Rokoko
Rokoko, Stil in Kunsthandwerk und in der
Architektur des 18. Jahrhunderts, der sich durch Kleinteiligkeit,
Zierlichkeit und durch verfeinerte Ornamentierung auszeichnet und sich damit
von Monumentalität und Pathos des Barock absetzte. Barock (Kunst und
Architektur), (wahrscheinlich aus dem portugiesischen barucca abgeleitet, als
eine Juweliersbezeichnung für unregelmäßig geformte Perlen) Stilrichtung der
bildenden Kunst und Architektur in Europa und den spanischen bzw.
portugiesischen Kolonien im Lateinamerika des 17. Jahrhunderts. Die
Ausläufer sind bis gegen Mitte des 18. Jahrhunderts zu beobachten. Die
letzte Periode wird aufgrund ihrer anmutigen, verspielteren Ausprägung als
Rokoko davon abgegrenzt. Erst im 19. Jahrhundert begann sich der Terminus
auch als Epochenbezeichnung durchzusetzen. Das Wort (französich rococo) ist
abgeleitet von rocaille (Grotten- und Muschelwerk), nach einem immer wieder
auftretenden Ornamentmotiv. Das Rokoko lässt sich etwa auf die Zeit der
Regentschaft (1715-1774) Ludwigs XV. von Frankreich eingrenzen und tauchte
erstmals mit Arbeiten des französischen Kunsthandwerkers Pierre Lepautre auf.
Von ihm stammt die Ausstattung der Innenräume der königlichen Residenz in Marly
mit Arabesken und verspielter Ausstattung, darunter Gemälde von Antoine
Watteau, der in galanten Gemälden Damen und Herren der Aristokratie in
idyllischen Umgebungen abbildete und mit dem heroischen Barockstil unter
Ludwig XIV. brach.
In
der Inneneinrichtung zeigt sich der voll entfaltete Stil in Arabesken,
Muschelwerk, verschlungenen Kurven und asymmetrischen Kompositionen; in der
Malerei zeichnet er sich durch irisierende Pastellfarben und heiter-galante
Motive aus. Die überragenden Maler des Rokoko waren François Boucher, berühmt
für seine Boudoirszenen, und Jean-Honoré Fragonard, nicht minder geschätzt für
seine scheuen Liebespaare in umgrünten Lichtungen. Das französische Rokoko
erreichte einen Höhepunkt im Pariser Hôtel de Soubise, das 1732 begonnen wurde.
Mehrere Künstler beteiligten sich daran, unter denen besonders Gabriel Germain
Boffrant und René Alexis Delamaire hervorzuheben sind. Dieser kleine Pariser
Stadtpalast und die neu eingerichteten "Appartements" in den Schlössern der
königlichen Familie stellten eine Art weltliches Gesamtkunstwerk des Rokoko
dar.
Der
Rokoko-Stil verbreitete sich schnell auch in anderen europäischen Ländern,
besonders in Deutschland und Österreich, wo er einen verspielten Ausklang des
Barock darstellte. So entstand ein spezifischer Sakralstil, wie er am
ausgeprägtesten in der Wieskirche von Dominikus Zimmermann, Vierzehnheiligen
bei Bamberg, Berg am Laim (München) und Ottobeuren im Allgäu erscheint. Das
Süddeutsche Rokoko kulminierte im Werk des aus Flandern stammenden Architekten
François Cuvilliés. Die Innenräume der von ihm erbauten Amalienburg im
Nymphenburger Schlosspark (1734-1739) gleichen Schmuckkästen mit einem
ausgeklügelten System von Spiegeln, Gold- und Silberfiligran und Stuckdekor,
Chinoiserien und holländischen Kachelmustern.
Das
Rokoko wurde im späten 18. Jahrhundert vom Klassizismus abgelöst, und mit
der Französischen Revolution 1789 und dem Untergang des Absolutismus in Europa
war sein Ende besiegelt.