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Referat Der Vorleser von Bernhard Schlink

literatur referate

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Der Vorleser

von Bernhard Schlink

Inhalt__________ ______ ____ ___

Inhaltsangaben             

Erster Teil

Zweiter Teil

Dritter Teil

Kreativer Teil                           

Interpretation einer ausgewählten Stelle

Eigene Meinung oder: wie finde ich das Buch?

Inhaltsangabe - Erster Teil________________

Der 15-jährige Ich-Erzähler des Romans, Michael Berg, Schüler der Klasse 10 eines - vermutlich - Heidelberger Gymnasiums, ist an Gelbsucht erkrankt. Er übergibt sich im Oktober 1958 in Folge dieser Krankheit auf der Straße und ist sehr geschwächt. Eine fürsorgliche Frau hilft ihm und bringt ihn nach Hause.

Als die Krankheit weitgehend auskuriert ist, sucht Michael Ende Februar 1959 die Frau auf, die ihm geholfen hat und überreicht ihr zum Dank einen Blumenstrauß. Er erfährt ihren Namen: Hanna Schmitz. Sie lebt in einer einfach eingerichteten Wohnung in einem typischen Nachkriegshaus.

Michael Berg wird durch das Aussehen der 21 Jahre älteren Frau sehr erregt. Fluchtartig verlässt er die Wohnung, kehrt aber nach einer Woche wieder zu ihr zurück. Es kommt zum Sexualkontakt zwischen den beiden. Michael fühlt sich dadurch erwachsen. Bald geht er wieder in die Schule und besucht nun täglich seine Geliebte. Hanna ist von peinlicher Sauberkeit, deshalb duschen sie zuerst, dann lieben sie sich. Als Michael einmal andeutet, dass er die Schule schwänze, um bei ihr sein zu können, er bleibe aufgrund der langen Zeit, die er krankheitsbedingt gefehlt habe, sowieso sitzen, ist Hanna sehr aufgebracht. Sie verbietet ihm, Unterricht ausfallen zu lassen und verlangt, dass er viel arbeitet, damit er die Versetzung schafft. Und erstaunlicherweise gelingt ihm das, ohne dass er die Treffen mit Hanna einschränkt. Auf Wunsch Hannas liest er die im Deutschunterricht behandelten Lektüren Emilia Galotti von Lessing und Kabale und Liebe von Schiller vor. Hanna interessiert sich für Literatur und kommentiert das Vorgelesene eigenwillig. Der Ablauf der Treffen entwickelt sich zu einem Ritual: "Vorlesen, duschen, lieben und noch ein bisschen beieinander liegen" (S. 43).

Zu dieser Zeit ersten Zeit der Bekanntschaft sind viele Hinweise darauf im Text zu finden, dass Hanna nicht lesen kann. Man bemerkt sie allerdings nur, wenn man weiß, dass Hanna Analphabetin ist.

Michael schafft seine Versetzung am Schuljahresende und kann sich in den Ferien seiner Geliebten besonders widmen. Als Hanna - von Beruf Straßenbahnschaffnerin - Frühschicht hat, steigt er in die ansonsten leere Straßenbahn, um sie zu treffen. Diese scheint ihn gar nicht wahrzunehmen. Michael macht ihr später Vorwürfe. Es kommt zum ersten Streit, Michael gibt nach und spürt, das Hanna große Macht über ihn hat und er von ihr abhängig ist.

Ein zweiter großer Streit ereignet sich, als die beiden eine mehrtätige Fahrradtour unternehmen. Hanna hat die gesamte Organisation Michael überlassen. Die Hinweise auf ihren Analphabetismus mehren sich. Eines Morgens im Hotel will Michael ihr eine Rose kaufen und Frühstück holen. Er schreibt auf einen Zettel, dass er schnell wieder da ist und wird bei seiner Rückkehr von einer wütenden Hanna empfangen, die, das sie den Zettel nicht lesen konnte, in Panik geraten ist. Mit einem Ledergürtel schlägt sie auf ihn ein und verletzt ihn an der Lippe, so dass Michael blutet. Dies Ereignis zeigt Hannas Hilflosigkeit aufgrund ihres Analphabetismus und ihre aus dieser Schwäche resultierende Aggressivität und Grausamkeit. Im weiteren Verlauf der Beziehung wird Michaels Hörigkeit immer deutlicher.

