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literatur referate |
Der Schweizer Max Frisch, der 1911 in Zürich zur Welt kam, gilt als einer der
bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Nach einem
Germanistikstudium arbeitete er zunächst als freier Journalist und bereiste
Südosteuropa. Während dem 2. Weltkrieg studierte er Architektur und war 10
Jahre lang als Architekt tätig. Nach Ende der Kriegswirren bereiste er Europa
und Amerika und begann als Schriftsteller zu arbeiten.1955 wandte er sich
ausschließlich seinem literarischen Werk zu, und gelangte durch seine Dramen zu
internationalem Ansehen. Seinen Lebensabend verbrachte er in Rom und Zürich, wo
er auch 1991 verstarb.
Seine bekanntesten dramatischen Werke sind Graf Öderland, Biedermann und die
Brandstifter, Andorra, und die Biographie. Das epische Werk umfaßt die Romane
Stiller, Mein Name sei Gantenbein und homo faber.
In der Person Walter Faber scheint sich Max Frisch selbst widerzuspiegeln. Max
Frisch, der selbst Techniker war, hat erkannt, wie gefährlich es ist alles nur
in Formeln und Phrasen zu sehen, und dabei ganz auf die Menschlichkeit zu
vergessen. Als er homo faber schrieb, kam gerade die Kernenergie auf,
Antibiotika und Impfungen werden zugänglich - Boulevardblätter behaupten, daß
durch diese Substanzen der Tod in Zukunft aussterben könnte, und daß man mit
Hilfe der Kernenergie den Weltraum erobern würde, und obwohl sich das alles bis
heute nicht bewahrheitet hat geht die Entwicklung dennoch immer weiter weg vom
menschlichen und der Natur
2.1 Walter Faber - geboren am 29.04.1907
Hauptperson des Romans, Ich-Erzähler, Tagebuchschreiber
- arbeitet als Ingenieur bei der UNESCO
- 1936 lernt er Hanna Landsberg kennen, von der er den Namen 'Homo faber' erhält, was soviel wie 'geschickter' bzw. 'kunstfertiger' Mensch bedeutet.
Sein Weltbild ist rein naturwissenschaftlich-rationalistisch bestimmt und bezieht sich allein auf mechanische und physische Gesichtspunkte. Er denkt nur in mathematischen Verhältnissen und technischen Fakten. Für ihn bedeuten Welt, Natur, Leben und Gefühle etwas Berechenbares, er betrachtet alles Geschehene unter dem Aspekt des Zusammenhanges von Ursache und Wirkung. Um Schicksalsschlägen ihre Wirkung zu nehmen, beruft er sich auf Statistiken und rationelle Gedanken. Er muss Gefühle als kindisch und borniert abtun, um sich selber in seinem Bild zu bestätigen. Nicht seine Umwelt ist borniert sondern seine Auffassung von Gefühlen.
Mit Sabeth tritt eine Person in sein Leben, der seine Theorien über ein gefühlskaltes Leben widerstößt. Faber muss beginnen umzudenken und erkennt schließlich am Endes seines Lebens, dass seine Weltbilder nur Trugbilder einer industriellen Konsumgesellschaft waren.
Walter Faber ist ein Mensch, der seinen Mitmenschen - also den Lesern - seine Gefühle nicht zeigt, denn er befürchtet, so seine Theorien über den rationalen Aufbau der Welt selbst zu widerlegen. Walter Faber ist von Natur aus auch ein Alleingänger und Egoist, der sehr oft nicht fähig ist, mit seinen Mitmenschen ein Gespräch aufzubauen.
So fasst ihn Max Frisch selbst folgendermaßen zusammen:
'Dieser Mann lebt an sich vorbei, weil er einem allgemein angebotenen Image nachläuft, das von 'Technik'. Im Grunde ist der 'Homo faber', dieser Mann, nicht ein Techniker, sondern er ist ein verhinderter Mensch, der von sich selbst ein Bildnis hat machen lassen, das ihn verhindert, zu sich selbst zu kommen.' (Vgl. Rudolf Ossowski (Hg.) . Jugend fragt - Prominente antworten. Berlin 1975, S. 121)
2.2 Hanna Piper - geborene Landsberg; 1. Ehe - Hencke:
Sie ist Halbjüdin und der Typ der emanzipierten, intellektuellen Frau, der Selbständigkeit über alles geht. Laut Fabers Beschreibung weist ihr Außeres eher männliche als weibliche Züge auf. Hanna ist nicht so berechnend wie Faber, denn sie weiß genau, dass sie von Schicksalsschlägen gezeichnet ist, mit denen Faber - bis zum Tod von Joachim - noch keine Bekanntschaft gemacht hat und dass das Leben von vielen Zufälligkeiten abhängt. Sie zeigt sowohl Sabeth als auch Faber gegenüber viel Mitgefühl und Mitleid, obwohl sie dies wie Faber manchmal zu verstecken versucht. Ihr größter Fehler ist, dass sie Sabeth für sich alleine beansprucht und deswegen Faber ihre Geburt verschweigt. Damit trägt sie zu dem Unglück bei und macht sich wie Faber ungewollt schuldig.
