleranz , aber zugleich Kampf gegen die "Welt der Maschine.") .
Die indische Erbitterung über häufig brutalste Vorgangsweisen der Regierung, die pol.-wirtsch. Depression der Nachkriegszeit und die schlechte Behandlung des türk. Kalifen durch die Briten machten es ihm möglich Hindus und Muslims ( im Zeichen der religiösen Toleranz) zusammenzuführen und zu seinem "ersten Feldzug" ( = Nichtzusammenarbeit mit der Fremdherrschaft durch Boykott der Wahlen, Schulen und Gerichte) zu veranlassen. Da diese religiöse Harmonie nicht von Dauer war , mußte Gandhi die Aktion 1922 abbrechen. Infolge wurde er für 2 Jahre inhaftiert.
Trotz
einiger Veränderungen im politischen Leben Indiens nahmen die sozialen Spannungen
in den folgenden 8 Jahren kontinuierlich zu . M.A.Jinnah (1876-1948)
stellte sich an die Spitze der Muslim-Liga und führte diese mit starker Hand in
Richtung muslimischen Separatismus und die orthodoxen Hindus kämpften um die
Rückbekehrung indischer Muslims zum Hinduismus.
Zur politischen Radikalisierung ( der Kongreß war wieder in mehrere Flügel
aufgespalten) trug auch J.Nehru mit der Gründung der kommunistischen
Partei in Indien wesentlich bei.
1927 kam es
, nachdem bei der Überprüfung der Verfassung kein Inder in die Kommission
aufgenommen worden war, wieder zum Boykott. Man forderte den Dominion-Status ,
die Radikalen sogar die völlige Unabhängigkeit vom britischen Empire.
Gandhi, nach einigen Jahren wieder in die Politik zurückgekehrt, stellte den
Briten ein Ultimatum, um die Forderungen der Gemäßigten zu erfüllen. Als dieses
abgelehnt wurde, startete er die Kampagne des "Bürgerlichen Ungehorsams"
( sein "2. Feldzug"). Die Bewegung wuchs schnell, die Muslims blieben
ihr allerdings fern. Obwohl mehr als 60000 Menschen verhaftet , Gandhi
interniert und viele ausgepeitscht wurden, hielten sich die Massen fast überall
an das Gebot der Gewaltlosigkeit.
Die Regierung sah bald ein, daß die Vorbereitung einer neuen Verfassung ohne
die Beteiligung des Kongresses nicht mehr möglich war . Daher wurden Gandhi und
andere Politiker freigelassen und der Kongreß vom Vizekönig als der wichtigste
Vertreter des indischen Volkes und gleichberechtigter Verhandlungspartner
anerkannt. Erneute Konflikte zwischen den Religionsgruppen verhinderten
allerdings einen gemeinsamen Verfassungsentwurf.
Infolge wandte sich Gandhi dem Problem der Unberührbaren zu , um innere Einheit
("innere Freiheit") der äußeren Freiheit vorangehen zu lassen. Währenddessen
versickerte der Feldzug der "Civil Disobedience" immer mehr, bis er 1934
entgültig eingestellt wurde.
Die Macht der Nationalbewegung und des Kongresses war zwar seit 1922 gewaltig
gewachsen, aber handgreifliche Erfolge waren auch nach diesem 2.Feldzug nicht
zu vermerken.
Im Kongreß kam es zu Kontroversen über Gandhis Führungsmethoden ( -> Bildung
der Nationalist Party und der Congress Socialist Party), worauf dieser mit dem
Austritt reagierte. (Inoffiziell blieb er allerdings weiterhin an der Spitze
der ind. Nationalbewegung)
Erst 1935 wurde eine neue Verfassung (" Government of India Act")
verabschiedet, welche die Gründung eines gesamtindischen Bundesstaates vorsah (
unter Miteinbeziehung der bis jetzt halbautonomen indischen Fürstentümer) und
zugleich , durch einige Vorteile für die Fürsten, deren Loyalität stärken
sollte.
Die Verfassung war für viele enttäuschend. Von Dominion-Status für ganz Indien
war keine Rede , nur in den Provinzen Britisch-Indien gab es einige
entscheidende Neuerungen (provinzielle Autonomie, ungeteilt ind.
