Interpretation:
'Morgens' - Jakob van Hoddis
Das zu
interpretierende Gedicht 'Morgens' stammt von Jakob van Hoddis
(1887-1942).
Der erste Eindruck der sich bei dem lesen dieses Gedichtes einstellt, ist ein
Gefühl von Hektik und Chaos. Das Gedicht wirkt sehr direkt und kraß und
vermittelt dabei eine eher bedrückende Atmosphäre. Erst gegen Ende des
Gedichtes weicht dieses Gefühl des Negativen und wandelt sich in ein positives
Naturgefühl. Die zu Anfang herrschende Hektik entweicht
ebenfalls in den letzten Versen und es scheint wieder Ordnung einzukehren.
Die Hektik und Direktheit tritt besonders in Wörtern wie 'starker
Wind' oder 'donnern' hervor. Indem der Autor
weder ein Rhythmus noch ein durchgängiges Metrum beibehält entsteht der
Eindruck des Chaos.
Der Autor stellt den bedrückenden und häßlichen Beschreibungen der Technik und
Stadt jedoch die Natur entgegen. In Vers 14 beginnt er mit der Beschreibung der
Natur und bringt dort die Sätze auf etwa dieselbe Länge, um so eine Harmonie
herzustellen und das Chaos der ersten 13 Verse. In seinem Gedicht benutzt der
Autor auch immer wieder bizarre Wörter wie 'blutende Tore' oder 'goldene Engelflüge' um die Gefühle des
Alttags in einer groß Stadt wieder zu geben. Es herrscht auch der Eindruck als wäre dies ein normaler Morgen wie er jeden Tag in der
Stadt vorkommt. Dieses ließe sich durch den neutralen Titel deuten, der eben
keinen bestimmten Morgen meint sondern ein beliebigen, wie er eben jeden Tag
kommt. In Vers 13 'Hin zur Maschine und mürrischem Mühn.' bringt er
zum Ausdruck das die Arbeiter keine Lust auf ihre Arbeit haben. Da er aber
sofort danach mit der Naturbeschreibung beginnt, scheint die wenige Natur eine
große Rolle für die Arbeiter zu spielen. Die Frauen scheint der Autor jedoch
für die Arbeit eher ungeeignet für die Arbeit zu halten, 'Viele Weiber
siehst du und Mädchen zur Arbeit gehn. [] Glieder zur Liebe geschaffen. Der Autor scheint zu meinen die 'Mädchen und
Weiber' wären nur für die Liebe da.
Auch in der Naturbeschreibung verwendet der Autor wieder Wörter die sehr kraß
wirken und den Eindruck von Chaos wieder auffrischen, 'Horch! Die Spatzen
schreien.' oder 'Und draußen auf wildereren Feldern'. Unter
'normalen' Umständen hätte der Autor hier vielleicht eher ein Wort
wie singen genommen. In dem eben angesprochenen Satz wird der
Leser auch direkt angesprochen. Der Autor hat diese direkte Ansprache
vermutlich dazu verwendet, um den Leser noch direkter in die Handlung
einzubeziehen und dem Leser so noch besser die Gefühle des Stadtlebens zu
vermitteln.
Am Anfang haben die Verse auch noch aller unterschiedliche Länge und sind alle sehr lang. Das Gedicht wirkt somit umständlich und
ausgefranst. Gegen Ende werden die Verse dann deutlich kürzer und werde ähnlich
lang. In den Versen 5,6;8,9 und 10,11 gibt es
Paarreime, diese hat der Autor vermutlich genutzt um das Gedicht etwas leichter
lesbar zu machen und so daß das Chaos nicht totale Überhand gewinnt.