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Cicero in Verrem
Marcus Tullius Cicero ragte allein von allen durch den Ruhm seiner Rede hervor, er machte die Sprache der Römer reich und berühmt auf dass sie die Völker eng an die gemeinsame Mutter binden sollte. Er verteidigte die Freiheit, die durch die Bürgerkriege unterdrückt war. Am Bürgerzwist ging er zu Grunde als Opfer: für die Weisheit der Alten eine leuchtende Zierde, ein Verkünder der allen gemeinsamen Menschlichkeit.
Im 2000. Jahr nach seinem Tod, der Verein zur Förderung der Cicero-Studien am 7. Dezember 1957 zu Arpinum
Welch unsagbares Verbrechen!
Ich komme jetzt zu der "Liebhaberei" von diesem da, wie er selbst es nennt, zu der "Krankheit und Leidenschaft" wie seine Freunde es nennen, zur "Räuberei", wie die Bewohner Siziliens es nennen; mit welchem Namen ich es bezeichnen soll, weiß ich nicht; ich werde euch den Sachverhalt darlegen, ihr sollt ihn nach seiner wahren Bedeutung nicht nach der Bedeutung des Namens beurteilen. Erkennt zuerst den Tatbestand selbst, Richter, dann werdet ihr vielleicht nicht mehr viel fragen, wie man dies nach eurer Meinung nennen muß. Ich behaupte, dass in ganz Sizilien in der so reichen und so alten Provinz mit so vielen Städten, mit so vielen so eichen Familien, es kein silbernes Gefäß gab, kein khorintisches oder delisches, keinen Edelstein oder keine Perle, dass es keine Arbeit aus Gold oder Elfenbein gab, keine Statue aus Bronze, Marmor, Elfenbein, ich behaupte, dass es kein Bild auf Holz oder Leinwand gab, das er nicht aufstöberte, in Augenschein nahm und, wenn es ihm gefiel, wegnahm.
Ich scheine Kühnes zu sagen: gebt auch acht, wie ich es sage. Denn nicht um große Worte zu machen und nicht um das Vergehen aufzubauschen, stelle ich alles ohne Ausnahme dar: Wenn ich sage, dass der da in der ganzen Provinz keinen derartigen Kunstgegenstand zurückgelassen hat, dann wißt, dass ich offen heraus rede, dass ich nicht nach Advokatenart spreche. Noch deutlicher: wißt, dass dieser nichts im Hause von irgendeinem, nicht einmal im Hause eines Gastfreundes, nichts an öffentlichen Plätzen, nicht einmal im Tempel, nichts bei einem Siculer, nichts bei einem römischen Bürger, dass dieser schließlich nichts, was ihm vor Augen oder in den Sinn kam, weder privates noch heiliges in ganz Sizilien zurückgelassen hat.
Selbst Freunde blieben nicht verschont!
Womit dürfte ich also lieber beginnen als mit dieser Gemeinde, welche zugleich dein Liebling und Abgott war, oder mit welcher Gruppe dürfte ich lieber beginnen, als gerade mit deinen Lobrednern? Leichter wird nämlich erkannt werden, wie du bei denen gewesen bist, welche dich hassen, welche dich anklagen, welche dich verfolgen, wenn es sich herausstellen sollte, dass du bei deinen Mamertinern auf die skrupelloseste Weise Beute gemacht hast. Der Mamertiner Gaius Heius ist -dies geben mir alle gern zu, die nach Messana gekommen sind- in jeder Beziehung in jenem Staat sehr angesehen. Sein Haus ist vielleicht das beste in Messana, sicherlich jedenfalls das bekannteste, das unseren Leuten stets offen steht und äußerst gastfreundlich ist. Dieses Haus war vor dessen Ankunft so mit Schmuck ausgestattet, dass es auch der Stadt zur Zierde gereichte; denn Messana selbst, das sich auszeichnet durch seine Lage, durch seine Mauern und durch seinen Hafen, ist ziemlich leer und entblößt von diesen Dingen, an denen sich der da erfreut.
