Max Frisch, Burleske
(Interpretation einer Erzählung)
In der Erzählung
"Burleske" von Max Frisch sind weder Zeit noch Ort näher definiert. Die
Geschichte kann irgendwann, wenn auch sicherlich im zwanzigsten Jahrhundert, in
einer beliebigen kleineren Stadt spielen. Die Geschichte wird in der Du-Form
erzählt, um die Identifikation des Lesers mit der Hauptperson möglichst zu verstärken.
Der namenlose
Protagonist nimmt zu Beginn der Erzählung einen unbekannten Obdachlosen in
seinem Haus auf und läßt ihn auf dem Estrich schlafen. Trotz aller Bedenken
will er jegliche Unannehmlichkeiten vermeiden. Deshalb unternimmt er auch
nichts, als der Fremde einen Freund, einen Ex-Häftling, bei sich aufnimmt und
das Verhalten der Beiden immer merkwürdiger wird. Gerade da die Beiden
offensichtlich Brandstifter sind und das mit großer Frechheit auch zugeben,
sieht der Hausbesitzer noch immer keinen Grund zum Handeln, als die Fremden mit
Benzin hantieren und schließlich nach Zündschnüren auch noch Streichhölzer
fordern. Sein blindes Vertrauen rächt sich dann am Ende, wenn er verkohlt in
seinem Bett liegt
Die Geschichte ist
relativ einfach erzählt, und der Stil entspricht etwa dem bürgerlichen Milieu
des Protagonisten, wobei der Autor auch ständig dessen Gedanken ausdrückt. Eine
Gliederung ist nicht erkennbar, nur die Schlafperioden der Hauptfigur
unterteilen die Erzählung geringfügig.
Man könnte diese
Geschichte als Beispiel sehen, wozu blindes Vertrauen und Naivität führen
können. Der unerschütterliche Glaube an das Gute im Menschen ist trügerisch,
und man sollte sein Handeln unbedingt auf seiner Vernunft aufbauen. Müßte ich
dieser Geschichte einen Titel geben, ich würde "Traue niemandem !" wählen.
Deshalb finde ich sie trotz ihres dünnen Humors erträglich, da sich die
Intentionen des Autors mit meiner mißtrauischen Lebenseinstellung decken.