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Saiyida Arwa
sulaihidische Herscherin im Jemen
. Arwa bint Ahmad al-Sulaihiyya
. geb. 440, gest. 532; Isma'īlī
. Ehefrau von al-Mukarram Ahmad (gest. 477 / 1084), dem Herrscher des Jemen
. nach seinem Tod übernahm Arwa letztendlich für 55 Jahre die Regentschaft im Jemen
. sie hatte 4 Kinder, 2 Söhne und 2 Töchter:
Muhammad (im Kindesalter gestorben)
'Alī (im Kindesalter gestorben)
Umm Hamdan (entweder 510 oder 516 gestorben)
Fatimah (gestorben 534)
Geschichte ihrer Herrschaft:
. 477 / 1084 übernahm Arwa die Macht im Jemen, nachdem ihr Ehemann al-Mukarram starb. Über etwa ein Jahr leitete sie die Staatsgeschäfte, ohne Wissen des Volkes, da sie - auf Anordnung Imam al-Mustansir's - den Tod ihres Ehemannes geheim halten musste, um die politische Stabilität der Region zu gewährleisten.
. Die Sulaihiden schlossen eine engere Koalition mit den Fatimiden aus Agypten (, die ohnehin die Großmacht der Region waren) und weiteten auf diesem Weg ihre Macht aus (bis Indien); die Fatimiden erhielten so einen großen direkten Einfluss im Jemen und gaben bestimmte politische Richtungen vor. (Vor allem über Dekrete des Imam aus Cairo.)
. Unterstützt wurde Arwa in ihrer Regentschaft nach dem Tod al-Mukarrams von Imam
al-Mustansir (Cairo), der u.a. 66 siğills verfasste und stets versuchte, durch die Machterhaltung Arwas die eigenen Einflüsse (der Fatimiden) im Jemen sicherzustellen. Er richtete auch ein Schreiben direkt an Arwas Volk (, als sich eine Krise im Land abzeichnen ließ), in dem er (als religiöses Oberhaupt) ihre uneingeschränkte Macht herausstellte und den absoluten Gehorsam des Volkes forderte. Seinem Wunsch wurde gefolgt.
Des weiteren erhob er Arwa in den Rang der hağğa, setzte sie als seinen direkten Repräsentanten im Jemen ein und bezeichnete ein Missachten Ihrer Herrschaft und Anordnungen als religiösen Frevel.
Die Erhebung in diesen Rang rechtfertigte man damit, dass sie keine Frau im eigentlichen Sinne sei, sondern vielmehr die Seele eines Mannes besäße und somit ihre Machtposition gerechtfertigt sei.
. Nach dem Tod ihrer Söhne und ihrer Missachtung des ausdrücklichen Wunsches des Imams, der eine Eheschließung zwischen Arwa und Saba' anordnete (, der auf Ermessen der Fatimiden nach der Hochzeit die Staatsgeschäfte übernehmen sollte), fiel Arwa somit in Ungnade, die Förderung ihrer Machtposition durch den Imam und die Fatimiden wurde beendet. Saba' starb aber ohnehin 491, was Arwa ermöglichte, erneut die absolute Macht (religiös wie politisch) in sich zu vereinen.
513: Letzte vergebliche Intervention der Fatimiden (durch Imam al-Amir), ihre Macht im Jemen wieder auszuweiten.
(Der hierzu in den Jemen geschickte Gesandte Ibn Nağīb al-Dawla wurde - nachdem rebellische Hintergründe aufgedeckt wurden - von Arwa zurück nach Agypten delegiert. Er fiel auf der Reise einem Unfall (?) zum Opfer.)
. Arwa blieb Regentin und konnte bis zu ihrem Tod 532 / 1137 die Macht im Land halten.
Trotz ihrer langen Herrschaft existieren kaum Quellen über sie und die Sulaihiden. Wahrscheinlich gäbe es keine Erwähnungen, wenn es nicht zu einer kriegerischen Intervention 'Alī al-Sulaihi's (dem Gründer des sulaihidischen Staates) in Mekka gekommen wäre.
Erst in der neueren Zeit besann man sich im Jemen ihrer Herrschaft und würdigt sie dementsprechend.
Literatur:
Samer Traboulsi: "The Queen was actually a man: Arwa bint Ahmad and the politics of religion" (S. 96-108)
'Umara / Kay: "The history of the honourable Lady the Queen Sayiddah, Daughter of Ahmad" (S. 38-43)
Ergänzende Hinweise im Internet: www.guide2womenleaders.com
As-Saiyida Arwa (Arwa bint Ahmad al-Sulayhiyya)
geb. 440, gest. 532 / 1137
Vater: Ahmad ibn Ja'far ibn Mūsa
Mutter: Ar-Radah bint al-Fari' ibn Mūsa
Arwa regierte den Jemen 55 Jahre lang. Sie spielte eine hohe politische und religiöse Rolle, da sie in der religiösen Hierarchie der Isma'īlī nach dem Imam die wichtigste Person in Staate war.
