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Referat Wilhelms Haltung gegenüber dem Theater - Darstellung des Themas

literatur referate

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Wilhelm Meisters Lehrjahre

Schwerpunkt: Wilhelms Haltung gegenüber dem Theater

Inhalt:

1.1. Darstellung des Themas

1.2. Inhaltsangabe

1.3. biographische Angaben und epochale Einordnung

Untersuchung der Fragestellung

2.1. Fazit

3.1. Primärliteratur

3.2. Sekundärliteratur


In dem Roman "Wilhelm Meisters Lehrjahre" wird die Geschichte eines jungen Mannes erzählt, der trotz seiner bürgerlichen Herkunft die Möglichkeit findet seine persönliche  Neigungen herauszufinden und sie in Harmonie mit der Gesellschaft zu verwirklichen.


Zu Beginn der Handlung ist der Protagonist Wilhelm noch vollkommen in

den Bann des Theaters

gezogen, das ihn seit seiner frühen Kindheit so tief beeinflußt hat,

dass einen unmächtigen Drang

verspürt selbst gegen den Unwillen seines Vaters sein Leben als

Schauspieler oder

Theaterschriftsteller zu verbringen.

Durch seine Liebe zu einer Schauspielerin wird seine Vorstellung vom

Theaterleben noch stärker

romantisiert. Als er sich jedoch von ihr betrogen glaubt projeziert er

seine Enttäuschung auf das

Theater und seine schriftstellerischen Fähigkeiten, so dass er sich  von

seinem früheren Traum für

immer abwenden will.

Wenig später wird Wilhelm von seinem Vater mit einer Geschäftsreise

beauftragt, die er am Anfang

auch erfolgversprechend auszuführen scheint bis er auf ein versprengtes

Wandertheater stößt und

dessen Leitung er übernimmt. Allerdings muß er feststellen, dass  den

meisten Schauspielern mehr

an Ruhm und einem bequemes Leben als an künstlerischem Ausdruck gelegen

ist, was jedoch seine

Begeisterung noch nicht bremst.

Durch die Beschäftigung mit Shakespeare und den Lebensbericht einer

Stifsdame sowie den

Einfluß einer aristokratischen Geheimgesellschaft erkennt Wilhelm

schließlich, dass die Theaterwelt

nicht mehr als leerer Schein ist und entschließt sich ein nützliches

Leben zu führen.

Seite 2


Goethe schrieb den Roman " Wilhelm Meisters Lehrjahre" aus dem neuen

Bewusstsein heraus, das

sich während seiner Arbeit mit Herder und der Italienreise entwickelt

hatte.

Bis 1786 hatte Goethe als oberster Beamter im Weimarer Staatsdienst

gearbeitet und zwang sich

dort zu einer pflichtbewußten Arbeitsweise. Jedoch mußte er bald

erkennen, dass er viele seiner

Ziele wegen der Furcht des Adels, Privilegien zu verlieren, aufgeben

mußte.

Enttäuscht zog er sich nach Italien zurück wo er durch das Studium der

antiken Kunst und die

italienische Lebensweise zu einer neuen Weltauffassung mit einem starken

Wunsch nach Klarheit

und Harmonie kam. Diese Harmonie sah er als Einklang der individuellen

Wünsche mit den

gesellschaftlichen Pflichten, der aber nicht durch äußeren Druck sondern

nur den eigenen Wunsch

zur Selbsterziehung entstehen könne.

Bildung mache erst aus der "rohen Natur" den kultivierten Menschen, da

sie ihm im Idealfall die

Möglichkeit gebe die tierischen Instinkte mit der Vernunft harmonisch zu

verbinden.

Um das Individuum von der Notwendigkeit seinen eigenen Verstand

auszubilden zu überzeugen, sei

Erziehung notwendig. Die könne aber nicht nur durch Belehrung wie zum

Beispiel durch

nachahmenswerte Vorbilder sondern auch durch den Genuss der Harmonie des

Asthetischen

gewonnen werden.

Dadurch kam es zur Entstehung der Bildungsromane, die exemplarisch am

Lebenslauf des

Protagonisten verdeutlichten wie die Entfaltung der Individualität im

Sinne des Humanität möglich

sei.

" Wilhelm Meisters Lehrjahre" hatte lange Jahre eine Vorbildstellung in

dieser Gattung inne.


Wilhelms Haltung gegenüber dem Theater

Wilhelms Haltung gegenüber dem Theater verändert sich im Laufe des

Romans stufenweise.

