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Referat Homo Faber : Die Rolle von Zufall und Schicksal

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Homo Faber : Die Rolle von Zufall und Schicksal

Der Zufall spielt eine sehr wichtige Rolle in diesem Buch. Die ganze Ereigniskette baut auf einer Reihe von (eigentlich eher unwahrscheinlichen) Zufällen auf. Diese Aneinanderreihung von Schicksalsschlägen ist es dann schlussendlich auch, die den anfangs so rationalen und technikgläubigen Faber zum Nachdenken bringt. Eine derartige Verkettung von solchen Ereignissen ist im realen Leben nicht nur unwahrscheinlich, es ist sogar fast unmöglich. Es ist an dieser Stelle vielleicht auch wichtig, zuerst einmal zu definieren, was wir unter Zufall und Schicksal verstehen wollen. Für unsere Buchbetrachtung ist ein Zufall, wenn etwas geschieht, das nicht vorhersehbar ist und das den weiteren Verlauf der Geschichte beeinflusst. Wenn das Schicksal zuschlägt, ist das (obwohl da vielleicht einige widersprechen würden) nicht ganz das gleiche wie ein Zufall. Zum Wort Schicksal selber noch eine Definition aus einem Lexikon : "Schicksal (von altniederländisch schicksel: Anordnung, Geschick), religionsgeschichtlich als Gegenidee zur menschlichen Freiheit bzw. zum Zufall, das von höheren Mächten oder von Gott dem Menschen zugedachte Geschick. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet Schicksal die Gesamtheit ungeplanter und grundsätzlich nicht vorhersehbarer Ereignisse. Dabei handelt es sich um Ereignisse, die weder als Resultat rationaler Planung noch als Folge eines gesetzmäßigen Ablaufs angesehen werden." Auch wenn man nicht an vorbestimmtes Schicksal glaubt, so kann man doch an vielen Stellen vorhersehen, wie das Schicksal kommen muss. Es ist mehr als nur Zufall, wenn Faber seine Tochter trifft, von deren Existenz er nicht einmal wusste.


Nach diesen einleitenden Worten folgt nun eine möglichst komplette Zusammenstellung aller Zufälle und Schicksalsschläge, die in der Geschichte von Walter Faber eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen :

Der Platz neben dem Deutschen namens Herbert (der ja, wie sich später herausstellt, der Bruder von Fabers altem und einzigen Freund ist) im Flug New York - Mexiko.

Das Flugzeug wartet bei der Zwischenlage unwahrscheinlich lange auf Faber. Fabers Schicksal will also dass er Herbert näher kennenlernt.

Zuerst fällt einer, dann der zweite (von vier) Motoren aus, was das Flugzeug zu einer Notlandung zwingt. Dadurch ist Faber gezwungen, noch länger mit Herbert zusammenzusein. Faber selbst erwähnt in seinem Bericht (s.22) dass ohne diese Notlandung alles anders gekommen wäre. Er selbst sieht in diesem Zufall allerdings nichts Übernatürliches, es ist ganz klar dass auch einmal das Unwahrscheinliche eintreten kann.

Hanna, Fabers erste und einzige richtige Liebe, hat seinen seinen einzigen richtigen Freund (Joachim) geheiratet. Und das, nachdem sie Faber nicht heiraten wollte.

Die ganze Zeit die Faber nach der Notlandung in der Wüste hockt, warten US-Armeehelikopter an der mexikanischen Grenze auf die Bewilligung die Abgestürzten zu holen. Will auch hier wieder das Schicksal verhindern, dass sich Faber frühzeitig von Herbert verabschiedet ?

Faber begleitet dann schliesslich Herbert nach Palenque, um mehr über das Schicksal seines Bruders Joachim zu erfahren. Diese Handlung ist eine direkte Folge aller vorherigen Zufälle.

Nach der ewigen Warterei auf ein Transportmittel, sprich Jeep , zu Joachims Plantage, ist Faber langsam bereit den Ort wieder zu verlassen. Doch gerade rechtzeitig treiben sie (Dank an den ruinenbegeisterten Marcel) einen Jeep auf. Fabers vorbestimmtes Schicksal ist also, seinen alten Freund tot aufzufinden ?

Nach langer Fahrt mit dem Jeep verlieren die drei (Faber, Herbert, Marcel) langsam die Hoffnung, den Weg zu finden. Just in diesem Moment finden sie jedoch die Reifenspur von Joachims Jeep. Zufall ? Faber selber sagt dazu : "Sonst wäre ich nicht gefahren, wie gesagt, und es wäre (ich werde diesen Gedanken nicht los) alles anders gekommen." (s. 53 oben)

Joachim hat sich erhängt. Diese Tatsache erschüttert Faber, und wirkt sich auf seine späteren Handlungen aus.

