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Fach Geschichte ( politische Bildung)
1916 geriet er in deutsche Gefangenschaft bei Verdun, 1918 war er am Kampf gegen die Rote Armee beteiligt, 1920/21 war er Mitglied der Militärmission in Polen, 1937 wurde er Oberst und 1940 Divisionskommandeur.
1940 flüchtete er nach Großbritannien und gründete das Französische Komitee der Nationalen Befreiung (CFLN).
1943 war er Chef der französischen Exilregierung in Algerien, 1944 Chef der provisorischen Regierung und 1945/46 provisorischer Staatspräsident. 1947-1953 gründete er das 'Rassemblement du Peuple Francais' (RPF; 'Bewegung des französischen Volkes'), 1958 war er Ministerpräsident und Verteidigungsminister.
Von 1958 bis 1969 war er Präsident der V. Republik, beendete den Algerienkrieg und entließ die französische Kolonie 1962 in die Unabhängigkeit.
De Gaulle bemühte sich 1963 zusammen mit Konrad Adenauer um die deutsch-französische Aussöhnung. Gleichzeitig baute er eine französische Atomstreitmacht aus, die sogenannten 'Force de Frappe' und trat aus der NATO aus.
De Gaulle entwickelte das Konzept eines 'Europa der Vaterländer' (unter Vormachtstellung Frankreichs) und widersetzte sich dem Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.
Die Maiunruhen von Paris und die größte Streikwelle der französischen Geschichte (1968) sowie die Ablehnung seines Referendums zur Neuordnung der Provinzen im Senat zwangen de Gaulle am 28. April 1969 zum Rücktritt. Er verstarb Anfang November 1970.
Die Ideen de Gaulles bildeten die Grundlage der Gaullisten-Bewegungen.
Von der Regierung in Vichy während des Zweiten Weltkriegs zum Tod verurteilt, wandte er sich mit Radioansprachen an die Franzosen, um diese zum Widerstand zu ermutigen. Er bezeichnete sich als einzigen Repräsentanten Frankreichs.
Ab 15. Mai 1944 war er Chef der, aus dem CFLN hervorgegangenen, provisorischen Regierung der Französischen Republik. Am 25. August 1944 marschierte er in Paris ein und im Januar 1946 trat er wegen Differenzen zur Parteiführung zurück.
Nach zwölf Jahren schwerer innen- und außenpolitischer Turbulenzen betrat mit Charles de Gaulle der Retter der Nation von 1944 erneut die politische Bühne: die Fünfte Republik begann.
Am 29. Mai 1958 beauftragte der französische Staatspräsident René Coty General Charles de Gaulle mit der neuen Regierungsbildung. Coty war von verschiedener Seite unter Druck gesetzt worden, de Gaulle als Ministerpräsident einzusetzen.
Am 14. Mai 1958 hatten in Algerien hohe französische Offiziere, darunter der Oberkommandierende der Streitkräfte, Raoul Salan, gegen die Regierung Pierre Pflimlin geputscht. Sie forderten, daß de Gaulle die Regierung übernehmen solle. Führende Politiker verschiedener Parteien, darunter auch der Ex-Minister-präsident Guy Mollet hatten sich ebenfalls für die Berufung de Gaulles eingesetzt. Ministerpräsident Pierre Pflimlin war am 28. Mai 1958 nach nur achtzehn Tagen Amtszeit zurückgetreten.
Pflimlin hatte am 27. Mai 1958 vor der Abstimmung über eine beabsichtigte Verfassungsreform angekündigt, er werde zurückzutreten, wenn seine Vorlage verabschiedet werde. Die Reform sah die Einführung des konstruktiven Mißtrauensvotums vor sowie eine weitere Demokratisierung der Kolonien. In Algerien nahmen unterdessen die Putschisten eine immer drohendere Haltung ein und konnten sich dabei in dieser Phase auf über 400.000 stationierte französische Soldaten stützen.
Charles de Gaulle fand die Unterstützung fast aller Parteien, um den drohenden Bürgerkrieg abzuwenden. Das von ihm vorgestellte Kabinett umfaßte Persönlichkeiten aus dem gesamten politischen Spektrum - von radikalsozialistischen bis reaktionär-konservativen Politikern, außerdem viele Nicht-Politiker, wie den Schriftsteller Albert Camus.