Während der kurzen Abwesenheit der Eltern möchte er Hanna einladen. Um allein mit ihr im Haus sein zu können, muss er nur seine Schwester dazu bringen, bei einer Freundin zu bleiben. Er stiehlt, um die Schwester zu bestechen und für Hanna ein Nachthemd als Geschenk zu haben. Er lädt Hanna zum Essen ein und möchte die Nacht mit ihr bei sich verbringen. Doch Hanna fühlt sich fremd in der Wohnung. Beide gehen zu Hanna.

Der erste Teil des Romans schließt mit der Darstellung vieler Misstimmungen. Obwohl Michael mit Hanna in der Nachbarschaft eine Theateraufführung besucht, fühlt er sich als Verräter an Hanna, weil er sich nicht offen zu ihr bekennt. Er hat inzwischen gute Kontakte zu Klassenkameraden gewonnen, besonders zu der Mitschülerin Sophie. Die Schülergruppe verbringt viele Nachmittage im Schwimmbad, wo Hanna einmal erscheint. Michael zögert zu ihr zu gehen, als er sich dann doch zu ihr bekennen will, ist sie verschwunden. Er hat Hanna in der vorherigen Zeit als bedrückt empfunden, kennt aber den Grund nicht und hält sie einfach für launisch. Am Tag nach Hannas Auftauchen im Schwimmbad ist sie unauffindbar. Aus der möbeliert gemieteten Wohnung ist sie ausgezogen. Michaels Nachforschungen ergeben, dass sie sich beim Meldeamt abgemeldet hat, um nach Hamburg zu ziehen. Dieses plötzliche Verschwinden empfindet Michael als Strafe dafür, dass er sich nicht öffentlich zu der viel älteren Geliebten bekannt hat und sie so verraten hat.

Inhaltsangabe - Zweiter Teil


Im ersten Kapitel des zweiten Teils werden die Geschehnisse sehr gerafft wiedergegeben. Michael beschreibt die schwere Zeit nach Hannas Weggang, seine geistig-seelische und körperliche Abhängigkeit. In dieser Situation empfindet er die Arbeit bis zum Abitur als mühelos, ebenso sein Studium der Rechtswissenschaft. Er hält diese Jahre sogar für glückliche. Im Wesen scheint er sich zu ändern. Nach der erfahrenen Abhängigkeit hat er nun ein starkes Bedürfnis nach Bindungslosigkeit. Er zeigt seinen Mitmenschen gegenüber "ein großspuriges, überlegenes Gehabe" (S. 84), ein "Nebeneinander von Kaltschnäuzigkeit und Empfindsamkeit" (S. 85). Im Rahmen seines Studiums beobachtet er mit Kommolitonen einen Nazi-Prozess. Michael sieht sich recht selbstgerecht mit Studenten des Seminars als "Avantgarde der Aufarbeitung" der furchtbaren deutschen Vergangenheit. In diesem Prozess im Jahre 1965 sieht er Hanna als Angeklagte wieder. Obwohl er sie sechs Jahre vorher so sehr vermisst hat, fühlt er beim Wiedersehen nichts, wie er mehrfach betont. Mit Hanna werden vier weitere Frauen angeklagt, die als Aufseherinnen in einem kleinen Lager bei Krakau, einem Nebenlager von Auschwitz, tätig waren, in dem Frauen lebten, die in eine Rüstungsfabrik zur Zwangsarbeit gingen. Die Anklage wirft vor, dass die Aufseherinnen regelmäßig, wenn neue Frauen im Lager eintrafen, unter den gefangenen Frauen sechzig auswählen mussten, die nach Auschwitz zurückgeschickt wurden, was den sicheren Tod bedeutete. Der zweite Anklagepunkt betrifft das Verhalten der Aufseherinnen beim Rückzug des gesamten Lagers nach Western. Bei einer Übernachtung waren alle Zwangsarbeiterinnen in einer Kirche eingesperrt worden. In der Nacht wurde der Ort bombardiert, die Kirche begann zu brennen. Doch die Aufseherinnen schlossen die Kirche nicht auf, so dass bis auf zwei Personen - Mutter und Tochter - alle in der Kirche den Tod fanden.

