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Die Wirtschaftsmacht Japan
Die schnell wachsende Bevölkerung kann von der einheimischen Landwirtschaft - trotz intensivster Bodenarbeit - nicht ernährt werden. Rund ¼ der benötigten Nahrungsmittel müssen daher importiert werden. Damit man die Leistung der japanischen Landwirtschaft einschätzen kann, muss man die mittlere Größe eines bäuerlichen Betriebes betrachten: Das sind nämlich 1,2 ha, in Österreich hingegen hat jeder Bauer eine Fläche von 24,4 ha zur Verfügung. Diese kleinen Betriebe bearbeiten jeden einzelnen Quadratzentimeter mit größter Sorgfalt. Dabei werden modernste Anbautechniken umgesetzt. Die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche nimmt der Reisanbau ein.
Noch immer ist der Reis das Hauptnahrungsmittel der Japaner. Das beste und bewässerbare Land ist dem Reisanbau vorbehalten, die weniger guten Böden und hügeliges Gelände werden für Gerste, Weizen, Mais, Gemüse, Tee, Obstkulturen und Zitrusfrüchte genutzt. Die japanischen Bauern erzielen die höchsten Hektarerträge im Reisanbau, das heißt, sie können am meisten Reis aus den Feldern herausholen (Bild).
Aus mehreren Gründen ist der Reisanbau für Japan so wichtig:
Die Ernte ist wegen der künstlichen Bewässerung vom Wetter unabhängig
Reis lässt sich über Jahrhunderte auf demselben Land pflanzen, ohne dass der Boden "reismüde" wird.
Reis bringt unter allen Getreidearten die höchsten ha-Erträge.
Reis hat einen höheren Nährwert als andere Getreidearten.
Die Fischereiwirtschaft
Auch die Fischereiwirtschaft spielt in einem Inselstaat wie Japan eine große Rolle. Sie versorgt die Bevölkerung mit Eiweiß. Die Fischerei ist mit der Rolle der Viehwirtschaft in Europa oder Amerika vergleichbar. Jeder Japaner isst im Jahr ca. 25 kg Fisch, jeder Österreicher hingegen nur
2,5 kg. Mit 11,8 Tonnen Fischanlandung pro Jahr erzielt Japan die höchsten Fangerträge der Welt. Das Problem ist, dass die japanische Art des Fischfangs teils nicht sehr umwelt- bzw. tierschutzorientiert ist.
Die Industrieproduktion und Rohstoffversorgung
Viele japanische Industrieerzeugnisse sind in aller Welt wegen ihres günstigen Preises bei gleichzeitig guter Qualität bekannt und geschätzt. Beispiele hierfür sind Computer, Autos, Kameras, Fernseher und Motorräder. Im weltweiten Vergleich nimmt Japan mehrmals den 1. Platz ein. Zum Beispiel ist der Staat in der Produktion von PKW, LKW, im Schiffsbau und in der Produktion von aufgestellten Robotern führend.
Die vielseitige Industrie Japans benötigt viele Rohstoffe. Da diese im eigenen Land nicht oder kaum vorhanden sind, müssen sie importiert werden. Deshalb herrscht in Japan eine große Rohstoffabhängigkeit.
Japan bezieht die benötigten Rohstoffe aus allen Teilen der Welt. Diese kommen ausschließlich auf dem Seeweg direkt zu den Produktionsstätten an den Küsten und werden vorwiegend dort verarbeitet. Damit werden beträchtliche Kosten eingespart.
Um diese Vorteile auszuschöpfen, werden ständig neue Industrieflächen benötigt. Durch künstliche Aufschüttungen im Meer werden Neulandflächen, sogenannte Umetate, gewonnen. Die Nachteile dieser Umetate liegen nahe: Es entstehen Schäden durch Erdbeben und Taifune, Algenkultur-Flächen werden verloren, eine zusätzliche Umweltbelastung entsteht durch gesundheitsgefährdende Wasser- und Luftverschmutzung (Bild).
Die Ursachen und Hintergründe
des industriellen Aufschwungs
Obwohl Japan einen großen Binnenmarkt besitzt, ist sein Industrie-wachstum vor allem dem Export zu verdanken.
Japan ist das einzige Industrieland Asiens, außerdem auch das einzige mit nicht-weißer Bevölkerung. Für diese Sonderstellung und für den wirtschaftlichen Aufschwung in den letzten Jahrzehnten werden verschiedene Gründe angeführt (nach Folie):
Es herrscht ein sehr leistungsfähiges Schul- und Erziehungswesen. Ab 4 Jahre haben die Kinder bereits Volkschulunterricht. Sie haben auch kürzere Ferien als bei uns und nur die besten Schüler kommen auf Eliteschulen und Staatsuniversitäten.
Die Japaner haben einen sehr ausgeprägten Gemeinschaftssinn und ein großes Nationalbewusstsein sowie Erfindergeist und Geschicklichkeit.
Das Pflichtgefühl der Japaner ist sehr ausgeprägt. Es herrscht eine hohe Arbeitsmoral, Ausdauer, Disziplin, Arbeitswille, Sparsamkeit.
