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Umweltverhalten in der Antike
1. Einführung in das antike Naturverständnis
2. Abholzung der Wälder
3. Umweltzerstörung durch Krieg
4. Umweltzerstörung durch den Bergbau
5. Umweltprobleme der Großstadt Rom
6. Tiere als Opfer der Unterhaltungsindustrie
7. Tiber-Zähmungsprojekt
8. Vergiftungskatastrophe durch Blei
9. Fazit
10. Quellenangabe
1. Einführung in das antike Naturverständnis:
Im antiken, besonders im römischen Naturverständnis, ist Natur insbesondere dann schön und vorteilhaft, wenn sie vom Menschen genutzt und kultiviert wurde. Zwar ist die Natur - neben den 'größeren' Göttern des griech.-röm. Kanons - von unzähligen kleineren Göttern und Nymphen besiedelt, und es gibt auch religiöse Tabus, die den Eingriff in die Natur verhindern sollten, doch dennoch siegt meist ein auf menschlichen Nutzen kalkulierender Pragmatismus, der es durchaus versteht, die Götter dennoch zu besänftigen.
In der Römischen Welt, besonders im Kaiserreich, gilt die Bezwingung der Natur als Herausforderung, die Zurückdrängung natürlicher Ressourcen wie von Wäldern und Sümpfen wird als Sieg des Menschen über die Natur verstanden. Römische Straßen sowie römische Landparzellierung gehen dabei geradlinig und rechtwinklig vor - ein Sieg der Geometrie über die zu kultivierende Natur. Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tsunamis, Überschwemmungen, Hangrutsch etc. wurden meist übernatürlichen Phänomenen zugeschrieben, sei es Konkurrenz unter den Göttern, die Rache der Götter aufgrund Verfehlungen der Menschen oder der Kampf zwischen Göttern und Titanen.
Eine pointierte Wahrnehmung von der Endlichkeit der materiellen Güter, von einem Verlust der Lebensgrundlage, gab es in der Antike - wie auch bis weit in die Neuzeit hin - nicht. Anders als Flusskulturen wie Agypten, die sich der Funktion des Nils als lebensspendendes Element inmitten der Wüste durchaus bewusst sein mussten, herrschte in Italien wie auch in Griechenland weitestgehender Überfluss vor. Ohne die Erfahrung der Endlichkeit natürlicher Ressourcen musste ein Umweltbewusstsein fehlen. Selbstverständlich können die von ihnen diagnostizierten Fehlentwicklungen mit den heutigen ökologischen Problemen nicht verglichen werden. Die antike Zivilisation hat zwar einige Umweltschäden zu verantworten, doch es fehlten ihnen die technischen Mittel um die Natur in großem Maße auszubeuten. (dies war damals allerdings auch die einzige wirkungsvolle Bremse).
2. Abholzung der Wälder:
'Damals war dieses Land noch unversehrt, mit hohen, von Erde bedeckten Bergen, [..] und auf den Höhen gab es weite Wälder, von denen heute noch deutliche Spuren sichtbar sind. [..] Und vor allem bekam [das Land] von Zeus jedes Jahr sein Wasser, und dieses ging nicht wie heute verloren, wo es aus dem kärglichen Boden ins Meer fließt' [Platon. Kritias. 111a-e]
Am Beispiel Athens:
Wohlstand, Macht und kulturelle Entfaltung Athens gründeten auf eine bedenkenlose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. Laut Platon soll das Land in der Frühzeit Athens erheblich fruchtbarer gewesen sein. Das Land war solange unversehrt, als noch ausgedehnte Wälder die Berge überzogen. Die Wurzeln der Bäume gaben dem Boden Halt. Er war fruchtbar, weil er die Niederschläge aufsog und das Wasser speicherte. Mit dem Abholzen der Wälder verlor der Boden den Großteil seiner Speicherkapazität. Die Bodenerosion begann. Das Regenwasser stürzte ungehindert die Abhänge hinunter und riss immer mehr guten Boden mit sich. Die fette, weiche Erde wurde mitsamt dem kostbaren Nass nutzlos ins Meer geschwämmt, und die von der Erosion begünstigte höhere Fließgeschwindigkeit des Wassers entzog auch den Talebenen einen Teil ihrer Wasserversorgung, weil es "keine Zeit" mehr hatte, um sich zu sammeln. Es kam zur Verkarstung der Bergabhänge. Heute sei nur noch das "Knochengerüst eines Leibes übrig von dem einst fruchtbaren fetten Böden. Dennoch kritisierte Platon nicht das Verhalten der Menschen gegenüber der Natur, sondern es scheint, als wäre es ein Schicksal, das nicht abzuwenden gewesen ist. Er lobt sogar die Nutzung des Landes durch die frühen Bewohner und charakterisiert den attischen Boden für seine eigene zeit noch als durchaus fruchtbar. Allerdings ist seine Darstellung der Frühzeit Attikas sehr spekulativ, da er nur vermuten konnte wie Attika vor 9000 Jahren ausgesehen habe. Die heutigen Ruinen der Akropolistempel, die mit Schadstoffemissionen angefressen sind, und die Kahlheit der nahegelegenen Hügel und Bergrücken Attikas, zeugen von den damaligen Vorgängen.
Primäre Ursache für die allmähliche Rodung des ursprünglichen Waldbestandes war die seit dem Neolithikum stetig ansteigende Bevölkerungszahl. Die demographische Entwicklung führte notwendigerweise zu einem größeren Bedarf an agrarischer Nutzfläche und so fraß sich das kultivierte Acker- und Weideland im Laufe der Jahrhunderte immer weiter ins alte Waldland hinein. Die Rodung der Wälder wurde im Altertum als ein Fortschritt angesehen. Man rang der Natur gewissermaßen etwas ab. Eine Einstellung, die ja gerade angesichts der eingeschränkten technischen Möglichkeiten der Antike nachvollziehbar ist. Die Entwicklung in Italien und in den römischen Provinzen verlief ähnlich wie im griechischen Raum.
Die Römer scheuten auch vor Brandrodung und vor Wurzelvergiftungen durch ein Lupinen-Schierlings-Gebräu nicht zurück. Die Erträge auf den urbar gemachten ehemaligen Waldböden erwiesen sich zunächst als überdurchschnittlich gut, bevor sie allerdings rapide zurückgingen, da die Humusschicht ihrer früheren Nahrungsquelle beraubt worden ist und mager wurde. - mit Düngung musste nachgeholfen werden.
Ein weiterer Grund für die Abholzung der Wälder war die Verwendung von Holz als Brennstoff und Baumaterial. Auch hier bestand eine Wechselwirkung mit dem Anstieg der Bevölkerungszahlen. Besonders die prächtigen Thermenanlagen, die besonders in Rom immer größer und zahlreicher wurden, verbrauchten viel Brennholz. Für die Befeuerung der Hypokaustenheizungen benötigte man Holz und Holzkohle in großen Mengen. Es gibt Indizien dafür, dass das Brennholz deswegen in der Spätantike knapp geworden ist. Die Römer begannen im 4. Jahrhundert damit, Brennholz aus Afrika zu importieren.. Die expandierende Agrarwirtschaft erforderte ebenfalls eine exzessive Abholzung der Wälder.
