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Beispiel: Münzwurf
deterministischer Vorgang, Aufgrund unscharfer Anfangsbedingungen
ist Ergebnis nicht exakt vorhersagbar. Zwei einander ausschließende Ergebnisse: Kopf oder Zahl. Jedes Ergebnis ist gleichberechtigt Kopf oder Zahl treten jeweils mit Wahrscheinlichkeit ½ auf.
Fazit: Experiment, Versuch mit ungewissem Ausgang, zumindest prinzipiell
oder gedanklich unter gleichen Versuchsbedingungen beliebig oft
wiederholbar. Beobachtung: Bei unabhängiger Wiederholung
derartiger Versuche sind Gesetzmäßigkeiten erkennbar.
Spezialfall: Alle endlich vielen Versuchsausgänge schließen einander aus und
sind gleichberechtigt. Versuch wird "auf gut Glück" durchgeführt.
Unter diesen Voraussetzungen sei A ein Ereignis, das aus verschiedenen Versuchsausgängen zusammengesetzt sein kann.
Wahrscheinlichkeit (von Laplace)
Anzahl der für A günstigen Fälle
P(A) =
Anzahl aller möglichen Fälle
Beispiel: Münze
Spielwürfel - 6 Ausgänge, A = "6", A = "gerade Zahl"
zwei Spielwürfel - 36 Ausgänge, A = "gleiche Augenzahl"
Praxis: lange Beobachtungsreihe: mehrmalige unabhängige Durchführung
ein und desselben Experiments, Ereignis A det. Bei n Versuchen trete n(A) - mal das Ereignis A ein. Dann zeigt sich, daß die relative Häufigkeit
n(A)
(n = 1, 2, 3, )
n
für wachsendes n stabil ist. Sie schwankt mehr oder weniger um einen gewissen Wert, nämlich die Wahrscheinlichkeit P(A).
statistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff, begründet Kontakt der (noch zu entwickelnden) Theorie mit der Realität
Problem beim Laplace'schen Wahrscheinlichkeitsbegriff: gleichwahrscheinliche Ereignisse finden, mit deren Hilfe das interessierende Ereignis zusammengesetzt werden kann.
K Mengen A1, A2, , Ak'
vom Umfang n1, n2, , nk Elemente
Kombination von Elementen bilden (a1, a2, , ak) mit ai I Ai
Wie viele solcher Kombinationen sind möglich ?
Fundamentalprinzip der Kombinatorik:
Anzahl verschiedener geordneter k-Tupel N = n1 · n2 · · nk
Beispiel: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis A, beim Spielen
mit 3 Würfeln die maximale Augenzahl zu erreichen ?
Ai (i = 1, 2, 3) gleich, sechselementig
N = 63 Möglichkeiten
1 günstig P(A) = 1/216
geordnete
Probe mit Wiederholung
Elemente können mehrfach berücksichtigt werden, "Auswahl mit Zurücklegen". Eine
Menge A mit n Elementen, k Elemente wählen
Zurückführung auf
Fundamentalprinzip:
A1 = A2 = = Ak = A N = nk
geordnete
Probe ohne Wiederholung
Eine
Menge A mit n Elementen, k n Elemente wählen, dabei
Zurücklegen verboten
Zurückführung auf
Fundamentalprinzip:
A1 = A Element
a1 wählen n Elemente
A2 = A Element
a2 wählen n -
1 Elemente
A2 = A Element a3 wählen n - 2 Elemente
Ak = A Element ak wählen n - k + 1 Elemente
n!
N = n (n - 1)(n - 2) (n - k
+ 1) =
(n - k) !
Noch spezieller:
k = n setzen Anzahl der Permutationen von n Elementen ohne Wiederholung
N = n!
Beispiel: Gruppe von k Studenten sitzt in einem Zug mit n k Wagen. Jeder
Student habe seinen Wagen unabhängig und "auf gut Glück" gewählt. Gesucht ist die Wahrscheinlichkeit, daß alle Studenten in verschiedenen Wagen sitzen.
