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Leoniden
Allgemeine Informationen
Die Leoniden sind für ihre im Abstand von 33 Jahren auftretenden großen Meteorschauer bekannt. Die nächsten derartigen Ereignisse werden 8 und 9 erwartet. In den Jahren seit
94 gab es bereits einen Anstieg der maximalen Leoniden-Raten. Auch die Position der
Maxima fällt mit der erwarteten Lage des neuen Peaks zusammen. Da auch der Ursprungskomet
55P/Tempel-Tuttle wiederentdeckt wurde und "exakt auf Kurs" ist, sind die Erwartungen für den November 19 8 recht hoch.
Leoniden 1998
Der berechnete Maximums-Zeitpunkt für 1998 ist der 17. November, 0 Uhr UT. Zu dieser Zeit befindet sich der Radiant in Europa noch unter dem Horizont - mit anderen Worten: Der Beobachter befindet sich auf der 'Rückseite' der Erde bezüglich des Durchganges durch den Meteorstrom. Frühestens eine Stunde vor Mitternacht kann in Mitteleuropa mit der Beobachtung begonnen werden. Bei tiefem Radiantenstand werden aber nur wenige Meteore tatsächlich sichtbar. Grunds tzlich entspricht die tatsächlich beobachtbare Zahl 0,3mal Cosinus des Zenitabstandes des Radianten mal gennanter stündlicher Anzahl. Um optische Beobachtungen unter günstigen Bedingungen durchführen zu können, muß ein Ort weit östlich Mitteleuropas aufgesucht werden.
Dabei findet man ein Optimum des Beobachtungsfensters (nutzbare Zeit vor und nach dem
erwarteten Maximumszeitpunkt) bei etwa 120o ö. L.
Leoniden 1999
Der Zeitpunkt dieses Maximums liegt für die europäischen Beobachter weit günstiger:
h UT.
Mögliche Auswirkungen des dichten Leonidenstromes:
Am 27. und . April 1998 fand in Manhattan Beach, CA, USA, eine Konferenz zum Thema "Gefahren für Satelliten durch die Leoniden" statt. Während bei dem außerordentlich dichten Teilchenstrom der Leoniden 1966 nur wenige Satelliten im Orbit waren, sind hingegen jetzt
über 500 z.T. komplizierte und große Satelliten im Einsatz. Da die Leoniden-Teilchen mit 71 km/s in Erdnähe gelangen, können selbst verhältnismäßig kleine Partikel Schäden verursachen. Allerdings werden die Effekte weniger in Form von 'Löchern' durch direkte Treffer erwartet, als vielmehr durch die Ausbildung von Plasma in der unmittelbaren Umgebung der Satelliten. Eine derartige Aufladung könnte für den Ausfall empfindlicher elektronischer Komponenten sorgen. Vorsichtshalber werden die Kontrollzentren der Satellitenbetreiber besetzt sein, um kurzfristig aufgrund aktueller Daten Lageänderungen oder Abschaltungen vorzunehmen. Bereits bei den Perseiden 1 93 war der Start eines Shuttle vorsichtshalber verschoben worden. Der Ausfall eines Olympus-Satelliten im August 1993 - genau während des Durchgangs der Erde durch die Bahnebene des Kometen 109P/Swift-Tuttle - stellte sich ebenfalls als Störung der Elektronik heraus. Dieser Satellit war kurz zuvor reaktiviert worden.
Weiers ist das Sonnen- und Heliosphärenobservatorium SOHO hochgradig gefährdet. Es ergeben sich ziemliche Parallelen zum eben erwähnten Olympus. SOHO ist ebenso fast verloren gewesen und konnte kürzlich schrittweise reaktiviert werden. SOHO befindet sich im Bereich des Librationspunltes L1, etwa 6 Millionen Kilometer innerhalb der Erdbahn. Die Bahn des Kometen 55P/Tempel-Tuttle verläuft aber gerade 1 20 Millionen Kilometer innerhalb der Erdbahn. Dadurch wird SOHO den dichtesten Abschnitt des Leoniden-Teilchenstromes passieren und für einige Stunden einem besonders hohen Risiko ausgesetzt sein.