Abholzung im Libanon:
Die Abholzung küstennaher Gebiete wurde mit einer Rücksichtslosigkeit betrieben, die von einer Nach-uns-die-Sintflut-Mentalität nicht weit entfernt war. Schon der makedonische General Antigonos scheute im erbitterten Kampf um die Nachfolge Alexanders des Großen keinen Aufwand, sich im Jahre 315 v. Chr. in den Besitz einer Flotte zu bringen. Er zog von überall her Holzfäller und Säger zusammen und ließ das Holz vom Libanon hinunter ans Meer schaffen. Aber schon in vielen Jahrhunderten zuvor hatten jüdische Könige, assyrische Herrscher und persische Großkönige immer wieder große Teile der herrlichen Waldungen abholzen lassen, und später bedienten sich dann noch den begehrten Zedern-, Zypressen- und Fichtenholz. Kahle Hügel und baumlose Berge prägen heute weitgehend das Antlitz des Libanon und es spricht manches dafür, dass ein jahrtausendelanger, nahezu ungehemmter Raubbau die Landschaft schon am Ende des Altertums so hat aussehen lassen. So ist der berühmteste Wald der Welt, der Zedernwald des Libanon, ist durch Übernutzung, ohne Wiederanbau und Schutz, gründlich verwüstet worden.
Seit dem Begin des 5. Jahrhunderts wurde Holz auch für den Bau von Flotten benötigt.
Athen:
Angesichts der Transportprobleme in Athen lag es nahe, hier zunächst die bei der Stadt liegenden Wälder zu nutzen und dann notwendigerweise auf die weiter entfernten Bestände zurückzugreifen. So wurden Hymettos und Aigaleos, die beiden Stadtnahen Erhebungen, fast vollständig abgeholzt. Athen wurde damals zu einer seebeherrschenden Macht, die ständig mehrere hundert Schiffe unterhielt. Nicht nur "Materialschlachten" wie im Peloponnesischen Krieg(431-404 v. Chr), als beide Kriegsparteien immer wieder neue Flotten binnen kürzester Zeit aus dem Boden stampfen mussten, verstärkten die Nachfrage nach neuem Schiffsholz. Die Kriegsflotte musste zudem ununterbrochen erneuert werden, da die sie nur eine kurze Lebensdauer hatte. Die meisten Schiffe konnten schon nach 20 Jahren nicht mehr verwendet werden.
Ein großer Teil des Schiffsbauholzes musste aus dem waldreichen Norden Griechenlands, aus Thessalien und Makedonien, importiert werden. Erste Wahl war dabei die Weißtanne, die selten in Höhen unter 800 Metern wächst - ein erheblicher Aufwand, diese begehrten Bäume hinunter an die Küste zu transportieren und dann über Hunderte von Kilometern nach Süden zu verschiffen. Radikale Ausbeutung des Vorhandenen hieß die Devise, nicht behutsames Auslichten der Wälder. Auch im 4. Jhd. blieb Athen auf Holzimporte vor allem aus Makedonien angewiesen, wobei Die Athener nicht besonders zimperlich vorgingen. Man missbrauchte die militärische Überlegenheit zu wirtschaftlichen Pressionen gegenüber Freund und Feind. Zwar seien Städte, die Schiffsbauholz exportierten, auch auf die Nachfrage des weithin größten Importeur angewiesen, andererseits bleibe ihnen aber auch angesichts der Seemacht Athens gar keine andere Wahl, als ihr Baumaterial eben dahin zu verfrachten . Der Umfang der Lieferungen dürfte eher zugenommen haben, wenn man bedenkt, dass Athen damals über 3000-4000 Schiffseinheiten verfügte.
Im Hellenismus baute man sogenannte Prestige-Schiffe, die vornehmlich der Selbstdarstellung ihrer Auftraggeber dienten und massenhaft Holz zum Bau benötigten. Das größte gebaute Schiff war damals die "Syrakusia", welche unter dem Auftrag von Hieron II von Syrakus gebaut worden ist. Da allerdings kein Hafen für dieses Schiff angelegt war, konnte es nur als "Museumsschiff" verwendet werden.
Rom:
Rom etablierte sich erst in der Zeit es 1. Punischen Krieges (264-241 v. Chr) als Seemacht. Das Bauholz für diese ersten Flotten stammte aus den Wäldern Italiens. Die waldreichen Ufer des Tibers lieferten dazu ebenso ihren Beitrag wie Etrurien und Umbrien. Die römischen Flotten sind in der Folgezeit überall dort gebaut worden, wo Rom herrschte und wo genügend Material zur Verfügung stand. Die Römer waren auch für eine weitere Entwaldung küstennaher Regionen im gesamten Mittelmeer verantwortlich. Trotzdem gehören die Römer nicht zu jenen "Wald Killern", als die sie vielfach gelten. Die bei weitem ausgedehntesten Vernichtungsfeldzüge gegen Wälder begannen erst im 19. Jahrhundert
Von Wiederaufforstungen in der Antike ist nichts bekannt, da es im gesamten Altertum nie zu einer richtigen Holzknappheit gekommen war. Erst die Schwere der Probleme, die die Abholzung mit sich bringt, hat in unserer Zeit zu Erkenntnissen und zu einem Umdenken geführt, zu dem das Altertum noch nicht gezwungen war.
3 Umweltzerstörung durch Krieg:
Der römische Dichter Lukrez, ein begeisterter Anhänger der epikureischen Lehre gehörte nicht zu den Kulturkritikern des Altertums. Er vertrat in seiner <Kulturentstehungslehre> die Auffassung, dass der menschliche Geist immer größere Fortschritte gemacht habe. Trotzdem war er der Meinung, dass der Mensch dazu neigt, seinen Erfindergeist nicht nur zum Guten, sondern auch zur Destruktion zu benutzen. Er stellte fest, dass die eiserne Pflugschar eine viel intensivere Bearbeitung des Ackerbodens erlaubt, aber zum gleichen Zeitpunkt erfanden die Menschen eiserne Waffen. "Mit Erz behandelten sie den Boden der Erde, mit Erz mischten sie die Fluten des Krieges und säten sie wüste Wunden aus "
Die Kriegserklärung an den menschlichen Gegner schloss auch die Kriegserklärung an die Natur ein. Die Verwüstung von Ackern, das Niedertrampeln und Verbrennen der fast reifen Getreidefelder, das Abhacken von Frucht-, insbesondere der nach Jahren erst wieder tragenden Olivenbäumen und die mutwillige Zerstörung von Weinbergen. Mit diesen Praktiken versuchte man den Feind zu schädigen. Es gab auch sadistische Exzesse, bei denen es nicht nur um die Effizienz der Zerstörung ging, sondern Generäle und Soldaten auch noch Gefallen daran fanden, wie zum Beispiel der spartanische König Kleomenes III im Krieg gegen den traditionellen Feind Argos. Er ließ das Getreide nicht wie üblich mit Sicheln und Messern abmähen, sondern mit großen, in die Form breiter Schwerter gebrachten Holzkeulen zerschlagen, so dass die Soldaten mit diesen Werkzeugen ohne alle Mühe die ganze Frucht vernichteten. Dies kam aber selten vor. Selten kam es auch vor, dass sich jemand gegen diese Praktiken äußerte. Einer davon war Polybios, der meinte, dass dadurch nur Hass geschürt wird und kein Platz für Reue gelassen wird. Nur manchmal erkannte man, dass Plünderungen und ausgedehnte Verwüstungen nicht nur die Disziplin der eigenen Truppe schwächen, sondern auch Gefahren durch Zersplitterung der Kräfte heraufbeschwören könnten.
Kriegsziel war es aber nicht, die Vernichtung der staatlichen Existenz des Gegners, sondern man strebte an, ihn niederzuringen. Ein einziger, relativ kurzer Kriegszug sollte den Ausschlag über Sieg oder Niederlage geben. Man versuchte den Gegner in Versorgungsengpässe zu treiben. Für den Verteidiger war es wichtig, möglichst früh anzugreifen um allzu großen wirtschaftlichen Schaden abzuwenden. Nur wenige griechische Städte verfügten über genügend Agrarland oder finanzielle Reserven, die einen umfangreichen Import von Lebensmitteln ermöglicht hätten, um hohe, kriegsbedingte Verluste der Agrarproduktion auch nur über 2 Jahre lang durchzustehen. So hielt sich der angerichtete Schaden im allgemeinen in überschaubaren Grenzen.