Zunächst alle Möglichkeiten:
k Studenten auf n Wagen aufteilen, Problem mit Wiederholung und mit Berücksichtigung der Reihenfolge insgesamt N = nk Möglichkeiten, Studenten auf die Wagen aufzuteilen.
Ereignis A: "höchstens ein Student pro Wagen"
für A günstige Fälle: Wiederholung verboten, Zahl der Kombinationen (mit Berücksichtigung der Reihenfolge, ohne Wiederholung)
N(A) = Möglichkeiten
Jetzt die Berücksichtigung der Reihenfolge aufgeben.
Menge A vom Umfang n, k-elementige Teilmengen bilden. Also ohne Rücklegen, ohne Wiederholung. Gesuchte Anzahl: N
Wir bekommen alle möglichen geordneten Proben aus A vom Umfang k ohne Wiederholung und jede nur einmal, indem wir zunächst eine beliebige k-elementige Teilmenge von A wählen und dann alle ihre Permutationen bilden.
Nach dem Fundamentalprinzip ergibt sich:
Teilmengen · Permutation = Proben (m. R., o. W.)
k-elementig
Binominalkoeffizient
Zerlegung der Menge A in Teilmengen B1, B2, , Bs vom
Umfang k1, k2, , bzw. ks
k1 + k2 + + ks = n
Permutation mit Wiederholung
Polynominalkoeefizient
Beispiel: Qualitätskontrolle, Los von 100 Teilen, 10 wurden "auf gut Glück"
gewählt und kontrolliert. Falls kein Ausschuß, Annahme des Loses. Gesucht ist die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A, daß ein Los mit 100 Ausschußteilen nicht beanstandet wird ?
Anzahl
der Möglichkeiten 10 Teile aus 100 zu wählen, Kombinationen ohne
Berücksichtigung der Reihenfolge, ohne Wiederholung
Anzahl
der für das Ereignis A günstigen Fälle: 90 gute Teile, davon
10 heraus greifen
Noch offen: Aus n Elementen k herauszugreifen, mit Wiederholung (zurücklegen
erlaubt), ohne Berücksichtigung der Reihenfolge.
Anzahl der möglichen Kombinationen
Beispiel: Auf wieviele Weisen lassen sich k Markstücke auf n Personen aufteilen
A Menge von n Personen, numerieren
Problem: ohne Berücksichtigung der Reihenfolge, mit Wiederholung
Dies gibt Anlaß zu alternativen Interpretationen von Kombinationen:
Gegeben sind n Zellen, auf die k Teilchen aufgeteilt werden sollen.
Teilchen
sind unterscheidbar oder nicht
Problem mit oder ohne Berücksichtigung der Reihenfolge
Mehrfachbelegung
einer Zelle möglich oder nicht
Problem mit oder ohne Wiederholung
Beispiel: Es sind n unterschiedliche Dinge auf N Schubfächer zu verteilen. Jede
Möglichkeit der Verteilung sei gleich wahrscheinlich. Mit welcher Wahrscheinlichkeit gelangen bei der Verteilung in ein Schubfach k Dinge ?
Jedes Ding läßt sich in eines der N Schubfächer legen, N Möglichkeiten ein Ding zu verteilen.
Fundamentalprinzip
Anzahl aller Möglichkeiten bei der Verteilung ist Nn
Anzahl der günstigen Fälle:
k von n Dingen auf ein Schubfach verteilen (ohne Wiederholung, ohne Berücksichtigung der Reihenfolge)
Möglichkeiten dafür
die übrigen n - k Dinge in N - 1 Schubfächer (egal wie) verteilen
(N - 1)n -k
Proben vom Umfang k |
ohne Berücksichtigung der Reihenfolge |
mit Berücksichtigung der Reihenfolge |
ohne Wiederholung |
|
|
keine Mehrfachbelegung |
mit Wiederholung |
|
nk |
mit Mehrfachbelegung |
Teilchen sind nicht unterscheidbar |
Teilchen sind unterscheidbar |
Verteilung von k Teilchen auf n Zellen |
nächster Schritt zur Formalisierung des Wahrscheinlichkeitsbegriffes, durch Identifizierung zufälliger Ereignisse mit Mengen
Zufälliger Versuch habe Ausgang w : Realisierung, Stichprobe oder Elementarereignis
Elementarereignis: alle Elementarereignisse (alle Versuchsausgänge) in einer
Menge W zusammenfassen: Raum aller Elementarereignisse. (gewisse) Teilmengen von W bilden dann die zufälligen Ereignisse, W und seien Ereignisse.