Ministerien,). In diesen ging man auch sofort an die Verwirklichung von
Gandhis Reformplänen. Der Gandhi-Kult, die Überheblichkeit der Kongreßpolitiker
und die Angst vor einer entgültigen Hindu-Herrschaft provozierten die Muslims (
besonders die Gruppe um Jinnah) ständig . Sie sahen bereits in den 30ger Jahren
die staatliche Trennung der beiden Religionen als den einzigen Ausweg.
Diese "Zwei-Nationen"-Theorie wurde 1940 zum offiziellem Programm der Muslim-Liga.
1939 gründete der ehemalige Kongreßpräsident S.C.Bose, aufgrund seines faschistischen Gedankenguts zum Rücktritt gezwungen, eine weitere Partei: den Forward Bloc . In Indien verfolgt floh er wenig später nach Singapur, wo er aus Kriegsgefangenen und Auslandsindern die Indian National Army (INA- sie schwor der Gewaltlosigkeit ab) bildete. Diese wurde innerhalb kürzester Zeit auch in Indien so populär, daß es zu Massendemonstrationen kam und der Nationalismus sogar auf die -bis jetzt loyalen- indischen Soldaten übergriff
Alle anderen
Politiker des Landes ließen keinen Zweifel an ihrer antifaschistischen Haltung.
Trotzdem waren sie sich, nachdem Indien am 3.9.1939 von den Briten einfach zum
kriegführenden Land erklärt worden war, in den nächsten Jahren nie einig, ob
sie England ihre volle Unterstützung zusichern sollten (Da die Briten auf die
indischen Forderungen nach Freiheit nie eingingen).
Als jedoch die Verteidigungsfrage nach dem Kriegseintritt Japans (Dez.1941)
dringend wurde, rief der Vizekönig zur politischen Einigung auf und die
Engländer sandten Sir Cripps mit den ersten Verhandlungsvorschlägen (
u.a.: Dominion-Status).
Da diese (aufgrund einiger Nebenbedingungen) abgelehnt wurden und eine
japanische Invasion drohte, übergab man Gandhi wieder die Führung. Dieser
forderte (nach einer plötzlich radikalen geistigen Wendung) den sofortigen
Abzug der Briten , damit das Land alle Kräfte gegen die Japaner mobilisieren
könne. Die Kolonialherren reagierten schlagartig: Gandhi und die Kongreßführung
wurden verhaftet und der Kongreß verboten (bis 1945). Das führte zu einer
Veränderung der innerindischen Machtverhältnisse. Besonders die Kommunistische
Partei und die Liga konnten ihre Position bedeutend stärken.
Nach Kriegsende hatte sich die Weltlage verändert. England war geschwächt und konnte die zerrissene,
aber größte Kolonie der Welt nicht mehr halten. Auf der anderen Seite war es
aber unmöglich Indien von einem Tage auf den anderen in die Unabhängigkeit zu
entlassen.
Daher versuchte man bereits 1945 eine Interimsregierung zusammenzusetzen, was
aber lange Zeit an dem Wider,0stand der Liga ( unter der Führung Jinnahs)
scheiterte. Indien war bereits offensichtlich religiös und politisch gespalten.
Nach mehreren blutigen Auseinandersetzungen gelang das Vorhaben schließlich
1946 , worauf die radikalen Muslims zum Boykott der Verfassungsgebenden
Versammlung aufriefen.
