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Der Plan von der Abschaffung des Dunkels
Zum Autor
Peter Hoeg wurde am 7. Mai 1957 in Kopenhagen geboren, studierte Literaturwissenschaft und trat als Tänzer und Schauspieler an dänischen und schwedischen Bühnen auf. Er schrieb Theaterstücke, Romane und einen Band Erzählungen. Ein besonderen Erfolg hatte er mit dem Roman "Fräulein Smillas Gespür für Schnee". Peter Hoeg lebt in Brumleby auf Osterbro (Dänemark).
Der Inhalt
Das Buch "Der Plan von der Abschaffung des Dunkels" handelt von dem Waisenjungen Peter. Peter war schon in sieben Waisenhäusern und Kinderheimen, bevor er in Biehls Privatschule kommt. Biehls Privatschule ist auch, der Ort, an dem sich die Handlung hauptsächlich abspielt.
Dort lernt Peter das ebenfalls verwaiste, etwas ältere Mädchen Katarina kennen. Obwohl der Kontakt zwischen den Schülern eigentlich verboten ist, entwickelt sich zwischen den beiden eine besondere Freundschaft. Katarina ist eine aufmerksame, sehr selbstständig denkende Persönlichkeit. Durch die heimlichen Treffen mit Katarina hat Peter zum ersten Mal das Gefühl, gebraucht und sogar geliebt zu werden. Durch Katarinas Gedanken wird auch er zum Nachdenken angeregt.
Als dann der etwas zurückgebliebene August, der um zwei Jahre jünger als Peter ist, auch in Biehls Privatschule kommt, nehmen sich Katarina und vor allem Peter seiner an. Da August, der von seinen Eltern jahrelang misshandelt wurde, diese dann im Affekt tötete, gehört er nun zu den von der Gesellschaft Ausgestoßenen. Deshalb ist es Katarina auch ein Rätsel, warum August überhaupt in Biehls Privatschule aufgenommen und nicht in ein Erziehungsheim für Minderbegabte oder Schwachsinnige geschickt wurde. Auch die verschärften Sicherheitsmaßnahmen und psychologischen Tests regen Katarina und schließlich auch Peter dazu an, über die Geschehnisse in Biehls Privatschule nachzudenken. Sie wissen, es muss irgendein Plan dahinterstecken.
Gerade als Peter, Katarina und August eine Art Vater-Mutter-Kind-Beziehung aufbauen, eskaliert die Situation. August dreht durch. Nachdem er Biehl und dessen Frau bedroht, setzt er seinem Leben ein Ende.
Katarina und Peter werden für mitschuldig gehalten und voneinander für immer getrennt.
Der durch die Zuneigung Katarinas gestärkte Peter besitzt aber nun genug Kraft für eine Adoption und somit die gesellschaftliche Integration.
Interpretation
Der Roman "Der Plan von der Abschaffung des Dunkels" ist von autobiographischen Zügen geprägt. Der Autor Peter Hoeg wählt die Ich-Form, um aus seiner persönlichen Perspektive zu erzählen und seine persönlichen Gefühle besser darzulegen.
Der Autor Peter Hoeg wählt eine schwierige, gewöhnungsbedingte Sprache. Da seine Sätze ziemlich kurz und knapp sind - obwohl dies normalerweise zu besserem Verständnis führt - fehlt manchmal ein klarer Bezug. Besonders da Hoeg anstatt Eigennamen meist Fürwörter verwendet. So zum Beispiel im zweiten Teil am Ende des letzten Kapitels (S.237):
"Es ist bald vorbei", sagte er. "Dann komme ich zurück zu dir. Dann sitzen wir zusammen wie früher. Auch mit Peter. Ist er jetzt bei dir?" "Ja", sagte sie.
"Darf ich Papier und Bleistift behalten?" "Ja", sagte sie.
Er strich ihr über die Wange.
"Wartet ihr hier auf mich?", sagte er. Sie konnte ihm nicht antworten.