Einen Bruch mit dieser Tradition bedeutete der Peloponnesische Krieg (431v.Chr.), der zwischen Sparta und Athen sowie ihren jeweiligen Verbündeten ausbrach. Die Athenische Armee setzte auf eine Ermattungsstrategie, indem sie einer Entscheidungsschlacht auswich, das Land während der feindlichen Einfälle räumen und die Bewohner in die Stadt evakuieren ließ. Die athenischen Bauern, im Schutze der langen Mauern, mussten zusehen, wie ihre Häuser und Felder vernichtet wurden. Umgekehrt führte die athenische Flotte auf spartanischem Gebiet Terror -, und Verheerungsaktionen durch und zielte durch die Verheerung der Küstenstriche zugleich auf die Zermürbung des Gegners. Die Peloponnesier konnten hingegen das kaum gesicherte Attika verwüsten. Die Spartaner hatten dies gewissermaßen als Repressalie gegen den menschlichen Feind, der sich in Deckung hielt, benutzt. Dort wo sie durchzogen, leisteten sie gewiss ganze Zerstörungsarbeit. Aber nach Hanson kann aber von einem völligen Ruin Attikas nicht die Rede sein, da es an technischen Möglichkeiten mangelte. Der Krieg endete schließlich ohne einen Gewinner mit großen wirtschaftlichen Schaden für beide Staaten.
Die nachhaltigsten und ökologisch verheerendsten kriegsbedingten Eingriffe in eine Flora fanden in der römischen Geschichte in Italien selbst statt. Im 2. Punischen Krieg lautete die Devise: "Der Krieg nährt den Krieg". Man griff zu einem Mittel, das in der antiken Kriegführung wegen seiner Radikalität und Zweischneidigkeit nur selten angewandt wurde, der Strategie der verbrannten Erde. Fabius Maximus cunctator (<Der Zauderer>) wollte die Proviantierung der Truppen Hannibals, die über die Alpen nach Italien gekommen sind, erschweren. Er wandte dabei das Prinzip der verbrannten Erde an. Fabius Maimus befahl zeitweise eine Zerstörung der für Hannibal in Frage kommenden Nachschubbasen. Süditalien brauchte Jahrzehnte, um sich von der gigantischen Welle der Verwüstung zu erholen. Als Revanche ließen die Römer am Ende des 3. Punischen Krieges die Handelsstadt Karthago verbrennen, bis sie dem Erdboden gleich war. Der Ort sollte für alle Zeit unbewohnbar und unfruchtbar bleiben.
Nicht ganz so drastisch, aber doch stets mit äußerster Rücksichtslosigkeit wenn es um das Erreichen militärischer Ziele ging, verfuhren die Römer auch in anderen Kriegen (sogar in Bürgerkriegen). Debellare hieß die Devise, das völlige Niederwerfen des Gegners. Vergil schrieb dazu: parcere subiectis et debellare superbos: (= die Unterworfenen schonen, und die Aufsässigen bekämpfen.
Die durch den Krieg entstandenen ökologischen Schäden können nicht genau bestimmt werden. Fakt aber ist, dass man bereit war, derartige Schäden in Kauf zu nehmen. Wenn sie sich in Grenzen hielten, dann wiederum vor allem wegen der fehlenden technischen Möglichkeiten.
4. Umweltzerstörung durch den Bergbau:
"Man durchgräbt die Erde auf der Jagd nach Reichtum [] Wir durchforsten alle Adern der Erde und leben auf ihr dort, wo sie ausgehöhlt ist, und wundern uns noch, dass sie zuweilen auseinander bricht und zittert, also ob dies nicht in Wahrheit aus dem Unwillen der Mutter Erde gedeutet werden könnte . Wir dringen in ihre Eingeweide und suchen am Sitz der Schatten nach Schätzen, so als ob sie dort, wo man auf ihr gehen kann, nicht genügend gütig und fruchtbar wäre.' [Plinius nat. hist. 33,1. 33,33. 33,73]
Der ältere Plinius befasste sich mit dieser Thematik und schrieb außerdem die ausführlichste naturkundliche Enzyklopädie, die aus dem Altertum gekommen ist. Es ist erstaunlich, dass er damals die ökologische Problematik des rapiden Abbaus der Ressource teilweise vorhergesehen hat. Er meinte, dass das Fördern und Nutzen der Bodenschätze nur Unglück und Zwietracht über die Menschheit gebracht haben. Eisen wird zu verderblichen Waffen geschmiedet, mit denen sich die Menschen gegenseitig umbringen. Noch unheilvoller ist Gold, denn es stachelt Habgier an, löst Mord und Todschlag aus und führt sogar zu Kriegen. . Er schrieb, wenn wir der Erde ihre Eingeweide herausreißen, wird es zu Erdrutschen, Bodeneinstürzen und sogar zu Beben (-falsch) kommen. Ahnlich wünscht Horaz inder 3. Römerode den guten Zustand zurück als "das Gold noch nicht entdeckt ward und so besser lag", anstatt wie in seiner Zeit die Menschen zu Raub und Frevel zu zwingen. Auch Tacitus schrieb in seiner "Germania", dass "er im Zweifel ist, ob die Götter (den Germanen) Silber und Gold aus Gnade oder aus Zorn vorenthalten haben." Man darf diese Zeugnisse römischer Bergbaukritik aber nicht überbewerten. Sie waren zwar Ausdruck tiefen Unbehagens, führten aber zu keinerlei Verhaltensänderung.
In den Weltaltervorstellungen, die von einer Entwicklung der Menschen vom glücklichen Goldenen Zeitalter zum beschwerlichen Eisernen Zeitalter ausgehen, stellt der Bergbau einen wichtigen Markstein auf dem allmählichen Wege in den Niedergang dar.
Die landschaftszerstörerischen Folgen bergbaulicher Aktivitäten lassen sich noch heute nachweisen, sei es in Gestalt kahler, erosionsgeschädigter Bergabhänge, sei es in Form unansehnlicher, unfruchtbarer Schlacken- und Geröllfelder, alter umgeleiteter Flussbetten (brauchte man zum Auswaschen der Gesteinstrümmer -Gold) oder anderer unnatürlicher Landschaftsveränderungen. Man denke nur an das heutige, von über 2000 Schächten durchlöcherte Gebiet der Laureion-Berge. Auch ausgedehnte Waldungen sind dem Bergbau zum Opfer gefallen.
Der Bergbau führte auch zu großen gesundheitlichen Schäden. Die schlechten Arbeitsbedingungen führten schell zu Krankheit und Tod, Die Lebenserwartung war gering. Die meisten der Bergleute waren Sklaven oder römische Verbrecher, die dazu verurteilt worden waren. Kinderarbeit war bei manchen Bergminen nichts ungewöhnliches.
Doch es muss gesagt werden, dass sich die Umweltschäden in einem Rahmen hielten, der mit unserer jetziger Zeit nicht vergleichbar ist. Zum einen, weil die ökonomische Basis der antiken Staaten stets die Agrarwirtschaft geblieben ist, zum anderen, weil die technischen Möglichkeiten sehr begrenzt waren. Ein Riesenbagger kann heute an einem Tag der Umwelt größeren Schaden anrichten als eine durchschnittlich große römische Mine in Monaten dazu.