Der letzte britische Vizekönig, Lord Mountbatten, überzeugt , daß die
einzige Alternative zu Bürgerkrieg die Teilung des Landes in Indien und Pakistan
( beide im Dominion-Status und Mitglieder des Commonwealth) sei, legte der
britischen Regierung einen entsprechenden Plan vor, welcher , nach der
Zustimmung Jinnahs und des Kongresses, im Juli 1947 genehmigt wurde. ( Indian
Independence Bill = Gesetz)
Da Mountbatten täglich ein Zerbrechen der Interimsregierung befürchtete, wurde der Unabhängigkeitstag um fast ein Jahr vorverlegt. In knapp zwei Monaten mußte eine der größten Verwaltungsmaßnahmen der Geschichte vollzogen werden ( Teilung v. Administration, Finanzen,Armee..). Am 15.8.1947 wurden die beiden Länder in die Unabhängigkeit entlassen, doch bereits am selben Tag zeigte die Hast der Machtübertragung ihre (blutigen) Folgen. Im Panjab hatten Sikhs (verzweifelt über die Zerschneidung ihres religiösen Stammlandes) und fanatische Muslims und Hindus ein grauenhaftes Massaker begonnen. Eine Massenflucht (Sikhs und Hindus nach Indien, Muslims nach Pakistan) setzte ein, Unsicherheit über den genauen Grenzverlauf steigerte die Panik. Keiner war auf diesen riesigen Bevölkerungsaustausch organisatorisch vorbereitet und die Briten scheuten sich vor direkter Einmischung. Die Zahl der Opfer dieser Vorgänge wird auf weit über 100000 geschätzt.
In Bengalen,
dem 2. zerschnittenen Teil Indiens, blieb die Bevölkerung ruhiger . Das war
Gandhis Verdienst, der als großer Gegner der Teilung, dort seinen ganzen
Einfluß für eine Versöhnung der Religionen einsetzte.
Dafür wurde er am 30.Januar 1948 von einem Hindu- Extremisten
erschossen. Der Schock, der darauf durch Indien und die ganze Welt ging,
brachte selbst radikalste Stimmen für kurze Zeit zum Schweigen.
III.
Der indische Subkontinent seit 1947
Durch Flucht
und Vertreibung war Westpakistan ein fast nur von Muslims bewohntes Land
geworden, im damaligen Ostpakistan waren aber noch etwa 20 % der Bevölkerung
Hindus. In Indien ( ab 1947 der Name der unabhängigen indischen Union) blieben
ungefähr 50 Mio. Muslims. Die Flüchtlingsbewegungen waren aber in den frühen
50ger Jahren noch lange nicht abgeschlossen.
Der größte Krisenherd in der Beziehung der zwei neuen Staaten war ( neben den
ökonomischen Schwierigkeiten) das Problem der Fürstentümer, für welches die Briten
vor ihrem hastigen Abzug keine Lösung vorgeschlagen hatten. So stand es den
über 500 Herrschern frei, sich entweder Indien oder Pakistan anzuschließen. Bis
auf drei fügten sich alle in das Unvermeidliche und wurden größtenteils in die
Union eingegliedert.
Die größten Probleme gab es mit Kaschmir , das weder religiös noch
kulturell noch sprachlich eine Einheit bildete. Im Oktober 1947 erklärte Sheikh
M.Abdullah gegen den Willen großer Teile der Bevölkerung den Anschluß an
Indien. 1948/49 kam es zu Kämpfen zwischen indischen und pakistanischen
Truppen, die mit Hilfe der UNO durch einen Waffenstillstand vorerst beendet
wurden. Als Pakistan jedoch amerikanische Militärhilfe annahm (1954), wurden
der Konflikt zu einem Teil des kalten Krieges. In der Folge unternahm
Indien, unter dem Schirm des sowjetischen Vetos im Sicherheitsrat, 1957 und
1964 Schritte, um Kaschmir als
Bundesland in die Union einzugliedern.
In dem umstrittenen Land selbst gab es allerdings auch einige Gruppen, die
nicht bereit waren, eine Integration (egal in welchen Staat) hinzunehmen. 1965
wurde die indische Armee in Guerillaaktionen solcher Vereinigungen verwickelt,
in welche sich die pakistanischen Truppen schließlich einmengten.
Dieser unerklärte Krieg wurde von der Weltmeinung fast einhellig verurteilt (
USA und GB stellten ihre Wirtschafts-und Militärhilfen ein). Die Sowjetunion
übernahm (trotz der Waffenlieferungen an Indien) die Rolle des neutralen
Vermittlers.