Es war bei Heius im Haus ein höchst ehrwürdiges, von den Vorfahren ererbtes, uraltes Heiligtum, in welchem sich vier ganz herrliche Statuen befanden, von höchster Kunstfertigkeit und im edelsten Stil gearbeitet, welche nicht nur diesen begabten und kunstverständigen Menschen erfreuen konnten, sondern auch jeden beliebigen von uns, die der da Laien nennt, darunter eine marmorne Statur des Cupido von Praxiteles; während ich gegen diesen Untersuchungen anstellte, prägte ich mir natürlich auch die Namen der Künstler ein. Derselbe Künstler schuf, so glaube ich, jenen Cupido von derselben Art, der in Thespia ist, dessentwegen man Thespia besucht; denn einen anderen Grund, es zu besuchen gibt es nicht. Und als der berühmte Lucius Mummius die Thespiaden, welche neben dem Tempel der Felicitas stehen, und die übrigen ungeweihten Statuen aus jener Stadt wegnahm, da hat er diesen marmornen Cupido nicht angerührt, weil er geweiht war.
Um aber auf jenes Heiligtum zurückzukommen, es gab dort diese Statur des Cupido aus Marmor, von der ich rede, auf der anderen Seite stand ein Hercules, vorzüglich aus Erz gearbeitet. Dieser soll von Myron sein, wie ich glaube, und sicherlich. Ebenfalls standen vor diesen Göttern kleine Altäre, welche jedem beliebigen die Heiligkeit der Stätte anzeigen konnten. Außerdem befanden sich dort zwei eherne Statuen, nicht sehr groß, aber von herausragender Schönheit, in der Gestalt und in der Kleidung von Mädchen, welche nach Art der athenischen Jungfrauen mit erhobenen Händen einige heilige Gegenstände hielten, die sie auf dem Kopf trugen. Man nannte die selbst Canephoren, aber deren Künstler - wer? Na, wer denn? Du erinnerst mich richtig- soll Polyclet sein. Sobald jeder von uns nach Messana gekommen war, pflegte er, diese zu besichtigen; allen standen diese täglich zur Besichtigung offen; das Haus war ebenso für die Stadt zur Zierde wie für den Herrn.
Alle diese Statuen, von denen ich gesprochen habe, Richter, hat Verres aus dem Heiligtum des Heius weggeschleppt; keine davon, sage ich , ließ er zurück und überhaupt nichts anderes außer einer einzigen uralten hölzernen Statue, einer "Bona Fortuna", wie ich glaube; diese wollte der da nicht in seinem Hause haben. Bei dem Glauben an Götter und Menschen! Was ist dies? Was ist das für eine Sache, was ist das für eine Unverschämtheit? Bevor diese von mir genannten Statuen von dir weggeschleppt wurden, kam niemand mit einer Befehlsgewalt nach Messana, der sie nicht besichtigt hätte. So viele Prätoren, so viele Konsuln sind sowohl im Frieden als insbesondere auch im Krieg in Sizilien gewesen, so viele Menschen jeder Art - ich spreche nicht von den lauteren, unschuldigen und gottesfürchtigen Menschen - so viele Habgierige, so viele Skrupellose, so viele Wagemutige, von denen keiner sich so leidenschaftlich, so mächtig, so hochgestellt zeigte, dass er es wagte, aus jenem Heiligtum irgend etwas zu fordern oder wegzunehmen oder nur anzurühren. Wird Verres das wegnehmen, was überall das schönste ist? Wird es keinem erlaubt sein, irgend etwas außer ihm zu besitzen? Wird ein einziges Haus von dem da den Besitz so vieler reichster Häuser aufnehmen? Hat deshalb niemand der oben genannten diese angerührt, damit dieser sie wegnehme? Hat Gaius Claudius Pulcher sie deshalb zurückgebracht, damit Gaius Verres sie wegnehmen konnte? Aber jener Cupido verlangte nicht nach dem Haus dieses Kupplers und nach seiner Mätressenwirtschaft; gerne hielt er sich an jenem altgewohnten Heiligtum auf; er wusste, dass er dem Heius von den Vorfahren unter der Erbschaft von Heiligen zurückgelassen war, er sehnte sich nicht nach dem Erben dieser Dirne.
nicht
übersetzt!