Die erste Begegnung Wilhelms mit dem Theater findet bereits in seier

frühen Kindheit statt und ist

deshalb besonders prägend. Der Anlass ist ein Puppenspiel, das der Vater

an Weihnachten

aufführen lässt.

Erst gibt sich Wilhelm nur der "Freude der Überraschung und des

Staunens" (S.15)  hin, bei der

wiederholten Aufführung ist empfindet er aber schon tiefes Drängen

hinter die Kulisse zu schauen,

nachzuforschen und zu verstehen was vor sich geht. Er ist sogar bereit

für einen Erkenntnisgewinn

einen Teil der Ergötzenden Illusion aufzugeben.

Aus seinem Wunsch nach Verstehen entwickelt sich schließlich das

Verlangen selbst an dem

Puppenspiel beteiligt zu sein. Das eigene Aufführen des Stückes

beeindruckt ihn so stark, dass er

später der Mutter das Textheft entwendet und auswendig lernt.

In Wilhelm entsteht nun auch das Interesse sich anderen Stücken

zuzuwenden, jedoch beschäftigt er

sich mit ihnen nur sehr oberflächlich und liest meist nur den fünften

Akt, da dort die abenteuerlichte

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Handlung vorkommt.

Schließlich versucht sich Wilhelm selbst als Theaterschriftsteller,

bringt aber nie wirklich etwas zu

Stande, da ihm Erfahrung und Talent fehlt.

Auch and den Versuchen mit seinen Freunden ein Stück aufzuführen zeigt

sich, dass Wilhelm der

Sinn für das Machbare fehlt. Er glaubt zwar bis zur Aufführung daran

alles unter Kontrolle zu haben,

muß dann aber erkennen, dass er nicht bedacht hat, "dass doch jeder

wissen müsse, was und wo er

es zu sagen habe" (S. 26)

Durch Wilhelms Unwissenheit und seine kindliche- spielerische

Einstellung ist sein Theaterprojekt

zum Scheitern verurteilt.

Ein weiteres Zeichen dafür, dass Wilhelm sich durch seine

Theaterleidenschaft von der Realität

fortreißen läßt, zeigt sich an seinem Gedicht der beiden Musen. Durch

seine naive Haltung und die

mangelnde Theaterkenntnis zeichnet er sie nur in Schwarz- Weiß, so wie

er sie seinen Vorurteilen

gemäß sieht ohne wirklich abzuwägen.

Dem professionellen Theater begegnet Wilhelm erst später, als er Mariane

kennenlernt und auch

dann ist er nicht in der Lage Abstand zu gewinnen. Durch seine Liebe zu

der Schauspielerin verklärt

er auch das Theater und idealisiert seine Vorstellungen.

Ein Zeichen dafür, dass Wilhelm weder zum Theater noch zu seinen

kindlichen Erfahrungen mit dem

Puppenspiel Distanz gewonnen hat, sind seine leidenschaftlichen

Erzählungen gegenüber seiner

Gelieben.

" Die Begeisterung des jungen Mannes ist liebenswert, und sie wird auch

so dargestellt, zusammen

mit der Erinnerung, die sie in Wilhelm hervorruft. Zur gleichen Zeit

aber wird dieser enthusiastische

Zustand mit Ironie behandelt. Während Wilhelm mit Begeisterung

erzählt, , schläft Mariane ein,

die gewiß für ihn Sympathie empfindet. Das Verhalten der alten

Barbara, die inzwischen den

Wein mit Bedacht genießt, rückt Wilhelms Leidenschaft noch stärker in

ironische Beleuchtung."

Von seinem verklärten Standpunkt sieht Wilhelm weiterhin keinen Grund

sich um die Sorgen des

alltäglichen Lebens zu kümmern. Als Sohn einer wohlhabenden

Bürgerfamilie hat er sich nie

Gedanken um seine Lebenserhaltung machen müssen und glaubt, dass

Schicksaal würde ihm schon

weiterhelfen solange er seine Begabungen leben würde.

Deshalb begegnet er auch später Melina mit vollkommenen Unverständnis,

als sich dieser nach

seiner Hochzeit seine sicherere Stellung als die eines Schauspielers

suchen will.

Wilhelm glaubt nähmlich durch das Theater die Menschen erreichen zu

müssen, ihnen den Sinn der

Stücke nahezubringen, " ihre Herzen aufzuschließen, ihre Gemüter zu

berühren und ihnen himmlische

Genüsse zu bereiten" (S. 66).