Beispiel: Würfelexperiment
W =
Ereignis A: "gerade Zahl würfeln"
A = W
W das "sichere Ereignis " tritt stets ein
das "unmögliche Ereignis" tritt niemals ein
Das Eintreten des Elementarereignisses w hat alle Ereignisse A mit w I A zur Folge. Die Ereignisse A sind Teilmengen des Raumes der Elementarereignisse
w I A W
Damit ist eine sichere Basis für alle näheren Betrachtungen gelegt.
Raum der Elementarereignisse entsprechend den Regeln der Mengenlehre strukturieren.
Definition: Das Ereignis A aus W, ziehe das Ereignis B aus W nach sich, A B,
falls w I A T w I B
Stets gilt: A , A W
Definition: Zieht A W das Ereignis B W sowie B das Ereignis A nach sich, so
heißen die Ereignisse A und B gleich.
A = B A B B A
Definition: Die Summe (Vereinigung) A B der Ereignisse A, B W, tritt genau
dann ein, wenn wenigstens eines der Ereignisse A oder B eintritt.
w I A B w I A w I B
Stets gilt: A = A A A B
A A = A B A B
A W = W
Kommutativität: A B = B A
Assoziativität: A (B C) = (A B) C
Allgemein: endliche Summe von Ereignissen
(Ai) i = 1, 2, Folge von Ereignissen, Ai W. Dann bedeutet das Ereignis, das genau dann eintrifft, wenn mindestens eines der Ai eintritt.
Definition: Das Produkt (der Durchschnitt) A B der Ereignisse A, B I W tritt
genau dann ein, wenn sowohl A als auch B eintreten.
w I A B w I A w I B
Stets gilt: A = A B A
A A = A A B B
A W = A
Außerdem gilt das Kommutativ- und das Assoziativgesetz bezüglich .
Allgemein: endliches Produkt von Ereignissen
Ai W
jedes der Ai tritt ein
Definition: Das zu A W komplementäre Ereignis tritt genau dann ein, wenn A
nicht eintritt. Es gilt
, d.h. A und zerlegen den Raum der Elementarereignisse
Definition: Sind A und B zufällige Ereignisse, so bezeichnen wir das Ereignis das
genau dann eintritt, wenn A aber nicht B entritt, mit A B.
Es gilt: A B = A
Bemerkung: Aufgrund der von uns gewählten Konstruktion gelten für Ereignisse
grundsätzlich die Regeln der Mengenlehre, etwa die Distributivgesetze:
A (B C) = (A B) (B C)
A (B C) = (A B) (B C)
oder die DeMorgan'sche Regel:
allgemein
allgemein
Beispiel: 4 Geräte seien in der folgenden Weise geschaltet:
Ai bezeichne das zufällige Ereignis: "Das Gerät i fällt aus"
(i = 1, 2, 3, 4)
Ereignis A: "Das System fällt aus"
Ereignis B: "Das System fällt nicht aus"
Definition: Eine Menge M zufälliger Ereignisse heißt Ereignisalgebra, wenn gilt:
E1: W I M
E2: A I M , B I M A B I M ( M ist -stabil)
E3: A I M I M
Enthält M unendlich viele Elemente, so habe M überdies die
Eigenschaft E4 : Ai I M (i = 1, 2, ) M
In diesem Fall ist M eine s-Algebra.