Nach der innenpolitischen Schwäche der IV. Republik wünschten sich viele Franzosen einen 'starken Mann', der für stabile Verhältnisse sorgt. Der Sieg der Gaullisten am 30. November 1958 war ein erster Schritt auf diesem Weg.
Der Mann an ihrer Spitze wurde nun der mächtigste Mann Frankreichs: Charles de Gaulle. Er wurde mit 78,5 Prozent der Stimmen zum ersten Präsidenten der V. Französischen Republik gewählt. Seine Gegenkandidaten, der Kommunist Georges Marrane und der Liberaldemokrat Albert Chatelet, kamen auf 13,1 bzw. auf 8,4 Prozent. In den Kolonien und den Überseedepartements und -gebieten errang de Gaulle einen noch größeren Stimmenanteil als im Mutterland: In Algerien wählten ihn hundert Prozent der Wahlmänner.
Er wurde noch immer als Hoffnungsträger der nationalistischen Algerienfranzosen, die seine Regierungsübernahme nach dem Militärputsch im Mai 1958 gefordert hatten, gesehen, um so siegreich aus dem Algerienkrieg hervorgehen zu können.
De Gaulles V. Republik (ab 4. 10. 1958)
In einem Referendum hatte das Volk die Verfassung der V. Republik angenommen, die de Gaulle weitgehend selbst geschrieben und auf seine eigenen Interessen abgestimmt hatte. Er verdammte die einst so starken Kommunisten zur Bedeutungslosigkeit, war Oberbefehlshaber der Armee, die Außenpolitik war präsidiales Ressort, die Nationalversammlung konnte jederzeit von ihm aufgelöst werden, bei nationalem Notstand hatte er fast unumschränkte Rechte.
Am 16. 9. 1959 verliest der französische Staatspräsident Charles de Gaulle über Rundfunk und Fernsehen in Paris eine vielbeachtete Rede über die Zukunft Algeriens. De Gaulle verspricht den Algeriern freie Wahlen vier Jahre nach der Wiederherstellung des Friedens im Land.
Der Frieden sei dann wiederhergestellt, wenn jährlich nicht mehr als 200 Personen durch Attentate und Überfälle in Algerien getötet würden. Diese Vierjahresfrist erklärte de Gaulle für notwendig, um Inhaftierte zu entlassen (z. B. befand sich der Gründer der FLN, Achmed Ben Bella, in französischer Haft auf einer kleinen Atlantikinsel), Exilanten die Rückkehr zu ermöglichen, das öffentliche Leben wiederherzustellen und vor allem, damit sich die Algerier ihrer politischen Wünsche bewußt würden. In den Wahlen hätten dann die Algerier die Entscheidung zwischen einer vollständigen Trennung von Frankreich, einer inneren Autonomie oder dem vollständigen Aufgehen in Frankreich zu fällen.
De Gaulle bot den Unabhängigkeitskämpfern einen 'Frieden der Tapferen' an.
De Gaulle enttäuschte mit der Rede Armeeoffiziere wie General Jacques Massu, der mit anderen Offizieren am 14. Mai 1958 gerade deswegen gegen die damalige Regierung Pflimlin geputscht hatte, weil dieser sich zu einer Unabhängigkeit Algeriens prinzipiell bereit gezeigt hatte. Der provisorische Ministerpräsident Algeriens, Ferhat Abbas, kritisierte die Vierjahresfrist und das Weiterführen des 'aggressiven Krieges' Frankreichs gegen das algerische Volk. US-Präsident Dwight D. Eisenhower hingegen lobte ausdrücklich die Vorschläge de Gaulles.
In der französischen Stadt Evian am Genfer See gingen am 18. 3. 1962 die Waffenstillstandsverhandlungen zwischen der französischen Regierung und der algerischen provisorischen Regierung zu Ende. Wenige Monate später wurde das Land in die Unabhängigkeit entlassen.
Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle hatte seine im September 1959 aufgestellten Unabhängigkeitsbedingungen fallengelassen, da sie angesichts der Terroraktionen der militanten Siedlerorganisation 'Organisation de l'Armée Secrète' (Geheime Armeeorganisation, OAS) nicht realisierbar waren.