Er riskierte sogar den internationalen Konflikt
Ich komme jetzt auf etwas, was schon nicht mehr Diebstahl, keine Habgier und keine Begehrlichkeit ist, sondern eine solche Schandtat, dass mir alles Ruchlose darin enthalten und inbegriffen zu sein scheint; Bei diesem wurden die unsterblichen Götter beleidigt, der Ruf und das ansehen des römischen Volkes beeinträchtigt, die Gastfreundschaft wurde mit Füßen getreten und verraten, und alle eng mit uns befreundeten Könige wurden durch dessen Verbrechen uns abspenstig gemacht, und ebenso die Völkerschaften, die in deren Reich und Gewalt leben. Denn ihr wisst, dass die Könige Syriens, die jungen Söhne des Königs Antiochus, neulich in Rom gewesen sind; diese waren nicht gekommen, wegen des Königreichs Syrien, denn dieses hielten sie ohne Streit, wie sie es vom Vater und den Vorfahren erhalten hatten, sondern wie glaubten, dass sie selbst und Selene, ihre Mutter, Anspruch hätten auf das Königreich Agypten. Nachdem diese durch die widrigen politischen Verhältnisse gehindert beim Senat nicht vortragen konnten, was sie wollten, reisten sie nach Syrien, in ihr väterliches Reich. Von diesen wollte der eine, der Antiochus genannt wird, eine Reise durch Sizilien machen, und so kam er, als dieser Prätor war, nach Syracus.
Hier glaubte Verres, ihm sei eine Erbschaft zugefallen, weil der Mann, der in sein Reich und in seine Gewalt gekommen war, der, wie er vernommen hatte und vermutete viele prächtige Dinge mir sich führte. Er schickt ihm reichlich diese Geschenke für den Hausgebrauch, Öl und Wein, soviel ihm gut schien, auch Weizen von seinem Zehnten, soviel genügend war. Darauf lud er den König selbst zum Essen ein. Er lässt das Speisezimmer reich und üppig ausstatten, er stellt das aus, was er im Überfluß hatte, sehr viele und sehr prächtige silberne Gefäße - denn diese goldenen hatte er noch nicht anfertigen lassen; er sorgt dafür, dass das Mal mit allem wohlversehen und ausgestattet sei. Was soll ich noch viel sagen? Der König ging so weg, dass er glaubte, der da sei reich begütert und er sei ehrenvoll empfangen worden. Darauf lädt er seinerseits den Prätor zum Essen ein; er stellt alle seine Schätze aus, viel Silber, auch nicht wenige Becher aus Gold, welche, wie es königliche Sitte ist und besonders in Syrien, mit den herrlichsten Edelsteinen verziert waren.
Darunter befand sich auch ein Weingefäß, und eine Schöpfkelle, aus einem einzigen sehr großen Edelstein herausgeschnitten, mit einem goldenen Handgriff; über diese habt ihr, wie ich glaube, einen genügend tauglichen und gewichtigen Zeugen, nämlich Quintus Minucius, schon sprechen gehört. Dieser nahm jedes einzelne Gefäß in die Hand, lobte es und bewunderte es: der König freute sich, dass dem Prätor des römischen Volkes jenes Gastmahl genug genehm und willkommen war. Nachdem man von dort weggegangen war, dachte Verres, was der Sachverhalt selbst dann gezeigt hat, nur daran, wie er den König ausgeraubt und ausgeplündert aus der Provinz entlassen könne. Er schickt einen Boten, um die schönsten Vasen zu erbitten, die er bei ihm gesehen hatte. Er sagt, dass er sie seinen Bildstechern zeigen wolle. Da der König jenen nicht kannte, gab er sie sehr gerne ohne jeden Verdacht. Er schickte auch jemanden um die Schöpfkelle aus Edelstein zu erbitten; er wolle diese genauer betrachten. Auch diese wird ihm geschickt.
