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Seit Ende des zweiten Weltkrieges gab es neue Ideen für die pädagogische Arbeit im Kindergarten. Sylvia BAYR-KLIMPFINGER erforschte wissenschaftliche Grundlagen der Lebensraumgestaltung (Raumteilverfahren). Sie erkannte die größer werdende Bedeutung des Spiels und der Kommunikation und wies darauf hin, dass Erziehung einen großen Anteil an Selbsterziehung beinhalten müsse.
Die entwicklungspsychologischen Forschungen wurden für die Kindergartenpraxis einsetzbar gemacht.
Da die Bildungsförderung der öst. Kindergartenpädagogik eine lange Tradition hat kamen die Diskussionen über Formen und Inhalte der Vorschulerziehung zu kurz.
BAAR und TSCHINKEL entwickelten in den 50iger Jahren Arbeitsblätter, die Entwicklungshilfe boten und an die schulischen Anforderungen angepasst waren. Durch grundlegende Bildungsförderung wurde armen Kindern eine Chance gegeben. Tschinkel beschäftigte sich mit Umwelterziehung und wollte, dass Kinder motiviert werden sich mit Um- und Sachwelt auseinander zu setzen. Sein Erziehungskonzept stellte die Gesamtentwicklung des Kindes und die Wissensvermittlung in den Vordergrund. In der Praxis setzte er Natur- und Sachbücher ein.
Ende der 70iger Jahre gab es eine Wende in der Vorschulerziehung: Statt einseitiger kognitiver Förderung trat soziales Lernen in den Vordergrund. Spielen und Lernen wurde gleichberechtigt. Eine wichtige Autorin heißt Charlotte NIEDERLE. Die Grundlage für ihre Arbeit war die kindliche Gesamtpersönlichkeit. Jedes Kind sollte außerdem individuell gefördert werden. Ausreichendes Spiel ist dazu wichtig. Der öst. Rahmenplan für "Bildung und Erziehung im Kindergarten" betont einen eigenständigen Bildungsauftrag des Kindergartens. Die Autorinnen (unter anderen Niederle) führen Bildungs- und Erziehungsbereiche an. In der Kindergartenarbeit sollten die Interessen, Bedürfnisse und Wünsche der Kinder im Vordergrund stehen. Sie brauchen vor allem Geborgenheit, Sicherheit und liebevollen Kontakt. Die Autorinnen fordern eine demokratisch-partnerschaftliche Erziehung.
Die christlich-religiöse Erziehung hat die Aufgabe den Sinn des Lebens zu ergründen.
Die basale Begabungsförderung bezieht sich sowohl auf die intellektuellen, als auch auf die Spezialinteressen der Kinder und sollte frei von jedem Zeit- und Leistungsdruck sein.
Niederle schuf die erste wissenschaftlich fundierte Darstellung der Methoden für den Kindergarten.
Wegen der aktuellen Entwicklung wird das Teilhaben am Erwachsenenleben für Kinder immer wichtiger. Wir müssen reichhaltige Umwelterfahrungen möglich machen.
7. Veränderte Lebensbedingungen in einer pluralistischen Gesellschaft
In den Industrieländern gibt es heute eine zunehmende Benachteiligung der Kinder. Viele Forscher sind der Meinung, dass die Kinder aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Sie werden schon früh als kleine Erwachsene gesehen und müssen selbstständig und verantwortungsbewusst sein. KAUFFMANN hielt die Gesellschaft für Rücksichtslos (Stadt- und Verkehrsplanung). Lloyd DE MAUSE hingegen empfand die Entwicklung der Eltern-Kind-Beziehung im Laufe der Jhdte. als positiver.
Kinder sind heute eine wichtige Verbrauchergruppe und haben eine Flut von Möglichkeiten. Oft werden audiovisuelle Medien der kreativen und produktiven Eigenaktivität vorgezogen.
Familie und partnerschaftliche Rollengestaltung
Aufgrund der Fülle von Lebensformen (Alleinerzieher, Stiefeltern, uä.) brauchen wir heutzutage eine Neudefinition des Begriffs "Familie". Weil auch die Scheidungsrate zugenommen hat ist die Fähigkeit Probleme zu bewältigen und einen Neuanfang zu setzten wichtig. Für die Kinder ist eine Trennung freilich immer noch ein Schock.
