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Der Faust-Stoff
Faust Johannes, wahrscheinl. eigtl. Georg F , * Knittlingen W rtt.) um 4 0, Staufen Breisgau) 536 oder kurz vor 5 0, dt. Arzt, Astrologe und Schwarzk nstler. F hrte ein unstetes Wanderleben und stand in Verbindung mit humanist. Gelehrtenkreisen. Schon zu Lebzeiten (F. hatte wohl Kenntnisse auf dem Gebiet der Naturphilosophie) setzte die Sagenbildung ein, bes. durch Übertragung von Zaubersagen auf ihn, in denen er v. a. als Totenbeschw rer auftritt. Sein plötzl. (gewaltsamer ) Tod gab Anstoß zur Sage, der Teufel habe ihn geholt. - Diese Stoffe wurden Grundlage eines Voksbuches: Das erste F buch erschien 5 7 bei J. Spies in Frankfurt am Main. Das lteste berlieferte F.drama ist The tragical history of Doctor Faustus< 1 0 , entstanden wohl vor 1 89) von C. Marlowe. F spiele waren bei den engl. Komödianten in Deutschland (zuerst
8 in Graz bezeugt) und später den dt. Wandertruppen beliebt; das Puppenspiel vom Doktor F. ist ab 1 46 bezeugt. Der Stoff wurde v. a. von Dichtern des Sturm und Drang aufgegriffen (Maler M ller, F. M. Klinger, der Urfaust< des jungen Goethe [entstanden 7 2-7 ]). In einer stark veränderten und von Goethe 7 0 veröffentlichten Fassung ist die Goethesche Konzeption, in der das F drama zum Menschheitsdrama wird, bereits angelegt, wie sie in der Endfassung des Werkes (Teil I, 8 8; Teil II, 8 2) verwirklicht ist. Im 1 . Jh. bearbeiteten C. D. Grabbe und Lenau, im 0. Jh. P. Val ry und T. Mann den Stoff. - Unter den musikal. Bearbeitungen zu Goethes Faust< sind neben B hnenmusiken und Ouvertüren R. Wagner) C. Gounods Oper
>F < 1 5 ; auch als >Margarete< bekannt), die F Sinfonie< von F. Liszt ( 8 7) sowie u. a. die dramat. Legende
>F. Verdamnis< von H. Berlioz (1 4 ) zu nennen. Die Opern >F < von L. Spohr ( 8 6) und Doktor F < von F. Busoni ( 92 ) knüpfen direkt an die Volkssage an.
Gr ndgens
Gr ndgens Gustaf, )Düsseldorf 2 1 . 8 9, )Manila 7 0. 1 63, dt. Schauspieler und Regisseur. 9 4 7
Intendant des Staatl. Schauspielhauses in Berlin, 9 7 bis 1 45 Generalintendant des Preuß. Staatstheaters, ab
9 7 der Städt. B hnen Düsseldorf, 9 5-62 des Dt. Schauspielhauses in Hamburg. Als Schauspieler bed. Rollen in zentralen Dramen der Weltliteratur bes. bekannt als >Mephisto ); auch zahlr. Filme, u. a. >Pygmalion< ( 9 5 , >Tanz auf dem Vulkan< 1 3 ), Faust< ( 9 0 , >Das Glas Wasser< 1 6 ).
Inhaltsangabe
Faust
Der Trag die erster Teil
Erste Aufführung 1 . Januar 1 29 in Braunschweig, erste Gesamtaufführung: 6. und . Mai 8 6 in Weimar
P e r s o n e n : Faust - Mephistopheles - Wagner - Sch ler - Allerlei Volk beim Osterspaziergang - Frosch, Brander, Sybel, Altmayer (lustige Gesellen in Auerbachs Keller ) - Hexen, Meerkatzen und Meerkater - Margarethe - Valentin, ihr Bruder - Marthe Schwerdtlein u a.
O r t und Z e i t : In Fausts Studierstube, vor dem Tore der Stadt, Auerbachs Keller in Leipzig,
verschiedene Schaupl tze in einer deutschen Kleinstadt, am Brocken und anderwärts, 1 . Jahrhundert.