Folgerungen: Eine Ereignisalgebra besitzt die Eigenschaften:
I M
A, B I M A B I M, A B I M (M ist -stabil)
Ai I M (i = 1, 2, ) M
Beispiel: 1. W gegeben, sowie A W ; A W ; A ;
Ereignisalgebra M mit A I M konstruieren
M =
2. Kleinste Algebra: M =
3. Größte Algebra: M = A(W) (Potenzm. aller Teilmeng.)
Sei W = endlich mit N Elementen. Wieviele Elemente enthält dann die Potenzmenge?
Mengen A W konstruieren: Mengenbildungsprinzip
wi I A oder wi A
Also N "Teilchen" auf zwei Zellen aufteilen.
A(W) enthält 2N Elemente.
Beispiel: Spiel mit zwei Würfeln: 6 · 6 = 36 Elementarereignisse
W =
A(W) enthält 236 = 68.719.476.736 Elemente
A(W) enthält qualitativ mehr Elemente als W.
W abzählbar W =
A(W) überabzählbar
In diesem Falle lassen sich "gerade noch" Wahrscheinlichkeiten auf
allen Ereignissen A Ì A(W) definieren. Bei überabzählbaren W,
z.B. W = R1 gilt das nicht mehr.
Borel-Mengen
Sei W = R1 die reelle Achse. Nach dem Ereignis (x I R) zu fragen ist oft nicht sinnvoll, dagegen nach sehr.
spezielle Teilmengen von W betrachten:
A = (a, b] ; -¥ < a < b <
Bilden diese Mengen eine Algebra ?
(a, b] (b, c] = (a, c] , = R
Wir müssen Menge hinzunehmen.
Definition: Sei W = R1. Mit L bezeichnen wir die kleinste s-Algebra (Existenz
gesichert), die alle betroffenen Intervalle (a, b], -¥ < a < b < enthält.
L heißt s-Algebra der Borel-Mengen in R1. Mittels geeigneter Parallelepipede (Rechteck, Quader, ) definiert man die s-Algebra L n der Borel-Mengen im Rn.
Im folgenden setzen wir nun stets voraus, daß der jeweils betrachtete Raum der Elementarereignisse W durch eine geeignete Ereignisalgebra strukturiert sei. Nur die Elemente A I M wollen wir künftig als Ereignisse zulassen.
Definition: Es sei W ein Elementarereignisraum versehen mit der Ereignisalgebra
M. Zwei Ereignisse A, B I M heißen unvereinbar oder disjunkt, falls ihr gemeinsames Eintreten unmöglich ist.
A B =
Die Ereignisse A und B schließen einander aus.
Beispiel: 1 Würfel
Ereignis A = "ungerade Zahl würfeln"
Ereignis B = "eine Zahl größer 5 würfeln"
Definition: Eine Menge nicht unmöglich zufälliger Ereignisse ,
A I M ) heißt vollständiges Ereignissystem wenn gilt:
V1: Ai (i = 1, 2, ) paarweise unvereinbar
Ai Ak = (i k)
V2: Vollständigkeit
A1 A2 An = W
Vollständiges Ereignissystem zerlegt den Raum W.
Nächstes Ziel ist die Weiterentwicklung des Wahrscheinlichkeitsbegriffes.
Spezialisierung: Raum der Elementarereignisse sei höchstens abzählbar:
W = oder W =
Ereignisalgebra M enthalte alle einpunktigen Ereignisse Ai = I M (i = 1, 2, ).
bildet also vollständiges Ereignissystem.
Für alle A I M Wahrscheinlichkeit P(A) definieren:
A P(A) , A I M
Zuerst Funktion P : M [0, 1] auf dem vollständigen Ereignissystem definieren:
Ai P(Ai) = P() = pi i = 1, 2,
Dabei muß für die Folge natürlich gelten pi > 0 und = 1 für i = 1, 2,
Für ein beliebiges Ereignis A I M setzen wir P(A) := .
