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literatur referate |
Gottfried August Bürger:
"Der Bauer. An seinen durchlauchtigen Tyrannen"
Aufgabe:
In wieweit trägt Bürgers Gedicht aufkläreische Züge?
Welche Unterschiede zur vernunftorientierten Aufklärungsliteratur lassen sich dennoch feststellen?
Lyrik aus der Zeit des Sturm und Dranges, einer Epoche des 17. / 18. Jh., ist am Gefühl und aktiven Handeln orientiert. Sie deutet auf
Rebellisches gegen Feudalistisches und auf religiöse und weltanschauliche Fesseln hin.
Schon allein der Titel des Gedichtes: ,,Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen',
lässt Schlüsse über den Charakter des Epos ziehen, denn die von Bürger gewählte
Passage: ,, durchlauchtigen Tyrannen' ist ein Widerspruch und weist sofort und zweifellos auf
die absolutistischen Herrscher hin, die sich gotthaft anreden ließen und das Volk quälten mit ihrer Sucht nach Macht, Prunk und dessen
Erfüllung. An diesem Gedicht wird der Kampf gegen die Moral und Unterdrückung des Adels hervorgerufen.
Man erkennt deutlich die Ironie Bürgers, da der Bauer den Fürsten hier als Tyrannen, der macht was er will, gegen sämtlich Normen verstößt
und das gesamte Volk unterdrückt, bezeichnet. 'Durchlaucht' steht hier konkret für die Unterdrückung des Bauern.
Das Gedicht besteht aus 6 Strophen und je 3 Verszeilen. Die ersten drei Strophen sind als Fragen formuliert. Die vierte bis sechste Strophe sind
die Antworten. Sie sagen aus, dass der Fürst nur auf Grund seines Adelstitels keinen Anspruch auf Respekt hat. Es sind keinerlei
Formbeschränkungen vorhanden, sondern es wird in freien Rhythmen erzählt. Die Zeilen sind unterschiedlich lang, haben nicht eine gleiche
Anzahl von Hebungen und Senkungen und es liegt keine Reimform vor. Weiterhin sind auch kaum vollständige Sätze vorhanden (Ellipse). Das
sieht man z.B. an der Formulierung 'Du nicht von Gott '. Dies soll den Bildungsnotstand der Bauern verdeutlichen. Um die Not der Bauern
deutlich zu machen, hat er, im Gegensatz zu anderen Autoren seiner Zeit, einen überspitzten Ausdruck angewandt.
In der ersten Strophe klagt das lyrische Ich den Fürsten aufgrund schlechter Behandlung. Durch die Anapher 'Wer bist du Fürst' am Anfang
jeder Strophe fordert der Bauer den Fürsten auf, über sich selbst und sein Leben nachzudenken. Der Bauer kann die egoistischen Charakterzüge
des Fürsten nicht verstehen. Der Bauer lebt in einer ärmlichen und grauen Welt, während der Fürst reich und prunkvoll residiert. Der Fürst hat
keine Scheu, den Bauern weiter zu unterdrücken und ihn restlos abhängig von ihm zu machen. So zerstört er den Besitz des Bauern durch ein
Wagenrad und ein Ross. Er nimmt dem Bauern jegliche Freiheit.
Die kurzen Sätze, die meist in ihrer Wortfolge umgestellt wurden, signalisieren die Verzweiflung und Hilflosigkeit des Bauern gegenüber dem
Fürsten.
In der zweiten Strophe beschuldigt der Bauer den Fürsten des Raubes seiner Menschenwürde. Der Jagdhund ist Spielzeug und Freund des
Fürsten und kann alles ungestraft mit dem Bauern machen. Der Bauer ist nur ein Werkzeug, ein Gerät, das Tag und Nacht arbeitet, damit es
dem Fürsten gut geht, der kein schlechtes Gewissen gegenüber dem Bauern zeigt. Der Fürst ist kalt und berechnend. Er kann keine Gefühle
zeigen. Bürger stellt hier zwei gegensätzliche Charaktere gegenüber. Zum einen das Ideal, was im Sturm und Drang eine wichtige Rolle spielte.