Man hätte glauben können, dass wegen religiöser Gründe mit der Erde sehr schonend umgegangen worden ist. In Wirklichkeit aber scherte sich keiner um religiöse Skrupel. Es ging darum, einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen. Verschärft wurde diese Tendenz zum Raubbau zeitweise durch das Steuerpächter-System, wie es vor allem in den beiden letzten Jahrhunderten der römischen Republik auch im Bergbau gang und gäbe war. Als Eigentümer der in den Provinzen gelegenen Minen verpachtete der Statt über die Zensoren den kompletten Bergwerksbetrieb mitsamt den Schürfrechten an finanzstarke Kapitalgesellschaften, die sogenannten publicani. Gegen eine Fixsumme, die bei Vertragsabschluß zu entrichten war, wurde ihnen die Ausbeutung einer Mine in der Regel für 5 Jahre nach eigenem Gutdünken überlassen. Für den römischen Staat fielen in diesem System keinerlei Verwaltungs- und Personalkosten an, außerdem konnten die Erträge aus dem Bergwerksbesitz fest in den Staatshaushalt eingeplant werden. Unerwartete Mindereinnahmen drohten ja nicht, weil die publicani den vereinbarten Pachtzins schon entrichtet hatten. Für sie bedeutete das aber wieder, in der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit möglichst hohe Profite aus dem gepachteten Bergwerk zu erwirtschaften. Angesichts des Zeitdrucks schien es opportun, sich auf die reichen Lagerstätten zu werfen, und sich dann neuen zuzuwenden, Um die weniger Ergiebigeren konnten sich dann ja die Nachfolger in der Pacht kümmern. Der Bergbau hatte aber nicht nur Schattenseiten. Er führte zu höherer Lebensqualität und gilt sogar als Grundlage für die Entwicklung der griechisch-römischen Zivilisation.
Beispiele:
In Spanien gab es damals einen sagenhaften Silber- und Goldreichtum. Allein im Gebiet um Neu-Karthago waren im 2. Jh. vor Chr. 40000 Bergwerksarbeiter tätig, deren Förderleistung sich Tag für Tag auf einen Ertrag von umgerechnet 25000 Denaren belief. Deswegen haben sich die Römer nach dem 2. Punischen Krieg Spanien mit seinen lukrativen Bergwerken bemächtigt. Die viele Jahrhunderte hindurch betriebene Ausbeutung hat deutliche Spuren in Form von Entwaldung, Erosion und Entstellung der Landschaft hinterlassen. Es kam zur Zerstörung von ganzen Landstrichen
Das erste Opfer des italischen Bergbaus war die Insel Elba. Etrusker und Römer förderten dort viele Jahrhunderte lang Eisenerz aus reichen Gruben. Die Verhüttung des Eisenerzes prägte das Aussehen der Insel derart, dass die Griechen sie Aithaleia, die <Russgeschwärzte> nannten.
Ein bedeutendes Zentrum des griechischen Goldbergbaus war die Insel Thasos, dessen Wohlstand allzu bekannt war. Im attischen Laureion war die Förderung des Silbers, Bleis und Zinnobers in Besitz von Kapitalisten, die ein Heer von Sklaven besaßen und diese an Unternehmer vermietete. Einer von ihnen war der Feldherr und Politiker Nikias. Kinderarbeit war bei ihm keine Seltenheit. Die Sklaven wurden teilweise angekettet und gefesselt. Doch die Sicherheitsstandards waren verhältnismäßig hoch. Die Abstützung einsturzgefährdeter Hohlräume war vorbildlich und die Vorkehrungen gegen Wassereinbruch wurden sorgfältig beachtet.
Die Verhältnisse für Bergarbeiter in der hellenistischen und römischen Zeit waren deutlich schlechter als jene in Thasos oder im attischen Laureion. Plinius berichtete, dass man Stolle über weite Strecken angelegt hat, dass sich oft Risse plötzlich senkten und die Arbeiter verschütteten. Um die Berge zu stützen verwendete man Gewölbebögen. Falls man auf Felsen traf, zersprengte man sie mit Feuer und Essig, oder mit Sprenghämmern. Nach vollendeter Arbeit schlug man die Stützen der Bögen weg. Der zerbrochene Berg fällt dann weithin auseinander mit einem Krachen. (Spectant victores ruinam naturae). Diese aufwendige, landschaftszerstörende Technik des Goldbergbaus wandte man auf gut Glück an. Vielleicht bewahrheiteten sich die Prognosen der Prospektoren vielleicht war aber auch alles umsonst gewesen. Die Zahl der in die Goldbergwerke verbannten Menschen ist sehr groß. Die Arbeiter mussten Tag und Nacht ohne Unterbrechung arbeiten sie waren an den Füßen gefesselt, sie wurden durch Schläge zur Arbeit angetrieben. Sogar Selbstmorde waren an der Tagesordnung.
Man stellte fest, dass römische Ingenieure Flüsse in neue Betten umgeleitet haben. Zahlreiche Aquädukte in dem hochgelegenen Bergbauort Las Medulas, lieferten das benötigte Wasser zum Goldwaschen. Etwa 34 Millionen Liter Wasser strömten so täglich in die Minenstadt. Der größte Teil wurde in Tanks und Reservoirs geleitet, von denen noch deutliche Spuren erhalten sind.
5 Umweltprobleme der Großstadt Rom:
Die Römer litten vor allem unter dem Stress, den das Menschengewühl auf den engen Straßen in der City verursachte, dem Krach, der Tag und Nacht die Nerven strapazierte. Er wurde tagsüber verursacht durch ausgepeitschte Sklaven, Handwerker die ihr Handwerk verrichteten, schreienden Händlern, durch Bauarbeiten und das laute Entladen der Fuhrwerke. Nachts wurden die Bewohner durch das Gepoltere der schweren Fuhrwerke und Reisewagen aus dem Schlaf gerissen, die auf der holprigen Straße viel Krach verursachten und häufig steckengeblieben sind. Eine besondere Gefahr für die Bürger waren schwere Lastfuhrwerke. Bei einem Achsenbruch oder beim Herunterfallen der transportierten Ware ist es oft zu tödlichen Verletzungen gekommen. Weiters war Rücksicht auf die schlafenden Mitbürger nicht jedermanns Sache. Mancher überlegte sich zu vorgerückter Stunde, wie er seine Nachbarn aus dem Bett hochfahren lassen könne. Solche ließen sich im Rausche ein makabres Ständchen auf den eigenen Tod bringen - von Hornisten mit voller Lautstärke.. Erst die Feuerwehr beendet diesen Spuk, allerdings nicht ohne lautes Getöse. Ein ebenfalls großes Problem war die Kriminalität. Rowdies Raufbolde, Betrunkene und Nachtschwärmer trieben nachts in der Stadt ihr Unwesen und traktierten mit Fäusten. Oft wurden der Hausmüll und der Nachttopf einfach aus dem Fenster geworfen, Ziegel brachen vom Dach ab, so dass es sich gelohnt hat, häufig seinen Blick nach oben zu richten.
Ein weiteres Problem war die Luftverschmutzung durch Leichenverbrennungen, und Rauch -und Staubwolken, die die ohnehin mit krankheitsdurchseuchter (besondere Malaria) Luft über der Hauptstadt zusätzlich belastete. Es war das Zusammenleben so vieler Menschen auf engstem Raum, das die Ansteckungsgefahr extrem steigerte. Krankheitskeime fanden sehr leicht Nährboden im Menschengewühl der City, und falls eine Seuche ausbrach, reichten die sanitären und hygienischen Verhältnisse Roms und die medizinischen Kenntnisse wahrhaftig nicht aus, um ihrem Wüten wirkungsvoll Einhalt zu gebieten. Das Wohnen in den dunklen, ungemütlichen Wohnungen brachte gesundheitliche Gefährdungen mit sich. Oft waren Fenster aus Kostengründen unverglast, so dass die Bewohner je nach Jahreszeit unter Hitze oder Kälte litten. Fließendes Wasser gab es in den großen Mietshäusern nicht, die Bewohner mussten ihr Wasser aus öffentlichen Becken schöpfen. Unter den Bedingungen des großen Bevölkerungswachstums gedieh eine Grundstücksspekulation, welche die Preise für Bauland und Mietzins-Niveau in die Höhe schnellen ließ. Es herrschte eine ständige Sorge und Angst vor Unglücksfällen wie Hauseinstürzen und Bränden, deren Zahl sich bei gewissenhafterer Beachtung der Baugesetze, geringerer Profitgier der Eigentümer und einer entspannteren Situation auf dem Wohnungsmarkt der Metropole deutlich verringern lassen. Den Einsturz der meisten Häuser war auf schlechte Materialien zurückzuführen. Mauern und Wände wurden aus dünnem Holz oder Fachwerk gebaut, das für Risse anfällig war. Traten solche Risse auf, überstrich der Mieter sie mit Farbe und versicherte, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Oft sind die Mieter aus Angst vor dem Tod aus solchen Häusern schon ausgezogen. Eine andere Form der Profitgier war das Bestreben, sich über geltende Baugesetze hinwegzusetzen und höher zu bauen, als es erlaubt war. Diese insulae dürften aber kaum mehr als 8 Stockwerke erreicht haben. Trotzdem überschritten sie den von Augustus auferlegten Wert von 70 Fuß, das heißt einer Anzahl von maximal sechs Stockwerken. In trajanischer Zeit wurde dieser Wert auf 60 Fuß gesenkt. Ob sich die Bauherrn wirklich an diese Höchstgrenzen gehalten haben, ist aber fraglich.