Beispiel: W = Menge der natürlichen Zahlen.
l > 0 feste reelle Zahl
pk > 0
Eigenschaften der Wahrscheinlichkeit P:
0 P(A) 1 , mit P(A) =
P(W) = = 1
P( ) = 1 - P(W)
Additionstheorem: A und B unvereinbar P(A B)
= P(A) + P(B)
Verallgemeinerung: Ai , i = 1, 2, höchstens
abzählbar viele paarweise unvereinbare Ereignisse
Ai Ak = ( i k ; i, k = 1, 2, )
Unvereinbarkeit
fallen lassen: A, B I M beliebig
P(A B) = P(A) + P(B) - P(A B)
Isotonie
der Wahrscheinlichkeit:
A B
P(A) P(B)
Zufällige Experimente mit überabzählbar vielen Ausgängen können mit elementaren Methoden behandelt werden.
Beispiel: Eine Dame verspricht, zwischen 17.00 und 18.00 Uhr zu einem
Rendezvous zu erscheinen, nähere Angaben macht sie nicht.
Wahrscheinlichkeit für das Ereignis, daß sie zwischen 17.03 und 17.23 Uhr eintrifft ist gesucht.
Anschauung und Intuition: |
|
Abstraktion: "Inhalt" der Menge A =
"Inhalt" der Menge W =
Beispiel: Glücksrad mit Zeiger; zufälliger Versuch: Rad drehen, wo bleibt Zeiger
stehen, jede Zeigerstellung gleichberechtigt.
|
= für Ereignis A günstige Zeigerstellungen identifizieren A =
|
Beispiel: Zwei Personen vereinbaren, sich zwischen 12 und 13 an einem
bestimmten Ort zu treffen. Jeder wartet auf den anderen nötigenfalls 15 Minuten, danach geht er. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für ein Treffen ?
|
Punkt (x, y) repräsentiert Ankunftszeiten für beide Personen I und II. W = [0,1]² A = und |
P(A) =
Allgemeines Modell: Versuch lasse sich als zufälliges Werfen eines Punktes in
einem beschränktem Grundbereich W des n-dimensionalen euklidischen Raumes zu interpretieren. Dabei gelte:
Der geworfene Punkt kann auf jeden beliebigen Punkt w I W fallen
Inhaltsgleiche Teilmengen von W ( = Ereignisse) haben die gleiche Wahrscheinlichkeit
Das sichere Ereignis entspricht dem Grundbereich W
Dann berechnet sich die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses
A W nach der Formel:
Bemerkungen: Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses ist also unabhängig
von der speziellen Lage und Gestalt in W
Die Analogie zum klassischen Laplace'schen Wahrscheinlichkeitsbegriff ist offensichtlich.
Die derartig definierte geometrische Wahrscheinlichkeit hat viel Anlaß zu Mißverständnissen und Einwänden gegeben. Grund: Paradoxon von Bertrand.
Aufgabe: In einem Kreis wird zufällig eine Sehne gezogen. Wie groß ist
die Wahrscheinlichkeit dafür, daß deren Länge die Seite eines im Kreis einbeschriebenen gleichseitigen Dreiecks übertrifft ?
1. Auffassung:
Aus Symmetriegründen o.B.d.A. Richtung der Sehne festhalten. Dann senkrecht
Durchmesser des Kreises betrachten.
|
Wann gilt s > l ? Mittelpunkt M der Sehne zwischen und
|
2. Auffassung:
Spitzen des gleichseitigen Dreiecks in einem Endpunkt der Sehne, Winkel der
Sehne mit Tangente.
|
günstiger Bereich:
|
3. Auffassung:
Mittelpunkt M der Sehne zufällig im Kreisinnern wählen. Außerdem muß Abstand M
zu 0 kleiner als sein.
|
|
Lösung der Aufgabe offenbar von Lösungsweg abhängig.
Auflösung des Paradoxon: Es wurden jeweils verschiedene Aufgaben formuliert.
