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Referat Die Weltwirtschaftskrise - Spezialgebiet in Geschichte, Das Entstehen der Krise in Amerika

projekt referate

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Die Weltwirtschaftskrise

Spezialgebiet in Geschichte

Inhaltsangabe

Einleitung


Das Entstehen der Krise in Amerika

Die goldenen Zwanziger und der große Crash

1.2. Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft

1.3. Der "New Deal"


Die Krise in Deutschland

2.1. Brünings Deflationspolitik

2.2. Auswirkungen auf Industrie und Arbeitslosigkeit


Die Krise in England


Die Ursachen der Krise

4.1. Die Ausgabenhypothese

4.2. Die Geldhypothese


Das Experiment von Wörgl

5.1. Die Freiwirte

5.2. Das Nothilfe Programm

5.3. Das Ende des Programms

5.4. Weltweite Achtung

Einleitung

Die Weltwirtschaftskrise war die schlimmste Krise, welche die Weltwirtschaft jemals heimgesucht hat. Sie betraf sowohl hochentwickelte Länder, wie die Vereinigten Staaten von Amerika, und die Industrieländer Westeuropas, als auch weniger entwickelte Länder. Praktisch alle Staaten, die bereits am Geschehen auf den Weltmärkten beteiligt waren, wurden von der Krise betroffen. Nur die Sowjetunion, die sich fast vollständig von der restlichen Welt abgekapselt hatte blieb verschont.

Viele Länder erlebten einen totalen Zusammenbruch ihrer Wirtschaft. Die Börsenkurse verfielen, und das internationale Währungssystem löste sich auf. Es kam zu einem Sturz der Weltmarktpreise. Viele Fabriken mußten schließen, und die Arbeitslosigkeit schoß in die Höhe. Die, die noch Arbeit fanden, mußten schwere Lohnkürzungen hinnehmen.

Weitere Folgen waren Hunger, steigende Kriminalität, und eine zunehmende politische Radikalisierung unter der Bevölkerung. Man ist sich noch immer nicht über die genauen Gründe für das Entstehen der Krise im klaren; es steht jedoch außer Frage, daß sie erst beigelegt wurde, als auf der gesamten Welt, die Vorbereitungen auf den zweiten Weltkrieg voll angelaufen waren.

1. Das Entstehen der Krise im Amerika

1.1. Die goldenen Zwanziger und der große Crash

Anders als die Staaten in Europa gingen die Vereinigten Staaten wirtschaftlich gestärkt aus dem ersten Weltkrieg heraus. Im Zeitraum von 1919 bis 1929 zeigten die USA ein kräftiges Wachstum. Das Bruttosozialprodukt stieg um 50%, und das Pro-Kopf-Einkommen nahm um 20% zu.

Noch zu Beginn der Zwanziger gab es wenig Gründe, eine solche Entwicklung vorauszusehen. Es gab einen scharfen Rückschlag, der möglicherweise eine Konsequenz der Umstellung von der Kriegswirtschaft zur Friedenswirtschaft darstellte. Besonders betroffen von dieser kurzen Krise waren vor allem die Landwirtschaft, und die Textilindustrie. Danach kam es zu einem Boom der Automobil- und der Baubranche, welche die Grundlage für die Prosperität der Zwanziger war.

Wurden 1921 noch 1,5 Millionen PKW verkauft, waren es 1929 drei Mal so viele. Die Zahl der abgesetzten Busse und LKW verdoppelte sich im gleichen Zeitraum von knapp 400.000 auf 800.000.

Der Aufschwung in der Bauindustrie erklärt sich vor allem dadurch, daß während des Krieges, die Bautätigkeit fast völlig zum Erliegen kam, und deshalb eine enorme Wohnungsnot herrschte. Dadurch stiegen die Mieten von 1919 bis 1925 um 50%. Also wurden Bauaktivitäten ein lohnendes Geschäft. Es entstanden viele Wohnungen und Bürogebäude.

Der große Optimismus, der aus dieser Entwicklung entsprang, wirkte sich auch auf die Börse aus. Der Glaube an ein anhaltendes Wirtschaftswachstum löste umfangreiche Aktienspekulationen in Amerika aus. In nur vier Jahren, von 1925 bis 1929, gewannen die amerikanischen Wertpapiere um 250% an Wert. Im Vorfeld des großen Crashs kam es zu zwei scharfen Kurseinbrüchen im Dezember 1928, und im März 1929. Allerdings erholte sich die Börse Beidemale sehr schnell, und die Spekulanten waren der Ansicht, daß der Markt nur eine Anpassung durchmacht.