2.3 Sabeth (Elisabeth Piper) 1937-1957, Fabers und Hannas gemeinsame Tochter
Die erste Begegnung zwischen Faber und Sabeth findet auf der Überfahrt nach Europa statt. Faber kommt sie sofort bekannt vor, aber er verdrängt, dass sie Hanna ähnlich sieht. Sabeth ähnelt ihrer Mutter aber nur äußerlich. Innerlich hat sie von ihren Eltern nur den Intellekt geerbt. Denn Sabeth lebt ein sehr gefühlsbetontes Leben. Sie zeigt ihre Regungen offen und ist lebensfroh, eine Eigenschaft, die man besonders bei ihrem Vater vermisst.
4 Aufbau und Struktur
Der Roman ist in einer Berichtform geschrieben. Einerseits unterstützt
die Berichtform die Objektivität, aber andererseits kommt auch die
Subjektivität des Tagebuchschreibers zur Geltung.
Der Roman ist in zwei Stationen auf geteilt.
1. Teil (S.7-S.160):Geschrieben in Caracas, 21. Juni bis 8.Juli. Grund des
Schreibens: Aufarbeitung; verschachtelt, Vor- u. Rückgriffe
2.Teil (S.161-203):Im Krankenhaus in Athen geschrieben, 19.Juli, Angst vor
Krebs.
Durch diese Form hält Faber seine Erlebnisse chronologisch fest.
SPRACHE
Da 'Homo Faber' den Untertitel 'ein Bericht' trägt ist die
sprachliche Gestaltung klar vorgegeben. Das ganze Werk wird von einer
nüchternen Sprache beherrscht, deren Niveau auch nicht besonders künstlerisch
ist. Die Wortwohl wird von Fabers Weltbild beeinflußt. Es kommen sehr viele
technische Ausdrücke und Vergleiche auf, aber Frisch verwendet auch veraltete
Wendungen, die oft vom Englischen beeinflußt sind.
Der Autor gibt auch Konversationen nicht vollständig wieder.
Auf Fragen, deren Antwort klar ist, geht der Erzähler ohne die Antwort zu
erwähnen mit der Handlung weiter.
Der Stil wird beherrscht durch kurze Absätze, Einschübe, Beschreibungen und
Erzählungen. Die Sprache ist emotionsarm.
Die verstrickte Problematik dieses Werkes:
I. Die Zerstörung des rationellen Weltbildes Walter Fabers.
II. Die Lebensbeziehung zwischen Vater und Tochter. Eine moderne Ödipus-Handlung
mit vielen Schuldfragen.
III. Zwiespalt zwischen Logik/Verstand und Liebe/Gefühl.
IV. Technik Kontra Natur/Kunst.
Die Figur des Walter Faber zeigt, wie das Weltbild eines Menschen innerhalb
einer kurzen Zeitspanne, durch eine Serie von Unglücksfällen, zusammenbricht.
Walter Faber ist ein Mensch, der mit den Gefühlen anderer Menschen zu spielen
scheint ( siehe Ivy), weil für ihn Gefühle keine Bedeutung haben, er lernt aber
durch die Bekanntschaft seiner Tochter eine neue Dimension des Lebens kennen.
Gefühle dringen in sein Leben und nagen an seinem konstruierten Weltbild.
In seinem Inneren entwickelt sich ein Kampf zwischen der Ratio und dem
Gefühlsleben, den letzteres schließlich gewinnt. Die neuen Erkenntnisse kann
Faber aber nicht mehr umsetzen , da er bald nach seiner Wandlung wahrscheinlich
dem Tod ins Auge blicken wird.
Zu seinem baldigen Tode führt aber auch sein zweiter Konflikt. Die
Schuldgefühle, die er hat, nachdem es, ohne seinem wissen, zu einer Affäre mit
seiner Tochter gekommen ist, gaben ihm keine Kraft mehr zum Weiterleben.
Er versucht sich zwar selbst klarzumachen, daß ihn keine Schuld trifft, aber
sein Inneres sagt ihm das Gegenteil. Auch das nicht gezeigte Mitgefühl von
Hanna, die unabhängig von Faber erscheinen will, beschleunigt seinen Untergang.
6 Erzählform und Erzählperspektiven
Max Frisch präsentiert dem Leser eine sehr gut durchdachte und
aufgebauter Arbeit. Der Leser wird nicht gleich beim Erscheinen einer neuen
Person mit Informationen überschüttet, sondern Frisch gibt nur nach und nach,
oft zu bestimmten Situationen passend Auskünfte über die Handlungsträger preis.
Langsam kann sich der Leser ein Bild machen und die Geschichte wird nach und
nach klarer, bis dass sie endlich, mit der Ankunft Fabers in Athen alle ihre Geheimnisse
aufgeklärt hat.
Als Resümee, läßt Frisch dann Faber im zweiten Teil (2. Station) noch einmal zu
allen Stationen der Handlung zurückkehren und ruft dem Leser Geschehnisse, über
die er sich nun Klarheit verschafft hat, noch einmal ins Gedächtnis zurück.
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