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Referat Spezialgebiet Geographie & Wirtschaftskunde - "Kulturerdteile im Vergleich"

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Spezialgebiet Geographie & Wirtschaftskunde


"Kulturerdteile im Vergleich"

Kulturerdteile befinden sich anders als physische Kontinente in ständigem Wandel. Im Laufe der Geschichte bildeten sich durch Kriege und andere geopolitische Veränderungen, die oft schwer zu definierenden Grenzen. Sie gehen zum großen Teil fließend ineinander über und bilden darüber hinaus auch keine in sich geschlossenen Räume. So lassen sie sich z.B. in Regionalkulturen und Minderheitengebiete

gliedern.

Diese Sätze liegen Albert Kolbs 1962 entworfenen klassischen Definition des Kulturerdteils zugrunde:

" Unter einem Kulturerdteil (wird) ein Raum subkontinentalem Ausmaßes

verstanden, dessen Einheit auf dem individuellen Ursprung der Kultur, auf

der besonderen einmaligen Verbindung der landschaftsgestaltenden Natur- und

Kulturelemente, auf der eigenständigen, geistigen und gesellschaftlichen Ordnung

und dem Zusammenhang des historischen Ablaufs beruht."


Auf Albert Kolb geht auch die genaue geographische Einteilung der Staaten (nach historisch-kulturellen, sowie sozialen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren) in die heute gültigen zehn Kulturerdteile zurück:

Europa (Nord-, Süd- ,Mittel- und Westeuropa -Nicht: Osteuropa)


Sowjetunion (Russland, GUS Staaten, ehem. sozialistische Staaten - wobei die

Stellung der Randgebiete in Asien und Europa umstritten ist.)


Orient (Nordafrika und Südwestasien)


Südasien (Indien, Pakistan, Bangladesch, Nepal, Bhutan)


Ostasien (China, Japan und Korea)


Südostasien (Philippinen, Indonesien, Inselstaaten)


Australien und Ozeanien (Australien, Neuseeland, Südpazifischer Raum)


Schwarz- bzw. Subsaharisches Afrika (Afrika ohne die Mittelmeerstaaten -

[manchmal wird Südafrika als eigener Kulturerdteil gezählt])



Nord- bzw. Angloamerika (USA und Kanada)


Latein- bzw. Iberoamerika (Süd- und Mittelamerika einschließlich Mexiko)


Europa:

Der Kulturerdteil Europa bildete sich nach dem 2. Weltkrieg infolge der kommunistischen Machtergreifung im östlichen Teil des Kontinents Europas. Gemeinsamkeiten liegen weder in der Sprache noch in der Religion, sondern im der Wirtschaftsform des "Kapitalismus". Europa ist neben Angloamerika der wirtschaftlich wohl einflussreichste Kulturerdteil. Obwohl ein er großes Gewirr an verschiedenen Kulturen beinhaltet, treibt die freie Marktwirtschaft und der zunehmende Zusammenschluss durch die EU die Wirtschaft voran. Dank der europäischen Einigung wird es zunehmend schwieriger vor allem im Osten (Ungarn, Slowakei, Polen) und im Süden (Slowenien) klar zwischen den Kulturerdteilen Europa und "Sowjetunion" zu trennen.

Sowjetunion:

Trotz großer Entfernungen und verschiedener Sprachen, Dialekte und Religionen entstand die Sowjetunion bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts mit der Oktoberrevolution in Russland. Mit dem Sturz des Zaren und dem Beginn der Herrschaft der Bolschewiken und dem damit verbundenen Kommunismus waren die Weichen für die Zukunft gestellt. Je mehr Zeit nach dem Ende des Staates Sowjetunion vergeht, desto kleiner wird der Kulturerdteil. Durch die kommunistische Planwirtschaft und durch eine erst im Lernprozess befindliche Bevölkerung spielt die "Sowjetunion" keine wesentliche Rolle auf dem Weltmarkt. Ständige Machtwechsel, sowie hohe Verschuldung lässt leider nicht auf baldige Verbesserung hoffen. Denn nach dem derzeitigen Stand der Dinge wird man den Kulturerdteil Sowjetunion wohl bald ganz neu definieren müssen.

Orient:

Der Orient oder auch Morgenland ist der wohl älteste aller Kulturerdteile. Die wichtigsten Gemeinsamkeit aller orientalischen Länder ist der Islam. Beinahe alle Länder waren einst im osmanischen Reich vereinigt und somit noch um 1900 ein Staatsgebilde. Da nur ca. 5-8% des Bodens fruchtbares Land und der Renten(Raub)Kapitalismus eine hohe wirtschaftliche Barriere bilden, ist die Haupteinnahmequelle vieler Länder das Erdöl. Einige Staaten sind durch das Öl zu gemäßigtem Reichtum gekommen welcher jedoch nur einer kleinen Schicht vorbehalten bleibt.  Der Großteil der Bevölkerung lebt für mitteleuropäische Verhältnisse unter der Armutsgrenze, was wiederum auch durch deren passive Lebenseinstellung, den Fatalismus, zu erklären ist. Bis heute jedoch ist der Orient ein geopolitischer Krisenherd geblieben. (Irak, Kurden, Afghanistan, Israel).