Zurück in N.Y. : Nachdem sich Faber entschieden hat, per Schiff nach Europa zu gehen (nicht wie geplant per Flugzeug), erreicht ihn der Anruf der Schifffahrtsgesellschaft, dass er am selben Abend seinen Pass vorbeibringen muss, nur durch Zufall. Hätte er vorher nicht extra lange seinen Rasierapparat geputzt, wäre er längst ausser Hause gewesen.

Auf dem Schiff trifft er Sabeth, seine Tochter. Auch das wäre nie geschehen, wenn nicht verschiedene Ereignisse vorher geschehen wären. Obwohl schon die Tatsache, dass Sabeth auf dem selben Schiff wie Faber ist, ein riesiger Zufall ist, ist seine nähere Bekanntschaft mit ihr ein so grosser Zufall, dass man sich fragen muss, ob es wirklich nur ein Zufall ist.

Nachdem sich Faber am Ende der Schifffahrt von Sabeth verabschiedet hat, trifft er sie unerwartet in Paris wieder. Sie ist bankrott, und Faber bietet ihr an, mir ihr nach Rom zu reisen.

Faber trifft seinen ehemaligen, totgeglaubten ETH-Professor O. Er hatte angenommen dass dieser schon lange seinem Magengeschwür erlegen war und diese Feststellung macht Faber gleichzeitig auf seine eigenen Magenbeschwerden aufmerksam. Dies gibt Faber einiges zu denken.

Während der Reise erkundigt sich Faber beiläufig nach Sabeths Mutter, und erfährt dass diese niemand geringerer als Hanna ist. Er will jedoch nicht glauben dass Sabeth seine Tochter ist, und beweist anhand von Rechnungen mit ihrem Alter, dass sie Joachims Tochter sein muss. Trotzdem entschliesst er sich, mit Sabeth nach Athen zu ihrer Mutter zu reisen.

Sabeth wird von einer Schlange gebissen. Dieses schicksalhafte Ereignis löst wieder einmal eine ganze Kette von Ereignissen aus, die schlussendlich dann auch zu Sabeths Tod führen. Nach dem Biss fällt Sabeth auf den Kopf.

Im Spital wird nur der Biss untersucht, von der Kopfverletzung merken die Arzte nichts, da Faber ihnen nichts davon sagt. Sabeths Tod ist also nur zum Teil durch Zufall/Schicksal verursacht, zum Teil ist er auch Fabers Schuld.

Im Spital trifft Faber Hanna wieder. Also führten eigentlich alle vorangehenden Zufälle einzig und allein zu dieser Wiederbegegnung mit Hanna. Durch weitere Zufälle wurden alle, die zwischen ihm und Hanna standen, aus dem Weg geräumt.

Zurück in N.Y. möchte er in seine alte Wohnung. Doch diese ist unterdessen anscheinend weitervermietet worden und darum entschliesst er sich wieder auf die Plantage zu Herbert zu fahren.

Auf seinem Flug von Zürich nach Rom denkt Faber über Sabeth nach. Dieses Nachdenken bringt ihn dazu in Rom zu kündigen und darauf nach Athen zu fliegen um seinen Magenkrebs zu operieren. Gleichzeitig hofft er darauf seinen Lebensabend mit Hanna zu verbringen.

Fabers Verhältnis zu Zufall und Schicksal

Auf die Frage seiner Identität antwortet Homo Faber: " Ich bin nun einmal ein Typ, der mit beiden Beinen auf der Erde steht!"  Er ist ein Techniker, der überzeugt ist, dass sich alles im Leben berechnen lasse. Man kann ihn auch als Rationalist und Realist bezeichnen für den nur die Mathematik und die Technik zählt und alles in dieser Welt kontrollierbar und berechenbar ist. Für ihn gibt es nichts Unerklärliches, die Existenz von einem Schicksal oder gar einer höheren Macht (z.B. Gott) wird von ihm strikt abgelehnt. Der nichttechnischen Welt gegenüber bringt er nur Unverständnis und Geringschätzung auf. Darum interessiert er sich überhaupt nicht für Kunst und weiss nicht einmal was der Louvre ist.

Für Faber sind alle Ereignisse die wir als Schicksalsschläge bezeichnen würden (z.B. die Begegnung mit Herbert oder mit Sabeth.), nichts anderes als eine Verkettung von Zufällen. Er versucht für alles eine logische Erklärung zu finden.

Doch irgendwie gibt es schon so etwas wie ein Schicksal, zumindest in diesem Buch. Dies wird auch symbolisch dargestellt z.B. Die Nacht in der Faber mit Sabeth Inzest betreibt ist von einer Mondfinsternis begleitet. Dies kann man als dunkles Vorzeichen auf die darauffolgenden Ereignisse deuten.



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