Angelockt durch die hohen Gewinne der vergangenen Jahre, legten immer mehr Kleinanleger ihr Geld an der Börse an. Alle wollten von der großen "Geldvermehrungsanlage" profitieren. Der Wert der Papiere stieg immer schneller. Von 67,5 Mrd. Dollar im Januar 1929 schoß der Wert bis zum 1. Oktober auf 87 Milliarden.

Am 23. Oktober kam dann die unerwartete Wende. Viele große Unternehmen warfen Aktienpakete aus ihren Sicherheitsbeständen auf den Markt. Der gesamte Börsenmarkt geriet unter Druck. Der folgende Tag ging als "schwarzer Donnerstag" in die Geschichte ein. Diejenigen, die ihr gesamtes Geld in Aktien investiert hatten, stießen ihre Wertpapiere panikartig ab, um schnell Gewinn zu machen. In der Folge stürzten die Kurse ins Bodenlose. Der Verfall war nicht mehr aufzuhalten. Am darauffolgenden Montag verlor General Motors allein 2 Milliarden Dollar in Aktien. In nur drei Wochen büßte die New York Stock Exchange 30% ihres Volumens ein.

Nach dem großen Crash an der New Yorker Börse kam es zu einem vollständigen Zusammenbruch der amerikanischen Wirtschaft.

1.2. Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft

An der Tatsache, daß die Vereinigten Staaten so schwer von der Krise betroffen waren, hat vor allem die Federal Reserve Bank, die amerikanische Zentralbank, schuld. 1927 vermochte man sich nicht zu entscheiden, in welche Richtung man die amerikanische Wirtschaft lenken solle. Einerseits bestand Gefahr einer erhöhten Inflation durch die starke Ausweitung des Kredits, andererseits drohte eine Rezession.

Man entschied sich für eine Politik des "leichten" Geldes. Die Konjunktur wurde so weiter am Leben erhalten, jedoch wurde die Kreditsumme für Spekulationen weiter erhöht. Schuhputzer konnten sich zum Beispiel Aktien im Wert von 5.000 Dollar für nur 500 Dollar in bar aneignen. Man glaubte, den Rest könne man leicht mit Kursgewinnen abbezahlen.

Erst im Februar 1929 erkannte der Chef der amerikanischen Notenbank die Gefahr, und kündigte an, die Notenbank würde eingreifen, wenn die Banken nicht die Kredite für Spekulationen einschränken würden. Dennoch erreichten die an der Börse eingesetzten Kredite immer neue Höchststände.

Im Sommer 1929 reagierte die Notenbank. Der Diskontsatz wurde dramatisch erhöht, so daß der Zinssatz für Darlehen auf 8% kletterte. Diese Maßnahe kam jedoch viel zu spät. Der Kollaps war nicht mehr zu verhindern, und trat deshalb möglicherweise noch etwas früher ein.

Ein weiterer Faktor, der den Verlauf der Krise in Amerika beeinflußte, waren die amerikanischen Banken. Viele Geldinstitute waren erst während den Zwanzigern entstanden. Sie verfügten über ungenügende Geldreserven, und waren auf eine Krise nicht vorbereitet. Wenn auch nur einige wenige Schuldner in Schwierigkeiten gerieten, war schon die Existenz der gesamten Bank gefährdet.

Als die großen Anleger begannen, ihre fälligen Gelder vom New Yorker Markt zurückzuholen, wurden den privaten Anlegern große Verluste zugefügt. Diese sahen sich gezwungen, ihren Konsum zu kürzen.

Firmen, die mit leichten Gewinnen gerechnet hatten, bemühten sich, möglichst liquide zu werden, und kürzten ebenfalls ihre Ausgaben. Man kürzte die Produktion und baute Lager ab.

Bald erfaßte die Panik auch den Immobilienmarkt. In den USA wurden Immobilien in der Regel über Dreijahres-Schuldscheine finanziert. Da die Hausbesitzer in der Regel aber nicht über genügend Geld verfügten, um die gesamte Hypothek zurückzuzahlen, mußten sie Kredite aufnehmen. Nach dem Börsenkrach sind viele Banken vorsichtiger geworden. Da viele Hausbesitzer keine Darlehen mehr erhielten, kam es zu Zwangsversteigerungen. In der Folge kam es zu einem Rückgang der Immobilienpreise und der Bautätigkeit.

Die zweite große Boombranche der Zwanziger, die Automobilindustrie, mußte ebenfalls herbe Rückschläge hinnehmen. Im Sommer 1929 wurden monatlich noch beinahe eine halbe Million Autos verkauft, im Dezember waren es weniger als 100.000.