Es gibt trotz der 55 Jahre nur wenige Quellen über Arwa, nur zwei: von den ägyptischen Fatimiden und den im Jemen ansässigen Isma'īlī. Und trotz 55 Jahren der Herrschaft konnte ihr eine wirkliche Erwähnung in der Geschichte der islamischen Geschichte nicht gewährt werden.
Wahrscheinlich gäbe es keine Erwähnung über die Sulayhiden, wenn 'Alī al-Sulayhī (der Gründer des sulayhidischen Staates) kriegerische Intervention in Mekka nicht durchgeführt hätte.
Geschichte Ihrer Herrschaft und Gründe hierfür:
- Hauptproblem: sie war eine Frau, was sowohl den Fatimiden, als auch den Ismailis missfiel.
Es gab jedoch Gründe auf beiden Seiten, sich mit dieser Situation zu arrangieren und sie letztlich zu unterstützen. Das geschah aber nicht, weil man sie als Person schätzte, sondern de facto Mittel zum Zweck.
Die Ismaili des Jemen waren stark beeinflusst von der Politik der Fatimiden (waren die militärische Supermacht dieser Region) und deren Alliierte, der Imam in Cairo stellte die religiöse (und im Grunde genommen auch die politische) Obrigkeit dar.
Das Problem und Arwas Aufstieg begann 459 / 1066, als Ali al-Sulayhi (also der Gründer des sul. Staates) einem Attentat zum Opfer fiel und nahezu auch die gesamte Familie (von den Najahiden) umgebracht wurde.
Ali al-Sulayhi's Sohn, al-Mukarram Ahmad (gest. 477 / 1084) überlebte und sah sich vor großen Problemen. Der Staat zerfiel, die Mutter war in Zabīd gefangen gesetzt, der Großteil des Jemen rebellierte gegen ihn, um vom vorherrschenden Machtvakuum zu profitieren.
Er schaffte es trotzdem, über einige Jahre seine Machtposition zu halten und den Großteil des Landes wieder unter Kontrolle zu bringen.
Sein späterer Lebenswandel und Krankheit gaben jedoch Arwa die Gelegenheit, die Staatsgeschäfte ihres Ehemannes zu leiten (und das schon vor seinem Tod 477).
Ob durch Zufall oder politisch zur Macht geleitet kann nur spekuliert werden. Es gibt keine Beweise dafür, dass die Fatimiden "ihre Finger im Spiel" hatten.
Der Imam von Cairo al-Mustansir behielt ein starkes Auge auf der Region und gab seine Zustimmung zur Entwicklung des Jemen.
Die Sulayhiden boten den Fatimiden eine Koalition an und die große Gelegenheit, ihre Macht auszuweiten, indem Verbindungen mit Indien aufgenommen wurden. (Handel und Ausweitung der Macht)
So konnten die Fatimiden auch eine größere und direkte Rolle im Jemen spielen und gewisse politische Richtungen vorgeben, um die Kontrolle zu behalten.
Als al-Mukarram starb, wurde Arwa dazu angehalten, seinen Tod geheim zu halten. Erst über ein Jahr später erfuhr man offiziell vom Tod al-Mukarrams durch ein Schreiben des Imams.
Arwa wurde hierin dazu aufgefordert, ihren (noch sehr jungen) Sohn als Staatsoberhaupt einzusetzen. Sowohl Arwa, als auch der jüngste Sohn wurden vom Imam aufgefordert, ihn zu unterstützen und zu fördern, um ihm den Respekt des Volkes zu verschaffen.
Aufgrund dessen, dass er aber sehr jung war, übernahm Arwa pro forma die Staatsgeschäfte für ihn.
In nahezu allen Schreiben und Dekreten wird sie namentlich genannt und das Volk dazu aufgefordert, ihre Autorität und die ihres Sohnes anzuerkennen.
Um Arwas Position zu festigen wurde sie auf den Rang einer hağğa erhoben, der Höchste in der religiösen Hierarchie der ğazīrat al-Yaman. Arwa wurde so die religiöse Figur, deren Beispiel die Gemeinschaft der Gläubigen im Jemen folgen sollte.
Der Imam verlieh ihr somit auch die absolute Autorität in ihrem Reich und machte sie zum offiziellen Repräsentanten des Imam.
Der Hintergrund über ihre Erhebung in den Rang der hağğa war letztlich aber kein rein religiöser, sondern vielmehr ein politischer.
Man fürchtete, dass das Reich nach dem Tod al-Mukarrams in eine Krise gestürzt würde, was den Zerfall des Reiches und einen Machtverlust der Fatimiden bedeuten würde.
Allein um dies zu verhindern, gab man Arwa diese absoluten Machtbefugnisse; hinzu kam, dass das Volk sie bereits kannte und Arwa Einblicke in die Staatsführung ihres Mannes erhalten hatte.