Crassus zum Beispiel nutzte die Brände um zu großem Reichtum zu kommen. Er bot den Grundstückseignern die Dienste seiner privaten Feuerwehr nur an, wenn ihm die Grundstücke um Spottpreise übertragen worden waren. Arme Menschen wurden durch Brandkatastrophen völlig mittellos, die Reichen aber erhielten vom Staat Subventionen und konnten dabei oft noch Vorteile daraus ziehen. Schon in der Zeit der Republik ist Rom regelmäßig durch schwere Brandkatastrophen heimgesucht worden. Ganze Straßenzüge wurden verwüstet. Die erste, wirkungsvolle Feuerwehr wurde erst von Augustus geschaffen, die 7000 vigiles. Der größte Brand ereignete sich im Jahre 64 n. Chr. Er wütete 9 Tage, von 14 Bezirken Roms wurden 3 völlig zerstört, in sieben anderen waren nur wenige Häuserreste stehengeblieben, nur 4 Bezirke blieben vom Feuer verschont. Viele gaben Nero, wohl zu Unrecht- die Schuld. Dieser schob die Schuld auf die Christen, und setzte sich dann für effizienteren Brandschutz ein. Zum Beispiel wurden die Straßen breiter und gerader ausgelegt. Ob die neuen Gesetze auch von privaten Bauherrn eingehalten wurden, ist mehr als fraglich. Jedenfalls blieb Rom auch in den nächsten Jahrzehnten von Feuersbrünsten nicht verschont.
Für viele stand fest, dass das Leben auf dem Land gesünder sei als in der hektischen Großstadt, die ihre Bewohner blass aussehen lasse und schwäche. Dort findet man Ruhe und reichlich Schlaf, doch die große mittellose Masse hatte nicht diese Alternative. Die Lebenserwartung eines Bürgers der Stadt Rom betrug 20-30 Jahre. (Bei den übrigen Provinzen über 35 Jahre). Die reichere Schicht zog Viertel vor, die die Vorteile der Stadt und des Landes vereinigten. Solche vornehmen Viertel lagen besonders auf den Anhöhen im Stadtgebiet und ganz besonders an der Peripherie der Stadt. Dazu gehört die villa suburbana, das "Landgut am Rande der Stadt". Wie ein Kranz zogen sich solche Villen mit großen Gartenanlagen um die Stadt, eine Art Grüngürtel, die eine Ausweitung des Stadtgebietes verhinderte.
Je größer und mächtiger Rom wurde, um so stärker wuchs auch die Bevölkerung der Stadt an. Nach dem Sieg über Karthago, im 2. Jhd. vor Chr. bewirkte der Machtzuwachs eine Verarmung eines großen Teils des Kleinbauerntums. Es setzte eine Landflucht ein. Am Ende der Republik soll Rom ungefähr 700000- 900000 Einwohner gehabt haben. In der frühen Kaiserzeit stieg diese Zahl noch einmal an. Um den Beginn des 2. Jh. N. Chr soll Rom zw. 1 und 1.5 Millionen Einwohner gehabt haben. Die Hauptstadt wirkte mit ihren vielfältigen Arbeits- und Freizeitmöglichkeiten, mit ihrer Ausstrahlung als Sitz und Mittelpunkt eines Weltreiches und dem großzügigen Umfang ihrer Sozialleistungen in Form von Getreidezuteilungen für die Plebs attraktiv. Hier spielte sich das öffentliche Leben ab, es gab Massen-Vergnügungsstätten wie Theater und Thermen und große Fora, auf denen sich das juristische und politische Leben abspielte. In gewisser Weise lässt sich das mit der Anziehungskraft moderner Metropolen in der Dritten Welt vergleichen, wenn auch das Ausmaß geringer war und ein entscheidender Beweggrund für die Landflucht, das dort herrschende Elend, in der späten Republik und der frühen Kaiserzeit wegfiel.
Eine Verkehrs-Infrastruktur, die einen raschen Transport von Vororten an der Peripherie der Stadt in die City ermöglicht hätte, gab es nicht. Die Reichen ließen sich auf Sänften tragen, die armen mussten weite Strecken zu Fuß gehen. Zur Bildung von Vorstädten kam es nie.
Zu den positiven Seiten der städtischen Zivilisation zählte der vergleichsweise hohe Hygiene-Standard im kaiserlichen Rom. Diese wurde vor allem durch eine gute Wasserversorgung erreicht. Hatten die Römer der Frühzeit sich mit Tiberwasser begnügen müssen, so ließ schon im Jahre 312 v. Chr der Zensor Appius Claudius Caecus die erste Wasserleitung bauen. Sie führte von Quellen an der Via Praenestina über 16.5 km ins Zentrum der Stadt. Nur vier Jahrzehnte später entstand die Anio Vetus, die das gute Wasser des im Apennin entspringenden Anio über eine Entfernung von über 60 km nach Rom leitete. Eine Vielzahl weiterer Wasserleitungen, die meisten von ihnen wurden im ersten vor und im ersten nachchristlichen Jahrhundert angelegt, kam hinzu und versorgte die Stadt mit einer Tageskapazität von 560720 Kubikmetern Wasser versorgt, das entspricht einem Pro-Kopf Verbrauch von rund 500 Litern. Der Großteil dieses floss in die Thermenanlagen und wurde damit privater Nutzung entzogen. Ein weiterer Teil ging direkt an die privilegierten Haushalte der domus, die an das öffentlich Wassernetz angeschlossen waren. Die große Masse hatte keinen eigenen Wasseranschluss, Brunnen und lacus (Seen) dienten als öffentlich zugängliche Schöpfstellen.
Nicht ganz so gut wie bei der Versorgung mit Wasser sah es im Bereich der sanitären Entsorgung aus, wenngleich sich die Probleme in Grenzen hielten. Die früheste Kanalisation, war die berühmte cloaca maxima. Sie wurde in der etruskischen Zeit Roms im 6. Jhd. V. Chr gebaut und diente als Entwässerungssystem der Stadt, über das neben Regen- und Grundwasser auch Fäkalien und Schmutzwasser in den Tiber geleitet wurden. Weitere Kloaken-Kanäle wurden im 1 Jh. V. Chur gebaut, so dass schon in augustepischer Zeit ein recht umfangreiches, leistungsfähiges Kanalisationssystem existierte. Um die Verstopfungen der Kanäle zu vermeiden, leitete man in der Kaiserzeit regelmäßig einen Teil des in den Aquädukten einlaufenden Wassers in die Kloaken. Sie wurde so geradezu wie von reißenden Flüssen durchspült und freigehalten. Der Tiber dürfte damals schon eine "dreckige Brühe" gewesen sein.