V o r s p i e l a u f d e m T h e a t e r : Direktor, Theaterdichter und Lustige Person diskutieren ber den Sinn des Theaterspielens. Während der Direktor nur auf volle Häuser sieht und alles nach dem Erfolg bei der Menge berechnet, bekennt sich der Dichter zu der hohen, göttlichen Poesie, die sich von der Menge eher abgestoßen fühlt. Die Lustige Person gibt praktische Ratschläge, wie man das Publikum am besten unterhalten kann. Goethe nahm die Anregung zu diesem Vorspiel u a. aus dem indischen Theater, das ihm 1 durch Forsters Übersetzung der Sakuntala des Kalidasa bekannt geworden war.
P r o l o g i m H i m m e l : Die drei Erzengel Raphael, Gabriel und Michael rühmen »die unbegreiflich hohen Werke« der Schöpfung Gottes. Mephistopheles, der sich zum Gesinde des Herrn rechnet, ist anderer Meinung. Er sieht nur, wie sich die Menschen plagen . Der Herr lenkt das Gespr ch auf den Dr. Faust, den er als seinen Knecht« bezeichnet. Mephistopheles verh hnt die Leidenschaft, mit der dieser Tor ihm diene und bietet dem Herrn eine Wette an: es w rde ihm gelingen, Faust von ihm abzuwenden. Der Herr geht darauf ein, doch nur, solange Faust auf Erden lebe. Mephisto werde am Ende besch mt erkennen müssen: Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewu t « Die Wette wird geschlossen. Der Herr berläßt
das Weitere getrost dem Schalk , den er in Mephistopheles erblickt. Er hat seinesgleichen nie geha t, sondern in seinen Weltplan eingebaut, da der Mensch in seinem Tätigkeitsdrang allzu leicht erschlaffe und des Antreibers bedarf. Der Prolog im Himmel« hat wesentliche Anregungen durch das . Kapitel des Buches Hiob empfangen.
Faust gr belt in seiner Studierstube bei Nacht über den Sinn des Daseins. Die herk mmlichen
Wissenschaften (Philosophie, Juristerei, Medizin und auch die Theologie) verm gen ihm nichts
mehr zu geben. Nur noch in der Magie sieht er einen Weg, in das Geheimnis der Welt einzudringen. Er schl gt das Zauberbuch des Nostradamus auf und berauscht sich beim Anblick des Zeichens des Makrokosmos an der Harmonie, die das All durchdringt. Doch hofft er sich noch mehr
Befriedigung vom Zeichen des Erdgeistes, den er mit geheimnisvollen Formeln beschw rt. Der Geist erscheint, jedoch nur, um Faust seine Zwergenhaftigkeit als Mensch gegen ber der Natur und ihren ewig schaffenden Gewalten fühlen zu lassen. Nach einer kurzen Unterbrechung durch seinen Famulus Wagner, den trocknen Schleicher , meditiert Faust verzweifelt weiter und n hert
sich dem Gedanken einer Erl sung durch den Tod. Doch kaum hat er die kristallene Schale mit Gift
an den Mund gesetzt, als Glockenklang und Chorgesang ihm des Osterfestes erste Feierstunde« k nden. Überw ltigt von Jugenderinnerungen und dem Auferstehungswunder des Osterfestes, f hlt er sich der Erde neu zur ckgegeben. Mit Wagner tritt Faust nun am Ostermorgen einen Spaziergang an vor das Tor der Stadt. Ehrfurchtsvoll begr t ihn das Volk, dem er einst in jungen Jahren bei Bekämpfung einer Pestseuche hilfreich zur Seite stand. Der Anblick der untergehenden Sonne ruft in ihm aber aufs neue die metaphysische Sehnsucht wach, und er kommt zu der Selbsterkenntnis: Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen « Auf dem Heimweg umkreist ihn ein geheimnisvoller, schwarzer Pudel, der ihm in sein
Studierzimmer folgt. Beim Versuch, das Neue Testament in sein geliebtes Deutsch« zu übertragen, st t er gleich am Anfang des Johannes-Evangeliums auf die unüberwindbare Schwierigkeit der Übersetzung des griechischen Wortes Logos. In seiner landl ufigen Bedeutung als »Wort« kann es ihm nicht genügen. So w hlt er die Formulierung: Im Anfang war die Tat « Doch nun beginnt der Pudel in seinem Zimmer zu randalieren. Er entpuppt sich als Mephistopheles (in der Gestalt eines fahrenden Scholaren). Ich bin der Geist, der stets verneint , offenbart er Faust, ein Teil von
jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft « Nachdem Faust in wilden, aufbegehrenden Worten seinen ganzen Unmut über die Last und Qual des irdischen Daseins ausgedr ckt hat, wird ein Pakt geschlossen und mit einem Tropfen Blut aus Fausts Arm besiegelt: Mephistopheles verbindet sich auf Erden ganz zu Fausts Diensten. Dafür erhebt Mephisto Anspruch auf ihn, wenn sie sich drüben« wiederfinden. Entscheidend soll sein, ob Faust jemals durch die Erfüllung seiner W nsche befriedigt werden kann, so daß er zum Augenblicke sagen möchte: Verweile doch! du bist so sch n!« Dann möge die Totenglocke schallen, und dann soll Mephisto seines Dienstes ledig sein. Ehe sie nun ihre Reise in die Welt antreten, fertigt Mephistopheles einen Schüler ab, den er auf diabolische Weise in die Wissenschaften einführt. Mit
einer derben Szene bei einer Zeche lustiger Gesellen« in Auerbachs Keller in Leipzig beginnt dann Fausts neuer Lebenslauf . Dann schleppt Mephisto Faust in die Hexenküche, wo es unter Geschrei von Meerkatzen und katern toll hergeht, wo Faust aber auch in einem Spiegel das himmlische Bild eines Weibes sieht, f r das er sofort leidenschaftlich entflammt ist. Die Hexe muß ihm einen Verjüngungstrank reichen, der aus dem Professor der Philosophie einen verliebten J ngling
machen soll. Mit diesem Trank im Leibe wird er wie Mephisto prophezeit) bald Helenen in jedem
Weibe« sehen.
Das unschuldige Gesch pf, an dem sich Fausts Liebessehnen in tragischer Weise erf llen soll, ist Gretchen. Er begegnet ihr - sie kommt von der Beichte - und spricht sie sofort in stürmischer Werbung an. Mephisto kann nicht schnell genug Geschmeide herbeischaffen, mit dem das arme Kind bet rt werden soll. Im Haus und Garten der kupplerischen Nachbarin, Marthe Schwerdtlein, vollzieht sich das Weitere. Es kommt zum r hrenden Gest ndnis des zum ersten Liebeserleben erwachten Mädchens. Ahnend sieht sie in Mephisto den bösen Geist<, der zwischen ihr und ihrer Liebe steht, und ihr gl ubiges Gem t ist in tiefer Sorge um die Stellung des Geliebten zur Religion, die auch durch das ber hmte (pantheistische) Glaubensbekenntnis Fausts nicht behoben werden kann. Nachdem Gretchen Faust in ihre Kammer eingelassen hat, w hrend ihre Mutter durch einen Trank, den ihr Faust gab, in tiefen Schlaf versetzt wurde, ist die tragische Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Valentin, Gretchens Bruder, stellt Faust zum Zweikampf und kommt zu Tode, da Mephisto seine Hand erlahmen lie . Vergeblich betet Gretchen, die ein Kind unterm Herzen tr gt, vor dem Bild der Mater dolorosa »Ach neige, Du Schmerzenreiche, Dein Antlitz gnädig meiner Not!«). Faust wird zur Ablenkung von Mephisto zu dem großen Hexensabbat der Walpurgisnacht auf den Blocksberg gef hrt, wo die beiden im Aufstieg auf den Brocken in den tollen Strudel der
entfesselten Dämonenwelt hineingezogen werden. An Gretchen hat sich inzwischen das unabwendbare, bittere Schicksal vollzogen: ihre Mutter starb an dem Trank, ihr Bruder ist tot, das Kindlein, das sie zur Welt brachte, ertränkte sie. So findet Faust nur noch eine Wahnsinnige im Kerker, deren Verbrechen ein guter Wahn« war und bei deren Anblick Faust »der Menschheit ganzer Jammer« anpackt. Vergeblich versucht Faust, Gretchen aus dem Gef ngnis zu retten. Ihr Geist ist verwirrt. Der Anblick Mephistos rei t sie jedoch zu letzter Klarheit empor. Sie befiehlt
sich reuig der Gnade Gottes an. Es graut ihr selbst vor Faust. Sie ist gerichtet « ruft Mephisto. Doch aus der Höhe erklingt eine Stimme: Ist gerettet!« Mephisto reißt Faust mit sich davon.
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