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Kritik in Heinrich Bölls "Ansichten eines Clowns"
Aktualität und Zeitgebundenheit
Heinrich Böll "Ansichten eines Clowns"
Einleitung
Heinrich Böll
Das Leben Heinrich Bölls
Bölls Werk
Ansichten eines Clowns
Inhaltsangabe
3.1.1 Charakterisierung der Personen
Geschichtlicher Hintergrund
Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit
Nationalsozialismus in "Ansichten eines Clowns"
Nationalsozialismus heute
Katholizismus
Katholizismus in der Nachkriegszeit
Katholizismus in "Ansichten eines Clowns"
Katholizismus heute
Schluss
Heinrich Bölls "Ansichten eines Clowns", ein Buch, das damals bei der Veröffentlichung 1963 für große Diskussionen sorgte und wohl mehr zeigt als nur den ".Alltag einer Liebe."[1].
Viele Bürger Deutschlands waren damals über die harsche Gesellschaftskritik, die dieses Buch formulierte, empört. Heinrich Böll beschäftigte sich intensiv mit dem Verhältnis zwischen der katholischen Kirche des Landes und dessen politische Parteien.
Er beschuldigt die Anhänger der katholischen Kirche der Heuchlerei.
Fragwürdig ist nun, ob diese Kritik für die damalige Zeit gerechtfertigt war und inwiefern diese Kritik noch heute gilt.
In dieser Arbeit wird aufgezeigt wie aktuell Heinrich Böll damals das Thema des Katholizismus und des Nationalsozialismus behandelte und inwieweit dieses Thema noch heute so gilt.
Zuerst wird Heinrich Böll, sein Leben, sein Werk, vorgestellt, um ein näheres Bild von ihm zu bekommen und um die Handlungen im Buch nachvollziehen zu können, welche ebenso kurz erläutert wird.
Des Weiteren wird näher erläutert, wie früher in der Nachkriegszeit, allgemein die Stimmung in Deutschland zu den Themen Katholizismus und Nationalsozialismus war. Es wird aufgezeigt, wie aktuell Heinrich Bölls Kritik damals war.
An Hand von Ausschnitten aus "Ansichten eines Clowns" soll klar gemacht werden, wie weit Heinrich Böll damals diese Themen behandelte und kritisierte.
Doch wie aktuell ist die Kritik an der Gesellschaft in Bezug auf Nationalsozialismus und Katholizismus noch heute? Die Arbeit gibt Aufschluss darüber, wie die heutige Gesellschaft den Katholizismus lebt und erlebt und wie Deutschland zum Nationalsozialismus, bzw. heute Neonationalsozialismus, steht.
Heinrich Böll
Das Leben Heinrich Bölls
"Schreiben wollte ich immer, versuchte es schon früh,
fand aber die Worte erst später."[2](Heinrich Böll)
Heinrich Böll wurde am 21.12.1917 in Köln-Raderthal "im schlimmsten Hungerjahr des Krieges geboren"[3] und musste somit die große Arbeitslosigkeit, den Hunger, die Weltwirtschaftskrise und die späteren Ausschreitungen des Nationalsozialismus in seiner eigenen Familie miterleben. Seine Werke wurden stark von seinen persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen geprägt. Er verbindet viele seiner Themen und Personen mit seinem Leben.
Im Jahre 1939 musste er sein Germanistikstudium wegen der Einberufung zur Wehrmacht unterbrechen. Nach längerer Kriegsgefangenschaft kehrte Heinrich Böll 1945 in seine Heimat zurück und beendete sein Germanistikstudium. Nur zwei Jahre nach seiner Heimkehr, 1947, veröffentlichte Heinrich Böll einige seiner Kurzgeschichten und Erzählungen.
Ab 1951 publizierte er auch Romane, welche ihn berühmt machten.
In den 60er Jahren waren viele seiner Werke gesellschaftskritisch geprägt, wie auch 1963 "Ansichten eines Clowns". Bei Erscheinung des Romans wurde er sehr häufig wegen seiner kirchenfeindlichen Tendenz kritisiert.