Sehr niedrige Löhne und damit verbundene Lebensweise (Deshalb könne sich die Japaner meist nur einen bzw. gar keinen Urlaub im Leben leisten.)
Es gibt keine überbetrieblichen Gewerkschaften, sondern nur Betriebsgewerkschaften, die die Interessen der Firma vertreten.
Es herrschen sehr lange Arbeitszeiten, z. Teil noch Sonntagsarbeit in Kleinbetrieben.
Die Großfirmen fördern in starkem Maß Forschung und Entwicklung.
Japan beteiligt sich nicht an Weltraum- und Rüstungsprojekten.
In der Autofabrik Toyota wird zu Beginn der Arbeit folgende Hymne gesungen: "Kommt heran! Schulter an Schulter! Das Land unserer Väter ist immer fortschrittlich gewesen. Toyota! Toyota!
Der Buddhismus, zu dem sich die überwiegende Zahl der Japaner bekennt, prägt das berufliche und private Leben vieler Menschen. Folgende Kernaussagen des Buddhismus sind für sie eine echte Verpflichtung:
"Nichts ist unmöglich" ( dieser Spruch wird übrigens auch in der Toyota-Werbung verwendet) und "Jeder muss das Beste geben."
Viele der oben genannten Eigenschaften der Japaner, wie z.B. Gemeinschaftssinn und Disziplin, tragen Wurzeln in ihrer Religion.
Die Diskriminierung der Frau
Alle Vorteile der japanischen Industrie werden ausschließlich den Männern gewährt. Die Durchschnittseinkommen weiblicher Arbeitnehmer liegen nur knapp über der Hälfte der Männer, weil ihnen praktisch jede Position versperrt ist. Nur für schlecht bezahlte Fließbandarbeit, für einfache Handreichungen und Hilfsdienste, also für die billigen Tätigkeiten, sind Frauen gesucht. Wer von ihnen nicht selbst aufgibt, wird spätestens mit 50 Jahren pensioniert, also mindestens 5 Jahre vor den Männern. Kein anderer Industriestaat behandelt seine weiblichen Arbeitnehmer so diskriminierend wie Japan.
Japan ist ein Männerstaat, und solange die Männer diese Diskriminierung für normal halten, werden die Frauen allein diesen Zustand nicht ändern können. Die Industrie fördert diese Ungleichheit, anstatt sie abzubauen, um billigere Arbeitskräfte zu erhalten.
Die Umweltbelastung
Im Industrieland Japan sind Siedlungsflächen, Industrieanlagen, Kraftwerke, Hafenanlagen und andere Verkehrseinrichtungen auf so engem Raum zusammengedrängt und miteinander verzahnt wie sonst nirgendwo. Wegen dieser Raumenge sind die Belastungen der Umwelt besonders hoch. Japan hat wegen seiner außergewöhnlichen Umweltprobleme schon weltweites Aufsehen erregt. Die japanischen Gerichte haben Umweltskandale, die Hunderten von Menschen in ihrer Gesundheit schwer schädigten, mit Strafen und hohen Entschädigungszahlungen belegt. Heute ist Japan neben den USA das Land mit den strengsten Umweltschutzbestimmungen. Mit der Gründlichkeit der Japaner wurden die Ursachen der Umweltschädigungen bekämpft und weithin ausgeschaltet. International gesehen haben japanische Industrieanlagen den geringsten Schadstoffausstoß.
(Schluss: Bild)
Steckbrief
Inselstaat in Ostasien
Ca. 4000 Inseln - 4 Hauptinseln: Shikoko, Kyushu, Hokkaido, Honshu'
Hauptstadt: Tokio
Hoher Verstädterungsgrad (= Großteil der Bevölkerung lebt in einer
der Millionenstädte)
Wichtige Städte: Osaka, Nagoya, Kobe, Kyoto, Fukuoka
Die ca. 124 Millionen Menschen drängen sich auf einer Siedlungsfläche,
die ungefähr der Fläche Österreichs entspricht, zusammen.
Rest des Landes: gebirgig, Vulkane
Japan liegt auf einer tektonisch sehr unruhigen Zone (asiatische und
asiatische Platte stoßen bzw. reiben aneinander). Deshalb besteht eine
große Gefahr für Erdbeben.
Japanische Landwirtschaft:
Nur sehr winzige Flächen stehen für den Ackerbau von landwirtschaftlichen Erzeugnissen zur Verfügung (Reis, Getreide, Mais, Gemüse etc.)
Fischerei:
Fisch ist nach dem Reis das 2. Hauptnahrungsmittel. Japan ist führendes Fischereiband der Welt. Problem: teils nicht sehr umwelt-bzw. tierschutzorientierte Art des Fischfangs
Industrie:
Japan hat keine Rohstoffe zur Herstellung von Industrieprodukten, deshalb besteht eine sehr große Abhängigkeit von Einkäufen im Ausland.
Japan ist führend in der Produktion von
PKW + LKW
Industrierobotern
Schiffsbau
Man versucht, neue Siedlungs- und Industrieflächen zu gewinnen (Bau
von Umetaten im Meer, die teils nicht ungefährlich sind).
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