Einführung in die

Trainings- und Wettkampfwissenschaft

Inhaltsverzeichnis

Thema                                                                      

Einleitung

Spielbeobachtung

Taktische Anfangsaufstellung

2.1.1 Taktische Aufstellung der Bayern Abwehr                            

2.1.2 Taktische Anderungen während des Spiels                            

Statistiken

2.2.1 Zweikämpfe Gesamt      

2.2.2 Zweikämpfe am Boden  

2.2.3 Zweikämpfe in der Luft 

2.2.4 Fouls                               

2.2.5 Pässe                               

2.2.6 Weitere Spielstatistiken                        

Einzelkritiken

Spielverlauf aus Sicht der Abwehr

1.Einleitung

Unsere Arbeitsgruppe hatte die Aufgabe, sich beim Champions-League Halbfinal Rückspiel FC Bayern München - Dynamo Kiew, mit der Abwehr der deutschen Mannschaft zu beschäftigen. Es ging darum, die Abwehrleistung zu analysieren, auf quantitative und qualitative Aspekte zu überprüfen. Mit quantitativen Aspekten sind Statistiken, z.B. Zweikampfstatistiken gemeint. Unter qualitativen Aspekten versteht man die Auswertung der Statistiken, sowie taktische Einstellungen und Fehler.

Zudem haben wir die Großchancen von Dynamo Kiew in der ersten Halbzeit untersucht. Hierbei wurde auf Fehler der Münchener geachtet.

Auf die Punkte "Vorgehensweise und Fragestellung" und "Ausgangslage" gehen wir hierbei nicht ein, da sie schon in der Analyse der Abwehr von Kiew ausreichend dargestellt werden.

Spielbeobachtung

Alle Statistiken in diesem Abschnitt sind aufgrund eigener Zählungen erstellt worden. Da wir auf das Bildmaterial von RTL angewiesen waren, bei dem nur selten das gesamte Spielfeld zu sehen war, und einige Szenen zudem aufgrund von Bildschnitten und Kameraeinstellungen unvollständig waren. Deshalb kann es zu Abweichungen mit anderen Statistiken kommen.

2.1.Taktische Anfangsaufstellung

Taktische Aufstellung der Bayern Abwehr

Der FC Bayern München spielte sein gewohntes System mit Kahn im Tor, Matthäus als Libero und zwei Manndeckern, die im Raum stehen.

Manndecker waren in diesem Spiel Kuffour auf der linken und Linke auf der rechten Seite. Kuffour traf meistens auf Rebrov, Linke auf Shevchenko. Matthäus spielte meistens einen reinen Ausputzer hinter der Abwehr.

Taktische Anderungen während des Spiels

Auffälligste Anderung im Münchener Spiel war die Position von Markus Babbel. Er begann als defensiver Mittelfeldmann auf der rechten Seite, wurde im Verlauf des Spiels jedoch immer weiter in die Defensive gedrängt, so daß er nach der Pause auf einer Höhe mit Linke und Kuffour spielte. Da Kossovski und Belkjevitch in der zweiten Halbzeit abwechselnd als dritte Sturmspitze spielten, war Babbel als weiterer Verteidiger in der Abwehr gebunden.

Wenn Kuffour sich in den Angriff einschaltete, übernahm Jeremies seinen Part als Verteidiger.

Statistiken

Statistiken geben nur quantitativen Aufschluß über das Spiel, da z.B. jeder Zweikampf gleich gewertet wird, unabhängig davon, ob die Szene spielentscheident war. Taktische Fehler oder falsches Stellungsspiel tauchen hier nicht auf.

2.2.1 Zweikämpfe gesamt

Alle Abwehrspieler hatten sehr gute Zweikampfbilanzen. Dies zeigt deutlich, daß Matthäus seine Abwehr gut organisierte und die Innenverteidiger sehr konzentriert spielten.

Rebrov (1.HZ) und Shevchenko (2.HZ) hatten jeweils nur eine Torchance. Die größte Torgefahr ging von Mittelfeldspielern aus.

Matthäus hatte als Abwehrorganisator die wenigsten Zweikämpfe, hatte aber die beste Bilanz.

2.2.2 Zweikämpfe am Boden

Die Bilanzen am Boden waren mit Ausnahme von Matthäus (80 %) etwas schlechter, trotzdem sehr ordentlich. Dieses lag daran, daß die Kiewer Stürmer klein, quirlig und gute Techniker waren und den Bayern am Boden viel abverlangten.