"zufällig" bedeutet hier, den Punkt M "auf gut Glück" auf (0, 2r) zu wählen Winkel
x "auf gut Glück" in Punkt "auf gut Glück" in der inneren Kreisfläche wählen damit ganz verschiedene Zufallsmechanismen vorausgesetzt unterschiedliche Lösungen |
|
Gegeben: Wahrscheinlichkeitsraum (W, M, P)
Modell für (realen) Bedingungskomplex eines zufälligen Experiments Ereignis B I M, P(B) > 0
zusätzliche Hypothese: "Das Ereignis B tritt ein"
Durch Hinzunahme dieser Hypothese wird der Bedingungskomlex geändert. Folglich werden sich i.a. auch die Wahrscheinlichkeiten der Ereignisse A I M ändern.
Definition: Unter den obigen Voraussetzungen heißt:
die bedingte Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A unter der Bedingung B.
Beispiel: Maschinensystem in Reihe
|
Wahrscheinlichkeit für Ursache eines Ausfalls des Systems bei: Maschine I: p Maschine II: q Maschine III: 1 - (p + q) |
System sei ausgefallen, bereits vergeblich nach einem Fehler in Maschine I gesucht. Wie ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß dann die Ursache in Maschine II liegt?
Ereignis A: "Ursache des Ausfalls liegt genau an Maschine II"
Ereignis B: "Ursache des Ausfalls liegt nicht an Maschine II"
Gesucht: P(A | B)
Es gilt hier A B, sowie P(A) = q
P(B) = 1 - P(A) = 1 - p und weiter
P(A | B) =
Eigenschaften der bedingten Wahrscheinlichkeit
0 P(A | B) 1
B unvereinbar P(A | B) =
B A P(A | B) =
[X1] | W) =
Die bedingte Wahrscheinlichkeit P(A | B) kann kleiner, größer oder gleich der unbedingten Wahrscheinlichkeit P(A) sein.
Beispiel: 1 Spielwürfel
B = "gerade Augenzahl" P(B) = ½
a) A = "Augenzahl nicht größer als
3"
P(A) = ½
b) A = "Augenzahl gleich 2, 3 oder
4"
P(A) = ½
c) A = "Augenzahl gleich 1 oder 2" P(A) =
Hypothese: B, P(B) > 0 festhalten
Funktion A PB (A) := P(A | B), A I M betrachten.
Bei festem B besitzt P(B) alle Eigenschaften einer Wahrscheinlichkeit; ist also eine neue Wahrscheinlichkeit auf M. - ohne Beweis -
A, B seien Ereignisse mit P(A) > 0, P(B) > 0 P(A B) = ?
Zuweilen P(A | B) oder P(B | A) bekannt oder leichter zu ermitteln. Definition der bedingten Wahrscheinlichkeit
Multiplikationssatz: Es seien A und B Ereignisse positiver Wahrscheinlichkeit.
Dann gilt:
Folgerung:
Beispiel: 10 Bauelemente sind in einer Kiste, 4 davon sind defekt.
2 Elemente werden nacheinander "auf gut Glück" entnommen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit sind beide Elemente intakt ? (Ereignis A)
Ai = "i-tes Element intakt" (i = 1, 2)
P(A1) = , P(A2 | A1) =
Verallgemeinerung: Es seien A1, A2, , An zufällige Ereignisse mit
, dann gilt:
Gegeben: Ereignis A, vollständiges Ereignissystem
Bi paarweise disjunkt , P(Bi) > 0 )
Standpunkt: P(A) gesucht, P(A | Bi) dagegen bekannt.
Formel der totalen Wahrscheinlichkeit
|
|
Beweis:
Beispiel: "Ruin des Spielers"
Spieler nimmt an Spielrunden teil: Erraten des Resultats eines Münzwurfs. Es wird um eine Mark gespielt.
Münze erraten - richtig + 1 DM - falsch - 1 DM
Anfangskapital: x DM ; x = 0, 1, (0 = keine Spielrunde möglich)
Strategie des Spielers: Solange spielen, bis Summe a Mark erreicht ist (a ³ x)
Problem: Mit welcher Wahrscheinlichkeit verliert der Spieler sein Kapital?
