Franz Kafka Die kaiserliche Botschaft (religiöse Deutung)
Franz Kafka beschreibt in
seiner Parabel Eine kaiserliche
Botschaft das hoffnungslose Durchringen eines Botschafters, der die
letzte Botschaft des nun verstorbenen Kaisers entgegengenommen hat und einer
Person überbringen soll. Hierbei spricht Kafka den Leser mit Sätzen wie "Der
Kaiser - so heißt es - hat dir, " (Zitat) direkt an.
Auffällig ist, daß der
parabolische Charakter des Werkes erst durch den letzten Satz verdeutlicht
wird. Bis hierher läßt sich nicht erkennen, daß Kafka eine Parabel, was soviel
heißt wie ein Vergleich [griech.], schrieb. Der Leser wird durch den letzten
Satz angeregt nach einer verborgenen Wahrheit innerhalb einzelner Vergleiche
und Metaphern zu suchen. Der Weg dorthin wird durch viele kleine, anfangs
unscheinbare, Wörter gelegt. So ist das Sonnensymbol auf der Brust des Kaisers
ein Zeichen für Leben und Freude. Da das Leben im religösen Sinn ohne Gott, den
Schöpfer, gar nicht möglich wäre, läßt sich auch hier eine weitere Parallele
ziehen.
Der Leser aber, soweit
Kafkas letzter Satz, sitzt einsam am Fenster, blickt in den Abend hinaus. Diese
Situation spiegelt Kälte und Tod wieder; doch sogleich ermahnt Kafka nicht zur
Aufgabe alles Liebgewonnenen. Da für den aufgeklärten Menschen Gott nicht
existiert, wird sein Bild verblassen und damit vebunden auch er selbst. Die
ruhige Position, verkörpert durch die sitzende Pose, und das Fenster bieten
eine Perspektive auf ein weiteres noch nicht endendes Leben. Abschließend läßt
sich sagen, daß Kafka mit seiner Parabel die Frage nach dem Sinn des Lebens
stellt, diese weiterhin unbeantwortet sieht und zugleich den ewigen
Begründungen mit der Existenz Gottes aus dem Weg gehen will.