Achtet jetzt auf das Weitere, Richter, von dem ihr schon gehört habt, und was das römische Volk jetzt nicht zum ersten Mal hören wird, und was bei den fremden Völkern bis in die entlegensten Länder sehr bekannt ist. Als diese Könige, von denen ich spreche, einen Leuchter mit den schönsten Edelsteinen, ein Wunderwerk der Vollkommenheit, nach Rom gebracht hatten, um ihn im Kapitol aufzustellen, konnten sie ihn aber nicht aufstellen, weil sie den Tempel noch nicht vollendet antrafen und sie wollten ihn auch nicht dem Volk zeigen und vorführen, damit er dann um so prachtvoller wirke, wenn er zu seiner Zeit in der Cella des Jupiter Optimus Maximus aufgestellt würde, und um so glänzender wirke, wenn seine Schönheit frisch und neu den Menschen vor Augen käme: sie beschlossen, diesen wieder mit sich nach Syrien zu nehmen, um dann, wenn sie von der Weihe des Götterbildes des Jupiter Optimus Maximus gehört hätten, Gesandte zu schicken, die unter den übrigen Dingen auch jenes herausragende und ganz wunderbare Geschenk aufs Kapitol bringen sollten.
Die Sache kam irgendwie dem da zu Ohren; denn der König hatte dies verheimlichen wollen, nicht als ob er irgend etwas fürchtete oder vermutete, sondern, damit nur wenige jenen eher zu sehen bekämen, als das römische Volk. Der da verlangt vom König und bittet ihn mit vielen Worten, ihm diesen zu schicken; er sagt, dass er ihn genau betrachten wolle und dass er anderen keine Gelegenheit geben werde, diesen zu sehen. Antiochus, der sowohl von kindlichem als auch von königlichem Sinn war, ahnte nichts von der Skrupellosigkeit des Verres. Er befiehlt seinen Leuten, den Leuchter eingewickelt möglichst heimlich zum Amtssitz des Prätors zu bringen. Als sie ihn dorthin getragen und nach Entfernung der Hüllen aufgestellt hatten, begann dieser zu rufen, dieses Stück sei würdig des Königreichs Syrien, würdig eines königlichen Geschenkes, würdig des Kapitols. Denn er zeigte sich mit solchem Glanz, der von den glänzendsten und schönsten Edelsteinen stammen musste, eine solche Mannigfaltigkeit der Ausführung, dass die Kunstfertigkeit mir dem Reichtum zu wetteifern schien, eine solche Größe, dass man einsehen konnte, dass er nicht zu menschlichem Prunk gemacht war, sondern zum Schmuck des ehrwürdigsten Tempels. Als es schien, dass er den Candelaber schon genügend betrachtet hatte, begannen sie, ihn hochzuheben um ihn zurückzutragen. Dieser da sagte, dass er ihn immer wieder anschauen wolle; er habe sich keineswegs schon satt gesehen; er befahl jenen, wegzugehen, und den Candelaber zurückzulassen. So kehrten jene dann mit leeren Händen zu Antiochus zurück.