1972 wurde Heinrich Böll der Nobelpreis für Literatur verliehen.
Vier Jahre später trat Heinrich Böll aus der katholischen Kirche aus, aufgrund seiner Zweifel an der katholischen Lehre.
Am 16.07.1985 verstarb Heinrich Böll in Bornheim-Merten bei Bonn.
Bölls Werk
Einige Werke von Heinrich Böll waren:
"Wo warst du, Adam?" (1951)
"Und sagte kein einziges Wort" (1953)
"Dr. Murkes gesammeltes Schweigen" (1958)
"Billard um halb zehn" (1959)
"Gruppenbild mit Dame" (1971)
"Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (1945)
"Fürsorgliche Belagerung" (1979)
"Frauen vor Flusslandschaft" (1985)
Die meisten Werke davon werden der so genannten Trümmerliteratur zugeordnet. Heinrich Böll erlebte den 2. Weltkrieg selbst und verarbeitete in vielen seiner Werke seine Erfahrungen, Leid und Erlebnisse. Doch keines seiner Werke war so umstritten, wie sein Roman "Ansichten eines Clowns" (1963).
Ansichten eines Clowns
Inhaltsangabe
"Ich bin ein Clown, offizielle Berufsbezeichnung: Komiker, keiner Kirche steuerpflichtig, siebenundzwanzig Jahre alt, und eine meiner Nummern heißt: Ankunft und Abfahrt"[5]
So lässt Heinrich Böll die Hauptperson Hans Schnier gleich zu Beginn des Romans sich vorstellen. Hans Schnier, ein eher erfolgloser Clown, kommt von seiner gescheiterten Tournee, mit einem beschädigten Knie, mit den "Melancholie und Kopfschmerz"[6] geschlagen und ohne einen Pfennig Geld zurück in seine Heimat Bonn, wo er sich auf die Suche nach seiner großen Liebe Marie begibt.
Kurz nach der Ankunft versucht er per Telefon finanzielle Unterstützung von Bekannten zu bekommen. Doch er muss nicht nur erfahren, dass ihn niemand unterstützen kann oder möchte, er muss auch erfahren, dass Marie, seine große Liebe, sich gerade auf Hochzeitsreise mit ihrem Mann Züpfner befindet.
Hans Schnier war lange Zeit mit Marie ein Paar. Marie, eine streng katholisch erzogene junge Frau mit der Hans Schnier 5 Jahre liiert war. Sie war eines katholischen Kreises angehörig und wollte auch Hans mit in diese Gruppe einfügen.
Doch die Beziehung scheiterte als der antiklerikale Hans vor der Ehelichung ein Formular unterschreiben sollte, womit er sich verbürgen sollte, dass ihre Kinder katholisch erzogen werden sollten. Dies war mit seiner Gesinnung nicht zu vereinbaren und er lehnte ab. Daraufhin wurde Marie offenbar, dass Hans´ Konvertierung nichts als ein Lippenbekenntnis gewesen wäre, da er mit dem Herzen wohl nie fähig gewesen wäre zu glauben und trennte sich von ihm. Marie lernte in ihrem katholischen Kreis auch ihren zukünftigen Ehemann Züpfner kennen.
Seit der Trennung ist Hans Schnier auf dem Weg zum langsamen gesellschaftlichen Abstieg; er bekommt keine Engagements mehr und hat auf Grund dessen kein Geld zum Leben.
Der einzige Besuch an dem Tag seiner Rückkehr, von dem Hans Schnier das ganze Buch über berichtet, war nicht sehr erfolgreich, sein Vater, ein Braunkohlemillionär, sehr geizig, der nicht an das Talent seines Sohnes glaubte. Sein Vater schlug ihm vor, eine klassische Ausbildung zum Komiker zu machen, die er ihm sogar finanzierten würde, doch Hans Schnier lehnte ab.
Hans hat seit dem Ableben seiner Schwester Henriette ein sehr schlechtes Verhältnis zu seinen Eltern.