Bei dem Prozess zeigt sich, dass Hanna die Anklageschrift nicht kennt und bei deren Verlesen immer wieder Einwände macht. Die Mitangeklagten nutzen Hannas Unsicherheit und Ungeschicklichkeit, um ihr die Hauptverantwortung zuzuschieben. Besonders belastet wird sie dadurch, dass man erwähnt, dass sie besonders schwache Mädchen als ihre Lieblinge behandelt hat, die ihr vorlasen, was Hanna geheim halten wollte. Deshalb hat sie diese Mädchen nach einiger Zeit nach Auschwitz zurückgeschickt. Als die Frage geklärt werden soll, welche von den Aufseherinnen damals einen Bericht geschrieben hat und ein Schriftvergleich droht, der Hannas Analphabetismus aufgedeckt hätte, gibt sie vor, den Bericht verfasst zu haben.

Michael, der bei dem Prozess ständig anwesend ist, wird plötzlich Hannas Analphabetismus bewusst. Er überlegt, den Vorsitzenden Richter zu informieren. Da er sich nicht sicher ist, ob es ethisch gerechtfertigt ist, hinter dem Rücken eines Menschen andere über dessen Schwächen in Kenntnis zu setzen, befragt er seinen Vater, einen Philosophieprofessor. Dieser rät ihm ab.

Um über die im Prozess angesprochenen Geschehnisse Anschauung zu bekommen, besucht Michael das nicht zu weit entfernte KZ Struthof im Elsass.

Michael macht gegen den Rat des Vaters einen Vorstoß, um den Vorsitzenden Richter über Hannas Lebenslüge, den Analphabetismus, zu informieren. Er spricht mit dem Richter, erwähnt seine Vermutungen aber doch nicht.

Mit der Urteilsverkündung - lebenslänglich für Hanna - schließt der zweite Teil des Romans.

Inhaltsangabe - Dritter Teil

Nach dem Prozess stürzt sich Michael wie besessen in sein Studium. Er lebt einsam, fühlt sich wie betäubt von den Erlebnissen.

Als er mit einer Studentengruppe zum Skilaufen fährt, wirkt sich die Betäubung dahingehend aus, dass er meine, sich nicht gegen die Kälte schützen zu müssen. Er wird schließlich so krank, dass er einige Zeit im Krankenhaus verbringen muss und mit der Gruppe zurückfährt. Getrud, eine Kommolitionin, bleibt bei ihm und wird seine Freundin.

Nach der Genesung hat die Betäubung Michael verlassen. Er leidet nun unter seinen Erlebnissen mit Hanna und dem Prozess. Zur Gegenwart hat er ein distanziertes Verhältnis. Er macht sein Examen in der 1968er-Zeit, der so genannten Studentenbewegung. Michael lebt jedoch in Distanz zu den Protesten gegen den Vietnamkrieg der Amerikaner, gegen die Notstandsgesetzgebung in der Bundesrepublik und die Zuweisung der Kollektivschuld für die Nazi-Verbrechen an alle Deutschen. Er verspürt gerade in dieser Hinsicht nicht mehr den aufklärerrischen Eifer wie zu Beginn des Prozesses. Er lehnt die Selbstgererchtigkeit der 68er-Generation ab.

Noch während seiner Zeit als Gerichtsreferendar heiratet Michael seine Freundin Gertrud ebenfalls Referendarin, die schwanger ist.