2.2.3 Zweikämpfe in der Luft

Gegen die kleinen Stürmer war es für Linke und Babbel ein leichtes ihre Kopfballstärke auszuspielen. Beide behielten eine weiße Weste, nur Kuffour drückt die Gesamtstatistik, da er sich oft im Mittelfeld auf fast aussichtslose Kopfballduelle einließ.

2.2.4 Fouls

Die Münchener Abwehr stand so gut, daß sie nur selten zu unfairen Mitteln greifen mußte. Es gab insgesamt vier Fouls aus der Reihe der Abwehrspieler, davon vielen die Hälfte auf den Libero Matthäus. Besonders auffallend war, daß Kiew die bayerische Abwehr öfter foulte, als diese austeilte.

2.2.5 Paßstatistik

Die Paßstatistik zeigt, daß mit präzisem Kurzpaßspiel das Spiel von hinten aufgebaut wurde. Dabei fiel auf, daß Matthäus mit nur einem Fehlpaß auf kurzer Distanz wieder überzeugte. Kuffour und Linke waren Schwachpunkte wenn es darum ging, das Spiel von hinten mit langen Bällen zu öffnen. Insgesamt kamen 64 % aller Pässe beim Mitspieler an.

2.2.6 Weitere Spielstatistiken

Auffällig bei dieser Statistik ist, daß Kuffour für einen Abwehrspieler viel am Spielaufbau beteiligt war. Von der taktischen Grundaufteilung her, war Babbel am offensivsten eingestellt, was die Statistiken belegen. 

Einzelkritiken

Markus Babbel:

In der ersten Halbzeit spielte Babbel im rechten defensiven Mittelfeld eine eher unauffällige Partie. Da weder Kossovski noch Belkjevitch sich öfter in das Offensivspiel der Kiewer einschalteten, war Babbel oft ohne direkten Gegenspieler, so daß er Zeit fand, selbst einige Vorstöße zu unternehmen.

In der zweiten Halbzeit spielte er fast die Rolle des rechten Verteidigers, da Kiew mit immer mehr Leuten auf den Ausgleich drängte. Meistens mußte Babbel sich jetzt um Kossovski oder Bjelkevitch kümmern, wobei er sich keine gravierenden Fehler leistete. Auffällig ist jedoch, daß er nach der Pause vier seiner neun Zweikämpfe am Boden verlor.

Trotz dieser defensiveren Rolle spielte er in der zweiten Halbzeit einige spielöffnende Pässe, durch die Konter der Bayern eingeleitet wurden.

Man kann abschließend sagen, daß Babbel ein gutes Spiel gemacht hat. Er war sicher in der Defensive und bemühte sich auch im Spiel nach vorne. Überragend war seine Kopfballbilanz (100 %) und die Tatsache, daß er als Defensivspieler kein Foul begangen hat.

Thomas Linke:

Linke spielte in der ersten Halbzeit hauptsächlich gegen Shevchenko auf der rechten Seite. Nur wenn Shevchenko und Rebrov die Seiten im Angriff tauschten, übernahm der Münchener auch diesen. Da Shevchenko sich in den ersten 45 Minuten oft zurückfallen lies, konnte Linke manches mal weit in Kiews Hälfte vorstoßen.

In der zweiten Halbzeit spielte er mehr zur Mitte, manchmal sogar links und zwar deshalb, weil Babbel sich nun endgültig in die Abwehr auf der rechten Seite einfügte.

Linke hat seine Lufthoheit mit einer makellosen Bilanz unterstrichen, er verlor keines seiner sechs Kopfballduelle. Nur bei seinen langen Pässen hatte er Probleme, es kamen gerade einmal 17 % beim eigenen Mann an.