In Evian kamen der französische Chefdelegierte Pierre Joxe, Minister für algerische Angelegenheiten, und der algerische Delegierte Belkassim Krim in vielen weiteren Punkten zur Einigung. In freien Wahlen sollten die Algerier über die politische Zukunft des Landes abstimmen. Im Falle einer vollständigen Unabhängigkeit sollte Algerien auch weiterhin enge Beziehungen mit Frankreich pflegen. Der französische Franc blieb Landeswährung, dafür erklärte sich Frankreich bereit, großzügige Aufbaukredite zu vergeben. Dazu kamen noch weitere Stützpunkte und Einrichtungen. Die rund 1,2 Millionen in Algerien angesiedelten Franzosen durften bis zu drei Jahren nach der Souveränität die französische Staatsbürgerschaft neben der algerischen behalten. Am 19. März 1962, als der Waffenstillstand in Kraft trat, kam es seitens der OAS in der algerischen Hauptstadt Algier und in Oran zu einer Reihe von Gewaltakten. Mit Attentaten und Überfällen versuchten die OAS-Terroristen die Wiederaufnahme des Krieges zu bewirken.
Der französische Staatspräsident Charles de Gaulle akzeptierte am 11. April 1962 den Demissionsantrag des Ministerpräsidenten Michel Debré. Debré hatte nach der Volksabstimmung am 8. April 1962 über das Abkommen von Evian, das Algerien faktisch die Unabhängigkeit sicherte, Neuwahlen gefordert und seine Demission angeboten. In dem Referendum hatten sich in Frankreich 90,7 Prozent für das Abkommen ausgesprochen. De Gaulle lehnte vorgezogene Neuwahlen ab und beauftragte Georges Pompidou mit der Regierungsbildung. Pompidou hatte bislang kein politisches Amt bekleidet.
Er war Generaldirektor des Bankhauses Rothschild in Paris gewesen. Die Ernennung eines Nicht-Politikers zum Ministerpräsidenten wurde als Versuch de Gaulles gewertet, das Präsidentenamt weiter auszubauen. Diese Vermutung verstärkte sich noch, als fünf Staatsminister, die für de Gaulle wichtige Ressorts leiteten, nicht dem Ministerpräsidenten unterstellt wurden, darunter Louis Joxe, Minister für algerische Angelegenheiten, Pierre Pflimlin, Minister für die Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten, und Gaston Palewski, Minister für atomare Angelegenheiten.
Pompidou gab am 26. April vor der französischen Nationalversammlung eine Regierungserklärung ab, in der er die Zerschlagung der Terrororganisation OAS, die in Algerien und im Mutterland seit dem Eintreten des Waffenstillstands in Algerien am 19. März 1962 eine Reihe von brutalen Anschlägen verübt hatte, als vordringlichstes Ziel nannte. Er verdeutlichte, daß Frankreich gleiche Bindungen zu Europa wie zu Afrika habe.
Die deutsch-französische Zusammenarbeit war im Rahmen der Sechser-Gemeinschaft Anfang der 60er Jahre wegen der nicht auf einen Nenner zu bringenden Interessen der beteiligten Staaten auf dem erreichten Stand steckengeblieben. Doch der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer wie der französische Staatspräsident Charles de Gaulle räumten deren Vertiefung und lntensivierung eine hohe Priorität ein.
Daher einigten sich beide auf eine enge bilaterale Zusammenarbeit.
Auf dem Höhepunkt der Berlin-Krise im Jahre 1961 war de Gaulle dem Bundeskanzler einmal mehr als der einzig verläßliche westliche Staatsmann erschienen, und der virtuose Diplomat im Elysée zeigte sich jetzt entschlossen, nach den vergeblichen Versuchen, Europa unter seiner Führung zusammenzuschließen, wenigstens das Fundament dafür zu legen und den Zweibund mit Deutschland auf den Weg zu bringen. Dokumentiert wurde dies der Öffentlichkeit mit wechselseitigen Staatsbesuchen im Jahre 1962, die als Höhepunkte der deutsch-französischen Aussöhnung gefeiert wurden.