Michael erkennt seine Frau als tüchtig an, aber die Umstände (Ausbildung, relativ kleine Wohnung, die zu versorgende Tochter Julia) belasten die Ehe. Doch insbesondere die Prägung durch Hanna führt dazu, dass die Ehe nach etwas fünf Jahren geschieden wird. Beim Zusammensein mit anderen Frauen hat Michael den Eindruck, dass diese sich im Vergleich zu Hanna "falsch" anfühlen, "falsch" riechen oder schmecken.

Nach der Referendarzeit schlägt Michael eine wissenschaftliche Laufbahn ein. Er wird Rechtshistoriker mit dem besonderen Forschungsgebiert "Recht im Dritten Reich". Er macht sich keinerlei Illusionen über seinen Fortschritt in der Geschichte des Rechts, er verneint die Zunahme von Wahrheit und Humanität.

Für ihn entspricht die Geschichte des Rechts einer Irrfahrt, wie sie die Reisen des Odysseus gewesen sind. So angeregt, liest er Homers Odyssee. Er liest sie laut und nimmt sie auf Kassetten auf. Er zögert zunächst, sie Hanna zu schicken, nimmt weitere Werke auf, kauft ein Kassettengerät für Hanna und schickt ihr vom achten bis zum achtzehnten Jahr ihrer Haft einen repräsentativen Querschnitt der deutschen Literatur, auch auch einige Werke der Weltliteratur und selbst Geschriebenes.

Im vierten Jahr dieser Kommunikation mittels Literatur - Michael hat jedes persönliche Wort vermieden - erhält Michael einen Brief von Hanna. Sie hat lesen und schreiben gelernt. Die Schrift sieht sehr unbeholfen aus, doch Michael freut sich über Hannas Leistung. Mit den weiteren Kassettensendungen erhält Michael Kommentare Hannas, die oft erstaunlich zutreffend sind und Sinn für Literatur beweisen. Er selbst schreibt Hanna nie einen persönlichen Brief.

Nachdem Hanna siebzehn Jahre im Gefängnis verbracht hat, erhält Michael einen Brief der Gefängnisleiterin, die festgestellt hat, das Hanna nur diesen einen Kontakt außerhalb des Gefängnisses hat. In ihrem Brief kündigt die Gefängnisleiterin Hannas Entlassung binnen einen Jahres an. Gleichzeitig fragt sie an, ob er sich um Hannas Integration in den Lebens- und Arbeitsprozess kümmern will. Michael findet eine Arbeitsstelle für Hanna bei einem Schneider, eine kleine Wohnung im Haus von Freunden. Er bereitet alles vor, besucht Hanna aber nicht. Eine Woche vor dem Entlassungstermin ruft ihn die Gefängnisleiterin an und fragt, ob er komme. Schließlich ist er bereit dazu. Vom Wiedersehen ist er enttäuscht. Er empfindet Hanna als dickliche, etwas ungepflegte alte Frau. Hanna erzählt ihm von ihrem Leben, besonders von den Visionen, die sie von den Toten im KZ hatte.

In der letzten Woche vor der Entlassung entfaltet Michael eine beträchtliche Geschäftigkeit, hat aber immer ein schlechtes Gewissen, weil er Hanna eigentlich auf Distanz zu sich halten möchte.

Als er sie schließlich am vereinbarten Tag abholen will, ist Hanna tot. Sie hat sich erhängt. Die Leiterin zeigt Michael die Zelle und berichtet von Hannas Aktivitäten in der Gefangenschaft, von ihrem erfolgreichen Protest gegen die Kürzungen der Mittel für die Bibliothek, zeigt ihm die Literatur, die Hanna sich zu ihrer Aufarbeitung der Geschehnisse in der NS-Zeit und der Nachkriegszeit angeschafft hat. Die Leiterin gibt ihm auch zu verstehen, dass Hanna ständig auf einen Brief von ihm gewartet hat. Schließlich erhält Michael alle Ersparnisse Hannas, die er der Tochter geben soll, die mit ihrer Mutter den Brand in der Kirche überlebt hat. Einige Zeit später sucht Michael die Tochter in New York auf, als er beruflich in der Nähe ist. Die Tochter möchte das Geld zunächst nicht annehmen, weil sie Hanna für eine brutale Frau hält, die auch Michaels Leben zerstört habe und weil sie nicht will, dass sich Hanna so billig ihrer Schuld loskauft. Schließlich einigt man sich darauf, dass das Geld für eine jüdische Gesellschaft zur Bekämpfung des Analphabetismus verwendet werden soll. Der Roman endet mit Refelxionen über das Motiv, den Roman zu schreiben und mit der Feststellung, dass Michael - mit einer Ausnahme - nie Hannas Grab besucht hat.

