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Robert Schneider:
"SCHLAFES BRUDER"
Der Autor:
Robert Schneider wurde 1961 in Meschach in den Rheintaler Alpen geboren und ist auch dort aufgewachsen. 1922 war "Schlafes Bruder" sein Debutroman bei Reclam Leipzig, nachdem das Manuskript bereits von 23 Verlägen abgelehnt wurde. Bis jetzt ist das Buch in 24 Sprachen übersetzt worden und erhielt eine Vielzahl von Literaturauszeichnungen. Der Roman wurde bereits verfilmt, als Ballett vertanzt und als Oper vertont.
Inhalt:
Der Roman beginnt mit dem letzten Kapitel, in dem Cosmas Alder, der letzte Bewohner des Dorfes Eschberg in Vorarlberg, im Jahre 1922 verhungert.
Das Dorf ist dreimal abgebrannt und von allen Bewohnern verlassen worden.
Zwei Geschlechter haben das Dorf besiedelt, die Alder und die Lamparter. Beide sind miteinander verschwägert, und aus der Inzucht sind immer debile und mongolide Kinder geboren worden.
Im Jahr 1803 wird dem Bauernehepaar Seff und Seffin Alder als zweites Kind Johannes Elias Alder geboren - wirklicher Vater ist der Kurat des Dorfes, Elias Benzer.
Zur gleichen Zeit kommt die Frau von Seffs Bruder mit ihrem Sohn Peter.
An einem Dezembertag des 1808 ereignet sich an Elias ein schauriges Wunder. Elias geht hinunter zum Fluß Emmer, denn der seltsame wassergeschliffene Stein ruft nach ihm (Zitat 1: Seite 44-48).
Seine Eltern finden sich mit der frühreifen Pubertät und den gelben Augen ihres Kindes nicht ab und sperren aus Scham vor Gespött den Jungen zwei Jahre lang ein. Sein einziger Freund ist sein Cousin Peter, welcher ihn oft zum Fenster besuchen kommt, doch die beiden wechseln kaum Worte.
Elias wächst heran. Er ist einsam, seine gelben Augen und sein tiefer Baß verstören Nachbarn und Eltern. Als der Pfarrer auf Elias Kommunion besteht, wird Elias von seinem Gefängnis erlöst.
Mit zehn Jahren ist er zum Mann gereift und er bringt sich selber das Orgelspiel bei, ohne daß er je eine Note gekannt oder geschrieben hat.
So schleicht er nachts immer heimlich in die Kirche um das Orgelspielen zu üben, und um mit Peter die Orgel zu verbessern. Auf einem fest ergreift Elias seine Chance und spielt vor der erstaunten Gemeinde, woraufhin er zum Kurat und Dorflehrer gemacht wird. Im provisierten Orgelspiel kann er sich endlich artikulieren, seine Zuhörerschaft verzaubern, ohne dass jemand auch nur begreift, warum. Doch Elias ist nicht glücklich, denn er liebt Elsbeth, die Schwester von Peter, die er einst aus dem Feuer gerettet hat.
Nach dem ersten Feuer wird Elias zum ersten mal mit dem Bösen konfrontiert, denn er weiß, dass Peter der Brandstifter ist und überdies sein Vater Seff der Rädlesführer der Meistenteil - Mörder. Elias begeht keinen Verrat, doch neben der stillen Liebe zu Elsbeth entwickelt er neuerdings Haßgedanken.
Als Elsbeth den Lukas Alder ehelicht, bricht für Elias eine Welt zusammen. Er sucht die Schuld bei Gott und er verflucht die Welt. Durch diesen Vorfall bekommt er seine ursprüngliche Augenfarbe wieder zurück.
Als im August des Jahres 1925 ein Schreiber und Domorganist von Feldberg kommt, um alle Kirchenorgeln der Umgebung zu begutachten, hört er Elias' Musik und nimmt ihn mit nach Feldberg zum Domfest, wo ein Orgelwettbewerb stattfindet. Elias soll dort die Bibelstelle "Komm o Tod, Du Schlafes Bruder" musikalisch interpretieren. So erlebt die Bevölkerung des kleinen Städtchens einen der größten Augenblicke der Musikgeschichte, und Elias erhält die höchste Auszeichnung, "Die goldene Lira".
Zugleich meldet sich aber der Wahnsinn in Elias. Das Wort des Schaupredigers, der einst in Eschberg zur unumschränkten Liebe aufrief und verkündigte: "Wer schläft, der liebt nicht", nimmt Elias ernst. Er vertreibt sich auf den Rückweg von Feldberg, auf den wassergeschliffenen Stein, seinen Lieblingsplatz seiner Kindheit, mit allen Mitteln den Schlaf, um zur wahren Liebe zu Elsbeth zu gelangen.
Sein ständiger und treuer Begleiter Peter ist Elias bei seinem Vorhaben ein treuer Helfer. Als Gegenleistung für Elias Schweigen muß auch Peter den Dorfbewohnern vorlügen, Elias sei in Feldberg geblieben, bis er an Entkräftung gestorben sei.
Elias schläft acht tage und sieben Nächte nicht, und er ernährt sich von Tollkirschen, Stechäpfel und Narrenschwämme. In der siebten Nacht stirbt er an Atemlähmung. Sein Freund Peter begräbt ihn heimlich und wandelt sich zu einem besseren Menschen.