P(x) = Wahrscheinlichkeit, daß sich der Spieler mit
Anfangskapital von x DM ruiniert. (x = 0, 1, , a)
Ereignis B1 = "Spieler gewinnt in der ersten Runde" x x + 1
Ereignis B2 = "Spieler verliert in der ersten Runde" x x - 1
Ereignis A = "Der Spieler wird ruiniert"
B1, B2 : vollständiges Ereignissystem: und
und
P(A) nicht erkennbar, aber Beziehung für bedingte Wahrscheinlichkeiten.
|
|
Anwenden der Formel der totalen Wahrscheinlichkeit:
P(0) = 1, P(a) = 0
allgemeine Lösung der Differenzengleichung: P(x) = c1 + c2 · x
Einsetzen in die Randbedingungen:
1 = P(0) = c1 0 = p(a) = c1 (= 0) + c2 · a
Lösung: (x = 0, 1, , a)
A, B seien Ereignisse mit P(A), P(B) > 0
möglicher Spezialfall: (*) P(A | B) = P(A)
Damit ist falls (*) gilt.
Definition: Zufällige Ereignisse A und B heißen unabhängig, falls gilt:
Bemerkung: Voraussetzungen P(A), P(B) > 0 haben wir vernachlässigt. Hat
wenigstens eines der Ereignisse A oder B die Wahrscheinlichkeit Null, so sind A und B unabhängig.
Vergleich mit dem Multiplikationssatz:
A, B I M, P(A), P(B) > 0
Man unterscheide die Begriffe "unabhängig" und "unvereinbar"
für Ereignisse.
Unvereinbarkeit von A und B:
Folglich sind zwei unvereinbare
Ereignisse A, B positiver Wahrscheinlichkeit nicht
unabhängig:
Beispiel: "Skatblatt"
eine Karte "auf gut Glück" ziehen
Ereignis A1 = "Farbe ist Pik"
Ereignis A2 = "Karte ist Dame"
Sind A1 und A2 unabhängig?
Formal: ,
Es gilt:
Ereignisse sind unabhängig
,
Bemerkung: Unabhängigkeit von A und B drückt aus, daß A und B
wahrscheinlichkeitstheoretisch in dem Sinne keinen Einfluß
aufeinander haben, daß die Information "B tritt ein" - wenn sie überhaupt
positive Wahrscheinlichkeit hat - nichts an der Wahrscheinlichkeit von A
ändert.
Satz: Sind die Ereignisse A und B unabhängig, so sind es auch die
Ereignisse und B, A und , wie auch und .
Beweis: Seien A und B unabhängige Ereignisse:
Es genügt zu zeigen: Dann sind auch und B unabhängig.
Ereignis B disjunkt zerlegen:
Addivität:
Beispiel: zwei verschiedene Würfel werfen
Ereignis A = "Würfel 1 zeigt ungerade Augenzahl"
B = "Würfel 2 zeigt ungerade Augenzahl"
C = "Die Augensumme ist ungerade"
A und B offenbar unabhängig ,
bedingte Wahrscheinlichkeiten:
, aber auch
A, C sowie B, C jeweils unabhängig
anders ausgedrückt:
Ereignisse A, B ,C paarweise unabhängig.
Aber: P(C | A B) = 0 C nicht unabhängig von
es besteht hier offenbar Abhängigkeit "zu dritt" Definition
Definition: Die zufälligen Ereignisse A1, A2, , An heißen vollständig unabhängig,
wenn für beliebige k = 2, 3, , n und beliebige natürliche Zahlen i1, ik mit 1 i1 < i2 < < in n gilt:
Die zufälligen Ereignisse einer unendlichen Folge A1, A2, heißen vollständig abhängig, wenn für jedes natürliche n = 2, 3, die Ereignisse A1, , An vollständig sind.