"Seit dem Tod meiner Schwester Henriette existieren meine Eltern für mich nicht mehr als solche."[7]
1945 musste sich Henriette auf den Rat ihrer Eltern bei der Flak melden um kam nie wieder zurück. Hans macht seine Eltern, hauptsächlich seine Mutter, "Präsidentin des Zentralkomitees der Gesellschaft zur Versöhnung rassischer Gegensätze"[8], für den Tod seiner Schwester verantwortlich.
Auch bei ihr versucht er, ebenso wie bei seinem Bruder Leo, Theologiestudent, finanzielle Unterstützung zu bekommen, aber vergeblich.
Hans Schnier ist verzweifelt und entschließt sich um Marie zu kämpfen.
Er ist auf dem Weg zum Bahnhof und realisiert gerade zum ersten Mal, dass er auf dem Weg zum sozialen Abstieg ist. Er erinnert sich an viele seiner Bekannten und Freunde und denkt daran, wie sie wohl reagieren würden, wenn sie wüssten wie es ihm geht. Am Bahnhof soll sein zukünftiger Arbeitsplatz sein. Doch er weiß auch ganz genau, wenn Marie ihn so sehen würde, sie würde den Respekt vor ihm verlieren. Der Roman endet mit dem Satz:
" Ich erschrak, als die erste Münze in meinen Hut fiel: es war ein Groschen, er traf die Zigarette, verschob sie zu sehr an den Rand. Ich legte sie wieder richtig hin und sang weiter."[9]
Die Personen
Hans Schnier
Hauptperson, Ich-Erzähler, 27 Jahre alt, von Beruf Clown, er berichtet von seinem gesellschaftlichen Abstieg und seiner Liebe zu Marie.
Marie Derkum
Streng katholische junge Frau, war längere Zeit, ca. 5 Jahre, die Freundin von Hans Schnier, ist mittlerweile mit Heribert Züpfner verheiratet und befindet sich derzeit auf Hochzeitsreise.
Eltern
Vater, Braunkohlemillionär, Mutter, Vorsitzende des Zentralkomitees der Gesellschaften zur Versöhnung rassischer Gegensätze. Mit beiden versteht sich Hans Schnier nicht mehr seit dem Tod seiner Schwester Henriette.
Henriette
Hans Schniers Schwester, musste im 2. Weltkrieg zur Flak und verstarb bei ihrem Einsatz.
Leo
Hans Schniers Bruder, Theologiestudent. Hans versteht sich mit ihm sehr gut, sehen sich aber nicht, da Leo in einem Kloster wohnt.
Heribert Züpfner
Kath. Verbandsfunktionär und Mann seiner großen Liebe Marie.
Geschichtlicher Hintergrund
Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit
Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges war die deutsche Nation im Wortsinn, als auch im übertragenen Sinn am Boden zerstört. Sie waren nicht die siegreiche Herrenrasse, die besseren, arischen Menschen, als die sie propagiert wurden. Sie waren ein Volk von Kriegsverbrechern, sie haben den Krieg verloren und ihre Träume und Hoffnungen. Mit einem Mal wurde das Ausmaß der Zerstörung, die systematische Vernichtung von Menschenleben in den Konzentrationslagern und die unzählbaren Verstöße gegen die Menschenrechte offenbar. Ein ganzes Volk war traumatisiert. Doch es hatte keine Zeit, seine Schuld zu verarbeiten, es konnte nur versuchen zu vergessen. Die USA wollten die BRD schnellstmöglich als Schutzwall gegen den kommunistischen Osten installieren und so wurde der Morgentau-Plan, der vorsah, sämtliche Industrie aus Deutschland abzuziehen und einen Agrarstaat zu errichten, der ausschließlich aus landwirtschaftlichen Betrieben bestünde, verworfen und der Marshall-Plan wurde bewilligt. Dieser pumpte amerikanisches Geld in die am Boden liegende deutsche Wirtschaft, so dass diese alsbald erblühte und der Westen Deutschlands als strahlendes Beispiel der demokratischen, freien westlichen Welt stand. Damit der wirtschaftliche und politische und juristische Apparat aber so schnell wie nur möglich wieder funktionieren konnte, wurden eben jene Nazis, die kurz zuvor ihrer Amter enthoben wurden, wieder eingesetzt, da sie ja die nötige Erfahrung mitbrachten und man keine Zeit hatte, Ideologietreue für jene Posten einzuarbeiten. Durch die Währungsreform füllten sich auch schlagartig wieder die Regale der Läden. Und so fand sich der Bürger, in einer Welt des Überflusses wieder, in der er sich alles kaufen konnte, seine Identität hat er aber mit dem Krieg verloren. Die Entnazifizierung kratzte nur an der Oberfläche, ließ die Menschen aber mit ihren Erfahrungen die sie während des Krieges gemacht haben, alleine zurück. Vor diesem Hintergrund spielt Bölls Roman "Ansichten eines Clowns".