Des weiteren sanken die Preise für Rohstoffe und Agrarprodukte, da die gewünschte Nachfrage ausblieb. Ebenso gingen die U.S. Importe stark zurück. Innerhalb weniger Monate sanken sie um 20%.

Viele Menschen verloren ihre Arbeit. Die Kaufkraft sank weiter, und trieb noch mehr Unternehmen in den Ruin. Amerika, wo bisher Vollbeschäftigung herrschte, mußte nun mit 13 bis 14 Millionen Arbeitslosen fertig werden.

1.3. Der "New Deal"

U.S. Präsident Hoover (1929-33) stand der Krise machtlos gegenüber. Erst sein Nachfolger Franklin D. Roosevelt (1933-45) vermochte es, die Krise in den Griff zu bekommen. Er erkannte, daß die amerikanische Wirtschaft alleine niemals über die Krise hinwegkommen würde, und erhöhte die Staatsausgaben dramatisch. Er rief viele neue Programme ins Leben, die unter dem Begriff "New Deal" zusammengefaßt wurden.

Den Bauern wurde mit Subventionen unter die Arme gegriffen. Es kam zu einer teilweisen Entlastung der Farmer, aber die Landwirtschaft konnte vorerst nicht aus ihrer Krise befreit werden.

Mit dem Social Securitiy Act wurden in Amerika erstmals soziale Mindeststandards, wie Arbeitslosengeld und ein Mindestlohn eingeführt. Trotzdem mußten viele Menschen in Armut leben.

Um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, wurden viele öffentliche Bauprogramme ins Leben gerufen. Wiederum konnte dadurch die Arbeitslosigkeit nicht beseitigt, aber zumindest gemildert werden.

Die Bankenkrise wurde überwunden, indem konkursreife Banken, immerhin 25% aller Banken, geschlossen wurden. Der Rest wurde an das Federal Reserve Board angeschlossen. Spareinlagen waren dadurch bis zu einer gewissen Höhe bei der Notenbank versichert. Durch diese Maßnahme wurde das Vertrauen der Bürger in die Banken wiederhergestellt.

Die Krise der Industrie wollte Roosevelt beseitigen, indem er den Gewerkschaften mehr Rechte zuerkannte. Mit einer weiteren Maßnahme, wollte er Absprachen zwischen Unternehmen erlauben, um Überproduktionen vorzubeugen.

Die Gesundung der amerikanischen Wirtschaft benötigte viel Zeit. 1941 war das Produktionsniveau von vor der Krise wiedererreicht, und erst nach dem zweiten Weltkrieg begann die amerikanische Wirtschaft wieder zu blühen.

2. Deutschland in der Krise

2.1. Brünings Deflationspolitik

Nach dem ersten Weltkrieg hatte Deutschland bereits eine Hyperinflation zu überstehen. Doch die 1929 beginnende Krise wirkte sich noch schlimmer auf die Löhne aus. Massenentlassungen und Kurzarbeit bedrohten die Existenz vieler Arbeiter und Angestellter. Die leere Staatskasse erzwang eine Herabsetzung der Bezüge der Beamten.

Das entsprach auch der gängigen ökonomischen Theorie der Zeit. Danach mußte man in Krisenzeiten sparen, um die zurückgehenden Einnahmen kompensieren, indem man auch die Ausgaben zurückschraubt. Nicht nur die Regierung, auch die Bevölkerung war dieser Ansicht, und begann ebenfalls zu sparen.

Mit Hilfe dieser "Deflationspolitik" versuchte man, den Wert der Währung stabil zu halten. Allerdings war auch eine hohe Arbeitslosigkeit mit dieser Haltung verbunden.

Der damalige Kanzler Brüning glaubte, er könne mit einer solchen Politik erreichen, daß die Siegermächte auf ihre Reparationszahlungen aus dem ersten Weltkrieg verzichten. Er wollte demonstrieren, daß Deutschland zwar den Willen hätte, die Zahlungen zu leisten, und diese auch pünktlich erbringen. Es würde aber über kurz oder lang an dieser Last zusammenbrechen.

Neben der Befreiung von den Reparationszahlungen sollte weiters auch eine Aufhebung der militärischen Beschränkungen, um "rascher als erwartet wieder eine starke und unabhängige, von allen zu respektierende Machtposition in Europa" zu werden.

