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In der Sache J. Robert Oppenheimer
1 Zusammenfassung
In einem elektronisch gesicherten Raum der Atomenergiekomission treffen die Mitglieder des Untersuchungsausschusses, die Anwälte der Atomenergiekomission sowie J. Robert Oppenheimer und seine Anwälte zusammen. Es soll geklärt werden ob Oppenheimer die Sicherheitsgarantie, die Erlaubnis an geheimen Projekten der Regierung mitzuarbeiten, erteilt werden soll.
Gegenstand der Verhandlungen ist die Tatsache, dass durch Oppenheimers Verhalten die Herstellung der Wasserstoffbombe, Codename SUPER, verzögert wurde. Es soll nun geklärt werden ob er den Russen einen Vorteil verschaffen wollte, und sich somit illoyal verhalten hätte, oder ob er sich aus moralischen Beweggründen derart verhielt. Im Laufe der Verhandlungen stellt sich heraus, dass ohne Oppenheimer die Atombombe wahrscheinlich nie gebaut worden wäre. Dies stellt den beste Beweis für seine Loyalität gegenüber der amerikanischen Regierung dar.
Doch überzeugender für die Anwälte der Atomenergiekomission ist Edward Tellers Aussage. Teller, der Vater der Wasserstoffbombe, behauptet, dass durch Oppenheimers Einfluss viele geniale Wissenschaftler davon abgehalten wurden, am SUPER-Programm mitzuarbeiten. Damit habe er Amerika von seiner Monopolstellung in Bezug auf nukleare Waffen verdrängt. Er wäre somit nicht geeignet weiterhin eine führende Position zu bekleiden. Trotz Streitigkeiten der Anwälte beider Seiten wird Dr. J. Robert Oppenheimer die Sicherheitsgarantie nicht erteilt. In einer abschließenden Stellungnahme Oppenheimers kritisiert dieser nicht, dass ihm die Sicherheitsgarantie nicht mehr erteilt werden soll, sondern, dass der Geist der Wissenschaft verraten wurde, als die Wissenschaftler die Forschungsarbeiten den Militärs überließen, ohne an die Folgen zu denken. Die Wissenschaft habe 'die Arbeit des Teufels getan' und müsse sich nun wieder der eigentlichen Forschung widmen.
2 Interpretation
Kipphardt zeigt mit diesem Stück auf, wie sich Wissenschaftler für ihre Erkenntnisse bzw. Erfindungen verantwortlich fühlen. In diesem Stück stellt er zwei gegensätzliche Einstellungen dar. Auf der einen Seite Oppenheimer der sich genau darüber Gedanken macht was mit seinen Erkenntnissen alles "angerichtet" werden kann. Diese Verantwortung gegenüber der Menschheit wird ihm in diesem Gerichtsverfahren negativ ausgelegt. Auf der anderen Seite, sein Nachfolger Edward Teller, der die Meinung vertritt, "dass Entdeckungen weder gut noch böse sind, weder moralisch noch unmoralisch, sondern nur tatsächlich".
Kipphardt kritisiert in diesem Buch den Glauben an die Zweckfreiheit der Forschung, wie sie durch Teller vertreten wird.
3 Aufbau
Die Thematik wird in Form eines Schauspiels, dass aus neun Szenen besteht und auf einer wahren Begebenheit basiert, präsentiert. Kipphardt betonte, dass es sich um "keine Montage von dokumentarischem Material", sondern um ein "Theaterstück" handelt. Es ist jedoch sein Anliegen, "ein abgekürztes Bild des Verfahrens zu liefern, das szenisch darstellbar ist und die Wahrheit nicht beschädigt". Der Handlungsablauf entspricht konsequenterweise dem eines Gerichtsverfahrens.
4 Historischer Hintergrund
Julius Robert Oppenheimer, einer der
bedeutendsten Atomphysiker unserer Zeit, wurde als Sohn eines nach den
Vereinigten Staaten ausgewanderten deutschen Vaters und einer amerikanischen
Mutter 1904 in New York geboren. Nach dreijährigem Physikstudium an der Harvard
Univerität machte er 1925 seine Abschlussprüfungen und setzte seine Studien in
Europa fort. Zunächst in Cambridge, später in Göttingen, wo er zur Kolonie der
amerikanischen Studenten von James Franck und Max Born gehörte und 1927 zum Dr.
phil. wurde. Nach seiner Rückkehr in die USA widmete er sich zwölf Jahre
hindurch der wissenschaftlichen Lehr- und Forschungstätigkeit. Seine
technischen Fähigkeiten in der theoretischen Physik waren bekannt, ebenso seine
Umsicht in Personalfragen. Er leitete im Zeitraum von 1943 bis 1945 die
Laboratorien, in denen die amerikanische Atombombe entwickelt wurde. Nach dem
Abwurf der ersten Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima legte
Oppenheimer sein Amt nieder. In einem Verfahren wurde Oppenheimers Staatstreue
überprüft. Wie so viele seiner Generation hatte Oppenheimer die Geschehnisse
der 30er Jahre, namentlich die Wirtschaftskrise in Europa und Amerika und das
Aufkommen der Nazi-Herrschaft in Deutschland, mit engagiertem Interesse
verfolgt und die kommunistischen Ideen als die richtige Antwort auf die
Weltprobleme betrachtet.
5 Zur Person Heinar Kipphardt
Heinar Kipphardt wurde am 8.3.1922 in Heidersdorf / Schlesien geboren. Nach dem Medizinstudium mit der Fachrichtung Psychiatrie in verschiedenen deutschen Städten bekam er eine Stelle an der Universitätsklinik du Charité. Im zweitem Weltkrieg musste er als Soldat an die Ostfront nach Russland. In den Jahren von 1950 bis 1959 arbeitete er als Chefdramaturg am Deutschen Theater in Berlin, welches er nach einigen Unstimmigkeiten verließ, um 1959, kurz vor dem Bau der Berliner Mauer, in die BRD zu übersiedeln und am Theater von Düsseldorf als Dramaturg zu wirken. In diesen Jahren verfasste er Gedichte, Erzählungen, Hör- und Fernsehspiele und vor allem Dramen wie "In der Sache J. Robert Oppenheimer", in denen er sich vor allem mit Stoff aus der Kriegs- und Nachkriegszeit auseinandersetzte. Darauf wurde er für zwei Jahre Chefdramaturg der Münchner Kammerspiele. Heinar Kipphardt starb am 18.11.1982.
6 Weitere Werke des Autors
"Shakespeare dringend gesucht"
"Der Aufstieg des Alois Piontek"
"Der Hund des Generals"
"Die Ganovenfresse"
"Joel Brand"
"Die Nacht in der der Chef geschlachtet wurde"
"Die Soldaten"
"Bruder Eichmann"
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