Nationalsozialismus in "Ansichten eines Clowns"
Hans Schnier erzählt immer wieder von seinen Kindheitserinnerungen, von seinen Erfahrungen die er im Krieg machen musste, doch es wird sehr deutlich, dass er es selbst nicht ganz versteht was in dieser Zeit passierte und nimmt viele Geschehnisse für normal hin.
"es war wieder ein Deserteur oben im Wald erschossen worden."[10]
Zu der Erschießung des Deserteurs meinte Brühl, Hans Lehrer, nur
"So wird es allen gehen, [.], die sich weigern, unsere heilige deutsche Erde gegen die jüdischen Yankees zu verteidigen."[11]
Hans selbst nannte einen seiner Schulfreunde, Herbert, "Nazischwein"[12], ohne überhaupt zu wissen was es bedeutet.
"Ich hatte das Wort irgendwo gelesen, an einem Bahnübergang auf die Schranke geschrieben. Ich wusste gar nicht genau, was es bedeutete, hatte aber das Gefühl, es könne hier angebracht sein."[13]
Doch seine schlimmste Kriegserinnerung war eine ganz andere: seine Mutter schickte ihre Tochter Henriette, seine Schwester, 1945 zur Flak.
"Du wirst doch einsehen, dass jeder das Seinige tun muss, die jüdischen Yankees von unserer heiligen deutschen Erde wieder zu vertreiben."[14]
Henriette kehrte nie nach Hause zurück. Sie starb bei ihrem Einsatz.
Hans Schnier musste am eigenen Leib erfahren, wie es ist jemand, den man liebt, im Krieg zu verlieren.
Herr Schnitzler, von dem kurz in diesem Roman erzählt wird, wird als "Nazifreund" dargestellt. Ihm habe Hans es zu verdanken, dass er "ins Jungvolk und Henriette in den BDM"[15] geschickt wurden. Herr Schnitzler zwang Hans` Mutter dazu, sie in diesen Dienst zu schicken.
"In dieser Stunde, gnädige Frau, müssen wir einfach zusammenhalten, zusammenstehen, zusammen leiden. [.] Gewisse Ungerechtigkeiten, deren Opfer ich geworden bin, können nicht meine klare, objektive Einsicht trüben, dass der Führer [.] die Rettung schon in der Hand hat."[16]
Dass Schnitzler aber auch kein vollkommener Nationalsozialist war, lässt sich gleich auf der nächsten Seite belegen. Er ist nun, laut Aussage Hans Mutter, im Auswärtigen Amt untergekommen. Schnitzler hat, wie viele Anhänger des Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit, sein Leben neu geordnet.
Allein an den zwei Zitatenausschnitten "unsere heilige deutsche Erde" von Hans Mutter und seinem Lehrer Brühl ist zu erkennen welche Einstellung die Menschen damals hatten. Das ist Beweis genug, dass die Propagandamaschinerie der Nazis Erfolg hatte. Jeder hatte öffentlich die Einstellung zu Deutschland, die aus den Volksempfängern "gepredigt" wurde. Der Feind ist jüdisch und link und will die heilige deutsche Erde entweihen.