"Jetzt nimmst du nicht mehr den Bus", sagte er. "Ich hab dir ein Auto gekauft. Es parkt hier unten."
Dieser Ausschnitt zeigt, dass dieses Buch keine einfache Lektüre ist. Wenn man das Lesen dieses Buches für einen längeren Zeitraum unterbricht, so verliert man leicht den Faden.
Im Vordergrund des Romans steht nicht die Handlung sondern eher gesellschaftskritische Überlegungen des Autors. Das Buch handelt von der Idee, alle Kinder in Dänemark in gemeinsamen dänischen Schulen zu versammeln. Er nennt dieses Vorhaben bezeichnenderweise "Plan von der Abschaffung des Dunkels". Hoeg berichtet nicht nur von dem Plan, sondern er läßt seinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf, ohne seine persönliche Meinung dem Leser aufzwingen zu wollen. Deshalb regen seine Gedankengänge sehr zum Nachdenken an. Er spricht in diesen die Problemstellung der Integration an - und zwar im speziellen Fall die Eingliederung verhaltensauffälliger Kinder - und wie weit man diese ausführen darf.
Außerdem enthält der Roman sehr viele philosophische Gedanken, zum Beispiel über die Zeit:
Man bekam die Zeit nie erklärt. Doch man wusste, sie war kolossal, größer als etwas Menschliches oder Irdisches. wenn man rechtzeitig dasein sollte, dann nicht nur aus Rücksicht auf die Kameraden und sich selbst und die Schule. Sondern auch um der Zeit selber willen. Für Gott. (Teil 1, Kap.6, S. 49)
Peter und Katarina erkennen, dass sobald die Zeit nicht mehr funktioniert, ein Chaos ausbricht. Sie stellen fest, dass das ganze Leben auf die Zeit geeicht ist. Die beiden nützen dies auch aus, indem sie einmal die Schuluhr zurückstellen und so das Zeitsystem in der Schule durcheinanderbringen.
Der Ich-Erzähler geht auch auf die Religion ein, er berichtet von der religiösen Erziehung und hinterfragt diese zugleich:
Es wurde immer viel gebetet und gesungen. Jedoch hatten wir nie versucht, Gott selbst zu erreichen. Dazu war er immer zu nahe an Biehl, [] (Teil 1, Kap. 6, S. 49)
Aufgrund der vielen Gedankengänge des Ich-Erzählers, welche die Handlung immer wieder unterbrechen, fällt es manchmal schwer, dem Geschehen zu folgen.
Persönliche Bewertung
Der Roman "Der Plan von der Abschaffung des Dunkels" ist sicher keine leichte, unterhaltsame Sommerlektüre, sonder eher ein Problembuch. Da Integration ein sehr aktuelles Thema ist - nicht nur im Bezug auf schwer erziehbare oder behinderte Kinder, sondern auch in der Ausländerproblematik - und eine allgemeingültige Lösung der Integrationsfrage sehr schwierig ist, war es für mich interessant zu lesen. Da es von Jugendlichen handelt, bewegt es die heutige Generation ganz besonders, über dieses sehr komplexe Problem nachzudenken. Auch ich muss offen zugeben, dass ich mich, bevor ich den Roman las, noch nie mit dem Thema Integration auseinandergesetzt habe.
Hoeg weist nicht nur auf die Integrationsfrage hin sonder auch auf die Bedeutung der "Zeit" in unserer Gesellschaft. Peter Hoeg äußert so leise Kritik an unserem Gesellschaftssystem.
Das Buch ging mir sehr nahe, denn auch wenn Peter nie davon erzählt, wie sehr er leidet, spürt man die Spannung und die Schmerzen zwischen den Zeilen. Und obwohl das Lesen der ersten Seiten eine Qual für mich war, ließ mich "Der Plan von der Abschaffung des Dunkels" am Ende nicht mehr los. Zusammenfassend möchte ich sagen, dass es ein sehr aufwühlender Roman ist, und dass ich es allen Personen weiterempfehle, die sich den Fragen der Gegenwart stellen wollen.
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