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Österreichische Literatur von 1918-1938
Historische Gegebenheiten:
1918, nach dem ersten Weltkrieg, zerfiel das Habsburgerreich in viele Nachfolgestaaten, darunter auch (Deutsch-)Österreich, das den Anschluß an das Deutsche Reich erreichen wollte. Niemand glaubte, dass diese kleine Republik wirtschaftlich lebensfähig sei, weil nur mehr ein Drittel der österreichisch- ungarischen Industrie auf dem neuen Staatsgebiet angesiedelt war und ein großer Absatzmarkt sowie die meisten Rohstoffquellen weggefallen waren.
In den Jahren 1918 bis 1922 setzte eine starke Inflation ein, die die Kaufkraft der Krone auf 1:15.000 gegenüber dem Wert vor dem Krieg senkte. Dadurch verarmten große Teile der österreichischen Bevölkerung, was durch die Entwertung der Staatspapiere noch verschärft wurde. 1922 wurde die Inflation durch eine Währungsreform gestoppt. 1 Schilling war 10.000 Kronen wert.
Während der Weltwirtschaftkrise im Jahr 1929 stieg die Zahl der Arbeitslosen von bisher ca. 10% auf 25%, damit kamen auf drei Berufstätige ein Arbeitsloser, und die Hälfte der Arbeitslosen konnte vom Staat nicht mehr unterstützt werden.
1934 kam es in Österreich zu einem Bürgerkrieg, der mit der Niederlage des republikanischen Schutzbundes endete. Danach wurde der autoritäre Ständestaat des Austrofaschismus gegründet. Nach einem nationalsozialistischen Putsch im Juli 1934, bei dem Kanzler Dollfuß erschossen wurde, wurden die Nationalsozialisten verboten und Schuschnigg als neuer Kanzler eingesetzt.
Am 12. März 1938 besetzten die Deutschen Truppen Österreich und am 13. März hörte der Staat Österreich zu existieren auf.
Malerei:
Die wichtigste Form der bildenden Kunst in der Zwischenkriegszeit war der Surrealismus. Das Unbewußte, der Traum, war das eigentliche Grundmuster der surrealistischen Kunst. Die Künstler wendeten sich von der Außenwelt ab und versuchten, ihre Gedanken und inneren Vorstellungen zu zeichnen, was zu einer Flucht ins Innere ihrer Persönlichkeit führte. Sie waren der Ansicht, dass Rationalismus und Auswüchse der Zivilisation menschliche Phantasie und Vorstellungskraft unterdrücken würden. Zu den Hauptvertretern des Surrealismus gehören Joan Miró, Giorgio de Chirico, Salvadore Dali, Max Ernst und René Magritte.
Der wohl bedeutendste Künstler dieser Zeit ist Pablo Picasso. Während seines Lebens von 1881 - 1973 beschäftigte er sich mit vielen verschiedenen, modernen Kunstrichtungen.
Andere Strömungen waren " Die neue Sachlichkeit", "Der sozialistische Realismus" und zuletzt "Die bildende Kunst im Nationalsozialismus". 1923 gründete Wilhelm Thöny die Grazer Sezession.
Musik:
Vertreter der österreichischen Musik war Kurt Weill der 1928 die "Dreigroschen Oper" und den "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" 1930 von Bert Brecht vertonte. Weitere berühmte österreichische Komponisten dieser Zeit wie Schönberg, Berg, Webern und mehrere Deutsche wie Carl Orff hat bereits Stephan Georg Wagner näher behandelt. Zwei besonders wichtige deutsche Komponisten, die sicher auch die österreichische Musik beeinflußt haben, waren Richard Wagner und Gustav Mahler.
Philosophie:
1922 bildete sich in Wien um den dort wirkenden Philosophen Moritz Schlick, der 1882 in Berlin geboren wurde und 1936 in Wien starb, ein Diskussionskreis, an dem hervorragende Wissenschaftler teilnahmen. Ihr Ziel war es, die philosophischen Grundlagen der Einzelwissenschaften mit geschaffenen Hilfsmitteln der modernen Logik möglichst frei von hergebrachter Metaphysik zu behandeln und durch die Konstruktion einer wissenschaftlichen Universalsprache zu einer Einheitswissenschaft zu gelangen. Zu diesem Kreis gehörten Ludwig Wittgenstein, Hans Reichenbach, Otto Neurath und Rudolf Carnap. Die beiden wichtigsten Philosophen, Wittgenstein und Carnap, wurden schon im Referat von Ulla, Laura und Eva behandelt.