Nationalsozialismus heute
Trotz der schlimmen Geschehnisse im 2.Weltkrieg gibt es heute noch Anhänger des Nationalsozialismus, bzw. Neonationalsozialismus.
Gerade in den Strukturschwachen Gebieten der neuen Bundesländer fällt diese teuflische Saat auf fruchtbaren Boden. Den arbeitslosen Jugendlichen gefallen die Erklärungen der Neonazis, beispielsweise der NPD, wonach nicht sie schuld haben an ihrer Situation, sondern die Ausländer, die ihnen die Arbeit wegnehmen. Paradoxerweise sind es ebenfalls die Ausländer, die den Sozialstaat ausnutzen, weil sie faul vom Arbeitslosengeld leben, das von deutschen Steuern bezahlt wird. Dass dieser evidente Widerspruch den Neonazis nicht ins Auge sticht, belegt eindrucksvoll die Bildungsferne dieser Gruppierungen. Immer wieder hört und liest man von national motivierter Gewalt gegenüber Ausländern und deren Wohnungen. Aber man sollte nicht den Fehler begehen und die Neonazis als eine Ansammlung dummer Landjugendlicher betrachten. Durch das Internet operieren weltweit Neonazis und organisieren Treffen, verkaufen CDs mit verfassungswidriger Musik und Sammelstücke aus dem Dritten Reich. Die Neonazis besitzen auch heute noch Einfluss und Geld. Dies alles auszuführen wäre Gegenstand einer eigenen Arbeit und würde den Rahmen dieser sprengen. Es soll hier nur gezeigt werden, dass die politische Macht der Nazis im Vergleich zum Dritten Reich natürlich deutlich abgenommen hat, dass die rechte Gesinnung sich immer wieder im Verborgenen findet und Neonazis auch heute noch eine Bedrohung unserer Gesellschaft darstellen.
Katholizismus
Katholizismus in der Nachkriegszeit
1963, 18 Jahre nach Kriegsende, ist das Erscheinungsbild vieler deutscher Städte noch immer von den Bombenangriffen des 2. Weltkrieges gezeichnet. Die Menschen hat nichts zu dieser Zeit, weder Essen noch Geld, haben Freunde und Verwandte verloren und mussten zusätzlich mit den Erinnerungen an den 2. Weltkrieg fertig werden. Die Menschen in der Nachkriegszeit mussten ihr Leben neu ordnen und aufbauen und baten Gott um Unterstützung.
Die Menschen waren in der Zeit nach dem Krieg gläubiger als während des grausamen Krieges. Viele verloren im Krieg ihr Zuhause, ihre Lieben und dankten danach Gott für alles was sie noch besaßen, dass sie überlebt haben, und für jeden Tag, an dem es ihnen gut ging.
Jeder wusste damals, wie es war nichts mehr zu besitzen, in Angst zu leben, mit der ständigen Hoffnung, es käme bald zu einem guten Ende.
Die Menschen hatten Nichts und suchten sich etwas "Höheres", womit sie ihren Schmerz lindern konnten. Sie suchten etwas, wovon sie nie enttäuscht werden könnten.
Hinzu kommt, dass ein Eckpfeiler der katholischen Lehre, die Buße und die dadurch resultierende Vergebung der Sünden, den Menschen in der Nachkriegszeit sehr entgegen kam. Denn jeder Soldat hatte mehrere Leben auf dem Gewissen, jeder Überlebende hatte den Holocaust mitzuverantworten. Nur im Katholizismus findet man hierfür Vergebung. Nur hier fand man Erlösung und die Aussicht auf ewigen, himmlischen Frieden für ein Volk, das von der Welt verdammt wurde. Diese und andere Punkte führten dazu, dass der Katholizismus im Allgemeinen sehr beliebt war und an Einfluss gewann. So formierten sich die Christlich-soziale Union und die Christlich-demokratisch Union, welche auch den ersten Nachkriegskanzler stellte. Diese führten ihre moralische Gesinnung ganz bewusst im Namen und stellten die politische Machtstellung der Kirche wieder her. So war es tatsächlich, wie bei Böll geschrieben, dass eine Ehe nur mit kirchlichem Trauschein gültig war.
