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geschichte referate |
Jean Jacques Rousseau (1712-1778)
1. Biographie
geboren am 28. Juni als Sohn eines Genfer Uhrenmachers und einer Calvinistin problematische
Kindheit
Aufenthalt bei Madame de Warens in Annecey (mütterliche Freundin und Geliebte)
Zeit intensiver Lektüre und Musikstudien
Ab 1742 Hauskehrer in Paris, vorübergehend Diplomat in Venedig
Freie Ehe mit Thérèse Levasseur alle 5 Kinder an Waisenhaus gegeben
Anschluss und Mitarbeit bei Enzyklopädisten (Diderot, Voltaire)
Ab 1748 Arbeit als Komponist
Ruhm durch preisgekrönte Abhandlung, ob die Wissenschaft etwas zur Läuterung beigetragen habe
Über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen
lebt vom Notenabschreiben
überwirft sich mit fast allen Gönnern und Freunden
Julie oder die neue Heloise (tragische Liebesgeschichte)
Der Gesellschaftsvertrag (Staatstheorie)
Emilie, oder über die Erziehung (Erziehungstheorie)
Verbot der beiden letzteren Werke, Flucht über Schweiz (1762-66), England (1766-67)
Ab 1770 Rückkehr nach Paris, zurückgezogenes Leben in menschenscheuer Einsamkeit
Niederschrift Bekenntnisse (Memoiren), Selbstgespräche auf einsamen Spaziergängen (Dialoge)
Tod
Überführung in Pantheon
2. Arten des Willens
Allgemeiner Wille frz. volonté général = Gemeinwille
Inhalt & Ziel der Staatspolitik
entsteht durch Beratung und Abstimmung der Gemeinschaft "wirkliches" Interesse
am Gemeinwohl orientiert (Erhalt der Gemeinschaft, öffentliches Wohl)
Aufhebung der Einzelinteressen souverän, unfehlbar, unteilbar
Von Minderheit für Mehrheit vertretbar
o
Wille Aller frz. volonté de tous = Gesamtwille, Wille der Mehrheit
Gesamtheit aller (verschiedener) Einzelwillen
meist unausgeglichen (unterschiedliche bzw. gegensätzlichen Wünschen)
Einzelwille frz. volonté particulière = Sonderwille der Einzelnen
Sonderinteresse jedes Teils der Gemeinschaft
abhängig vom persönlichen Standpunkt
3. Gesellschaftsbild und Staatsauffassung
Naturzustand "guter Wille": Individualität, gesunde Selbstliebe, gefühlsmäßiges Mitleid
Einbruch des Privateigentums (an Boden, Gütern, Sklaven, Arbeitskräften, Produktionsstätten
bürgerliche Gesellschaft bürgerlicher Gesellschaftsvertrag: Eigentumsrechte, Rechtsordnung, Staatsgewalt
="Betrugsmanöver"
soziale Ungleichheit, Neid, Egoismus, Dekadenz
Republikanischer Gesellschaftsvertrag wechselseitige, völlige Selbstunterwerfung und Selbstregierung,
Übertragung aller Freiheitsrechte, Kräfte, Eigentumswerte
Rousseaus Republik geringer Umfang des Staatsgebietes interne Kommunikation möglich (angelehnt an
antikes Polis-Modell)
hohe sittlich-moralische Reife der Bürger vorausgesetzt
unbeschränkte Selbstregierung: Staatsgewalt = Volonté Général = unteilbar, unveräu-
ßerlich
egalitäre Marktplatzrepublik (Vollversammlung als Souverän)
radikale Volkssouveränität: jeder schreibt und stimmt über Gesetze ab keine Gewaltenteilung im gemeinen Sinn, kein Widerstandsrecht
Verbot von Parteien u.ä. Organisationen
Erschaffung einer Zivilreligion mit Pflichtcharakter (u.a. zur Aufopferung)
4. Argumentation: "Rousseaus Theorie ist die Rechtfertigung einer Erziehungsdiktatur."
Pro - kaum Möglichkeiten zum Widerstand kein Widerstandsrecht
- Möglichkeiten zur Veränderung des Gemeinwillen durch Manipulierung, Wertewandel, Umerziehung
selbst Rousseau forderte Institutionen zur Förderung von Tugenorientierung und Volksaufklärung
- Rechte und Interessen von Minderheiten ohne Tragfähigkeit etwa Behinderte ohne generellen
Anspruch auf Hilfe zur Selbsthilfe
- alles Staatsfeindliche (auch abweichende Lehren & Ideen) verboten
- staatliche Vorgeben (Mittellohn, Luxusbekämpfung) Bildungsegalität
- Zwang zur Staatsreligion Pflichtdogmatismus und Androhung der Todesstrafe
- "Zwang zur Freiheit" jeder musste mit Volonté Général übereinstimmen
Contra - nicht in größeren Staaten anwendbar, weil Vollversammlungen kaum möglich
moralisch-sittlich reifer Bürger vorausgesetzt verantwortungsvolle, nachsichtige Selbstregentschaft
jeder mit gleichen Rechten, Pflichten, Besitztümern beim Beschluss des Gesellschaftsvertrages
staatliche Institutionen nicht zwangsweise mit Indoktrinationscharakter auch heute noch öffentliche Bildungseinrichtungen mit staatlichem Erziehungs- und Aufklärungsauftrag
im privaten Bereich Praktizierung der eigenen Konfession möglich
Sinn der Erziehung sind Schutz vor negativen Einflüssen und Verwirklichung persönlicher Anlagen
5. Quellen
- Unterlagen Frau Rockstroh
- Abitur-Wissen Ethik Politische Ethik; Stark Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Freising; 2002
- Brockhaus Enzyklopädie, Band 18, 23; Brockhaus GmbH, Mannheim; 1992, 1994
- dtv-Atlas Weltgeschichte; Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co. KG, München; 2000
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