Folgerung: Sind die Ereignisse A1, , An vollständig unabhängig, so sind sie es
auch paarweise.
Bemerkungen: Die Umkehrung obiger Folgerungen gilt nicht (siehe Beispiel).
Aus der Beziehung mit P(C) > 0
folgt i.a. nicht
Beispiel:
, ,
P(D) - Inhalt von D (Länge)
Es gilt: , sowie
Aber:
Dies begründet die komplizierte Definition der vollständigen Unabhängigkeit.
Bayessche Formel:
Formel der totalen Wahrscheinlichkeit:
vollständiges Ereignissystem
Andere Fragestellung: Ereignis positiver Wahrscheinlichkeiten: P(A) > 0
bekannt: P(Bi), P(A | Bi) (i = 1, 2, , n)
gesucht: P(Bk | A) = ?
Satz: (Bayessche Formel)
Unter den obigen Voraussetzungen gilt:
Beweis: nach Definition der bedingten Wahrscheinlichkeit:
,
Voraussetzungen zur Anwendung der Formel der totalen Wahrscheinlichkeit für P(A) erfüllt.
Sprechweise: P(Bk) a priori Wahrscheinlichkeiten
P(Bk | A) a posteriori Wahrscheinlichkeiten
Physikalisches Analogon der Bayesschen Formel:
In n Gefäßen seien Lösungen ein und desselben Stoffes in unterschiedlichen Konzentrationen enthalten. Das Gesamtvolumen der Lösungen sei 1 Liter.
P(Bk) - Volumen der Lösungen im k-ten Gefäß (k = 1, 2, , n)
P(Bk | A) = k = 1, , n
Anteil der Gesamtstoffmengen im k-ten Gefäß.
Kolmogorov 1933
Vorgegeben: - Raum der Elementarereignis
M - System von Teilmengen von : -Algebra
S1. W I M
S2. A
I M M
S3. Ai
I M (i = 1, 2, ) T M
P reellwertig auf M, P erfüllt die Axiome
W1. P(A)
> 0
W2. P() = 1
W3. An
I M (n = 1, 2, ) paarweise unvereinbar
Die
Funktion P heißt Wahrscheinlichkeit oder auch Wahrscheinlichkeitsmaß auf M. Das
Trippel (, M, P) heißt
Wahrscheinlichkeitsraum.
Bemerkung: Die nunmehr endgültige Fassung des Wahrscheinlichkeitsbegriffs
verallgemeinert unsere bisherigen Konstruktionen. Viele der im speziellen Fall gezeigten Eigenschaften sind allgemeingültig.
Eigenschaften: (Auswahl)
P( ) = 0
Beweis: P(W) = = P(W) + P( ) +
P( ) + P( ) =
0
endliche
Additivität
A, B unvereinbare Ereignisse
Beweis:
A1 = A, A2 = B, Ai = (i
= 3, 4, )
= 1 - P(A), A I M
Beweis:
A I M M, ,
1 = P(W) = = P(A) +
Monotonie
; A, B I M
Beweis:
Ereignis B disjunkt zerlegen:
B =
Subaddivität
An, (n = 1, 2, ) Folge von
Ereignissen aus M T
Beweis:
Aus (An) eine Folge paarweiser disjunkter Ereignisse (Bn)
konstruieren:
B1 = A1, B2 = A2 A1, B3
= A3 (A1 A2), , Bn
= An (A1 A2 An-1)
= An
Weiterhin gilt: Bk Ak P(Bk) P(Ak) (k = 1, 2, )
Stetigkeit
a) isotone Folge von Ereignissen
Limes der Mengenfolge:
Beweis:
Wieder die Glieder der Folge (An) disjunkt machen: B1
= A1, B2 = A2 B1, , Bn
= An |
|
Folge (Bn) paarweise disjunkter Ereignisse,
b) antitone Folge von Ereignissen hier gilt Limes
Beweis:
durch Übergang zu den komplementären Ereignissen: monoton wachsene Folge
= P(An)
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