Als Folge der Deflationspolitik gingen die Löhne und Gehälter auf den Stand von 1927 zurück. Sofern die Preise nicht an Absprachen gebunden waren, wurden sie zweimal um 10% gesenkt. Die Handelsbilanz wurde trotz der schwierigen Situation wieder positiv, da die sinkende Ausfuhr, durch eine scharfe Drosselung der Einfuhr wettgemacht wurde.

Der einzige Wirtschaftszweig, der von der Deflationspolitik verschont blieb, war die Landwirtschaft. Den ostdeutschen Bauern, die in Reichspräsident Hindenburg einen starken Verteidiger hatten, wurde eine großzügige Hilfe gewährt. Den Landwirten östlich der Elbe, wurden Steuernachlässe, Umschuldungen und günstige Darlehen gewährt. Mit Schutzzöllen wurde der deutsche Getreidepreis 1931 künstlich 250% über Weltmarktniveau gehalten. Andere Branchen standen dem Preisverfall schutz- und hilflos gegenüber.

Die Krise erreicht in Deutschland im Sommer 1931 mit der Bankenkrise ihren Höhepunkt. Den Banken wurden in erster Linie die hohen kurzfristigen Auslandsverschuldungen zum Verhängnis.

Der Wahlsieg der Nationalsozialisten im Jahr 1930 trug sein eigenes zu diesem Umstand bei. Das Ausland verlor sein Vertrauen in die innenpolitische Stabilität Deutschlands. Zusammen mit den Liquiditätsschwierigkeiten der USA führte das dazu, daß in den ersten vier Wochen der Bankenkrise, eine halbe Million Reichsmark ausländischer Kredite gekündigt wurden.

Als am 11. Mai 1931 die Österreichische Creditanstalt zusammenbrach, stürmten die ausländischen Gläubiger die deutschen Banken erneut, da sie Verhältnisse, wie in Österreich befürchteten. In der Folge wurden zweieinhalb Milliarden Reichsmark ausländischer Kredite an deutsche Banken gekündigt.

Die Auswirkungen für das deutsche Bankensystem waren verheerend. Die Abzüge von Auslandskrediten führten zur Lahmlegung des Bankensystems in Deutschland und spannten so die Reserven der Reichsbank auf das Außerste an.

Am 6. Dezember 1931 konnte Brüning eines seiner Ziele erreichen. Mit dem Hoover Moratorium wurden die Reparationszahlungen und die politisch internationalen Schulden für ein Jahr ausgesetzt. Für diese Maßnahme war es aber schon fast zu spät. Im Moratorium wurde die drohende Zahlungsunfähigkeit Deutschlands sogar ausdrücklich in den Vordergrund gestellt. Deshalb kam es zu weiteren Kreditabflüssen aus dem Land.

2.2. Auswirkungen auf Industrie und Arbeitslosigkeit

Bevor ich auf die Arbeitslosenzahlen in der Weimarer Republik eingehe, möchte ich anmerken, daß man beginnt, von Unterbeschäftigung in einer Volkswirtschaft zu sprechen, wenn die Zahl der Arbeitslosen 5% der Zahl der Beschäftigten erreicht. An diesem Maßstab gemessen, herrscht in der Weimarer Republik die meiste Zeit Unterbeschäftigung. Nur während des Zwischenhochs der Jahre 1924-25 nach den tiefen konjunkturellen Einbrüchen bedingt durch die Winter 1925/26, und von Juni bis Oktober 1927 konnte die 5% Hürde unterboten werden. 1928 sank die Quote nicht unter 5,5%.

Im Februar 1929 erreichten die Arbeitslosenzahlen schwindelerregende 19,3% - das entspricht über 3 Millionen Arbeitslosen. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 1926 wurde damit um 700.000 Arbeitslose übertroffen. Doch noch erkannte man die drohende Gefahr nicht. Zum Teil ließen sich die Zahlen auf den ungewöhnlich starken Frost zurückführen, der viele Aktivitäten zum Erliegen kommen ließ. Bis zum April sank die Arbeitslosenzahl auf 1,25 Millionen.

Als im folgenden Winter die Zahl der Erwerbslosen abermals die 3 Millionen Grenze übersprang, glaubte man, daß sich die Situation im Frühjahr wieder normalisieren würde. Allerdings setzte der saisonale Aufschwung diesmal nur sehr schleppend ein und kam bereits im Mai wieder zum Erliegen. Es waren immer noch 2,6 Millionen Deutsche ohne Arbeit.