In der Umgebung Adenauers glaubte man die Absichten de Gaulles zu durchschauen, der, so die Atlantiker und Europäer in Kabinett und Kanzleramt, von Aussöhnung spreche, aber nur an die Führungsrolle Frankreichs denke, und dabei letztlich doch nur ein schwacher Verbündeter sei. Adenauer ließ sich jedoch von solchen und ähnlichen Einwänden nicht davon abbringen, die Zusammenarbeit mit dem Partner an der Seine zu vertiefen.
Ein kompliziertes Verhältnis wird nach jahrzehntelangem Streit geklärt:
Der Staatsbesuch des Bundeskanzlers Anfang Juli 1962 in Frankreich wurde von Staatspräsident Charles de Gaulle mit großer Umsicht vorbereitet. Konrad Adenauer wurde mit allen, sonst nur Staatsoberhäuptern vorbehaltenen protokollarischen Ehren empfangen. De Gaulle wollte Adenauer gewinnen, und er hatte Erfolg. Adenauer hatte de Gaulle sozusagen sein Ja-Wort für eine bilaterale Zusammenarbeit gegeben, und das war es, was der französische Staatspräsident erwartet hatte.
Bis zum Abschluß einen Freundschaftsvertrages im folgenden Jahr mußten die Beziehungen gerade im europäischen Kontext noch einige Hürden nehmen.
De Gaulle hatte in Paris den deutschen Gegnern eines zu engen Zusammengehens der beiden Länder weitere Munition geliefert, als er am 14. Januar 1963 auf einer Pressekonferenz definitiv den Beitritt Großbritanniens zur EWG ablehnte und zugleich den amerikanischen Plänen einer im Rahmen der NATO beabsichtigten zentralen Kontrolle über die westlichen Kernwaffen mit der Mitteilung, daß Frankreich von seinen Planungen für eine eigene nationale Atomstreitmacht keinesfalls abgehen werde, eine Absage erteilte.
Trotz des Widerstands des Bonner Wirtschaftsministers Ludwig Erhard gegen die von ihm abgelehnte 'kleineuropäische' Lösung und seiner Forderung, man müsse de Gaulle gegenüber hart bleiben, konnte sich Adenauer im Fraktionsvorstand der CDU/CSU und im Kabinett durchsetzen. Adenauer informierte de Gaulle erst in letzter Minute, im Verlauf ihrer Gespräche in Paris am 21. Januar 1963, daß er einen völkerrechtlichen Vertrag abzuschließen wünsche.
Die feierliche Unterzeichnung des deutsch-französischen Vertrages erfolgte am Nachmittag des 22. Januar 1963 im Pariser Elysée-Palast, dem Sitz des französischen Staatspräsidenten. Beide Delegationen - die deutsche und die französische - waren vollständig vertreten. Die Verträge wurden vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle und von Bundeskanzler Konrad Adenauer sowie den beiden Außenministern - Maurice Couve de Murville und Gerhard Schröder - unterzeichnet. Danach erhob sich de Gaulle und - ein pathetischer Akt der Annäherung - umarmte Adenauer, der bis zu seinem Tode diesen Vertrag als das Hauptwerk seiner Kanzlerschaft rühmen sollte.
In aller Heimlichkeit versuchte die französische Regierung im Hoggar-Gebirge in der Südsahara auf algerischem Gebiet einen unterirdischen Kernwaffenversuch durchzuführen. Doch die Geheimhaltung mißlang. Denn die US-amerikanische Atomenergiekommission gab den Versuch am 8. Mai 1962 bekannt. Hierauf war die französische Atomenergiebehörde gezwungen, den Versuch offiziell zu bestätigen.
Es handelte sich um den fünften oder sechsten französischen Kernwaffenversuch. Am 13. Februar 1960 hatte Frankreich den ersten Versuch durchgeführt. Gerüchte, daß bereits Ende 1961 im Hoggar-Gebirge der fünfte Atomwaffenversuch erfolgt sei, wurden von französischer Seite dementiert. Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle beabsichtigte, Frankreich als neue Atommacht aufzubauen.
Damit sollte Frankreich zur Supermacht ausgebaut werden, was zu Mißstimmigkeiten mit den USA führte. US-Präsident John F. Kennedy sah die Entspannungs- und Abrüstungspolitik mit der Sowjetunion durch den französischen Nationalismus gefährdet. Er war bestrebt, den Kreis der Atommächte auf die USA, die Sowjetunion und Großbritannien zu beschränken.
