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Der Expressionismus
(ca. von 1910 bis 1925)
Expressionismus bedeutet Ausdruckskunst, d.h. innerlich gesehene Wahrheiten und Erlebnisse werden dargestellt.
Gegen Autorität, Industrialisierung, Enthumanisierung, Selbstzufriedenheit und Imperialsimus. Keine Rücksicht auf Ethik und Moral. Visionen vom Weltende entbrennen. Alle Brücken zur Vergangenheit sollen abgebrochen werden. Der soll sich selbst wieder finden.
Vorbilder der Künstler sind die französischen Symbolisten Baudelaire und Rimbaud sowie der Philosoph Friedrich Nietzsche mit seiner Forderung nach dem neuen Menschen, dem "Übermenschen".
Bündnisse: Dreibund, Entente
Anlaß: Ermordung der österreichischen Thronfolgerehepaares
Friedensverträge: St. Germain (Österreich), Versailles (Deutschland)
Die Monarchie Österreich/Ungern zerfällt. Ausrufung der Republik Österreich, Klärung von Gebietsansprüchen, Einführung der Schillingwährung
In Deutschland Weimarer Republik (1919 - 1934) und Putschversuch der NSDAP (1923) mit Frankreich besteht eine Spannung (Marokkokrise) und in China kommt es zu einer Revolution (Abdankung der Mandschu-Dynastie). In Italien entsteht der Faschismus (Mussolini) und in Deutschland der Nationalsozialismus. Kampf um die Unabhängigkeit Indiens (Ghandi).
Der Einfluß des naturwissenschaftlichen Denkens wird auf die Geisteswissenschaften gelenkt. Von besonderen Einfluß wird die Philosophie des Franzosen Henri Bergson (1859 - 1941), der zu beweisen versucht, daß nur die Intuition, d.h. die innere Anschauung, und nicht der zergliederte Verstand das Wesentliche unmittelbar erfassen können. In Deutschland und Österreich findet er Nachfolger, wie z.B. Oswald Spengler (1880 - 1936) mit seinem 'Untergang des Abendlandes'.
Die Musik im Expressionismus verzichtet auf Wohlklang und Melodie, so wie es in der romantischen Tonsprache vorkommt. Vielmehr wird der kalte Ton und die reine harmonische Struktur verwendet. Schönbergs Prinzip der Atonalität widerspricht der bisher geltenden Harmonie.
Claude Achille Debussy
Igor Fjodorowitsch Strawinsky
Béla Bartók
Arnold Schönberg
Paul Hindemith
Es ist nicht wichtig schöne Formen und wirklichkeitsnahe Bilder zu erstellen, sondern mit diesenen etwas auszudrücken. Man schaut sich nicht das 'Häßliche' als Motiv zu nehmen, im Gegenteil man geht dem 'Schönen' sogar aus dem Weg.
Künstlervereinigungen: Die Brücke, Der Blaue Ritter
Emil Nolde
Ernst Ludwig Kirchner
August Macke
Franz Marc
Paul Klee
Unter den Expressionisten herrscht ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl, sodaß sie Vereinigungen bilden, die Zeitschriften wie "Der Sturm", "Der Brenner", "Die Aktion", 'Das neue Pathos' werden herausgeben. (politische Thesen, sozialistische Forderungen, Frieden, Weltverbrüderung, )
Else Lasker-Schüler: Styx
Georg Heym: Der ewige Tag, Umbra Vitea
Georg Trakl: Der Aufbruch, Sebastian im Traum
Gottfried Benn: Morgue
Ernst Stadler: Der Aufbruch
August Stramm: Erwachen, Dein Lächeln weint
Carl Einstein: Bebuquin
Franz Kafka: Der Prozeß, Das Schloß
Georg Kaiser: Die Bürger von Calais, Der Soldat Tanaka, Das Floß der Medusa
Erst Barlach: Der tote Tag, Der arme Vetter, Die Sintflut
Frank Wedekind Frühlings Erwachen, Erdgeist, Die Büchse der Pandora
Alfred Döblin Die drei Sprünge des Wang-lun, Wallenstein,. Berlin Alexanderplatz, Hamlet
Gegen die Vernunft, die es so herrlich weit gebracht hat, daß die Völker sich im Krieg vernichten. Man verlangt die Rückkehr der kindlichen Naivität und verzichtet auf jede Logik.