Nach
Gründung des Staates übernahm Nehru, seit 1946 bereits Ministerpräsident
des Interimskabinetts, die Führung der Regierung. Am 26.1.1950 trat die
neue Verfassung, die, aufgrund der Sorge um die Stabilität der Union
(Grenzstreitigkeiten,,..), alle revolutionären Experimente (und damit auch Gandhis
Ideen) vermied, in Kraft. Durch sie wurde Indien eine nach föderativen
Gesichtspunkten gegliederte Republik ( die bisherigen 9 Provinzen und
566 Fürstenstaaten wurden in Bundesstaaten und Unionsgebiete zusammengefaßt)
1956 wurden die Provinzgrenzen nach sprachlichen Gesichtspunkten neu bestimmt.(
Gesetz zur Schaffung von linguistic states) Die Sprachenfrage in den
verschiedenen Regionen war ein immer größeres Problem geworden, das Ende der
50ger Jahre in einer Art
Sprachchauvinismus seinen Höhepunkt erreichte..
In Indien
entwickelte sich bald eine parlament. Demokratie, in der der
Nationalkongreß die führende Partei wurde. Er stellte bis 1977 alle Minister
Präsidenten und fast alle Staatspräsidenten. Erst infolge des diktator.
Regierungsstiles, den Indira Gandhi (Min.Präs. v. 1966-77) ab 1975
eingeschlagen hatte, verlor ihre Partei 1977 die parlamentar. Mehrheit.
In der Außenpolitik verfolgt die Indische Union (Mitglied der UNO) seit
ihrer Gründung eine Politik der diplomatischen Blockfreiheit (non-alignment).
Um gute Beziehungen zur Volksrepublik China zu knüpfen (Indien hatte diese
bereits 1949 anerkannt), machte Indien in einem Vertrag ( 1954) keine Rechte
auf Tibet geltend. Trotzdem kam es 1962 durch einen Vormarsch chin. Truppen zu
dem ind.-chin. Grenzkonflikt, den China (unbezwungen) durch Rückzug beendete.
1961 gelang es der indischen Regierung französisch Indien ( letzten Enklaven in
Goa) durch Verhandlungen zu gewinnen. Portugiesisch-Indien vereinigte sie aber
durch Waffengewalt mit der Union.(Gegen das Prinzip der Gewaltlosigkeit).
Nach dem
ind.-pakistanischen Krieg um Kaschmir schloß die Union 1971 ein
Freundschaftsbündnis mit der UDSSR und erzwang im selben Jahr die
Unabhängigkeit O-Pakistans. ( = seit damals Bangladesh).
1975 wurde Sikkim in die ind.Union eingegliedert.
In den internationalen Angelegenheiten (z.B: Vietnam) hält sich Indien seit Ende der 60ger Jahre im
Hintergrund.
Die
Bundesrepublik Indien basiert nach wie vor auf der Verfassung von 1950. Das
Bundesparlament besteht aus dem Haus des Volkes (Lok Sabha) und dem Rat der
Staaten (Rajya Sabha).- In beiden Kammern gibt es nur sehr wenige vom
Staatsoberhaupt ernannte Mitglieder, der Großteil wird vom Volk gewählt. Der
Staatspräsident wird durch ein Wahlmännerkollegium alle 5 Jahre gewählt. Seit
1997 hat Kocheril Raman Narayanan dieses Amt inne.
Die Bundesrepublik besteht aus 25 Bundesstaaten und 7 "Union Territories".
Die wichtigsten Parteien ( nach den Wahlen v. 2./3. 98) sind:
BJP - Bharatiya Janata Party (nationalistische Hindu Partei)
All India
Congress Committee
(Kongreßpartei)
Communist Party of India-Marxist
Atomwaffentests: Im Mai 1998 zündet Indien überraschend
3 (später weitere 2) unterirdische Sprengsätze. Die Wiederaufnahme der
Atomwaffenversuche nach 24 Jahren wird mit der gesteigerten Bedrohung seitens
der VR China und Pakistans begründet.
Indien , das weder 1970 noch 1996 einem Atomteststoppabkommen beigetreten ist,
unterliegt nicht der Kontrolle der IAEO. Nach einem Technologie -und
Finanzboykott der USA und einer Kreditstornierung durch die Weltbank erklärt
der ind. Premierminister sein Land zur Atommacht, was aber von den fünf
ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates bis jetzt nicht anerkannt wurde.
Bundesstaaten: In einigen werden die ( noch immer vorhandenen) sozialen, ethnischen und religiösen Spannungen durch den in den letzten Jahren wieder verschärften Machtkampf zwischen der BJP und der Kongreßpartei noch verstärkt.