Im September waren bereits wieder 3 Millionen arbeitslos, und im Februar 1931 war die 5 Millionen Marke fast erreicht. Die Situation verbesserte sich das ganze Jahr über kaum. Der beste Monat war der Juni mit knapp unter 4 Millionen Erwerbslosen. Der offizielle Arbeitslosenrekord wurde im Februar 1932 mit 6,1 Millionen Arbeitslosen erreicht. Die wahre Zahl dürfte weit höher gelegen haben. Größtenteils Frauen und Jugendliche schätzten ihre Lage als hoffnungslos ein, und ersparten sich den Weg zum Arbeitsamt.

Als Beispiel dient die Entwicklung der Frankfurter Metallindustrie. Setzt man den Index für 1925 bei 100 an, so sank dieser bis 1932 auf 60 Punkte im Bereich der elektrotechnischen Industrie, und auf 26 Punkte in der Fahrzeug- und Schreibmaschinenindustrie.

Es waren wohl gerade diese horrenden Arbeitslosenzahlen, die den Feinden der Demokratie frischen Wind in die Segel bliesen. Dennoch ist nicht sicher, ob Brüning angesichts der wirtschaftlichen Restriktionen und der damaligen Lehrmeinung viele Alternativen hatte.

3. England in der Krise

In England konnte man nie von den goldenen Zwanzigern sprechen. Man hatte mit den Schwierigkeiten einer übergroßen Exportindustrie zu kämpfen. Das englische Pfund war im Vergleich zum US-Dollar zu hoch bewertet; und aufgrund des festen Wechselkurssystems war England immer zu einer deflationären Politik gezwungen.

Als die Kurse an der New Yorker Börse verfielen, wurde die britische Wirtschaft schwer getroffen. Zwischen 1929 und 1931 verlor sie Wirtschaft ein Drittel ihres Volumens.

Vor der Krise bewegte sich die Arbeitslosigkeit bei 10%. Zwischen 1931 und 1933 betrug sie im Durchschnitt 21%.

Lange Zeit glaubte die Engländer dennoch daran, daß ihre Insularität sie vor einer ähnlichen Katastrophe, wie in Europa schützen würde. Die Anzeichen einer beginnenden Depression wurden unterschätzt. Deshalb wurde England 1931 besonders hart getroffen, als sie Krise mit voller Wucht über das Land hereinbrach.

England fühlte sich derweil immer noch als eine Weltmacht, die autonom und souverän Entscheidungen treffen konnte. Jetzt mußten die Engländer lernen, daß auch sie von anderen Staaten abhängen. Auf einmal waren selbst innenpolitische Entscheidungen von äußeren Ereignissen oder der allgemeinen Situation bestimmt.

Trotz zahlreicher Warnungen nahm der Goldabfluß von der Bank von England bedrohliche Formen an. Dies erforderte die Aufnahme von Überbrückungskrediten aus Frankreich und den USA. Um die Belastungen durch die Kredite auszugleichen, sah sich die Labour-Regierung gezwungen, Sparmaßnahmen zu beschließen. Wegen der Maßnahmen kam es zu einer Regierungskrise. Eine konservativ geprägte "nationale" Regierung übernahm das Ruder.

Wie in anderen Ländern auch, versuchte sie Regierung erst einmal mit Sanierungsmaßnahmen, wie Lohn- und Gehaltskürzungen sowie Steuererhöhungen, die Lage in den Griff zu bekommen. Diese Politik war relativ erfolgreich, dennoch blieb der Druck auf die Bank von England erhalten. Man mußte sich zur Aufgabe des Goldstandards entschließen.

Als die USA nach dem Börsencrash ihre Rolle als Kreditgeber für Europa nicht mehr einhalten konnte, versuchte die Bank von England diese Rolle zu übernehmen. Nach dem Zusammenbruch der Österreichischen Creditanstalt, die zu einem guten Teil von der Bank von England gestützt wurde, geriet der Sterling zu sehr unter Druck.

Die neue Politik ging nun vor allem in zwei Richtungen. Einerseits bemühte man sich um billiges Geld. Ein Großteil der Staatsschulden konnte von einer fünfprozentigen in eine dreiprozentige umgewandelt werden. Kredite, die nicht durch Bürger des britischen Weltreichs aufgenommen wurden strengen Beschränkungen unterworfen.

Durch geschickte Marktoperationen und der Erhöhung der Banknotenbestände wurden die Bargeldreserven erhöht. Mit dieser inflationären Politik wurden die Zinssätze gesenkt, was der Wirtschaft sehr zu gute kam. Billiges Geld allein konnte keine Prosperität schaffen, doch zusammen mit anderen Maßnahmen wirkte es in diese Richtung.