Bislang gab es keine Beispiele, die besagten, dass eine Frau derartige Machtpositionen bekleiden konnte / durfte.
Auch durchwanderte sie zuvor keinerlei religiöse Ränge. Sie wurde direkt auf den höchsten Rang erhoben, was ebenso ungewöhnlich erschien, wie ihre Herrschaftsposition.
Die Legalität ihrer Machtbefugnisse (als Frau!) wurde begründet, indem man sagte, dass sie im Grunde keine Frau sei, sondern in ihr die Seele eines Mannes sei. Der Körper eines Menschen sei letztlich nur eine Zwischenstation der Seele und somit irrelevant. Einzig und allein das Denken einer Person solle beurteilt werden und führe so zu Legalität. (Zum Beweis dieser Theorie führte man Fatimah, die Tochter des Propheten und seine Frau Hadīğa an.)
Sie setzte des weiteren al-amīr al-ağall Saba' ibn Ahmad al-Sulayhī (gest. 491 / 1098) als den Stellvertreter ihres Sohnes ein.
Seine Aufgabe war die, das Reich zu verteidigen. Er war jedoch nicht erfolgreich und seine Armee wurde 479 von einer Koalitions-Armee der Najahiden geschlagen.
Wieder sahen sich die Fatimiden mit großen Problemen konfrontiert, da ihr Einfluss in der Region nicht mehr dauerhaft gefestigt schien.
Es wurde ein Schreiben verfasst (vom Imam selbst), welches sich direkt an das Volk wand. (Das einzige Schreiben jemals!)
Dieses Schreiben war so formuliert, dass es niemand wagen sollte, den Wünschen des Imams nicht nachzukommen. Er schrieb, dass der Gehorsam Arwa und ihrer Familie gegenüber unabdingbar und notwendig sei, um nicht den Zorn Gottes auf sich zu ziehen und vor dem Propheten und dem Imam in Ungnade zu fallen. Er benutzte mit Bedacht Worte und Formulierungen, die das Volk zu ängstigten, so dass niemand seine Autorität anzweifelte und seine Wünsche bedingungslos respektiert wurden.
Dem Imam zu widersprechen war ein irreligiöser Akt.
Was jedoch unüblich war, dass in diesem von ihm gesandten Dekret ebenfalls der Ungehorsam gegenüber Arwa und ihrem Sohn als religiöses Vergehen bezeichnet wurde.
Arwas Söhne starben einige Zeit später. Nun hatte Arwa also die gesamte Macht inne, politisch wie auch religiös.
Wieder aus taktischen Gründen, gab der Imam Saba' seinen Segen und die Erlaubnis, Arwa zu heiraten. Es wurde von ihm ein hoher Gesandter geschickt, um Arwa die Botschaft des Imams zu überbringen, dass er persönlich diese Hochzeit anordnen und keinen Widerspruch dulden würde.
Als der Gesandte aber in Dhū Ğibla (der Hauptstadt der Sulayhiden) ankam, wurde ihm kein Einlass zum Palast gewährt. Er musste also beschämt zurückkehren, die Hochzeit fand nicht statt.
Diese Weigerung und die Missachtung der Wünsche des Imam sorgten nun für eine Veränderung der Einstellungen der Fatimiden gegenüber Arwa.
Von nun an konnte sie sich gewiss sein, keine weiteren Unterstützungen der Fatimiden und des Imam mehr zu erhalten.
Man spekulierte darauf, dass eine Frau - auf sich allein gestellt - die Macht im Land nicht würde halten können und dass sie früher oder später der Heirat würde zustimmen müssen, um die Machtposition halten zu können. Dann wäre Saba' - wie geplant - der neue Herrscher des Landes.
In den Jahren 491 und 492 starben aber sowohl Saba', als auch sein Konkurrent al-Zuwahī. So wurde Arwa gleich beide Machtkonkurrenten los und sah ihre Position gesichert vor fremden Einflüssen.
Die nächste und letzte Intervention der Fatimiden gegen Arwa fand 513 / 1119 statt, als Imam al-Amir Arwa einen Gesandten namens Ibn Nağīb al-Dawla (gest. 524) schickte, unter dem Vorwand, Unregelmäßigkeiten innerhalb ihres Reiches zu bereinigen und ihr die Gefolgschaft ihrer Untertanen zu sichern.
Seine Versuche, die Lage zugunsten der Fatimiden zu wenden, fielen jedoch auf und so wurde er 524 zurück nach Agypten geschickt.
Auf der Reise wurde er Opfer eines "Unfalls". Ob Arwa an diesem "Unfall" jedoch beteiligt war, wird nur spekuliert und ist nicht bewiesen.
Ihre Macht war für den Rest ihrer Regentschaft (insgesamt 55 Jahre, bis zu ihrem Tod 532 / 1137) gesichert.
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