Südasien:

Südasien als Kulturerdteil entstand zur Zeit als indische Maharadschas noch ein Großindisches Reich beherrschten und von englischen Kolonisten noch jegliche Spur fehlte. Dadurch wurde die Religion des Hinduismus im ganzen Reich verbreitet, jedoch nur zu einem kleinen Teil akzeptiert, was heute und im Laufe der Geschichte immer wieder zu Spannungen und Konflikten führte. (T Kaschmir-Konflikt) Pakistan und Bangladesch sind heute Moslemisch und Nepal sowie Bhutan buddhistisch was die Grenzziehung für den Kulturerdteil natürlich erheblich erschwert.

Die wirtschaftliche Schwäche Südasiens erklärt sich durch die lange Ausbeutung des Gebiets, der Bewohner und deren Rohstoffe. Mit dem Abzug der Engländer verloren die Staaten jeglichen wirtschaftlichen Anschluss. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Kinderreichtum Aufgrund der Arbeitsplatzsituation und der religiösen Lebensweise in allen Gebieten als Segen gesehen wird, die Wirtschaft jedoch zur Stabilisierung genau das Gegenteil benötigen würde.

Ostasien:


Ostasien ist wohl der konträrste und unterschiedlichste aller Kulturerdteile. Es stehen einander, zum einen der kommunistische mit China, Mongolei und Nord-Korea und zum anderen der kapitalistische Machtblock um Südkorea, Japan und bis vor kurzem Hongkong, gegenüber. Außer zwischen Nord und Südkorea bestehen zwischen keinen der Länder sprachliche oder kulturelle Zusammenhänge. In allen Ländern herrscht eine eigenständige Form des Buddhismus und Korea bzw. China waren im 2.Weltkrieg japanisches Hoheitsgebiet, was heute allerdings an Bedeutung zunehmend verliert. Japan und Korea, einst gefürchtete Wirtschaftsgiganten, befinden sich zur Zeit in einer Rezession, Nord-Korea ist durch den Kommunismus ohnehin isoliert und China (mit der Mongolei als wirtschaftliches Anhängsel) ist noch zu schwach und "unterentwickelt" um wirtschaftlich wichtig auftreten zu können. Bis auf einige Küstenstädte wie Shanghai oder Nanking steckt die chinesische Wirtschaft, durch das kommunistische Regime, noch immer in den Kinderschuhen. Für die Zukunft jedoch sollte Ostasien immer mehr an Bedeutung gewinnen.


Südostasien:


Alle Anrainerstaaten Südostasiens waren zwar nie zu einem Staatengebilde zusammengeschlossen, haben aber mit dem Islam eine gemeinsame Religion (christliche Minderheiten sind überall zu finden) und sind als "TIGER" - Staaten in einem Wirtschaftsbündnis zusammengeschlossen. Durch anhaltende Landflucht und Verarmung der Bevölkerung, sowie dauernde politische Unruhen gerät die schon immer schwache Wirtschaft stetig ins Wanken. Durch die Kolonisten bewusst "dumm" gehalten und durch das bis heute fehlende Know-How, sowie Platzmangel (Tropischer Regenwald!) sind die Bewohner nicht in der Lage eine Konkurrenzfähige Wirtschaft aufzubauen. Zusätzlich dazu kommt noch eine oft hohe Auslandsverschuldung und zum großen Teil vorsätzliche Benachteiligung am Weltmarkt.


Australien & Ozeanien


Geschichtlich haben Australien und die umliegenden Inseln nur gemeinsam, dass sie allesamt von Kapitän James Cook entdeckt wurden. Neuseelands Ureinwohner sind zwar mit den Polynesiern Ozeaniens verwandt, haben jedoch wie die australischen Aborigines eine eigenständige Kultur entwickelt. Wirtschaftliche Gemeinsamkeiten sind, außer der Teilnahme am Commenwealth of Nations, nicht zu erkennen. Dieser Kulturerdteil ist wohl am ehesten von seiner geographischen Lage geprägt. Denn die Tatsache dass es sich um das sogenannte "Ende der Welt" handelt schweißt natürlich zusammen. Wirtschaftlich fehlt es allen Ländern an Einwohnern, Produktionskapital, teilweise Platz und an Anschluss an die Handelswege und somit an die Wirtschafts- bzw. Geldströme. Mit Sicherheit muss man Australien und Ozeanien zu den wirtschaftlich fortgeschrittenen, jedoch leider nicht einflussreichen Kulturerdteilen zählen.