Die zweite und wichtigere Veränderung der Politik war die Aufgabe der Freihandelspolitik, die England trotz der Depression lange Zeit aufrechterhalten konnte. Für Industriegüter wurde ein Schutzzoll von 20% eingeführt. Obwohl man den Kolonien mit den Zöllen entgegenkommen mußte, kam es im April 1932 zu einer Stabilisierung des Pfundes, und das Budget war einigermaßen ausgeglichen.

Die Abkehr von dieser Politik verhinderte einen ruinösen Preiskampf unter den Unternehmen.  Das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung wurde wiederhergestellt. Somit hatten die innovativen Kräfte in der Wirtschaft, Zeit an Einfluß zu gewinnen. Da die Zwanziger in England eher depressiv waren, konnten die neuen Investitionsmöglichkeiten, die durch neue Industrien ermöglicht wurden, voll ausgenutzt werden. Der Inlandsmarkt war gesichert, und die Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern war noch lange nicht befriedigt.

Der Aufschwung wurde also durch eine Abkehr vom Goldstandard, und der damit verbundenen Abkehr vom Binnenmarkt erreicht, da so die Kaufkraft erhöht wurde.

Im Vergleich zu den anderen Staaten Europas war Großbritannien ausgesprochen reich. Die Einkommen entfernen sich rasch vom Tiefstand des Jahres 1932. Dennoch waren zu keiner Zeit weniger als eine Million Menschen (~14%) arbeitslos.

4. Die Ursachen der Krise

Praktisch seit Beginn der Krise begannen die Ökonomen über die Ursachen der Krise nachzudenken. Bis heute gibt es keine anerkannte Antwort. Ich werde im folgenden versuchen, einige der Erklärungsansätze zu umreißen, ohne dabei tief in die Volkswirtschaft und das damit zusammenhängende Gesamtnachfragemodell einzugehen.

4.1. Die Ausgabenhypothese

Einige Wissenschaftler glauben heute, daß die Krise vom Gütermarkt her ausgelöst wurde. Andere gehen davon aus, daß der Zusammenbruch des Aktienmarkes im Jahr 1929 teilweise für die Anderung des Konsumverhaltens verantwortlich war. Der dadurch verbundene Vermögensrückgang könnte die Haushalte veranlaßt haben, mehr zu sparen.

Wieder andere vertreten die Meinung, daß der Ausgabenrückgang auf das starke Absinken der Investitionen im Wohnungsbau zurückzuführen ist. Der Investitionsboom im Wohnungsbau könnte einfach zu viel gewesen sein. Dieser Rückgang der Aktivität der Baubranche ließe sich auch dadurch erklären, daß die Immigration in die USA in den Dreißigern zurückgegangen ist. Das langsamere Bevölkerungswachstum, bremst natürlich auch die Nachfrage nach neuen Wohnungen.

Als die Depression erst einmal angefangen hatte, führten weiter Faktoren zu einem Rückgang der Ausgaben. Einerseits ist es möglich, daß die vielen Bankzusammenbrüche zu einer Verringerung der Investitionen geführt haben. Da Banken die zentrale Rolle bei der Vergabe von Krediten innehaben, war es vielen Unternehmen unmöglich, benötigte Kredite zu erhalten.

Zu diesem Umstand kam die deflationäre Politik vieler Länder hinzu. Wie bereits beschrieben, waren die Regierungen damals um einen ausgeglichenen Staatshaushalt bemüht. Allerdings war der Einsatz der Fiskalpolitik zu jener Zeit kein anerkanntes Mittel, um die Wirtschaft zu stimulieren. Beispielsweise wurden in den Vereinigten Staaten die Steuern 1932 mit dem "Revenue Act" erhöht. Diese Maßnahme traf vor allem den Mittelstand.

Auch das Wahlprogramm der Demokraten drückte die Sorge über das steigende Budgetdefizit aus. Sie traten für eine Beschränkung der Staatsausgaben ein. Aufgrund dessen kam es zu einer Überproduktion in der Industrie, die in den folgenden Jahren abgebaut werden mußte.

Diese kurzen Ausführungen zeigen bereits, daß es viele Möglichkeiten gibt, die Depression vom Gütermarkt her zu erklären. Sie schließen sich keineswegs gegenseitig aus. Vielmehr könnten alle diese Faktoren auf einmal eingetreten haben, und dadurch einen bedeutenden Rückgang der Gesamtausgaben verursacht heben.