Der König fürchtete zunächst nichts, er hatte keinen Argwohn; ein Tag verging, ein anderer, mehrere; er wird nicht zurückgegeben. Er schickt dann einen Boten: wenn es ihm gut scheine, möge er ihn zurückgeben. Dieser da befiehlt, man solle später zu ihm zurückkommen. Jenem erscheint es verwunderlich; er schickt nochmals einen Boten; der Leichter wird nicht zurückgegeben. Er wendet sich persönlich an den Verres, er bittet ihn um die Rückgabe. Erkennt nun das wahre Gesicht und die beispiellose Unverschämtheit dieses Menschen! Diesen Kandelaber, der, wie er wusste und wie er vom König selbst gehört hatte, auf dem Kapitol aufgestellt werden sollte, der, wie er sah, für den Jupiter Optimus Maximus, für das römische Volk bestimmt war, begann er, für sich als Geschenk zu erbitten, und mit größtem Nachdruck zu verlangen. Als jener sagte, dass er durch die Ehrfurcht vor dem kapitolinischen Jupiter und durch die Rücksicht auf die öffentliche Meinung daran gehindert werde, weil viele Völker Zeugen dieses Werkes und Geschenkes seien; da begann Verres, ihm in heftigster Weise zu drohen. Sobald er sah, dass dieser ebenso wenig durch Drohungen wie durch Bitten umgestimmt wurde, befahl er ihm, schnell noch vor Einbruch der Nacht, die Provinz zu verlassen; er sagte, er habe erfahren, dass aus seinem Königreich Piraten nach Sizilien kommen würden.
Der König sagte vor einer sehr großen Versammlung in Syracus auf dem Marktplatz - es möge keiner glauben, dass ich mich zufällig mit einer verborgenen Missetat befasse und irgend etwas ausdenke auf einen bloßen Verdacht von Menschen hin - auf dem Forum in Syracus, sage ich, begann er weinend und die Götter und Menschen anrufend, laut zu beteuern, dass den aus Edelsteinen gefertigten Leuchter, den er aufs Kapitol senden wollte, der nach seinem Wunsche im herrlichsten Tempel für das römische Volk ein Wahrzeichen seiner Bundesgenossenschaft und Freundschaft sein sollte, dass den Gaius Verres ihm weggenommen habe. Hinsichtlich der übrigen Kunstwerke aus Gold und Edelsteinen, welche von seinem Eigentum jetzt bei jenem seien, sei er nicht bedrückt, dass aber dieser Leuchter ihm entrissen werde, sei erbärmlich und empörend. Wenn dieser auch schon vorher im Geist und in Gedanken von ihm und seinem Bruder als Weihegeschenk bestimmt worden sei, wolle er ihn dennoch nun, vor jener Versammlung römischer Bürger dem Jupiter Optimus Maximus geben, schenken, widmen und weihen und Jupiter selbst rufe er als Zeugen seines Wunsches und seiner Gottesfurcht an. Welche Stimme, welche Kräfte können die Klage über dieses eine Verbrechen durchhalten? König Antiochus, der in Rom vor unser aller Augen fast zwei Jahre lang mit königlicher Begleitung und Hofhaltung gewesen war, dieser ist, obwohl er ein Freund und Bundesgenosse des römischen Volkes war, obwohl sein Vater, sein Großvater, seine Vorfahren mit uns sehr befreundet waren, obwohl er der Sproß uralter und sehr berühmter Könige war, obwohl er der Herrscher über ein sehr reiches und sehr großes Königreich war, Hals über Kopf aus einer Provinz des römischen Volkes vertrieben worden.
Wie werden die ausländischen Völker dies annehmen, wie, glaubst du, wird das Gerücht über deine Tat in die Königreiche anderer und in die äußersten Gebiete gelangen, wenn sie hören, dass ein Prätor des römischen Volkes in seiner Provinz einen König gekränkt, einen Gast ausgeraubt, einen Bundesgenossen und Freund des römischen Volkes hinausgeworfen hat? Euer Namen und der des römischen Volkes wird den auswärtigen Völkern, das sollt ihr wissen, verhasst und widerwärtig sein, Richter, wenn dieses so große Unrecht von diesem ungestraft bleibt. So werden alle, zumal da die Kunde von der Habsucht und der Begierde unserer Leute sich verbreitet hat, glauben, dass dies nicht die Tat von dem da allein sei, sondern auch von denen, die es gebilligt haben. Viele Könige, viele freie Gemeinden, viele vermögende und einflussreiche Privatleute haben in der Tat im Sinn, das Kapitol so auszuschmücken, wie es die Würde des Tempels und der Name unserer Herrschaft verlangt; wenn diese aber erfahren haben, dass ihr entrüstet gewesen seid über die Unterschlagung dieses königlichen Geschenkes, dann werden sie glauben, dass euch und dem römischen Volk ihre Zeichen der Zuneigung und ihre Geschenke willkommen sein werden. Wenn sie aber hören, dass ihr bei diesem so angesehenen König, bei einem so erlesenen Werk, bei einem so bitteres Unrecht euch gleichgültig gezeigt habt, dann werden sie nicht so wahnsinnig sein, Mühe, Sorge und Geld für die Dinge aufzuwenden, welche nach ihrer Meinung euch nicht willkommen sind.