Kreavtiver Teil - Interpretation des Kapitels 1,2: Der Traum im Haus

Im dem Buch wird auf den Seiten 8-11 ein Traum beschrieben, den Michael oft träumt.

In dem Traum geht es um ein Haus, das Michael immer wieder begegnet, in verschiedenen Städten. Das Haus entspricht dem Haus, in dem Hanna gewohnt hat, als Michael sie kennen lernte. Michael beschreibt es als herrschaftlich, aber düster (S. 9). Das Haus wird für Michael zum Symbol. Es stellt Hannas Charakter und ihre Psyche dar. Sie ist, nach seiner Vorstellung vom Haus, eine starke, besondere Frau, aber es gibt eine dunkle Seite in ihrem Charakter: ihre Erlebnisse im KZ-Lager. Michaels Vorstellung von ihr verändert sich nicht, er sieht sie weder rosiger noch böser. Hanna wird im Traum weiter analysiert. Das Haus zeigt deutlich Verschlossenheit und Distanz, es verkörpert Hannas Bemühungen, nichts von sich preiszugeben: "Die Brandmauern lassen das Haus abgeschnitten, unzugänglich aussehen." (S. 10). Sie lässt niemanden in sich ,hineinschauen': "Aber die Fenster sind ganz staubig und lassen in den Räumen nichts erkennen," (S. 10), aber gleichzeitig ist sie blind in Bezug auf andere Menschen. Sie ist nicht mehr fähig, sich in andere hineinzuversetzen, weil sie ihre ganze Kraft daran setzt, Abstand zu wahren.

"In einem Häuserviertel, das ich nicht kenne, steht es in einer Häuserzeile." (S. 9). Erinnerungen an Hanna begegnen Michael immer wieder in seinem Leben, in einer neuen Umbegung, einem neuen Lebensabschnitt. Ihm kommen diese Erinnerungen plötzlich, sie werden nicht von ihm hervorgeholt, sondern sie kommen von allein: "Ich gehe weiter, verwirrt, weil ich das Haus, aber nicht das Stadtviertel kenne." (S. 9). Das zeigt, wie sehr sich sein Unterbewusstsein immer noch mit der Beziehung zu Hanna beschäftigt.

Michael erkennt das Haus wieder, aber erinnert sich, es in fremder Umgebung gesehen zu haben. Wo es in Wirklichekit steht, wird ihm nicht bewusst: "Dabei denke ich nicht an die Bahnhofstraße in meiner Heimatstadt, sondern an eine andere Stadt oder ein anderes Land." (S. 9). Die Erlebnisse mit Hanna selbst lassen sich nicht so leicht abrufen, wie die Situationen, in denen er sich an dieser Erlebnisse erinnert hat, weil Michael diese so weit wie möglich verdrängt hat. Das Erinnern an Hanna erschreckt Michael nicht, es gibt ihm vielmehr das Gefühl der Vetrautheit und der neue Lebensabschnitt ist ihm dadurch nicht mehr so fremd, es bekommt sogar etwas durchaus Erfreuliches: "Mit dieser geträumten Erinnerung bin ich beruhigt." (S. 9). Es ist typisch für einen Traum, das Michael sich über etwas, das eigentlich überraschend ist, nicht wundert.

Er findet es hier nicht seltsam, einen alten Freund in fremder Umgebung wiederzutreffen. Mit dieser Begegnung vergleicht er seine Gedanken an Hanna. Das Begegnen mit etwas Vetrauten in der Fremde lässt den Kontrast deutlich ins Auge fallen. In einer solchen Situation wird die Beziehung zum Bekannten viel intensiver und stärker werden, weil man dadurch eine größere Sicherheit spürt. Selbst wenn Michael normalerweise vielleicht nicht so einen großen Wert auf die Erinnerungen legt, schätzt er sie jetzt, weil er einsam ist, mehr, denn er braucht sie.

