Bei der Interpretation von Walsers "Ovation"
fiel mir sofort eins auf und elektrisierte mich. Diese etwas war, das nicht nur
ungefähre Ahnlichkeit mit Kafkas "Auf der Galerie". Ich sah, dass der
beste Weg den Sinn seiner Erzählung heraus zu finden, ist seinen Sinn in Kafkas
"Auf der Galerie" zu suchen. Ich hatte den verdacht - den Eindruck - Kafka
hatte versucht diesen Text neu zu schreiben, doch fragte ich mich ob eine so
Expressionistische Schriftsteller sich mit Feder andere schmucken wolle?
Nachdem ich Kafkas Biographie zum wiederholten male gelesen hatte, war ich mir
sicher er hatte es nicht gemacht um sich mit seinen Federn zu schmucken,
sondern viel mehr um seine Version seines Textes zu schreiben. Es gibt viele
Parallele - wenn man es will - zu Kafkas "auf der Galerie".
Der
Erzähler von "Ovation" zieht sich mit dem ersten Satz in eine gewisse Distanz
zurück. Er spricht wie aus ein fernen Ort zu dem Leser : " Stele dir, liebe
Leser, vor wie.." Er versucht ihm dazu zu animieren diese Begeisterung
zu empfinden - von eine Impression überwältigt - welche er selbst empfindet.
Als wolle er sagen, ach liebe Leser begreif doch meine Entzücken. Nun lässt er
seine Tänzerin, den Baron, doch viel mehr die Wörter auf dem Blatt tanzen. Er
versetzt den Leser in eine sinnlicher Euphorie, welches er sich nicht entziehen
kann. Aber was für eine Aufwand für ein Schluss (bzw. Zwischen) Applauses. Ich
frage mich: wozu diese Aufwand, für einen so hohlen Sensation ? Er
beschreibt es so, als würde er eine ganze Welt beschreiben. Er lässt einen
Sturm los, welche durch die Zeilen weht doch stets auf der Stelle bleibt. Es
überstürzt sich, tritt auf der Stelle wie eine "stehender Sturmlauf".
Im Wiederholungstaumel beginnt er immer
wieder vom neuen von zu erzählen. Der
Autor als ein Jongleur oder gar ein Dompteur ? Es kommen viele Fragen auf. Wer
ist er selbst in diesem Augenblick? Wer ist der Baron? Ist er der Tyrann aus
Kafkas "Auf der Galerie" der, der die Tänzerin, vom Beifall wie von eine Wolke
in Höhe gehoben'peitschenschwingend, erbarmungslos monatelang ohne Unterbrechung
im Kreise rundum' treibt wie es Kafka "auf der Galerie"
beschreibt ? Und verwandeln sich die Beifallskundgebung in das was sie
wirklich sind, die Dampfhämmer welche das tun was Dampfhämmer sonst tun, zermahlen.
Sind die Ovationen das, was Kafka in seine Neu bzw. Nacherzählung dieses Textes
als Dampfhämmer bezeichnet welche auf die Künstlerin rauf schlagen? Oder ist
der Baron der liebevolle Zirkus Direktor und, die Künstlerin 'eine
schöne Dame, weiß und rot, die da hereinfliegt" ? ist es nicht so? Ist es
wirklich so? Ja ist es so, mir scheint es so als sei dies das was Kafka als
solche beschrieben hatte. Und deshalb 'legt der Galeriebesucher das
Gesicht auf der Brüstung und, im Schlussmarsch wie in einen schweren Traum
versinkend, weint er, ohne es zu wissen.' Jedoch hat sich mir eine
weitere Frage gestellt: Wer ist der Galeriebesucher, der im Dunkeln, abseits
dasitzt, in der 'Ovation' in seiner Verzückung wie unbeteiligt am
eigentlichen Geschehen? Es ist - wenn ihr mich fragt - Walser in eigener
vom Tiefblickenden und Visionären Kafka wieder erkannt.
Walser wurde in seine, von ihm erschaffene
Welt in vom ihm ausgesuchten Versteckt gefunden wurden, ob er damit klar kam?