In Syracus überschritt er die Grenzen der Menschlichkeit
Jetzt werde ich zu Marcellus zurückkehren, damit es nicht den Anschein hat, dass dies von mir ohne Grund erwähnt wurde. Nachdem dieser eine so herrliche Stadt mit Heeresgewalt erobert hatte, glaubte er, dass dies nicht für das Ansehen des römischen Volkes dienlich sei, diese Schönheit zu zerstören und auszulöschen, zumal von ihr keine Gefahr ausging. Deshalb verschonte er alle Gebäude, die öffentlichen und privaten, die geweihten und ungeweihten, so, als ob er mit dem Heer gekommen sei, um diese zu verteidigen, nicht, um sie zu belagern. Bei den Kunstgegenständen der Stadt nahm er Rücksicht auf den Sieg, aber auch auf die Menschlichkeit, denn er glaubte, es sei das Wesen des Sieges, vieles nach Rom zu schaffen, was der Stadt zum Schmuck dienen könnte, es sei aber ein Zeichen von Menschlichkeit, die Stadt nicht völlig auszuplündern, zumal er diese erhalten wollte. Bei dieser Aufteilung der Kunstgegenstände beanspruchte der Sieg des Marcellus für das römische Volk nicht mehr, als die Menschlichkeit den Syracusern aufbewahrte. Was nach Rom geschafft wurde, sehen wir beim Tempel des Honor und der Virtus und ebenfalls an anderen Orten. Nichts davon stellte er in seinem Haus auf, nichts in seinen Gärten, nichts in seinem Landhaus. Er glaubte, wenn er den Schmuck der Stadt nicht in sein Haus gebracht habe, werde sein Haus der Stadt zum Schmuck gereichen. Syracus aber ließ er sehr viele und hervorragende Kunstgegenstände zurück; er beleidigte aber keinen Gott, er rührte keinen an. Vergleicht ihn mit Verres, nicht um einen Menschen mit einem Menschen zu vergleichen, damit nicht einem solchen toten Mann ein Unrecht geschieht, sondern, dass ihr den Frieden mit dem Krieg vergleicht, die Gesetze mit der Gewalt, das Forum und die Rechtsprechung mit dem Eisen und den Waffen, die Ankunft mit Gefolge mit einem siegreichen Heer.
Es gab auf der Insel, von der ich vorher gesprochen habe, einen Tempel der Minerca; diesen rührte Marcellus nicht an, diesen ließ er vollständig und ausgeschmückt zurück; dieser wurde aber von dem da so ausgeraubt und ausgeplündert, dass es den Anschein hat, er sei nicht von irgendeinem Feind heimgesucht worden, der dennoch im Krieg einen Funken Gottesfurcht und das Recht des überkommenen Brauches bewahrte, sondern, dass es den Anschein hat, er sei von barbarischen Räubern heimgesucht worden. Die Reiterschlacht des Königs Agathocles war auf Tafeln herrlich gemalt; mit diesen Tafeln aber waren die Innenwände des Tempels ausgekleidet. Nichts war berühmter als dieses Gemälde, nichts gab es in Syracus, was man für sehenswerter hielt. Diese Tafeln hat Marcus Marcellus, obwohl er durch seinen Sieg alles jene unheilig gemacht hatte, dennoch, verhindert durch seine Gottesfurcht, nicht angerührt. Dieser da aber hat, nachdem jenes wegen des andauernden Friedens, und wegen der Verlässlichkeit des syracusanischen Volkes,
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