Katholizismus in "Ansichten eines Clowns"
"Ich selbst bin nicht religiös, nicht einmal kirchlich, und bediene mich der liturgischen Texte und Melodien aus therapeutischen Gründen." [17]
Schon auf der zweiten Seite des Romans wird deutlich wie Hans Schnier zum Katholizismus steht.
Meine Elter, strenggläubige Protestanten, huldigten der Nachkriegsmode konfessioneller Versöhnlichkeit und schickten mich auf eine katholische Schule."[18]
Trotz der katholischen Erziehung hält Hans Schnier hält nicht viel von Katholiken.
"Katholiken machen [ihn] nervös, [.], weil sie unfair sind."
Für Hans Schnier sind Katholiken Heuchler. Selbst sein eigener Vater.
"Was machte diesen liebenswürdigen Mann, meinen Vater, so hart und so stark, warum redete er da am Fernsehschirm von gesellschaftlichen Verpflichtungen, von Staatsbewusstsein, von Deutschland, sogar von Christentum, an das er doch nach seinen eigenem Geständnis gar nicht glaubte, und zwar so, dass man gezwungen war, ihm zu glauben? Es konnte doch nur das Geld sein."[20]
Doch Marie zuliebe hat er sogar versucht sich mit dem Glauben anzufreunden.
"Ich habe dem Katholizismus große Sympathien entgegengebracht, sogar noch, als Marie mich vor vier Jahren zum erstenmal mit in diesen "Kreis fortschrittlicher Katholiken" nahm; es lag ihr daran, mir intelligenten Katholiken vorzuführen, und natürlich hatte sie den Hintergedanken, ich könnte eines Tages konvertieren (diesen Hintergedanken habe alle Katholiken)."
Er war, wegen ihr, bereit zu konvertieren. "Ich war bereit zu unterschreiben, [.], sogar zu konvertieren."[22]
Hans Schnier wollte Marie sogar kirchlich heiraten, aber er war nicht mit allem das dazu nötig war einverstanden.
"Ich wurde richtig böse, als ich erfuhr, dass man dorthin musste, bevor man kirchlich getraut werden konnte, und als Marie dann noch davon anfing, dass ich mich schriftlich verpflichten müsse, unsere Kinder katholisch zu erziehen, bekamen wir Streit. Das kam mir wie Erpressung vor, und es gefiel mir nicht, dass Marie so ganz und gar einverstanden mit dieser Forderung nach schriftlicher Abmachung war. Sie konnte ja die Kinder taufen lassen und sie so erziehen, wie sie es für richtig hielt.."[23]
Da Marie irgendwann klar wurde, dass Hans niemals bereit sein würde zum Katholizismus zu konvertieren, beendete sie die Beziehung zu ihm um mit dem katholischen Heribert Züpfner zusammen zu sein. Hans Schnier ist sauer auf die Katholiken. Er gibt ihnen die Schuld an den Verlust von Marie.
"und es gibt ein katholisches Lebewesen, das ich notwendig brauche: Marie - aber ausgerechnet die habt ihr mir genommen."[24]
Er ist auf Grund dessen verzweifelt. Es hat sich eine regelrechte Wut auf die Katholiken aufgebaut. Er schimpft auf alle Katholiken und beleidigt sie.
"Wenn man Ihre Predigten hört, denkt man, Ihr Herz wäre so groß wie ein Fockelsegel, aber dann tuscheln und mogeln Sie in Hotelhallen herum. Während ich im Schweiße meines Angesichts mein Brot verdiene, konferieren Sie mit meiner Frau, ohne mich anzuhören. Unfair und doppelzüngig, aber was soll man von einem Astheten anders erwarten?"[25]
"meiner bescheidenen Erfahrung nach haben Katholiken nicht den geringsten Sinn für Details. [26]
Hans Schnier wird den Katholizismus und deren Anhänger nie verstehen.