Psychologie:
Ab 1902 war Sigmud Freud Professor für Neuropathologie in Wien. Er gilt als der Begründer der Psychoanalyse. Er entwickelte dieses psychoanalytische Therapieverfahren, bei dem er zugleich seine Einsichten in die Triebstruktur menschlichen Verhaltens gewann. Seine wichtigsten Werke sind seine Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, " Die Traumdeutung", "Zur Psychoanalyse des Alltagslebens", "Das Ich und das Es" und "Das Unbehagen in der Kultur". Freud gab der Literatur dieser Zeit viele Anregungen.
Physik:
In der Physik gab es in dieser Zeit besonders in Österreich und Deutschland bedeutende Fortschritte. In Österreich wirkte Kurt Gödel, der die Vollständigkeit der Quantorenlogik erster Stufe nachwies und Arbeiten zu philosophischen Grundlagen der Mathematik sowie der Relativitätstheorie verfaßte.
Zur gleichen Zeit bestätigte Ernst Mach in Deutschland den Dopplereffekt und machte Untersuchungen an Projektilen im Überschallbereich, wo er die Machschen Wellen entdeckte. Albert Einstein revolutionierte die Grundlagen der Physik mit seiner Relativitätstheorie und seiner einheitlichen Feldtheorie und er erhielt für seine Forschungen über die Deutung des Photoeffekts den Nobelpreis für Physik.
Literatur
Die österreichische Dichtung zwischen den beiden Weltkriegen wird zum größten Teil dadurch bestimmt, dass in diesem Zeitraum Österreich aus einem Großstaat zum Kleinstaat wurde. Das verlangte eine gewaltsame Umstellung und Anpassung, gerade von den schöpferischen Menschen. Einerseits begrüßte man die neue erste Republik und andererseits erfüllte gar viele der Zusammenbruch der Monarchie mit tiefer Trauer. Der schließlich erfolgte Aufbau eines neuen bewußt österreichischen Staates wurde gar bald durch das gewaltsame Vorgehen des inzwischen nationalsozialistisch gewordenen Deutschen Reiches gestört.
Trotz der dauernden Umstürze und der daraus sich ergebenden innerpolitischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten erlahmte die Anteilnahme Österreichs an den großen Geistesströmungen Europas nicht. Es kam Dank seiner Sonderstellung zu einer selbständigen Weiterentwicklung mit internationaler Wirkung. Dies gilt sowohl für die radikal pessimistische als auch für die idealistische Strömung innerhalb der neuen Sachlichkeit, die sich auch in Österreich durchsetzte.
In den Jahren 1920 bis 1930 war auch die österreichische Literatur durch die pessimistische Kritik am Kulturverfall und die Vorliebe für sozialethische Probleme gekennzeichnet. Außerdem ging man in Österreich früher als im übrigen deutschen Sprachraum daran, auf die Tradition zurück zu greifen und nach einer sittliche Erneuerung des Menschen zu streben.
Die Aussagen der Werke beziehen sich eher auf gesellschaftliche Strukturen und deren Veränderungen als auf die Politik. Vertreter dieser literarischen Richtung, die mit ihren Werken eine radikale ethische Veränderung hervorrufen wollen, sind Karl Kraus, Robert Musil, Hermann Broch und Johannes Freumbichler.
Eine zweite Strömung ab 1927 beschäftigt sich mit dem Untergang der österreichisch-ungarischen Monarchie. Deren Hauptvertreter sind Franz Werfel, Joseph Roth, Alexander Lernet-Holenia und Franz Theodor Csokor.
Im Ständestaat entsteht keine eigene Literatur, sie unterscheidet sich kaum von den Tendenzen im Nationalsozialismus in Deutschland. Die Feindbilder dieser Literatur sind die Stadt, der Intellektualismus und die Wurzellosigkeit, die Vorbilder sind ländliches Leben, Bauerntum und die Bodenständigkeit. Deshalb ist der Übergang in den Nationalsozialismus für die vom Ständestaat geförderten Autoren und Dichter kein Problem.
Karl Kraus wurde am 28. April 1874 in Jicin in Böhmen geboren. Er lebte ab 1877 in Wien wo er Germanistik, Philosophie und Jura studierte. 1899 wurde er katholisch und gründete die Zeitschrift "Die Fackel", in der er sich gesellschafts- und pressekritischer Themen annimmt. In seiner Zeitschrift erschien auch die Erstfassung seines wohl wichtigsten Werkes "Die letzten Tage der Menschheit". In diesem Stück treten über 1000 Personen, viele aus der Zeitgeschichte, wie Kaiser Wilhelm II, Kaiser Franz-Joseph, Minister, Angehörige des Militärs sowie Dichter wie der Bayer Ganghofer und Hofmannsthal in 220 Szenen auf. Er wandte sich nicht gegen den Nationalsozialismus und verstarb am 12.Juni 1936 in Wien.