In einer anderen Variation des Traumes entdeckt Michael das Haus auf dem Land. Er sieht sich selbst im Auto, eine Metapher dafür, dass er einen Schutzwall um sich gebaut hat, er schließt den Rest der Welt aus. Wenn er an Hanna denkt, verlässt er diese Schutzhülle. Er ist ein seinen Träumen immer alleine, er lässt andere nicht an seiner Vergangenheit teilhaben. Dadurch kann er zwar nicht verletzt werden, aber dafür ist er einsam.

Michael bemerkt, dass das Haus nicht in die Umgebung passt: Dies zeigt, dass die Erinnerungen an Hanna nicht in diesen Teil seines Lebens passen. Trotzdem scheinen sie ihm sehr wichtig zu sein, er will keine einzige dadurch verlieren, dass er nicht hartnäckig genug hinter ihnen ,herjagt': "Ich habe Angst, zu spät zu kommen und fahre schneller." (S. 10).

Das Leben Michaels verläuft ziemlich gleichmäßig, ohne große Höhen und Tiefen, ohne Spannung und unerwartete Ereignisse. Nur die Erinnerungen an Hanna heben sich daraus hervor: "Es [das Haus] ist von Feldern umgeben, [] Die Gegend ist flach, allenfalls hügelig." (S. 10)

Die ganze Stimmung um das Haus ist erregt und gespannt: "die Luft flimmert, die Staße glänzt vor Hitze." (S. 10); das ist die sexuelle Erregung, die die Erinnerungen bei Michael hervorrufen. Es klingt aber auch nach einer dramatischen Auseinandersetzung, wie in einem Westernfilm, wenn die beiden Rivalen endlich aufeinander treffen.

Während Michael zum Haus geht, spürt er, das alles um ihn herum tot ist. Daraus kann man schließen, dass eine Beziehung zwischen ihm und Hanna nicht mehr möglich, dass die Realisierung verpasst ist.

Das Ende aller Träume ist gleich: Michael will in das Haus, aber bevor klar ist, ob die Tür abgeschlossen ist oder nicht, wacht er auf. Michael ist bereit, sich er Vergangenheit zu stellen, aber weil er nicht weiß, wie Hanna reagieren wird, kann er dem Traum kein eindeutiges Ende geben.

Dieser Traum, der schon beschrieben wird, bevor man überhaupt von der Beziehung erfährt, deutet das Ende voraus. Er beschreibt die Hauptinhalte des Buches: Michael ist sein ganzes Leben lang von Hanna abhängig, er will aber damit fertig werden.

Kreavtiver Teil - Eigene Meinung oder: wie finde ich das Buch?

Ich denke, Schüler und Schülerinnen treffen zu Beginn des Romans auf einen etwa gleichaltrigen Protagonisten. Hier liegt ein Identifikationsangebot vor, das zu folgenden Fragen führen kann: "Wie hätte ich gehandelt? Wie hätte ich mich in den Ereignissen und Konflikten verhalten? Welche Auffassungen vom Leben habe ich? Was ist der Mensch?"

Da der Roman schnell zugänglich ist, gibt es keine Lesewiderstände. Gleichzeitig ist er vielschichtig und komplex genug, so dass er ein hohes Anregungspotential besitzt. Man erfährt, warum der Mensch egozentrisch, aggressiv und böse sein kann oder ist.

Die Sprache ist einerseits klar und präzise, andererseits differenziert und sich an die Sache herantastend, damit die Wirklichkeit wahrheitsgetreu formuliert werden kann. Die Erzählweise bietet uns viele Informationen über die Denkweise eines Menschen.

Dem Leser werden Fragen gestellt, die er für sich selbst beantworten muss, so dass dieser sich automatisch mit dem Text und der Situation auseinandersetzt.



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