Eine Person, in unserem Beispiel der Bauer, die gegen den feudalistischen Absolutismus anzukämpfen versucht. Der Bauer ist für viele Dichter
das Ideal, er zeigt Gefühle und ist ein Beispiel für die soziale Ungerechtigkeit. Zum andern beschreibt er den Fürsten, der nur an sich denkt und
in seinem eigenen Sinne und für seinen alleinigen Nutzen handelt.
Der Bauer kann die Unverfrorenheit des Fürsten nicht verstehen. Hier wird gezeigt, dass jeder in seiner eigenen Welt lebt.
In der dritten Strophe zeigt uns Bürger, wie sehr der Bauer gepeinigt wurde. Er wird hier vom Fürsten nicht mehr als Mensch gesehen, sondern
als Tier, das man gnadenlos hetzen und ausnehmen kann.
Er wird mit einem Wild verglichen, das gejagt wird. Das wird dem hilflosen Bauern zuviel und daraufhin fordert er durch seine wiederholte
Frage den Fürsten auf, seine Verhaltensweisen noch mal zu überdenken. Da der Dichter aber häufig die rhetorische Frage stellt und der Fürst
einfach nicht zum Reden kommt, können wir nicht beurteilen, wie sich der Fürst wehrt, oder ob er überhaupt Rede und Antwort steht.
In der vierten Strophe kann der Bauer nicht mehr auf Hilfe hoffen, da die Saat durch die Jagd des Fürsten zerstört wurde. In der elften Zeile
"Was Ross und Hund und du verschlingst" setzt der Bauer den Fürsten in der Rangfolge nach den Tieren an die dritte Stelle. Der Fürst hat ihm
alles genommen, was ihm für sein Leben wichtig war. Doch der Bauer appelliert auf sein Recht in Freiheit zu leben und nicht unterdrückt zu
werden.
In der fünften Strophe zeigt der Bauer, dass der Fürst das alles gar nicht verdient hat, da er den Erntetag nie durchlebt hat. Er hat nicht
geschwitzt und hart gearbeitet, um sich am Leben zu erhalten. Er erhält sich am Leben, indem er die Menschen ausnimmt. Durch den
Ausspruch: 'Mein, mein ist Fleiß und Brot!' weist er den Fürsten noch mal auf seinen Besitz hin. Schließlich hat er dafür gearbeitet und er ist
stolz darauf.
In der sechsten und letzten Strophe vergleicht der Bauer den Fürsten mit Gott. Der Bauer hat das Christentum verinnerlicht und hat eine
deutliche Verachtung und Ablehnung gegenüber dem Fürsten. Dies wird deutlich durch das "Ha!" am Satzanfang. ,, Ha! Du wärst Obrigkeit von
Gott?', gegen den sich das Bürgertum mit der Aussprache wehrt: ,, Du nicht von Gott, Tyrann!'. Das wird noch einmal bewiesen: ,, Gott
spendet Segen aus; du raubst!'
Gottfried August Bürger hat mit diesen 6 Strophen erfolgreich den starken Drang nach der Umwälzung im Machtbereich und den Willen des
Volkes zu einem freiheitlichen, menschenwürdigen und glücklichen Dasein gezeigt. Mit diesem Gedicht macht Bürger die sozialen Umstände und
die Ungerechtigkeit gegenüber Bauern und Bürgern deutlich. Der Bauer ist nur ein Sinnbild für eine Vielzahl von Menschen, die sich wehrt. In
allen Ländern Europas war ein absolutistischer Herrscher an der Macht. Deutschland ist in viele kleine Fürstentümer zersplittert worden. Dabei
übten die Fürsten fast uneingeschränkt ihre Macht aus. Bürger will zeigen, dass der Mensch nicht nur mit dem Verstand handeln soll, sondern
auch Emotionen mit einbeziehen sollte. Endlich beweist der Mensch Mut und der Wille zur Befreiung ist stärker, als die Macht und die Strafen
der Unterdrücker. Mit einer unglaublich deutlichen Rebellion gegen die Obrigkeit und einer Gedichtform, die sehr konventionell ist und in der
absolut nichts durch die Blume ausgedrückt, abgeschwächt oder gar beschönigt wird, ist dieses Gedicht ein Höhepunkt im Kampf des
Bürgertums für politische und wirtschaftliche Freiheit.
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