Recht fortschrittlich und relativ hohen hygienischen Standards verpflichtet war auch das Latrinenwesen im antiken Rom. Dem anständigen Bürger standen öffentliche Bedürfnisanstalten (necessaria) zur Verfügung, dessen Hygiene und Komfort angemessen waren. Doch nicht jeder hat öffentliche Toiletten aufgesucht. Straßen und Plätze waren deshalb nicht ganz frei von menschlichen und tierischen Fäkalien.
6. Tiere als Opfer der Unterhaltungsindustrie:
Der verzweifelte Kampf ums Überleben im Dschungel, wie es sich tagtäglich in dien Wildnissen Europas und Afrikas ereignet, wird dank einer perfekten Inszenierung zum prickelnden Schaukampf im Herzen der Großstadt. Künstliche Wälder und Wiesen, Felsabhänge und Sanddünen sorgten für ein passendes Ambiente. Zehntausende von Zuschauern waren Zeugen dieser Veranstaltungen, die die Römer mit unfreiwilligem Zynismus ludi nannten. Eine Variante war der Kampf zwischen Mensch (bestiari - Tierkämpfer) und Tier (venatores -Jäger), wobei meist die Bewaffnung des menschlichen Gegners den Ausschlag gegeben hat. Bei Hetzen (venationes) wurden die Tiere mit Lanzen, Spießen oder Pfeilen niedergemetzelt. Doch manchmal ist bei den Tierhetzen der Arena auch menschliches Blut geflossen. Größere Überlebenschancen hatten die Tiere, wenn sie gleichsam als Vollstrecker von Todesurteilen eingesetzt wurden. Die Verurteilung ad bestias bedeutete den sicheren Tod für einen Verbrecher, da er im Normalfall an einen Pfahl gebunden wurde und von der Bestie zerfleischt wurde. Fest steht, dass sich damals ein perverses Unterhaltungssystem etabliert hat, das Tiere zu Tausenden und Abertausenden umgebracht hat <animal holocaust>. Der Rhetoriker Libanios schrieb, dass solche Kämpfe deshalb soviel Anziehungskraft besitzen, da die Menschen nur durch ihren Verstand die Tiere besiegen.
Als erster Vertreter von Tierhetzen erscheint in den Quellen Marcus Fulvius Nobilior auf. Er richtete im Jahre 186 v. Chr. zehntätige Spiele aus, in deren Verlauf erstmals auch Löwen und Panther im Circus gejagt wurden. Diese Spiele fanden viele Nachahmungen, die neue Rekord-Zahlen bei der Tötung wilder Tiere erreichten, so zum Beispiel auch unter den Diktator Sulla und Pompeius. Nur einmal, bei den Festspielen des Pompeii, kam es vor, dass ein mitleidserregender Elefant verschont wurde. Etwa im Jahre 80 n. Chr, bei der Eröffnung des Kolosseums dürfte die Opferzahl fünfstellig gewesen sein. Trajan konnte sogar eine fünfstellige Opferzahl bei einer einzigen Spiel-Periode vorweisen. In 123 Tagen wurden 11000 Tiere in der Arena abgeschlachtet. Die Liste den im Amphitheater getöteten Tierarten ist eindrucksvoll, mit dabei waren Löwen, Bären, Hirsche, Antilopen, Rehe, Wildesel, Stiere, Sträuße und Steinböcke.
Das Einfangen und der Transport der Tiere sowie die Organisation der Tötungsspektakel verschlangen Unsummen. Ein großer Teil der mit den ludi verbundenen riesigen Aufwendungen wurde zwar auf die Beamten und Amtsbewerber abgewälzt, zu deren festgeschriebenen Pflichten die Veranstaltung von "Spielen gehörte, trotzdem wurden hier Jahr für Jahr Hunderte Millionen Denare verpulvert. Nachschub für die Tierschlächtereien des Amphitheaters lieferte die gesamte römische und außerrömische Welt. Afrika versorgte sie mit Elefanten, Nashörner und Löwen, in Agypten wurden Krokodile und Nilpferde gejagt, Hirsche in Gallien und Bären in Germanien. Seehunde wurden von der Nordseeküste nach Rom geschafft, und Tiger wurden in den östlichen Provinzen des Reiches und in Indien gefangen. Die Unterwerfungs- und Tötungsrituale wilder Tiere im Amphitheater waren Ausdrücke dafür, wie sehr die Welt Rom zu Füßen lag und schmeichelten dem imperialen Selbstbewusstsein der Römer. Man war der Bezwinger der widerspenstigen Natur. Die Wünsche der Massen waren den römischen Caesaren Befehl - jedenfalls solange es darum ging, den Hunger auf panem et circenses. Und so bildete sich in der Kaiserzeit im gesamten Imperium, vor allem aber in der Hauptstadt Rom, eine perverse Unterhaltungs-"Industrie" heraus.
Kaum jemand machte sich Gedanken über die Respektlosigkeit den Tieren gegenüber. Das massenhafte Einfangen wurde sogar als zivilisatorischer Fortschritt verstanden. Die Bauern brauchen sind ja nicht mehr vor Raubtieren zu schützen. Schlussendlich führte das Massensterben in den Arenen zur Ausrottungen sämtlicher Tierarten in manchen Landstrichen. Besonders davon betroffen war Afrika. Nilpferde waren in Unterägypten im 4. Jh. N. Chr. gänzlich ausgerottet. Ebenso Löwen in Thessalien und Elefanten in Libyen. Erst ein paar Jahrhunderte später registrierte der Rhetor Themistios dies mit Bedauern, da das Unterhaltungssystem sehr fest etabliert war. Als großes Problem wurde dieser Rückgang aber nicht angesehen, und führte auch nicht zu einem Umdenken. Neben den eigentlichen Tiermorden in der Arena haben die Tiere oft schon beim Transport ihre Leben verloren. Schiffbrüche waren im Altertum keine Seltenheit, und das Festhalten der Schiffe wegen Flaute war nicht selten. Krankheiten und Seuchen dürften noch dazu einiges dazu beigetragen haben. Immer wieder konnte man überall auf den Straßen Wracks von halbtoten Tiere liegen sehen.
Die wenigen intellektuellen Stimmen, die gegen diese massenhafte Vernichtung von Tieren aufbegehrten, verhallten ungehört. Zumal der Protest auch sehr halbherzig ausfiel, wie der von Cicero. Es fehlt jede Ehrfurcht vor der Schöpfung, da diente die Natur als Selbstbedienungsladen zur Befriedigung dessen, was man als Unterhaltungsbedürfnis definierte. Die Arroganz, die sich in dieser Mentalität offenbart, ist offensichtlich eine der gefährlichen Erblasten, die zu unserer Tradition gehören. Es wäre wichtig, der selbstherrlich und rücksichtslosen Ausbeutungs-Mentalität zu entsagen.
7. Tiber-Zähmungsprojekt:
Im Jahr 15 n. Chr. löste eine gewaltige Überschwemmung heftige Diskussionen über den Plan einer Tiber-Regulierung durch Ableitung einiger Nebenflüsse aus.
Überschwemmungen waren beim Tiber keine Seltenheit. Besonders betroffen waren davon das Marsfeld, die Via flaminia und die Gegend des Circus Maximus, manchmal auch Teile des Forum Romanum. Die Schäden, die diese periodisch wiederkehrenden Hochwasser-Notstände verursachten, waren beträchtlich. Hauseinstürze waren in solchen Fällen an der Tagesordnung und nicht selten rissen die Fluten auch Menschen und Vieh in den Tod. Besonders tückisch war das Tiber-Hochwasser weil es ganz plötzlich eintreten konnte. Der Tiber wurde aber nicht als eine bedrohliche Macht gesehen. Er war ein schiffbarer und für die Landwirtschaft großer Gebiete lebensnotwendiger Strom und war eine wichtige West-Ostverkehrsader zwischen der Küste und dem Landesinneren.