Als Elsbeth nach neun Jahren ihren Kindern den wassergeschliffenen Stein zeigen will, ist er fortgeschwämmt. Sie erzählt Cosmas die Geschichte eines unglaublichen Musikers, der plötzlich verschwunden ist.
Charakterisierung d. Hauptpersonen:
Elias:
Er ist ein Außenseiter und das nur auf Grund seiner gelben Augen und seiner frühen Pubertät. Er ist der größte Komponist aller Zeiten, da er die Menschen zutiefst berühren und verzaubern kann. Er verfügt über ein unfehlbar absolutes Gehör für alle Klänge, Geräusche und Töne seiner näheren Umgebung. Seine Musik ahmt das Geschehen der Natur nach und er findet auch Inspiration in der Liebe zu Elsbeth. Elias besitzt auch die Fähigkeit mit den Tieren zu reden.
Elsbeth:
Zu ihr gibt es nicht viel zu sagen, außer dass sie nach der Eheschließung als Lukasin in Erscheinung tritt. Siebzehn Jahre lang kannte man sie im Dorf als Elsbeth, und durch den neuen Namen wird ihr ein Stück Identität genommen bzw. eine neue aufgezwungen. Sie kann nur noch in der Abhängigkeit von ihrem Mann existieren. Sie hatte gar keine Wahl den Mann zu heiraten, den sie wirklich liebt, denn das entschieden schon ihre Eltern für sie. Sie muß ihre Bestimmung in der Rolle als Ehefrau und Mutter suchen.
Agathe (Elias Mutter):
Auch Elias Mutter wird Seffin gerufen, obwohl ihr eigentlicher Name Agathe ist. Mit der Eheschließung verliert die Frau nicht nur ihre Unabhängigkeit, sondern auch ihren Namen. Sie hätte lieber ein mongolides Kind gehabt, denn diese Form der Behinderung entspräche eher der gesellschaftlichen Norm in Eschberg. "Elias' Behinderung" macht ihr Angst, und so meidet sie ihren eigenen Sohn. Sie geht sogar soweit, dass sie ihrem Mann nahelegt, Elias in der Emmer zu ertrinken.
Sie führt sogar rätselhafte Kulte, verstümmelt sich an der Wange, um Fleisch dem Heiligen eusebius darzubringen, damit sie von dem Fluch, der auf ihrem Sohn liegt, befreit wird.
Seff (Elias Vater):
Er erkennt das uneheliche Kind seiner Frau an, dessen Zeugung durch den Kuraten Elias Benzer offensichtlich ist. Zu seinem Vater kann Elias ein Liebesverhältnis aufbauen, denn über den Geruch des Stahlhutes seines Vaters kann Elias Sinnlichkeit herstellen. Im Gegensatz zu seiner Frau, würde Seffin nie so weit gehen "seinen Sohn" umzubringen.
Peter:
Peter ist homosexuell, und da er ein schwaches Selbstbild hat, versucht er es durch die Identifikation mit Elias, da dieser stärker und begabter ist, seines zu verstärken. Er wird vom Autor als engstirniger und gewalttätiger Bauer dargestellt. Er wurde von seinem Vater sehr brutal geschlagen ( him wurde der arm gebrochen), und dadurch hat er einen fürchterlichen Haß auf seinen Vater. Peter ist sehr daran gelegen, am Ruhm seines Freundes Elias teilzunehmen und daraus Größe zu gewinnen. Peter leistet Elias Sterbehlife am Ende des Romanes, und Elias Tod führt zu einer positiven Charakterwandlung bei Peter. Der Sadist und Brandstifter findet wieder Zugang zu Menschen und Tieren. Elias Tod bleibt also doch sinnvoll.
Interpretation:
An Elias' Eindrücken und Hörerlebnissen wird deutlich, wieviel wir eigentlich nicht sehen bzw. hören weil unser Horizont zu begrenzt ist, sprich unsere Sinne zu wenig hoch entwickelt.
Auch wird klar, dass wohl jeder Mensch seine Umgebung anders sehen muß.
An Elias' Beispiel wird auch drastisch geschildert, wie weit einen Menschen die Liebe treiben kann.
Er begründet seinen eigenen to mit dem Satz "Wer schläft, liebt nicht" und stirbt für seine Elsbeth, nur um Tag und Nacht an sie denken zu können.
Elias wird von den Menschen auf Grund seiner Begabung, dem Gehör, solange als "abnormal" empfunden, bis er diese für etwas - ihrer Meinung nach - "normales" einsetzt, sprich für das Orgelspielen. Hier muß man sich wohl fragen, wieviele Leute mit tollen Begabungen es wohl gibt, die von uns jedoch nicht als Begabungen gesehen werden, sondern als Verhaltensstörungen.
In diesem Roman tritt außerdem, die in so vielen Romanen geschilderte Geschichte der beiden Liebenden auf, die sich auf Grund gesellschaftlicher Verhältnisse, hier die Bestimmung des Brautpaares, nie bekommen können.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, den es ist etwas ganz Außergewöhnliches, und es spricht ein sehr aktuelles Thema an. Den Film habe ich zwar auch gesehen, muß aber sagen dass er sehr schlecht ist. Da ist dieser Roman um Welten besser, denn die Geschichte wird viel besser dargestellt, und man kann sich seine eigenen Vorstellungen machen.
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