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"Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch"
1. Kurzbiographie des Autors:
Alexander Issajewitsch Solschenizyn wurde am 11. Dezember 1918 in Kislowodsk im Kaukasus geboren und diente im Zweiten
Weltkrieg in der Roten Armee. Nach Kriegsende wurde er verhaftet und war in den folgenden Jahren in Konzentrationslagern
gefangen. 1953 wurde Solschenizyn in die "ewige Verbannung" geschickt und erst 1956 rehabilitiert. Danach unterrichtete er
Mathematik und Physik und schrieb die Erzählung "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch". Diese wurde 1962 unter der
Protektion Chruschtschows in der Zeitschrift "Nowy Mir" veröffentlicht und sorgte für großes Aufsehen. 1970 wurde Solschenizyn
aus dem sowjetischen Schriftstellerverband ausgeschlossen und erhielt den Nobelpreis für Literatur. In den folgenden Jahren trat
er trotz anhaltender Behinderung als führender Repräsentant der intellektuellen Opposition hervor. 1974 wurde er nach
Erscheinen seines Berichtes "Der Archipel GULAG" erneut verhaftet und aus der UdSSR abgeschoben, woraufhin er zunächst
nach Zürich und 1976 in die USA zog. 1989 wurde Alexander Solschenizyn wieder in den Schriftstellerverband aufgenommen. Ein
Jahr darauf erhielt er von Gorbatschow die sowjetische Staatsbürgerschaft zurück und zog 1994 nach Moskau.
2. Einige seiner Werke:
· "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch" (1962)
"Der erste Kreis der Hölle" (1968)
"Krebsstation" (1968/69)
"August Vierzehn" (1972)
"Der Archipel GULAG" (3 Bände, 1973-76)
"November Sechzehn" (1984)
3. Die wichtigsten Personen im Werk:
Iwan Denissowitsch Schuchow: Hauptperson, Zimmermann, 40 Jahre alt, ehrlicher und gutmütiger Mensch, arbeitet sehr fleißig, seit acht
Jahren in Arbeitslagern wegen Landesverrats, in Brigade 104
Brigade 104: ein Arbeitskollektiv im Sonderlager; besteht aus 24 Männern
Tjurin: Brigadier, verhandelt gut mit Vorgesetzten, seit 19 Jahren in Haft, alle aus der Brigade haben Respekt vor ihm
Iwan Kilgas: Lette, Maurer, Schuchows Freund, witzig, bei allen beliebt, seit zwei Jahren im Lager, wohlgenährt
Zesar Markowitsch: Kameramann, jung, schmiert die richtigen Leute, erhält oft Pakete
4. Inhalt:
Um fünf Uhr morgens wird im Sonderlager das Wecksignal gegeben. Normalerweise steht Schuchow als erster auf, um sich in den
anderthalb Stunden bis zum Morgenappell nebenbei noch etwas zu organisieren. Heute bleibt er jedoch liegen, da er sich elend
fühlt. Währenddessen hört er, dass die Brigade 104 auf die windige Baustelle "Sozgorod" soll, und beschließt später ins
Krankenrevier zu gehen. Doch da wird er von dem Aufseher Tatar aus dem Bett gerissen und bekommt drei Tage Bunker mit
Arbeit. In Wirklichkeit soll Schuchow aber nur die Wachstube wischen und darf danach zur Essbaracke gehen, wo es
Gemüsesuppe mit Fischbrocken und 300g Brei aus Grassamen als Frühstück gibt. Nach dem Essen geht Iwan zum
Krankenrevier. Er wird jedoch nicht krankgeschrieben, da der Arzt am Morgen nur zwei Arbeiter befreien darf. Also geht Schuchow
zu seiner Baracke zurück.
Da beginnt schon der Morgenappell und am Lagerausgang werden dann alle Sträflinge gefilzt. Dabei müssen sie in Fünferreihen antreten und
werden anschließend gezählt. Danach marschieren die Häftlinge bei -27,5°C zu ihrem Arbeitsplatz, wobei sie nicht sprechen dürfen und die
Hände auf den Rücken legen müssen.
Während des Marsches denkt Schuchow darüber nach, was er nach seiner Haftzeit machen könnte. Doch er macht sich wenig Hoffnung, da die
meisten nach den zehn Jahren im Lager nochmals zehn bekommen und er bemerkt, dass es die meisten "freien Arbeiter" draußen auch nicht viel
besser haben als er.
Die Brigade 104 hat Glück und muss dank Tjurin statt in "Sozgorod" in einem Kraftwerk arbeiten. Als die Truppe dort um acht Uhr ankommt
wärmen sich die Arbeiter zuerst an einem Ofen, während Schuchow Rückenschmerzen plagen. Nach etwa 20 Minuten macht sich die Brigade,
auf Tjurins Anweisung hin, an die Arbeit. Die Sträflinge räumen Schnee, holen Werkzeug und Sand oder hacken Brennholz. Iwan Denissowitsch
und Kilgas, die beiden besten Arbeiter, sollen Fenster abdichten. Alle suchen im Schnee nach brauchbarem Material und arbeiten sehr fleißig und
schwer, da die Ration der ganzen Brigade davon abhängt.
Bei der Mittagspause um ein Uhr handelt Schuchow zwei zusätzliche Portionen Haferbrei heraus. Nachdem sich dann alle wieder am Ofen
gewärmt haben, beginnen Schuchow, Kilgas, Senka und Tjurin mit dem Mauern, während die anderen sich um die Steine und den Mörtel
kümmern. Dabei wird den Gefangenen warm und Iwan und Senka arbeiten sogar länger als bis zum Arbeitsschluss. Deshalb werden die beiden
bei der Rückkehr zum Sammelpunkt von den anderen beschimpft.
Bei der anschließenden Zählung fehlt ein Arbeiter einer anderen Brigade und die Gruppe kann erst nach dessen Aufspürung ins Lager
zurückkehren. Dort werden wieder alle gefilzt und gezählt, aber Schuchow gelingt es trotzdem ein Stück Fuchsschwanz hineinzuschmuggeln.
Im Lager stellt er sich für Zesar bei der Paketausgabe an, wofür er dessen Abendessen bekommt. Danach kauft er sich bei einem Kumpel Tabak
und geht in seine Baracke, wo Zesar mit dem Kapitän Bujnowskij das Paket leert. Da wird jedoch der Kapitän für zehn Tage in den Bunker
geholt, weil er den Regimeleutnant beim Morgenappell beleidigt hat.
Da schlägt es zum Nachtappell und Iwan Denissowitsch hilft Zesar, da dieser es nicht mehr schafft das Paket zu verstauen. Zum Dank
bekommt Schuchow etwas aus dem Paket und schläft nach einem zweiten Appell glücklich ein. Er musste heute nicht in den Bunker und nicht
nach "Sozgorod", er ist zu Tabak und mehr Essen gekommen und seine Krankheit war weg. Er hatte einen guten Tag von den 3653 Tagen
seiner Haftzeit.
5. Problematik:
Mit dieser Erzählung, die starke autobiographische Züge enthält, deutet Alexander Solschenizyn an, dass die Arbeitslager für die
stalinistische Gesellschaft ganz normal waren. Er zeigt, wie Menschen verfolgt wurden, die nicht nach dem Regime leben wollten,
und dass auch viele sogenannte "freie Arbeiter" ein Leben in Elend führten. Iwan Denissowitsch stellt in dem Werk die Rolle des
Jedermann dar, der sich mit seiner Situation abfindet, sich aber dennoch bemüht seine Ehre und Selbstachtung
aufrechtzuerhalten.
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