Urheber des spektakulären Projekts waren die Senatoren Ateius Capito und Lucius Arruntius. Sie hatten von Kaiser Tiberius den Auftrag erhalten, Vorschläge für eine Eindämmung des Tibers zu erarbeiten. Sie schlugen vor, das Wasser-Volumen des Tibers durch Ableitung von Flüssen und Seen, aus denen er speiste, zu verringern. Eine besondere Rolle spielte dabei der Nar, die heutige Nera. Sie sollte in Kanäle abgeleitet werden. Ein ehrgeiziges Unterfangen, das freilich nach modernen Berechnungen einen Fehler hatte. Es war aufgrund des bescheidenen Know-hows kaum zu realisieren gewesen. Außerdem wäre die beabsichtigte Wirkung auf die Wasserhöhe des Tibers ausgeblieben. Das Tiberhochwasser kam nämlich hauptsächlich durch die ertragreichen Regenfälle zusammen.
Schon viel früher schrieb Horaz, dass er den Bau riesiger Villenanlagen mit ausgedehnten Gärten als Landschaftszerstörung wertet. Das eigentliche Landschaftsbild - das sind für ihn Acker, Weiden und Ölbaumhaine - wird durch Luxusbauten verschandelt, die gewissermaßen das natürliche Gleichgewicht stören. Weiters kritisierte er die Quadermauern als Fundament für die Paläste der Reichen, die über dem Meer in die Wellen versenkt. "Da wird es sogar schon den Fischen zu eng durch diese gigantischen Wasserbauten, kritisiert er die Eingriffe millionenschwerer Bauherren in die natürliche Umwelt." Die deutlichste Kritik stammt aber von dem Philosophen Seneca in seinen epistula mores. Hier schrieb er u.a. über die Neigung wohlhabender Bürger, die landschaftlich schönsten Flecken durch Bebauung zu vereinnahmen
Wohl auch wegen diesen Schriften waren die Widerstände gegen diesen massiven Eingriff in die Natur zu stark. Man meinte, man darf den Tiber nicht seiner Nebenflüsse berauben, da er dann in minderer Herrlichkeit dahinströmt. Offensichtlich wirkten sehr unterschiedliche Erwägungen zusammen, als es zur Abstimmung kam. Zum einen erschien es aus politischen Gründen wenig opportun, sich über den dezidierten Widerstand einer Reihe von Anlieger-Gemeinden hinwegzusetzen, die um ihre ökonomischen Grundlagen fürchteten. Die Furcht vor einem Mangel an Wasser war sehr hoch. Außerdem warf eine kritisch-realistische Überprüfung des Vorschlags die Frage nach der technischen Machbarkeit auf. Ein vergleichbares Unternehmen hat es in der Antike noch nie gegeben. Man kam zu dem Entschluss, dass die Natur den Flusslauf schon so gestaltet habe, wie es zu Nutzen und Frommen der Menschen sei. Sie hätten sich nach diesen Gegebenheiten zu richten. Die willkürliche Umleitung eines Flussbettes wird so als Frevel an einem ursprünglichen Zustand verstanden, dem sich die Menschen im Gehorsam gegenüber einer höheren, nicht immer rational erfassbaren Ordnung zu beugen haben. Dies war ein kleiner Punktsieg des Naturschutzgedankens.
8. Vergiftungskatastrophe durch Blei:
"Durch so viele giftige Zusätze wird der Wein gezwungen zu munden,
und wir wundern uns dann, dass er schädlich ist!" (Plinius)
Wein:
Gesundheitsgefährdende Betrügereien bei der Weinherstellung haben eine lange Tradition. Wie Plinius in seinem Werk <Naturalis Historia> schrieb, wurde der Wein durch künstliche Aromatisierung, Färbung und durch den Zusatz von Konservierungsmittel "nachbearbeitet". Zu den verwendeten Stoffen gehörten Pech, Gips Marmorstaub, Schwefel und Kreide. Plinius erkannte wie auch andere eine Gefahr an dieser abenteuerlichen Verfälschung an Geschmack und Farbe. Solche Stimmen waren aber eher untypisch, da die Römer den besseren Geschmack sehr schätzten. Doch die antiken Weinkritiker wussten gar nicht, wie recht sie hatten. Sie übersahen nämlich den höchst toxischen Wirkstoff, der den Wein sehr häufig kontaminiert hat, nämlich Blei. Die meisten Gesundheitsschädigungen wurden durch das Blei verursacht, und nicht durch die Stoffe, die Plinius kritisierte.
Wie kam Blei in den Wein?
Um den Wein süßer zu machen, verwendete man sapa (<Sirup>) und defrutum (<Mostsaft>). Die beiden Süßstoffe wurden nach demselben Verfahren hergestellt, sie unterschieden sich nur in der Konzentration. Saft aus besonders ausgereiften Trauben wurde durch Aufkochen eingedickt, und dabei wurden vornehmlich Bleigefäße verwendet Bronzene Gefäße schienen ungeeignet zu sein, da sie beim Kochen Grünspan abgeben und den Geschmack verschlechterten. Bei Bleigefäßen bekam der Wein einen noch süßeren Geschmack, doch das aufgelöste Blei in dem Most führte auch zu Kopfschmerzen, Trunkenheit und Magenbeschwerden, wie schon der griechische Arzt Dioskurides erkannt hatte.
Blei galt trotzdem als unbedenklicher Stoff, obwohl es zahlreiche Indizien für seine gesundheitsschädigenden Auswirkungen gab. Plinius erkannte, dass man bei Bleidampf Nase und Mund verschließen sollte, da er schädlich sei und zumindest auf Hunde sogar tödlich wirkte. Es war allgemein bekannt, dass die Arbeit in Bergwerken wegen der dort entstehenden Stäube und giftigen Ausdünstungen riskant sei, und dass Erde, Luft und insbesondere Waser rings um Minen jeder Art häufig kontaminiert waren. Dass cerussa (Bleiweiß), welches in der Kosmetik gern verwendet wurde, bei oraler Anwendung zum Tode führte, war ebenfalls bekannt. Doch Vitruv entdeckte die größte Gefahr, die aus dem Blei ausging. Er meinte, Wasser aus Tonröhren soll gesünder sein als aus Bleiröhren, da aus ihm Bleiweiß entsteht. So dürfte seiner Meinung nach Blei selbst ebenfalls ungesund sein. Als Beispiel führte er die Bleiarbeiter an, die eine blasse Körperfarbe hatten.
Doch es herrschte eine Wegseh-Mentalität. Man wollte diese Gefahren nicht beachten, da Blei ein sehr günstiges Metall ist mit hervorragenden Eigenschaften. Nicht zu Unrecht sprach man vom <römischen Metall>. Die Förderung war relativ unproblematisch. Blei kam in allen Silberbergwerken als Nebenprodukt des Silbers vor. Die wichtigsten Bleiminen der alten Welt lagen in Südattika (Laureion), in Spanien, Britannien sowie auf Sardinien. Aber auch in Italien selbst wurde Blei gewonnen. Angesichts der Fülle von Blei-Ressourcen konnte man es sich erlauben, weniger profitable Bergwerke stillzulegen. Der Preis des Bleis war dementsprechend gering. Noch dazu ist er leicht formbar, weitgehend korrosionsbeständig und hat mit 327° C einen vergleichsweise niedrigen Schmelzpunkt.
Die Schätzungen der Produktionsmengen von Blei liegen weit auseinander. Es dürfte aber während der röm. Kaiserzeit im gesamten Imperium mehrere Millionen Tonnen gefördert worden sein, mit Jahresrekorden bis an die 60000 Tonnen - eine Größenordnung, die erst wieder in der Mitte des 19. Jhd. erreicht wurde.