In Assam
kämpfen die Guerillagruppen um die Autonomie der Region, die faktisch unter
militärischem Ausnahmezustand steht.
Während sich indische und pakistanische Truppen in Kaschmir entlang der
Waffenstillstandslinie Gefechte liefern, wird der "Dialog über die
Kaschmir-Frage" weiter fortgesetzt. Bis jetzt scheiterten alle
Vermittlungsbemühungen (auch die v. US-Präs. B.Clinton), da Pakistan auf eine
Internationalisierung der Kaschmir-Frage drängt, Indien aber jede Einschaltung
anderer Mächte ablehnt.
Die
Muslim-Liga verlor in den Jahren nach 1947 aufgrund von Konflikten zwischen
orthodoxen und liberalen Muslims vorallem in O-Pakistan ständig an politischem
Einfluß.
Nachdem zuerst 1954 der Staatsnotstand (wegen des drohenden Bürgerkrieges),
dann 1956 die "Islamische Republik" ausgerufen worden waren, setzte sich 1958
General Ayub Khan, gestützt auf das Militär, an die Spitze des Staates. Nach
seinem Sturz wurde die "Pakistan People´s Party" (PPP; Vors.: Z.A.Bhutto)
1970 bei den Wahlen zu einer Verfassunggebenden Nationalversammlung in W-Pak. ,
die Awami-Liga in O-Pak. stärkste Partei. Daraus resultierende schwere
Spannungen zwischen den beiden Landesteilen führten 1971 zum Bürgerkrieg. Mit
indischer militär. Hilfe setzte O-Pak. noch im selben Jahr seine Unabhängigkeit
durch. Der Staat Bangladesch wurde allerdings erst 1974 von Pakistan
anerkannt.
Im Gegensatz
zur Indischen Union bekannte sich Pak. nicht von Anfang an zur Politik der
Blockfreiheit, sondern schloß sich dem Bagdadpakt, der SAETO, sowie der CENTO
an und knüpfte auch engere Beziehungen zur VR China. (Pak.-Chin. Grenzvertrag)
Bhutto, der die Führung des Landes übernommen hatte, verstaatlichte u.a.
Industriebetriebe und Banken und führte eine Bodenreform durch.
1972 trat Pak. aus dem Commonwealth und der SEATO aus und schließlich, nachdem
der PPP Wahlfälschungen nachgewiesen und Bhutto abgesetzt worden war, verließ
es auch die CENTO und schloß sich den blockfreien Staaten an.
Die Islamische
Republik Pakistan wurde 1973 gegründet und ist Mitglied im Commonwealth.
Staatsoberhaupt seit 1997 ist Mohammed Rafiq Tarar (PML-N). Stärkste Partei
derzeit ist die Pakistan Muslim Leaque (PML-N), gefolgt von der PPP.
In den letzten 2 Jahren kam es wieder vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen
militanten sunnitischen und schiitischen Muslimen.
Auch die Spannungen zwischen Pak. und Indien erreichten 1998 durch die 5
indischen Atomwaffentests (denen 6 pakistanische folgten) einen neuen Höhepunkt.
Am 11.6.1998 verkündete Pakistan ein Atomtest-Moratorium.
B. ist eine Volksrepublik (mit der Hauptstadt Dhaka ) , unterteilt in vier Verwaltungszonen.
Die heutige Verfassung basiert zwar noch auf der ersten von 1972, es wurden aber seit damals viele Anderungen vorgenommen. (Das letzte Mal 1996)
Geschichte:
1973 erziehlte die Awami-Liga bei den Wahlen eine 2/3 Mehrheit. Sheik
Mujib wurde erster Premierminister und änderte bereits 2 Jahre später die
Verfassung, um die Opposition auszuschalten. Als er kurz darauf ermordet wurde,
nahm Ziaur Rahman (Zia), ein Offizier, seine Stelle ein und gründete
eine Miliärdiktatur. 1981 wurde auch Zia getötet.
Staatsoberhaupt (seit 1996) ist Shahabuddin Ahmad und führende Partei
ist (nach wie vor) die Awami-Liga (vor der Bangladesh National Party).
IV.
Literatur-/Qellenverzeichnis:
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