Lothar Matthäus:

Matthäus spielte einen klassischen Libero. Er stand meist hinter den Innenverteidigern als Absicherung gegen die schnellen und technisch versierten Stürmer von Kiew. Er ging selten (vier Mal) über die Mittellinie um das Spiel anzukurbeln. Dabei ging er nie ins gegnerische Drittel, hatte auch keinen Torschuß. In der ersten Halbzeit operierte er viel mit langen Bällen nach vorne und half so mit, das Spiel aufzubauen. Dabei kamen sieben von acht Bällen vor der Pause beim Mitspieler an. Nach der Halbzeit spielte er fast ausschließlich Kurzpässe, das mit geringer Fehlerquote. Er war in relativ wenige Zweikämpfe verwickelt (12 Zweikämpfe, davon 83,3 % gewonnen), konnte durch sein gutes Stellungsspiel einige Angriffe stoppen, oder machte die Räume für Kiew eng.

An den Torchancen von Kiew kann man ihm keine Schuld anlasten, da sie entweder durch individuelle Fehler oder durch schnelles, direktes Spiel der Mannschaft von Kiew entstanden. Bei den Torchancen der Kiewer nach Ecken stand er am kurzen Pfosten und hatte somit keinen direkten Gegenspieler.

Von den ersten 20 Minuten abgesehen, in denen Kiew sehr druckvoll spielte, hielt er seine Abwehr gut zusammen (kein Gegentor) und baute von hinten das Spiel mit auf. Seine Routine und Sicherheit half der Mannschaft auch in der zweiten Halbzeit, als Kiew versuchte den Ausgleich zu schießen und mit drei Stürmern spielte. Dabei kamen nur zwei Torschüsse auf das Tor von Oliver Kahn.

Samuel Kuffour:

Kuffour spielte von Beginn an auf der linken Abwehrseite und traf dort hauptsächlich auf Rebrov. Viel in Bewegung schaltete er sich oft in die Angriffsbemühungen der Münchener mit ein, wobei er in der ersten Halbzeit meist nur mitrückte, da selbst der Sturm der Ukrainer oft weit in die eigene Hälfte zurück ging. Bekamen die Bayern eine Standartsituation zugesprochen, fand Kuffour sich stets mit vorne ein, um sich eventuell an einem erfolgreichem Abschluß zu beteiligen. Dabei hatte er einmal die Chance, im Ballbesitz in den gegnerischen Strafraum einzudringen, wobei er jedoch von der Kiewer Abwehr gestoppt wurde. Zu Beginn der zweiten Halbzeit stand Kuffour des öfteren zu weit von seinem Gegenspieler entfernt und auch einige seiner Pässe kamen nicht an. Jedoch forderte er jetzt öfters den Ball und nahm über die Mitte großen Anteil am Spielaufbau der Deutschen.

Insgesamt kann man sagen, daß Samuel Kuffour ein wichtiger Spieler für den FC Bayern war. Er hatte viele Ballkontakte (52), lief weite Strecken besonders auch in der Vorwärtsbewegung. Dann sicherte Jeremies hinten für ihn ab. Seine gute Zweikampfbilanz wurde nur durch seine relativ schlechte Kopfballbilanz getrübt.

Oliver Kahn:

Eine überragende Leistung erbrachte Oliver Kahn im Tor des FC Bayern. Besonders in den ersten 20 Minuten rettete er seine Mannschaft einige male vor einem Rückstand, sowohl mit Paraden auf der Linie, als auch im Strafraum.

Insgesamt hat er fünf gefährliche Bälle abgewehrt, fünf Torschüsse gingen daneben (einer links, vier rechts).Auch bei seinen langen Abschlägen, Abstößen und Pässen hat er eine ordentliche Bilanz (sechs kamen zu einem Mitspieler, sieben gingen an den Gegner). Seine kurzen Zuspiele kamen beide zum eigenen Mann.

Spielverlauf aus Sicht der Abwehr

In den ersten 20 Minuten des Spiels hatte die Abwehr des FC Bayern durch den großen Druck von Dynamo Kiew Probleme. In dieser Zeit erspielte sich Kiew drei Großchancen, die Oliver Kahn jedoch vereitelte. Danach bekamen die Münchener das Spiel besser in den Griff, so daß sich die Ukrainer die nächste Torchance erst nach dem Führungstor von Mario Basler erpielen konnten.

In der zweiten Hälfte verstärkte Kiew seine Angriffsbemühungen. Sie spielten teilweise mit drei bis vier Stürmern, dadurch wurden Babbel und Jeremies weiter in die Defensive gedrängt. Das Spiel verlagerte sich in die Münchener Hälfte, die Abwehr stand jedoch sicher, so daß Kiew nur noch zu zwei Torchancen kam.