Verwendung:
Blei fand Verwendung für Urnen wie für Votivstatuetten, für Schreibtafeln, zur Herstellung von Gefäßen und zur Anfertigung von Kugeln und Gewichten, mit denen man Angeln und Fischernetze beschwerte. Bleiweiß diente neben Kreide auch als Schminke. In der Medizin galt Blei als Heilmittel bei Wunden, als Mittel gegen Warzen und Geschwüre. Das meiste Blei wurde aber für die berühmten bleiernen Wasserröhren, von denen sich ansehnliche Stücke erhalten haben, verwendet. Überall in der römischen Welt wurden diese fistulae plumbae hergestellt und verwendet. Eingesetzt wurden sie meist als Zuleitungen in Häuser und andere Verbrauchsstellen, die von den Aquädukten beziehungsweise den von ihnen genährten Verteilungsbecken abzweigten.
Inwieweit stellten die Wasserleitungen eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung dar?
Große Bedeutung kommt dem Härtegrad des Wassers zu. Je härter das Wasser, um so geringer die Gefahr einer Kontamination durch Blei. Durch die bei hartem Wasser verstärkt auftretenden Kalkablagerungen entstand relativ schnell eine Isolierschicht, die das Trinkwasser vor dem Bleimantel der Röhre schützte. Bei weicherem Wasser (ph Wert~6.5) löst sich das Blei im Wasser und vergiftet es. Zwar kann der Härtegrad des von dem Römern benutzten Trinkwassers nicht mehr festgestellt werden, doch aufgrund der nachweisbaren Kalkablagerungen dürfte keine besondere Gefährdung der stadtrömischen Bevölkerung vorgelegen haben dürfte. In anderen Regionen Italiens und in den Provinzen mag es freilich ganz anders ausgesehen haben. Überall dort, wo das Wasser weich war, ist mit einer spürbaren toxischen Wirkung auf den Organismus von Menschen zu rechnen, die in ihrem Leben große mengen durch Bleiröhren geleiteten Wassers tranken. Besonders gefährdet waren diejenigen, die ihr Trinkwasser aus Bleitanks schöpften, die nicht selten zur Speicherung des zugeleiteten Wassers verwendet wurden. Ein weiterer Risikofaktor war die Temperatur. Die Löslichkeit von Kalk im Wasser nimmt mit steigenden Temperaturen ab. In warmen Gegenden - und ein Großteil des in subtropischen Breiten liegenden Imperium Romanum gehörte dazu - bestand die Gefahr, dass sich Blei verstärkt in Wasser löst. Ohne Zweifel dürfte eine nicht geringe Zahl an Römern an Bleivergiftungen und ihren chronischen Folgen gelitten haben. Besonders die römische Oberschicht war davon betroffen. Der Philosoph Seneca vermittelte die Zusammenhänge zwischen ausschweifenden Zivilisationsgenüssen und Krankheiten ein anschauliches Bild der durch Völlerei ausgelösten Körperschwäche vieler Zeitgenossen vor allem aus der oberen sozialen Schichten. Ihre Haut soll blass gewesen sein, sie sollen einen schwankenden Gang gehabt haben, und ein ständiges Zucken der ständig vibrierenden Nerven. Diese Krankheitssymptome könnten sich durchaus auf eine Bleivergiftung beziehen. Es ist leicht möglich, dass jenes chronische Leiden, das der römischen Oberschicht zugesetzt hat, vielfach durch den Genuss bleiverseuchten Weines ausgelöst und verschärft worden ist, nämlich die Gicht. Ihr übermäßiger Konsum von Wein dürfte die Grundlage für die Podagra (Gicht) gewesen sein. Außerdem verwendeten sie private aus Bleiröhren gefertigte Wasseranschlüsse. Die ärmere Schicht erhielt das Wasser aus den zugänglichen Brunnen, das offensichtlich gesundheitsförderlicher war. Bleivergiftungen können zu vielen fatalen Langzeitfolgen geführt haben, darunter Anämie, neurologische Erkrankungen, aber auch geringere Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen.
A. Kobart hat sogar im Jahre 1909 detailliert nachzuweisen versucht, dass der Fall des Römischen Imperium mit der Ermattung und dem Aussterben der führenden Schicht zufolge von Bleivergiftung zu erklären ist. Allerdings wird sie von dem meisten ernstzunehmenden Forschen als indiskutabel abgelehnt. Komplexe und historische Prozesse lassen sich nicht mit monokausalen Erklärungsmustern deuten, doch könnte das Blei eine Schwächung der körperlichen und geistigen Kräfte bewirkt haben und einen gewissen Anteil an dem Niedergang Roms gehabt haben.
9. Fazit
Vergleicht man antike und moderne Umweltprobleme so lässt sich ein prinzipieller Unterschied feststellen: Antike Klagen über ökologische Missstände sind immer partiell: Wenn Seneca oder Sallust umweltzerstörendes Verhalten beklagen, dann als Verletzung einer moralischen, ideellen Norm: Naturzerstörung als Folge und Zeichen von Habgier, Luxusstreben und Maßlosigkeit. Die Umweltprobleme der Antike sind dabei stets geographisch begrenzt: Wenn die Stadtluft zu stickig ist, flieht man an die Küste, wenn die Hektik in Rom unerträglich geworden ist, reist man auf sein Landgut, wem Italien zu vergiftet erscheint, kennt reizvolle Plätze außerhalb Italiens oder flieht gedanklich in die Dichtkunst der Bukolik.
Nie jedoch erscheinen in der Antike die natürlichen Lebensgrundlagen insgesamt gefährdet, nie ist die Existenz der Menschheit und der nachfolgenden Generationen in Frage gestellt. Dies ist der fundamentale Unterschied zwischen der antiken Umweltsensibilität, die partielle und regionale Missstände feststellt, und der globalen Bedrohung der Natur und des Lebens in unserer heutigen Zeit.
Texte:
Ovid (2,5 Seiten)
Metamorphosen: Vol. II: 1,89-1,162 (Beschreibung der 4 Zeitalter)
In der Antike wird das 'Goldene Zeitalter' (aurea-aetas-Mythos) glorifiziert, in dem Mensch und Natur in völligem Einklang - geradezu in einem paradiesischen Zustand - miteinander leben. Bescheidenheit und Ehrfurcht kennzeichnen das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt. Die Sehnsucht nach einen Leben in einer unberührten, intakten Natur ist damals genauso vorhanden wie heute. Doch dieser Idealzustand zwischen Mensch und Natur währt nicht lange: Der Mensch beginnt in die Natur einzugreifen und Bodenschätze abzubauen. Durch Habgier, Krieg und sittlichen Verfall tritt jedoch eine ständige Verschlechterung des Lebens ein, das silberne, bronzene und eiserne Zeitalter folgen. Der Dichter Ovid (43 v. Chr. - 17 n. Chr.) schildert eindrucksvoll die Sehnsucht nach diesem verlorenen Paradies und den Mythos vom Goldenen Zeitalter:
C. Plinius Secundus: (1,5 + 4 Seiten)
Naturalis historiae: Liber XXXIII: 1-4: (I und Teil von II) Die Beschaffenheit der Metalle
66-78: (XXI) Vom Auffinden des Goldes
Tacitus (3 Seiten)
Agricola 30-32 Eroberung/Krieg
Die Zerstörung und die Verwüstung von Landschaft und landwirtschaftlicher Nutzfläche galten als ein legitimes Mittel zur Schwächung des Feindes und seiner Bevölkerung. So haben die Römer im 3. Punischen Krieg (143 - 146 v. Chr.) nach der völligen Zerstörung Karthagos die Acker noch zusätzlich mit Salz bestreut, um jede neue Vegetation zu verhindern. Dieses rigorose Verhalten der Römer gegenüber Kriegsgegnern rief im gesamten Reich Empörung hervor. So klagt der Britannier-Fürst Calgacus die Kriegsführung der Römer scharf an:
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