4.2. Die Geldhypothese

In Amerika ging das Geldangebot von 1929 bis 1933 um 25% zurück. Im gleichen Zeitraum, stieg die Arbeitslosigkeit von 3,2% auf 25,2%. Diese Beobachtungen stützen die Geldhypothese. Ihre Vertreter lasten die Krise in erster Linie der Zentralbank an, die einen derartigen Rückgang des Geldangebotes zuließ.

Die wichtigsten Vertreter dieser Auffassung sind Milton Friedman und Anna Schwarz. Sie meinten, daß die meisten gesamtwirtschaftlichen Abschwünge der Geschichte auf eine kontraktive Geldpolitik zurückzuführen sind.

Heute wird diese Ansicht jedoch einhellig von der Wissenschaft zurückgewiesen. Um die Gründe dafür anzugeben, müßte ich tief in die volkswirtschaftlichen Mechanismen eingehen, was im Rahmen dieser Arbeit nicht erfolgen kann.

Ein weiterer Ansatz, die Krise vom Geldmarkt her zu erklären, läuft über die Deflation. Von 1929 bis 1933 sank das Preisniveau um 25%. Damals behaupteten die Ökonomen, daß das ein ganz normaler Abschwung gewesen wäre. Heute ist es wahrscheinlicher, daß durch die restriktive Geldpolitik die Weltwirtschaftskrise ausgelöst wurde.

Sollte das tatsächlich zutreffen, sind Friedman und Schwarz zumindest teilweise bestätigt, da der Rückgang des Geldniveaus offenbar für den Rückgang des Preisniveaus verantwortlich war.

5. Das Experiment von Wörgl

Am Schluß dieser Arbeit möchte ich mit einem konkreten Beispiel demonstrieren, wie schwierig es war, aus der Krise auszubrechen, das Experiment von Wörgl. Es ist nicht nur bemerkenswert, weil es ganz in unserer Nähe stattgefunden hat; es wurde auch in der ganzen Welt beachtet und imitiert.

5.1. Die Freiwirte

Der Vater des Experiments war Michael Unterguggenberger, Wörgler Vizebürgermeister von 1920 bis 1931, und Bürgermeister von 1931 bis 1934.

Er vertrat die Ideen Silvio Gesells, welcher von der Schweiz ausgehend bis nach Estland Anhänger fand. Ihre Ziele waren eine krisenfreie Marktwirtschaft und mehr soziale Gerechtigkeit. Die große Not nach dem ersten Weltkrieg führten sie auf den Kapitalismus zurück. Das Geld sammelte sich immer mehr in den Händen einiger weniger, die es als Spekulationsmittel zurückhalten. Geldstauungen haben wegen der Rolle des Geldes Warenstauungen, und Arbeitslosigkeit zur Folge. Der Geldumlauf wird gefährlich verlangsamt.

Weiters verlieren Waren im Lager mit der Zeit an Wert, denn sie verderben und verursachen Lagerkosten. Geld kann andererseits ohne Risiko gelagert werden. Die Freiwirte wollten nun, daß das Geld einem Schwund unterworfen wird. Gesell ging von 5-6% "Geldsteuer" im Jahr aus. Einzig Spareinlagen bei Kassen sollten nicht betroffen sein. Dieser Schwund sollte als Umlaufzwang wirken.

Die Freiwirte forderten den Ersatz der Goldwährung durch unter Umlaufzwang stehendes Geld (Freigeld). Sein Wert sollte unter allen Umständen (Inflation bzw. Deflation) gleichbleiben, und im Verhältnis zum Waren- und Geldangebot umlaufen. Andere Ideen der Freiwirte waren eine Vergesellschaftung des Bodens, eine Umwandlung der Notenbank in ein staatliches Währungsamt, das den Geldschwund steuert und die Errichtung einer Freihandelszone.

5.2. Das Nothilfe Programm

Zu Beginn der Dreißiger hatte die Wörgler Wirtschaft vor allem mit der 1929 aufgekeimten Weltwirtschaftskrise und der Elektrifizierung der Bahn zu kämpfen. Im Juni 1930 wurde das Heizhaus geschlossen, 1931 wurde das größte Unternehmen, die Zellulosefabrik, stillgelegt. In der Region waren insgesamt 1500 Arbeitslose, und es wurden täglich mehr.

Die Gemeinde war nicht einmal mehr in der Lage die Zinsen für ihre 1,3 Millionen Schilling Schulden zu zahlen. Der einzige Aktivposten im Budget waren die Steuerrückstände der Bürger, die wegen die Wirtschaftslage jedoch uneinbringlich waren.