Am 18. April 1962 hatte Kennedy erklärt, daß die USA Frankreich nicht beim Aufbau eines Atomwaffenarsenals unterstützen würden. Der französische Etat für Atomwaffen hatte bis Ende 1964 eine Höhe von 4,8 Milliarden Neue Franc erreicht. Bis dahin sollten, gemäß Planung, französische Bomber mit Atomwaffen ausgerüstet sein.
Am 3. 3. 1966 teilte der französische Staatspräsident Charles de Gaulle Präsident Lyndon B. Johnson mit, daß er sein Land aus den integrierten militä-rischen Kommandobehörden zurückziehen und der NATO nicht länger franzö-sische Truppen zur Verfügung stellen werde.
Damit trat Frankreich aus dem militärischen Teil des westlichen Verteidigungs-bündnisses aus.
De Gaulle begründete seinen Schritt damit, daß Frankreich seine Souveränität wiederherstellen müsse. Diese sei durch die ständige Anwesenheit alliierter militärischer Einheiten und deren Benutzung französischer Luftwege beeinträchtigt. De Gaulle betonte, daß er bereit sei, mit den Verbündeten weiterhin in lockerer Form zusammenzuarbeiten.
Die Regierung Pompidous übermittelte den NATO-Partnern am 29. März 1966 einen Zeitplan für den Ablauf des NATO-Austritts. Sie beabsichtigte, die Unterstellung der in Deutschland stationierten französischen Streitkräfte unter alliiertes Kommando am 1. Juli 1966 zu beenden und am 23. Juli 1966 das Personal aus den Kommandostäben abzuziehen. Die militärischen Hauptquartiere der NATO sollten innerhalb eines Jahres von Frankreich nach Belgien verlagert werden.
Schon während der 60er Jahre war die Erweiterung der 'EG der Sechs' politisches Thema gewesen. Die Verhandlungen scheiterten aber an der starren Haltung des damaligen französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle, der massive Vorbehalte gegen die Aufnahme Großbritanniens hatte, das seiner Auffassung zufolge zu sehr unter US-amerikanischem Einfluß stand.
Ein allzu enger politischer Zusammenschluß stand in krassem Widerspruch zu seiner Konzeption eines 'Europas der Vaterländer'. Erst nach dem Regierungsantritt Georges Pompidous begannen im Mai 1970 ernsthafte Verhandlungen um eine EG-Erweiterung mit Großbritannien, Irland, Dänemark und Norwegen in Luxemburg.
Gleichzeitig wurden Kooperationsverhandlungen mit den neutralen EFTA-Staaten (Österreich, Schweiz und Schweden) aufgenommen und ein Assoziierungsabkommen mit Malta abgeschlossen.
Am 21. Mai 1971 einigten sich Pompidou und der britische Premierminister Edward Heath weitgehend auf die Modalitäten zum Beitritt der Insel und am 23. Juni wurden auf einer Konferenz in Luxemburg alle noch offenen Grundsatzfragen geklärt.
In Frankreich fand am 19. Dezember 1965 der zweite Wahlgang für das Amt des Staatspräsidenten statt. Gegen den Amtsinhaber Präsident Charles de Gaulle trat François Mitterrand als Kandidat der Linken an. In einem ersten Wahlgang am 5. Dezember 1965 hatte de Gaulle die für einen Sieg notwendige absolute Mehrheit um vier Prozent verfehlt. Am 19. Dezember 1965 erzielte de Gaulle schließlich 55 Prozent der abgegebenen Stimmen, Mitterrand mußte sich mit 44 Prozent begnügen.
In Paris blieben die politischen Verhältnisse somit unverändert. De Gaulle war vom Volk bestätigt, außerdem konnte er sich im Parlament auf eine sichere konservative Mehrheit und den loyalen Ministerpräsidenten Georges Pompidou stützen.
Dies war das erste Mal seit 1945, daß ein französischer Staatspräsident vom Volk gewählt wurde. Die ursprüngliche Verfassung der V. Republik hatte zwar weitestgehende Rechte des Präsidenten, aber dessen Wahl durch das Parlament vorgesehen. Die Direktwahl war erst durch eine Verfassungsänderung im Jahr 1962 möglich geworden.