Erwartungen für die Leoniden 1998 und 999
Der geringste Abstand der Bahnen von Erde und 55P/Tempel-Tuttle beträgt gegenwärtig rund
1.2x10 km, etwa wie im Jahre 1866, als die Rate Spitzenwerte der Grö enordnung 10000
Meteore pro Stunde erreichte. In der zur ckliegenden Zeit wurden mehrere Versuche unternommen, die Aktivität der kommenden Ereignisse vorherzusagen. Die Autoren kommen zu folgenden Ergebnissen:
Jenniskens : Basiert auf jüngeren Leoniden-Beobachtungen.
1998 Nov , h UT, etwa /h, viele schwache, etwa h lang
1999 Nov , h UT, etwa 5000/h, viele schwache, etwa h lang.
Wu & Williams : Unsicheres numerisches Modell des Stromes. Prognose:
1998 Raten etwa wie 19 3, aber weniger als 1 66; 1999 nur geringe Aktivität.
Beech, Brown, Jones & Webster : Unsicheres numerisches Modell des Stromes.
Maximumszeiten:
1998 Nov 1 UT (17.0h)
1999 Nov 6 UT (23.0h).
Yeomans, Yau & Weissman : Orbit des Kometen und Durchgang durch den
Bahnknoten.
Höchste Meteoraktivität kann davor oder danach auftreten:
1998 Nov 7 3 UT, 7 Tage nach dem Kometen
1999 Nov 8 8 UT, 3 Tage nach dem Kometen.
Beech, Jones, Brown & Webster : Numerisches Modell; erweitert, aber noch unsicher. Aktivität:
1998: einsetzende Aktivität; möglicherweise noch zu früh
1999: höchste Aktivität; auch , 1 und 2 noch erhöhte Raten.
Cooke : Zeitpunkt bisher beobachteter Maxima. Untersuchung in Hinblick auf mögliche Gefahren für Satelliten. Teilchendichten:
1998: Dichte etwa wie 1997 und 2000
1999: höchste Dichte, etwa 5-6mal so hoch wie 199 .
Brown (1997): Auswertung der bisher beobachteten Peaks. Wahrscheinlichste Sonnenlänge : 5o o.05, etwa h vor der Knotendurchgangszeit. 0o.05 'Fehler' bedeuten etwa - 2 Stunden Abweichung:
Maxima:
1998 Nov , h UT
1999 Nov , h UT.
Brown : Numerische Simulation und Peaks :
1998 Nov 17, 19 20 UT +- 60 min; ZHR 1200 +- 280 mit Chance bis ZHR 10000.
Welche Beobachtungen lohnen sich auch von Europa?
Weitwinkel- (All sky)-Fotografie: Bestimmung der maximalen Grö e von Leoniden- Meteoroiden ('hellster Leonid
Helligkeitsdaten während der gesamten Aktivit tsdauer
Beobachtung des Mondes, um vielleicht den Einschlag eines großen Meteoroiden zu registrieren (Mond nur schmale Sichel, kurzer Zeitraum!)
Spektroskopie von Meteoren
Fotografie langandauernder Schweife (Aufnahmeserien mit Belichtungen von 0 bis 30
Sekunden, je nach Helligkeit) - dazu lichtstarke Optiken und hochempfindlicher Film
Spektroskopie langandauernder Schweife (Belichtungsbeginn möglichst unmittelbar nach dem Erscheinen des Meteors) - dazu lichtstarke Optiken und hochempfindlicher Film und ein Prisma oder Gitter.
Möglicherweise ist auch ein schwacher Lichtschein der Leoniden-Teilchenwolke zu beobachten. Derartiges war auch bei den Perseiden 1993 erwartet worden, konnte aber nicht gefunden oder bestätigt werden.
Quellen: Sterne und Weltraum 37, Nr. 10, S. 834-84 ; Nr. 11, S. 9 8f.
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