'Jammer brüllen. Affen heulen. Gluten klammen; Klammen Klauben; Bimmel Baumel; Bummel Bummel; in die Nacht. Wanda wende Wanda Wanda '
Aus dem Erleben der Arbeit selbst.
'Nichts als Mauern, Ohne Gras und Glas zieht die Straße den gescheckten Gurt der Fassaden. Keine Bahnspur surrt. Immer glänzt das Pflaster wassernaß. Streift ein Mensch dich, trifft sein Blick dich kalt bis ins Mark; die harten Schritte haun Feuer aus dem turmhoch steilen Zaun, noch sein kurzes Atmen wolkt geballt '
Die erzählende Dichtung tritt im Expressionismus etwas in den Hintergrund, da sie nicht so häufig angewendet wird. Die Dichter lehnen die Psychologie und Kausalität zur Erklärung von Mensch und Welt ab. Dabei tendieren sie zur Kürze, zu Wucht und Prägnanz des Ausdrucks.
Parataxe, Ellipse und syntaktische Sprachverzerrung überwiegen im Sprachlich-Stilistischen. Kürze und Prägnanz sollen durch Vereinfachung zur Steigerung führen. Da die epischen Werke kurz gehalten sind, erhalten sie beinahe novellistischen Charakter, der aber nicht dem Inhalt entspricht.
Das Wesen des Expressionismus verwirklichte sich in der Lyrik am besten. Gottfried Benn beschreibt ihn als "Wirklichkeitszertrümmerung, als rücksichtsloses An-die-Wurzel-der-Dinge-Gehen".
Moralischer Pathos, visionärer Sturm, Intensität und Verkündigung sollen aus Formzwängen hinaus, zu freiem Bekennertum führen. Mit der Sprache wird bewußt gespielt, wobei das Wort im Vordergrund steht, das als Zeichen, als Chiffre oder für neue Wortkombinationen verwendet wird. Die Lyrik beinhaltet außerdem die Reflexion in langen Monologen, scharfe Ironie sowie die schamlose Darstellung des Peinlichen und Häßlichen. Die Inhalte sind relativ nebensächlich.
Im Drama konnten expressionistische Dichter ihre Ideen der Wandlung und Steigerung wirkungsvoll demonstrieren. Daher übernahm es neben der Lyrik eine beherrschende Rolle. Auf der Bühne wird die Geburt des neuen, gewandelten Menschen - hervorgerufen durch Abstraktion und Einfühlung - dargestellt.
Unterstützt wird das Drama durch Musik, Tanz, Pantomime, Bühnenbild und Lichteffekte. Die Personen werden nicht als individuelle Wesen, sondern typisiert dargestellt ("Mann", "Frau", "Tochter" ). Die Charaktere werden oft übersteigert oder grotesk verzerrt, um die Seele aufzudecken.
Im eigentlichen Dramentyp des Expressionismus wird das Stück von einem Wortführer (Protagonist) beherrscht. Auf allegorisch-symbolische Demonstration der Verwirklichung ethischer Werte ausgerichtet, führt es am Menschen, begriffen als Mitte der Welt, Erlösung durch Wandlung vor. Auf der Bühne erscheint ein Einzelmensch, um (oft namenlos mit Maske) das Allgemeingültige vorzutragen.
Schrei und Telegrammstil
Verkürzung von Sätzen (weglassen von Artikeln und Vorwörtern)
Verbalstil ('Entsubstantivierung der Welt', Schaffung neuer Verben: tieren, blumen, )
Metaphorik (sprachliches Bild)
Allegorie
Personifikation (Ideen, Phantasien und leblose Dinge werden als Wesen dargestellt)
Synästhesie (Erregung eines Sinnesorgans durch einen nichtspezifischen Reiz)
Symbole und Farbchiffren
Wortballungen, Worthäufungen
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