Andere Hauptwerke sind: "Heine und die Folgen", "Die Chinesische Mauer", "Untergang der Welt durch schwarze Magie" und "Literatur und Lüge".
Robert Musil wurde am 6. November 1880 als einziges Kind eines aus Graz stammenden Hochschulprofessors für Maschinenbau geboren, verbrachte seine Kindheit in Steyr und besuchte die Militärerziehungsanstalt in Mährisch-Weißkirchen, um aktiver Offizier zu werden, wechselte jedoch dann an die technische Hochschule nach Brünn über, wo er zuerst Maschinenbau und dann Philosophie und Psychologie studierte. Er machte den ersten Weltkrieg an der italienischen Front mit, ging dann vorübergehend nach Berlin, dann nach Wien, mußte auswandern und schließlich verstarb er am 15. April 1942 in Genf.
In seinen Werken versuchte er nicht wie Werfel und Döblin durch Rückkehr zum Katholizismus den menschlichen Leerlauf seiner Zeit zu überwinden, sondern er wollte mit Hilfe des kritisch analysierenden Intellekts den Weg zu echtem Menschentum finden.
Seine bedeutendsten Werke sind die Novelle "Die Verwirrungen des Zöglings Törles" und der dreibändige und unvollendete Roman "Der Mann ohne Eigenschaften".
Hermann Broch wurde am 1.11.1886 in Wien geboren. Er besuchte zuerst die Textilhochschule und leitete bis 1927 die Textilfabrik seines Vaters. Er studierte von 1928-1931 Philosophie, Psychologie und Mathematik und wirkte dann als freier Schriftsteller. Bei der Besetzung Österreichs 1938 wurde er verhaftet und nach dem er freigelassen worden war, wanderte er in die USA aus. Dort arbeitete er als Professor an der Universität in New Haven, wo er am 30. Mai 1951 starb.
Broch verwendet ganz moderne Stilmittel, wie den inneren Monolog, und er bezieht wissenschaftliche Erkenntnisse, Reflexionen und Träume in seine Dichtung ein. Zu seinen Werken zählen die Romantrilogie "Die Schlafwandler", "James Joyce und die Gegenwart", "Der Versucher". Sein Hauptwerk ist der "Tod des Vergil".
Franz Werfel stammt aus einer vornehmen jüdischen Kaufmannsfamilie. Er kam am 10. September 1890 in Prag zur Welt und lebte dann seit seiner Jugend als freier Schriftsteller in Wien. Er heiratete die Witwe von Gustav Mahler - Alma Mahler. 1938 emigrierte er zuerst nach Frankreich und 1940 in die USA, wo er dann am 26. August 1945 in Beverly Hills in Kalifornien starb. Insgesamt schrieb er 15 Dramen, zum Beispiel "Juarez und Maximillian", "Paulus unter den Juden" und "Das Reich Gottes in Böhmen", viele Novellen und Essays, zum Beispiel den Band "Zwischen oben und unten", 11 Romane, darunter "Verdi", "Die Geschwister von Neapel", "Das Lied von Bernadette", "Barbara oder Die Frömmigkeit", "Der veruntreute Himmel" und "Die vierzig Tage des Musa Dagh", dazu zwei unvollendete Romane und eine Komödie namens "Jacobowsky und der Oberst".
Joseph Roth wurde in Brody im Gebiet von Lemberg am 2. September 1894 geboren. Er studierte Philosophie und deutsche Literatur, bis der erste Weltkrieg ausbrach. Als Kriegsfreiwilliger machte er die Kämpfe an der Ostfront mit. In dieser Zeit sammelte er all jene militärischen Erfahrungen, die im Laufe seines Schriftstellerlebens immer wieder in seinen Büchern aufscheinen. Seit 1931 war er freier Schriftsteller und hinterließ 12 Romane, einige Bände Erzählungen und Essays und über 1000 Zeitungsartikel. In seinen Werken wird die Thematik von der Tragik des Judentums und der untergegangenen k.u.k. Donaumonarchie bestimmt. Die wichtigsten sind die Romane "Radetzkymarsch", "Kapuzinergruft", "Hotel Savoy" und "Hiob", zu den Erzählungen gehören "Die Legende vom heiligen Trinker" und "Der Leviatan".
Er starb am 27. Mai 1959 in Paris, wohin er 1933 ausgewandert ist.