Doch wie soll er das mit seinem begrenzten Wissen und Fähigkeiten  tun,

da er wie an Serlos

Theater nur sich selbst spielt und nicht einmal Shakespeares kennt ?

Wilhelms Begeisterung für das Theater entspringt nur sehr lückenhaften

Kenntnissen der

Theaterliteratur.

Ein weiteres Zeichen dafür, dass Wilhelms Beziehung zu Theater durch

irreale Vorstellungen

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bestimmt wird ist, das er sich in seinem Enthusiasmus schon als Schöpfer

eines Nationaltheaters,

vortrefflichen Schauspieler oder Dichter sieht. Daran zeigt sich schon,

dass es ihm nur darum geht zu

gefallen. Hätte er wirklich eine innere Begabung wäre sein Streben nicht

so unbestimmt, sondern

würde  sich nur auf eine Richtung beschränken.

Auf ihn trifft dagegen sein eigener Vergleich mit Kindern zu die alles

ausprobieren, was sie

beeindruckt hat, da sie glauben, dass es leicht nachzuahmen sei, nur

dass Wilhelm hartnäckiger an

der Hoffnung festhält selbst eine große Begabung zu besitzen, die ihn

mit dem Theater verbindet.

Durch die Lektüre Shakespeares bewegt sich Wilhelm langsam von der

Scheinwelt des Theaters

weg. Erst nimmt ihn der Stoff vollkommen gefangen, so dass er glaubt "

vor den aufgeschlagenen,

ungeheuren Büchern des Schicksaals zu stehen." ( S.197)

Dann ruft seine Begeisterung Aktivität hervor: Wilhelm beschäftigt sich

sehr intensiv mit

Shakespeares Werken und bewirkt sogar die Aufführung Hamlets. Auch wenn

das Publikum

begeistert ist, gelingt es Wilhelm nicht in seiner Rolle über die

Selbstdrastellung hinauszukommen, da

er immer noch nicht in der Lage ist Abstand zu gewinnen und "sieht in

Hamlet nicht so, wie er ist,

sondern als einen ihm ähnlichen , empfindsamen, nach Bildung strebenden

Menschen."

Erst in seiner Beschäftigung mit den "Bekenntnissen einer schönen Seele"

stößt er auf wirklich neue

Gedanken, die seine Einstellung zum Theater grundlegend ändern.

Er erkennt, was Serlo schon lange wüßte; nähmlich, dass das Theater ein

bloße Scheinwelt und der

normale Zuschauer nur in Begeisterung gerät, wenn sich die Kulisse durch

perfekte Illusion in

Wirklichkeit verwandelt.

Da nur wenige wirklich in der Lage sind die großen Stücke ohne lange

Auseinandersetzung wirklich

zu begreifen, scheut er sich nicht sie auf das Wesentliche zu

reduzieren.

Wilhelm dagegen glaube sie durch sein Gefühl erfassen zu können ohne

dabei auf die Idee zu

kommen, dass er sie durch seine mangelnde Distanz falsch interpretieren

könnte.

Wilhelm wird klar, dass sich vieles als anders herausstellt als er am

Anfang angenommen hat und

empfindet das Bedürfnis Klarheit in die verschwommene Auffassung seiner

Umwelt zu bringen.

Durch die Erfahrungen, die er während seiner Lehrzeit gemacht hat, ist

es ihm gelungen seine

Anlagen zu entfalten auch wenn er dabei auf einige Irrwege gekommen ist.

Jedoch ist seine Ausbildung erfolgreicher und wesentlich lebendiger

verlaufen als die seines

Freundes Werner, was sich schon an ihrer äußeren Gestalt zeigt.


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Während seiner Lehrjahre gelingt es Wilhelm nicht nur von bürgerlichen

Verhältnissen in die

Aristokratie aufzusteigen, sondern auch sich von seiner Hingabe an

Illusionen zu befreien und durch

die so gewonnene Unabhängigkeit ein für die Gesellschaft nützliches

Leben  zu führen.

Schon die ersten Worte des Romans "das Schauspiel" zeigt, dass das

Theater für Wilhelm letzlich

nur Schein, nur ein Umweg zur freiwilligen Eingliederung in die

Gesellschaft ist.

Somit verwirklicht Wilhelm am Ende die Ziele der Klassik.


Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre, Reclam


1. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Klett,

2. Hans Reiss, Goethes Romane, Francke Verlag Bern und München



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