Für ihn sind das Menschen, die etwas verdrängen wollen, sich mit Dingen nicht auseinander setzen wollen und heuchlerisch nach Liebe und Vergebung bei Gott suchen.
Beim Lesen des Romans bekommt man den Eindruck, Katholizismus wäre die schlimmste Religion überhaupt. Kein Wunder, dass sich die gläubigen Katholiken der damaligen Zeit auf den Schlips getreten fühlten.
Katholizismus heute
In der heutigen Zeit gibt es nur sehr wenige Menschen, die mit ihrem Glauben verwurzelt sind; meist sind dies ältere Menschen, die damals den Krieg miterleben mussten oder Menschen, die schwere Schicksale erleiden mussten.
Die meisten Menschen in Deutschland suchen sich "Ersatzgötter".
Sie können ohne den gewohnten Luxus nicht leben, Geld, Macht und Erfolg sind Ziele, denen viele ihr gesamtes Leben unterordnen. Der Körperkult spielt bei vielen eine große Rolle, plastische Chirurgie macht Schönheit käuflich. In Discotheken feiert der Mensch sich selbst als Abbild göttlicher Schönheit. Bei Großveranstaltungen, wie z.B. der WM 2006 vollzieht der Mensch als Fan, oder anders formuliert, als Anhänger oder Jünger nahezu kultische Rituale.
Viele Menschen sehen ihren Besitz als selbstverständlich an und wissen nicht, was es bedeutet all ihr Gut auf einmal zu verlieren. Sie sind nicht dankbar für das was sie haben, da sie selbst nie erfahren mussten, wie es sein würde, wenn sie ihr Leben nicht mehr so führen könnten wie gewohnt. Selbst als Sozialhilfeempfänger kann man heutzutage nicht mehr auf Flatscreen oder Mallorca-Urlaub verzichten. Und man muss es auch nicht. Billigfluglinien und der "Volkskredit" ermöglichen es, ohne Anstrengung einen gewissen Standard zu halten. Und wo der Mensch nicht mehr im Schweiße seines Angesichtes die Scholle bricht, so wie es Gott für Adam bestimmt hatte, da spricht man Abends vor dem Schlafengehen kein Dankgebet an Gott, sondern rechnet im Schimmer des 19-Zoll Monitors noch einmal die Kreditraten durch.
In den meisten Familien wird ein alltäglicher Atheismus gelebt. In ihrem Leben kommt Gott nicht einmal mehr vor, und sie leben so, als würde es ihn gar nicht geben. Selbst diverse Traditionen wie der Kirchgang am Heiligen Abend werden nicht weitergeführt. Für sehr viele Familien hat Weihnachten nicht einmal etwas mit Religion zu tun, es ist ein großes Fest, an dem es viele Geschenke gibt, mehr nicht. Es hat, wenn überhaupt, Eventcharakter, nur dass sich eben dazu Nikoläuse und Lametta verkaufen lassen und nicht Goleo-Puppen und Trikots, wie bei der FIFA-WM 2006.
Im Großen und Ganzen fühlt sich die heutige Generation nur Gott verbunden wenn sie leiden. Viele kehren erst zu Gott zurück, wenn ihnen etwas Schlimmes widerfahren ist, wenn sie Hilfe benötigen, und sich erhoffen, dass Gott ihnen beisteht. Wir leben in einer materialistischen Welt, in der jene, die Geld besitzen keinen Gott brauchen.
Dennoch zeigt sich in der heutigen Zeit auch ein Gegentrend. Künstler wie Xavier Naidoo sind schon seit längerem mit christlichen Texten in der Hitparade vertreten.
Und seitdem ein Deutscher am 19. April 2005 zum Nachfolger von Papst Johannes
Paul II. gewählt wurde befindet sich Deutschland im Papst-Fieber und immer mehr werden davon angesteckt. Auch der plötzliche Einbruch der so genannten New Economy, also der Wirtschaft rund um das Internet, zeigte vielen Menschen, dass der Aufschwung nicht ewig während ist und dass alle weltliche Macht nicht von Bestand sein kann. Die Menschen beginnen langsam das zu realisieren und begeben sich auf die Suche nach beständigen Werten, die sie im Katholizismus finden.