Am 3. 5. 1968 kommt es zu Straßenschlachten im Quartier Latin in Paris
Der Erziehungsminister Alain Peyrefitte ließ die Pariser Universität Sorbonne - wie schon tags zuvor die philosophische Fakultät in Paris-Nanterre - schließen. Die Kundgebungen der Studenten für radikale Hochschulreformen erreichten daraufhin ihren Siedepunkt. Eine führende Stellung unter den in Nanterre protestierenden Studenten nahm der Deutsch-Franzose Daniel Cohn-Bendit ein. In den Tagen nach der Aussperrung der Pariser Studenten kam es zu zahlreichen Demonstrationen.
Höhepunkt des Protestes war die Straßenschlacht, die sich Studenten und Polizei am 6. Mai 1968 im Quartier Latin in Paris lieferten. Schwer bewaffnete Polizisten gingen mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Zahlreiche Verletzte waren zu beklagen. Im Gegensatz zur deutschen Studentenbewegung wurde die Protestbewegung in Frankreich von weiten Teilen der Bevölkerung unterstützt.
Am 10. Mai riefen die Gewerkschaften zu einem Generalstreik auf, der am 13. Mai begann. Ende Mai 1968 löste Staatspräsident Charles de Gaulle die Nationalversammlung auf und kündigte Neuwahlen an.
Während seiner Amtszeit war de Gaulle zunächst eine Beruhigung der politischen Verhältnisse in Frankreich gelungen. Vor allem der Verzicht auf die Kolonien in Indochina und Afrika hatte dann aber schnell zu heftiger Opposition seitens der von de Gaulle selbst gegründeten konservativen Partei, dem Rassemblement du Peuple Français (R.P.F.), geführt. Auch die Europa- und Verteidigungspolitik des Generals, vor allem der Sonderweg, den er mit dem kostenintensiven Ausbau der französischen Atomstreitmacht eingeschlagen hatte, und die Vernachlässigung der Sozialpolitik stärkte den Widerstand im Parlament weiter. Schon 1963 hatten sich die Mitte-Links-Parteien aus Protest gegen die autoritäre Regierungsweise des Generals zusammengeschlossen.
Die in Abwesenheit des Präsidenten von Premierminister Georges Pompidou erfolgreich beendeten Studentenunruhen im Mai 1968 führten nur kurzfristig zu einer Stärkung der Position de Gaulles. Er verknüpfte sein Verbleiben im Amt mit einer Volksabstimmung über seine Pläne zur Dezentralisierung der Administration.
Obwohl seine Vorschläge zur Ausdehnung der regionalen Befugnisse von weiten Teilen der Bevölkerung befürwortet wurden, fiel das Referendum am 27. April 1969 mit 52,41 Prozent gegen den Präsidenten aus, der daraufhin um 12.00 Uhr mittags des nächsten Tages seinen Rücktritt bekanntgab. Im Juni wurde der entlassene Premierminister Pompidou zu de Gaulles Nachfolger als Staatspräsident gewählt.
Nach seinem Rücktritt begann er in seinem Heimatort in Lothringen mit einer zweiten Niederschrift seiner Memoiren. Deren Fertigstellung gelang allerdings nicht, de Gaulle starb zwei Wochen vor seinem achtzigsten Geburtstag, am 9. November 1970 in seinem lothringischen Heimatort Colombey-les-deux-Églises. Die Beisetzung fand drei Tage später im engsten Familien- und Freundeskreis statt.
Gleichzeitig wurde in der Kathedrale Nôtre Dame in Paris ein Trauergottesdienst abgehalten, zu dem über 80 Staatsoberhäupter und Regierungschefs angereist waren.
De Gaulle hatte über ein Vierteljahrhundert die Weltpolitik maßgeblich mitbestimmt. Während des Zweiten Weltkrieges war er einer der wichtigsten Repräsentanten der Widerstandsbewegung 'Résistance' gewesen; vor allem sein triumphaler Einzug ins befreite Paris im Sommer 1944 war vielen Franzosen lebhaft in Erinnerung geblieben.
+: Gründliche Biografie, zeigt allgemein die Entwicklung Frankreichs nach 1945 und die internationale Bedeutung de Gaulles, speziell für die europäische Einheit.
-: Keine Literaturangaben.
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