Um die Lage zu verbessern arbeitete Bgm. Unterguggenberger gemäß seiner Wirtschaftsphilosophie sein Nothilfe Programm aus, das am 8. Juli 1932 einstimmig vom Gemeinderat angenommen wurde. Es sah vor Arbeitswertscheine, die nach dem Prinzip des Freigeldes funktionierten auszugeben. Sie sollten monatlich 1% ihres Wertes durch das Aufkleben von Stempelmarken verlieren. Mit den Scheinen sollten auch öffentlich Arbeiten durchgeführt und bezahlt werden.

Im Juli 1932 wurden erstmals Scheine im Wert von 1600 Schilling an die Arbeiter ausgezahlt. Sie verwendeten diese, um dringend benötigte Waren zu kaufen. Die Händler konnten nun beginnen, ihre Steuerschuld bei der Gemeinde zu begleichen. So war der Kreislauf in kürzester Zeit geschlossen. Während der 13 Monate in denen das Experiment lief, flossen die Arbeitswertscheine durchschnittlich zwei Mal pro Woche durch die Gemeindekasse. Mit einem Schilling Schwundgeld wurden so 104 Schilling Steuern im Jahr bezahlt.

Die ersten Bauvorhaben, die mit dem Freigeld gestartet wurden, waren vor allem Asphaltierungs- und Kanalisierungsarbeiten. Es wurden unter anderem eine neue Sprungschanze und eine Notstandsküche errichtet. Die Löhne für diese Arbeiten wurden ausschließlich mit Arbeitswertscheinen bezahlt. 1933 wurden Infrastruktureinrichtungen für den Fremdenverkehr geschaffen, wie zum Beispiel dreieinhalb Kilometer langer Rodelweg, der teilweise Neubau des Weges zu den Lechner Wasserfällen, und ein Steig in die bisher unzugängliche Aubachklamm.

Mit diesen Arbeiten konnte man 60 Leute direkt und weitere 40 in der Zulieferindustrie anstellen. Während in ganz Österreich die Arbeitslosigkeit zu dieser Zeit stieg, ging sie in Wörgl um ein Viertel zurück.

Leider ging die Rechnung mit den Investitionen in den Fremdenverkehr nicht auf, was allerdings nicht im Einflußbereich der Wörgler lag. Am 1. Juni verhängte Deutschland die 1000-Mark-Sperre, welche fast den gesamte Fremdenverkehr zum Erliegen brachte.

5.3. Das Ende des Experiments

Nur zwei Wochen nach der Einführung des Notgeldes versuchte die Österreichische Nationalbank AG das Wörgler Programm zu stoppen, da sie eine Verletzung ihren Banknotenprivilegs sah. Unterguggenberger reist mit einer kleinen Delegation nach Wien um bei Minister Rintelen vorzusprechen. Sie ernten Verständnis von ihm. Auch die Kufsteiner Bezirkshauptmannschaft erlaubt das Experiment vorerst, muß die Ausgabe der Arbeitswertscheine aber im Jänner 1933 auf Antrag der Landesregierung verbieten. Der Gemeinderat beruft beim Landeshauptmann gegen die Entscheidung. Die Arbeitswertscheine verletzen nicht das Banknotenmonopol der Nationalbank, da sie ja nur auf den an der Nothilfe beteiligten Personenkreis beschränkt sei, und die Teilnahme auf freiwilliger Basis beruht. Die Berufung wurde abgewiesen. Im März wendet sich der Gemeinderat an den Verfassungsgerichtshof. Wieder ohne Erfolg. Auch eine letzte Intervention bei Kanzler Dollfuß war umsonst. Am 15. September mußten die Scheine eingezogen werden. Der endgültige Todesstoß erfolgte am 18. November, als das Ende der Aktion vom Verfassungsgerichtshof bestätigt wurde.

5.4. Weltweite Achtung

Der positive Effekt des Nothilfe Programms wurde bald auch in den Nachbargemeinden wahrgenommen. Kirchbichl und Kitzbühel führten ebenfalls Arbeitswertscheine ein. In Brixen und Westendorf waren sie bereits beschlossen, aber man wartete noch den Ausgang des Gerichtsverfahrens ab.

Bald kamen Volkswirtschafter und Politiker aus aller Herren Länder nach Wörgl, um sich vor Ort von der Wirksamkeit der Maßnahmen zu überzeugen. Prof. Fischer, ein angesehener Geldtheoretiker aus Amerika, würdigte Gesells Konzept als "geniale Idee," und wollte es in Amerika zur Anwendung bringen. In vielen Großstädten wurde das Schwundgeld eingeführt, aber bei einem Schwund von wöchentlich 2% wurde es nicht angenommen.



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