Schluss
Kein Roman von Heinrich Böll hat so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie "Ansichten eines Clowns".
Bei der Veröffentlichung des Romans waren viele Leser empört.
Hans Schnier schimpfte auf den Katholizismus, beschimpfte dessen Anhänger als Heuchler. Kein Wunder, dass die damals so gläubigen Katholiken in Aufregung gerieten. Es war zwar so, dass auch viele Politiker die Kirche "vorschoben" um gewisse Geschehnisse zu verdrängen, aber in dieser Zeit waren die meisten Deutschen sehr gläubig. Sie waren froh den Krieg überlebt zu haben und beteten Gott an. Eine Kritik an Gott wurde natürlich nicht geduldet.
Heutzutage würde dieser Roman wohl kaum für Aufsehen sorgen, obwohl die Thematik heute noch genauso aktuell ist, was den Katholizismus betrifft. Es gibt heute kaum noch eingefleischte Katholiken. Und wenn, ist der Glaube auch oftmals heuchlerisch. Die Menschen gehen, wenn überhaupt, an Weihnachten in die Kirche und beten zu Gott, was sie sonst nicht für nötig halten. Böll trifft den Nerv der heutigen Zeit genau. Viele, wenn sie überhaupt vorgeben zu glauben, sind heuchlerisch.
Heinrich Böll lässt Hans Schnier in "Ansichten eines Clowns" auch einiges über die damalige Zeit im Krieg und über den Nationalsozialismus erzählen. Er beschreibt einige Situationen die verdeutlichen wie selbstverständlich einige Deutsche schon kurz nach dem Krieg ihren Alltag leben. Wie in dem vorhergehenden Kapitel Nationalsozialismus schon erwähnt, wird anhand von den zwei genannten Zitaten deutlich, wie die Regierung damals den Menschen dieses Denken eingebläut hat. Viele dachten dasselbe, benutzen sogar die gleichen Wörter. Sie waren Opfer des Naziregimes und wurden getäuscht. Zum Glück ist dieses Thema heute nicht mehr so aktuell. Es gibt zwar immer noch Anhänger des Nationalsozialismus, aber ein "Viertes Reich" wird es in Deutschland wohl nie geben.
Heinrich Böll hat es mit diesem Gesellschaftsroman "Ansichten eines Clowns" geschafft eines der wohl wichtigsten Bücher der Nachkriegsliteratur zu schreiben.
Es ist anzunehmen, dass viele Leser nach diesem Buch darüber nachgedacht haben, wie sie zu ihrem Glauben stehen. Und noch heute regt der Roman dazu an, dass man sein Weltbild, sowohl religiös, als auch politisch hinterfragt. Und so hat Böll ein Werk geschaffen, dass über seinen Tod hinaus die Leser lehrt, keine dogmatische Lehre, kein politisches System unkritisch zu übernehmen und zu befolgen.
Quellverzeichnis
Literaturverzeichnis
Böll, Heinrich: Ansichten eines Clowns. 1963 Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
Rogler, Christiane: Ansichten eines Clowns, Inhalt Hintergrund Interpretation. 2006 mentor Verlag GmbH, München
Meid, Marianne: Heinrich Böll Ansichten eines Clowns, Erläuterungen und Dokumente. 1993 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart
Jürgenbehring, Heinrich: Liebe, Religion und Institution, Ethische und religiöse Themen bei Heinrich Böll.1994 Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz
Rauscher, Anton: Kirche und Katholizismus 1945-1949.1977 Schöningh, Paderborn
Liepach, Martin: Abitur-Wissen Geschichte, Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg. 2001 Stark Verlagsgesellschaft mbH
Bildverzeichnis
https://www.heinrich-boell.de/HeinrichBoellUebermich.htm (Bild Seite 4)
https://www.amazon.de/Ansichten-eines-Clowns-Heinrich-B%C3%B6ll/dp/images/3423004002 (Bild Seite 5)
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