Auch die traditionellen Rollenmuster müssen in Frage gestellt werden, wegen der steigenden weiblichen Bildung und Berufstätigkeit. Ein Drittel der öst. Männer sehen ihre Aufgabe darin die Familie zu sichern und das Oberhaupt zu sein. Nur jeder siebte Mann übernimmt Haus- und Erziehungsarbeiten. Aufgrund des gegenwärtigen Rollenwandels gibt es viele Unsicherheiten, klar umrissene Orientierungsmuster fehlen.
Wertewandel und Wertepluralismus
In den letzten Jahrzehnten wandelte sich auch die Wertorientierung. Zu Pflichterfüllung, Gehorsam und Anpassung kamen in den 70iger Jahren Eigenständigkeit, Selbstverwirklichung und Emanzipation in den Vordergrund. In unserer pluralistischen Gesellschaft gibt es keine geschlossene Wertewelt mehr. Der Erziehungsstil hat sich vom autoritären zum demokratischen gewandelt. Für Erzieher ist es oft schwer sich hier zurechtzufinden. Dadurch entsteht eine erhöhte Erziehungsunsicherheit.
Das Verschwinden der Kindheit
Neil POSTMAN ist der Ansicht, dass die Kindheit in erschreckendem Tempo verschwindet. Er betrachtet sie als Schutz- und Erfahrungsraum, der zB durch Fernsehen gefährdet wird.
HEBENSTREIT meinte, dass der Sprung vom Kindsein zur Erwachsenenwelt zu rapide ginge und will die Kindheit als Entwicklungsstufe sichern.
Obwohl die Kinderwelt perfekt ausgestattet ist wird sie immer mehr von der Erwachsenenwelt ausgegrenzt. ZEIHER sah in der kindlichen Verinselung aber auch eine wachsende Selbstständigkeit. Die Gefährdung der Kindheit durch Überforderung und Hetze
ELKIND empfand die 70iger Jahre als hetzende Erziehung (Eltern wollen, dass Kinder rasch heranwachsen - sie üben Druck aus). In den 80iger Jahren wurden die Kinder oft mit zuviel Erziehung überfordert (Kinder müssen zu viel und zu früh lernen).
Nach Klaus HURRELMANN besteht kaum ein Unterschied mehr zwischen Erwachsenen und Kindern. Die veränderten Familienverhältnisse haben sich negativ ausgewirkt. Die Wirtschaft hat sich auf das Kind gerichtet, doch leider nicht aus pädagogischen sondern wirtschaftlichen Gründen. Es herrscht eine Reizüberflutung (Medien, Spielwaren, uä). HURRELMANN macht das auch für psychosomatische Erkrankungen an Kleinkindern verantwortlich. Er meint auch, dass Kinder als kleine Erwachsene behandelt werden müssen. Dann muss man den Kindern aber auch Macht und Rechte einräumen und sie am Alltagsleben mitwirken lassen (auch in politisch bedeutenden Entscheidungen).
Erst Jahrzehnte nach der Verkündung des Jahrhunderts des Kindes (1902 Ellen Key) wurde ein internationales Übereinkommen über die Rechte des Kindes von den Vereinten Nationen veröffentlicht. Kinder haben lebensnotwendige materielle und seelisch-geistige Grundbedürfnisse.
Dieses Übereinkommen soll die permanente Auseinandersetzung mit der Lage der Kinder in der Gesellschaft sichern.
Folgende Rechte wurden in der Charta (=Konvention über die Rechte des Kindes) festgeschrieben:
Recht auf :
Schutz (seit 19 Jh. wegen der Ausbeutung der Arbeiterkinder)
Bereitstellung von Ressourcen (=Vorräte)
Teilnahme an der Gesellschaft und am kulturellen und künstlerischen Leben
Vorbereitung auf ein individuelles Leben und besondere Fürsorge und Unterstützung
Erziehung im Geist von Frieden, Würde, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Solidarität
Meinungs-, Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit
Namen, Identität und Eigenpersönlichkeit
Behandlung mit Respekt und Achtung als ernst zu nehmende Partner
regelmäßige Beziehungspflege zu Erwachsenen und anderen Kindern (wegen häufiger abwesenden Elternteilen immer mehr Bedeutung)
Spiel und altersgemäße Bedingungen für Erholung und Freizeit
Natürliche und überschaubare Lebensräume
Trotzdem sind die Rechte der Kinder in unserer Gesellschaft noch immer eingeschränkt.
Erziehung sollte immer als Hilfe zur Persönlichkeitsentfaltung verstanden werden.
Politik hat die Aufgabe Kindern zu einer Organisation in der Gesellschaft zu verhelfen und ihre Anliegen in der Öffentlichkeit zu vertreten.
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