Helmut Schelsky
1953 stellte der bekannte Soziologe Helmut
Schelsky sein System der Gesellschaft auf, der nivellierte Mittelstand. Er
grenzt sich vollständig von den Ansichten Marx’ ab und sagt, dass in der
modernen Gesellschaft Begriffe wie Klasse und Schicht überholt wären. Er
stellte fest, dass die Randgruppen, also die Oberschicht und Unterschicht
Deklassierungs- und Aufstiegsprozessen unterliegen, sodass sich nach dieser
Entwicklung ein sogenannter nivellierter(angeglichener) Mittelstand bildet. Die
Ursache der Deklassierung ist nach Schelsky eindeutig die Folgen des zweiten
Weltkrieges, in dem die Reichen und Mächtigen ihren Besitz zum großen Teil
verloren haben und sich dann im Mittelstand wiederfinden. Die Möglichkeit des
Aufstiegs der Unterschicht in den Mittelstand ist durch die umfangreiche
Bildung und mannigfaltige Qualifikationsmöglichkeiten gegeben, denn das
Einkommen und der Lebensstandard gründen sich in aller ersten Linie auf
Ausbildung und Qualifikation. Schelsky beschreibt hier einen Umstand den es im
Deutschland der 50er und 60er wirklich gegeben hat, denn damals vollzog sich
das deutsche Wirtschaftswunder in dem die Arbeitslosenzahlen drastisch sanken
und das Volkseinkommen stieg. Jeder konnte am Massenkonsum teilhaben ,was eine
Begründung für das Entstehen des nivellierten Mittelsandes darstellen kann,
denn wenn jeder sich ein Auto, Fernseher und andere kostspielige Produkte
leisten konnte, war die Situation in der Gesellschaft solide und jeder hatte
die gleichen Möglichkeiten. Da Schelsky von allgemeiner Bildung,
funktionierendem Leistungsprinzip und unterschiedlichen
Qualifikationsmöglichkeiten ausgeht, stellt er fest, dass im nivellierten
Mittelstand soziale Mobilität möglich ist und sich ständig ein auf und ab in
der Gesellschaft vollzieht. Um diesem Modell auch eine wirkliche Existenzberechtigung
geben zu können müssen einige Dinge vorausgesetzt werden. Als erstes müssen
funktionierende progressive Besteuerungen
und dazu ein bestehendes Sozialsystem, was eine vollständige Absicherung
gewährleistet, vorhanden sein, um die Bildung einer neuen Ober- und
Unterschicht zu verhindern. Des weiteren muss von sehr geringen
Arbeitslosenzahlen und stetig steigendem Wirtschaftswachstum ausgegangen
werden, damit das Hauptmerkmal, die teilhabe am Massenkonsum überhaupt bestehen
kann.
Hier wird also deutlich, dass Schelsky ein
sehr kritischer und starker Gegner Marx’ ist, wobei auch dieses System nach
deutlicherem Hinterfragen Mängel aufweist, denn in der Gesellschaft sind sehr
wohl Oberschicht und Unterschicht vorhanden, was man sehr leicht mit der
Existenz der vielen Arbeitslosen und der überaus wenigen
Großkapitalisten(Gloria von Thurn und Taxis, Schremp). Dies wird außerdem
dadurch bestätigt, dass die progressive Besteuerung kaum funktioniert.
Begründungen dafür wären zum Beispiel, dass die deutsche Bank als die größte
Bank Europas und Daimler Chrysler als größter deutscher Industriekonzern keine
Steuern zahlen müssen. Auch die Armut, d.h. Obdachlose Asoziale nehmen selbst
in Deutschland stärker zu, was natürlich auf ein nichtfunktionierendes soziales
Netz zurückzuführen ist. Außerdem kann man arg bezweifeln, dass das
Leistungsprinzip funktioniert, denn ein Fabrikarbeiter mit einem Stundenlohn
von etwa 6€ leistet ähnliche Arbeit wie ein normaler Sekretär mit einem
Stundelohn von etwa 12€.