Max Mell wurde am 10. November 1882 in Marburg an der Drau als Sohn des Direktors des staatlichen Blindeninstituts in Wien geboren. Er war ein Freund von Hugo von Hoffmannsthal, ein volksnaher, der Heimat verbundener, Dichter mit christlicher Grundhaltung und schrieb vor allem dramatisierte Legenden, religiöse und historische Stoffe, die er in eine strenge Prosa verarbeite. Alle seine Dichtungen durchzieht als Grundmotiv der feste Glaube daran, dass das Böse in der Welt das herrschende Chaos und der kulturelle Leerlauf der Zeit zwischen den beiden Weltkrieg nur durch die Besinnung auf das christliche Ethos überwunden werden können. Er schrieb mehrere Spiele, zum Beispiel "Das Schutzengelspiel", "Das Apostelspiel" oder "Jeanne d´Arc", die Novelle "Barbara Narderers Viehstand" und die Prosa "Steirischer Lobgesang". Er starb am 12. Dezember 1971.
Er ist nicht ganz unumstritten, weil seine Romane auch in der NS-Zeit sehr erfolgreich waren.
Paula Grogger wurde in Öblarn in der Steiermark am Fuße des Grimmings am 12. Juli 1892 geboren. Sie besuchte die Lehrerinnenbildungsanstalt in Salzburg und war danach Lehrerin. 1929 wurde sie pensioniert und sie starb am 1. Jänner 1984. Sie war eine Erzählerin in einer katholisch-bäuerlichen Lebenswelt und sie wird als weiblicher Peter Rosegger bezeichnet. Sie verwischt in ihrer Sprache die Grenzen zwischen schriftlichem und mundartlichem Deutsch. Ihre wichtigsten Werke sind "Das Grimmingtor", "Die Liebe Frau und der Antichrist" und die Sammlung von Legenden "Die Räuberlegende" und "Der Lobenstock".
Franz Theodor Csokor erblickte am 6. September 1885 in Wien das Licht der Welt, wo er Kunstgeschichte studierte und als Regisseur und Dramaturg arbeitete. 1938 verließ er aus Protest gegen das dritte Reich Österreich und ging über Warschau nach Rumänien und von dort über Jugoslawien nach Italien. Im Dienste der Alliierten kam er 1944 nach Rom wo er dann bei den Sendungen des BBC für Österreich gearbeitet hat. Aus dem Exil kehrte er 1946 nach Wien zurück. Dort starb er am 5. Jänner 1966. Tot
Er erhielt zahlreiche Ehrungen, wie den Grillparzerpreis und die höchste Auszeichnung des österreichischen Staates für Dichtung, den Kunstpreis.
Er war ein expressionistischer Dramatiker, der zu aktuellen Problemen Stellung nahm. Er publizierte aber auch Lyrik, Novellen, Memoiren, Romane und Übersetzungen. Seine Hauptwerke sind "Die rote Straße", "Gottes General", "Gesellschaft der Menschenrechte", "Das Zeichen an der Wand" und das Drama "Europäische Trilogie".
Ödon von Horvath wurde am 9. Dezember 1901 in Fiume in Kroatien als Sohn eines österreichisch-ungarischen Diplomaten. Er lebte ab 1923 als Schriftsteller in Berlin und Murnau in Bayern. Aufgrund von nationalsozialistischen Repressalien lebte er zwischen 1933 und 38 in Wien, emigrierte dann im März 1938 nach Paris.
Seine Stücke stehen in der Tradition des Wiener Volksstücks und der österreichischen sprachskeptischen Literatur. Vor allem durch die Demaskierung kleinbürgerlicher Sprache und Verhaltensweisen übte er radikale Sozialkritik, wobei besonders die Frauen als Opfer erscheinen. In seinem Spätwerk, den Romanen 'Jugend ohne Gott' und 'Ein Kind unserer Zeit' befaßte er sich mit dem Aufstieg des Faschismus. Er starb am 1.Juni 1939.
Hans Leifhelm wurde am 2. Februar 1891 in Mönchengladbach in Deutschland geboren. Er arbeitete zwischen 1923 und 1930 als Berufsberater des Landes Steiermark und wohnte von 1933 bis 1935 am Rosenhof am Rosenberg in Graz. Danach übersiedelte er nach Palermo und Padua. In seiner Lyrik arbeitete er den Gegensatz zwischen industrieller Arbeitswelt und Natur heraus. Seine wichtigsten Werke sind "Gesänge von der Erde", "Lob der Vergänglichkeit" und "Sämtliche Gedichte". Er starb am 1. März 1947 in Riva.
Karoline Forster und Carl Rauch, 8.a
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