Wolfgang Abendroth
In Abendroths Gesellschaftstheorie, die
antagonistische(unauflösliche) Klassengesellschaft, lehnt er sich sehr stark an
die Ansichten Marx an. Man kann sogar sagen, dass er einer der wenigen
Soziologen ist, der für Marx eine Lanze bricht. Um seiner Theorie noch
stärkeren Rückhalt zu geben klammert er die Bauern aus seinen Betrachtungen
aus, denn ohne Bauern ist das Verhältnis Erwerbstätiger - Kapitalbesitzer 5:1
und mit Bauern nur 4:1. Heute kann man sagen, dass diese Annahme durchaus
gerechtfertigt war, da die Anzahl der Bauern in Deutschland seit 1967 enorm
abgenommen hat. Die heutige Anzahl der Bauern ist so gering, dass man sie wie
Abendroth es schon damals tat, auch heute aus den Betrachtungen ausschließen
kann. Abendroth geht davon aus, dass die gesamte Macht bei den Kapitalbesitzern
liegt und sich die Arbeiter freiwillig unterwerfen müssen, da nur dies ihre
einzige Existenzgrundlage ist(Verkauf der Ware Arbeitskraft). Des weiteren
haben die Kapitalisten die Macht den gesellschaftlichen Arbeitsprozess zu
bestimmen, da sie die Majoritätspakete (Mehrheitsanteile) aller Großbetriebe
besitzen, Abendroth sieht den egalitären Mittelstand von Schelsky als
ideologisch(nicht real) an, weil die Telhabe am Massenkonsum die Tatsache
verschleiert, dass es keinen Mittelstand mehr gibt. Außerdem kann man dazu noch
anführen, dass die wirtschaftliche Macht bei den Großkonzernen liegt, denn die
gesamten "mittelständischen" und Kleinunternehmen sind von den Aufträgen der
Großunternehmen abhängig und fungieren in großem Maße als Subunternehmen.
Beispiele dafür sind Pactra und Securitas bei Samsung. Genauso wie Marx sieht
Abendroth die Auflösung der Gesellschaftsgegensätze nur durch eine Revolution
durch die Arbeiterbewegung für möglich.
Trotz der heutigen Rechtfertigung der
Bauernausklammerung kann man sagen, dass dies damals in keinster Weise
gerechtfertigt war, da diese einen erheblichen Teil der Bevölkerung ausmachten
(etwa 20%). Das Argument, dass der Massenkonsum das Vorhandensein des
Mittelstands verschleiert kann als äußerst wage angenommen werden, da sich in
der Gesellschaft sehr deutlich Positionen mit mittelständischem Charakter
abzeichnen, zum Beispiel (Staatsanwalt, Hotelbesitzer und Lehrer). Auch Hier
sind allein 2 Gruppen für die Einteilung der Gesellschaft viel zu
undifferenziert. Außerdem kann man sagen, dass der Klassenwiderspruch
verschwunden ist . Auch die sozialen Sicherungssysteme, auch wenn sie nur
bedingt funktionieren, tragen zu Entschärfung der Radikalisierungsprozesse bei
und mindern demzufolge sehr stark das Risiko einer Revolution. Der Wille der
Gesellschaft nach sozialem Frieden ist enorm hoch was den Klassenkampf in den
Hintergrund rücken lässt und somit einen Angleichungsprozess der Gesellschaft
erkennen lässt.
Abschließend kann man feststellen, dass keines
der angeführten Systeme vollständig ist und somit auch keine allgemeine
Berechtigung haben dürfte. Trotzdem spiegeln die einzelnen Modelle die
Situation der Gesellschaft in so unterschiedlicher Weise wieder, dass man einen
sehr guten Überblick bekommt und dialektisch(in Gegensätzen denkend) darüber
nachdenken kann.