Schwarz- bzw. Subsaharisches Afrika


Als Bartolomeo Diaz Ende des 15. Jahrhunderts erstmals das Kap der Guten Hoffnung umsegelte und somit den Seeweg nach Afrika ebnete, konnte niemand ahnen welchen Folgen dies für den "Schwarzen Kontinent" haben sollte. Unter den europäischen Mächten aufgeteilt und bis ins 20. Jahrhundert nicht mehr hergegeben, sollte ein Großteil des Kulturguts und des Glaubens verloren gehen. Viele Schwarze wurden gezwungen zum Christentum zu konvertieren und mussten ihre alt hergebrachten Riten, Bräche und Sprachen aufgeben. Innerhalb all dieser Unterdrückung und mit dem Hemmnis, entweder in trockener Wüste oder in feuchtem Regenwald zu wohnen, konnte sich keine Wirtschaft entwickeln. Schwarzafrika ist der wohl ärmste, hungerndste und unterentwickeltste Kulturerdteil. Die meisten Staaten können wegen ihrer hohen Schulden nicht einmal genug Nahrung für die Bevölkerung bereitstellen, geschweige den die Wirtschaft erblühen lassen.

Von all dem bleibt einzig Südafrika auszunehmen. Durch die Apartheid hat der weiße Teil ein durchaus konkurrenzfähige Wirtschaft aufgebaut, welche sogar unabhängig vom Ölpreis ihren Geschäften nachgehen kann. Einziger Wehrmutstropfen bleibt die noch immer riesige Kluft zwischen arm und reich bzw. schwarz und weiß! Der Großteil der subsaharischen Staaten wird jedoch dem Teufelskreis ihrer Schulden nie entrinnen können.


Nord- bzw. Angloamerika


Angloamerika hat, wie schon der Name sagt, seinen Namen von den anglikanischen (englischen) Kolonisten des 17. Jahrhunderts. Mit Ende des Anglo - Französischen Krieges im Jahre 1763 war das gesamte damals besiedelte Kolonialgebiet in englischer Hand. Bis 1864 wurden an die vier Millionen Schwarze, vorwiegend Schwarzafrikaner, zur Sklavenarbeit in die Neue Welt gebracht, welche trotz des Verbots der Sklaverei von 1864 bis 1954 nicht in die Gesellschaft integriert wurden.

Sowohl Kanada, aber vorwiegend die USA kämpft heute noch mit dem Rassenkonflikt.

Ein Großteil der Bevölkerung beider Staaten lebt in Städten (USA 90%, Kanada 78%) und trotz des geringen Anteils der Beschäftigten im primären Sektor (USA 3%, Kanada 5%), ist Angloamerika der größte Getreide- und Nahrungsmittelproduzent der Welt.

Vor allem die USA, als wahrscheinlich mächtigste Wirtschaftsmacht der Erde, kontrolliert und diktiert sogar den Weltmarkt. Weiters ist "ihr" amerikanischer Dollar die internationale Leitwährung. Folglich könnte man Nordamerika als den wirtschaftlich stärksten Kulturerdteil bezeichnen. Mit Ausnahme in der kanadischen Provinz Quebec spricht man in ganz Angloamerika, gemäß britischer Historie Englisch, was die Kommunikation und den Handel natürlich ungemein erleichtert. Da keine wirklichen "Amerikaner" oder "Kanadier" existieren, außerdem jedem freie Berufs-, Religions- bzw. Meinungsäußerung gestattet und Amerika die "Wiege" des Kapitalismus ist, verwundert es nicht, wenn Angloamerika in allen ständig wächst und floriert.


Latein- bzw. Iberoamerika

Eine Sprache der iberischen Halbinsel (Spanisch oder Portugiesisch) ist als wichtigste Gemeinsamkeit der Lateinamerikanischen Staaten nennen. Im 16. Jahrhundert durch spanische Konquistadoren erobert und ausgebeutet, wurden die Staaten in den folgenden Jahrhunderten von spanischen bzw. portugiesischen Missionaren zum Christentum "bekehrt". Später teilte der Pabst Südamerika in eine spanische und in eine portugiesische Hälfte. Von den klimatischen Bedingungen nicht geradezu beschenkt, noch dazu Hauptproduzent jeglicher Drogen und Suchtmittel und von korrupten Politikern regiert ist es, bis jetzt, keinem der Staaten gelungen eine führende Position in der Wirtschaft einzunehmen.

Trotz sinkender Arbeitslosenzahlen, niedriger Inflation und steigendem BruttoInlandsProdukt fällt der Übergang von einem rohstofforientiertem Agrarstaat zu einer Industrienation , vielleicht auch auf Grund hoher Auslandsverschuldung, vielen Staaten äußerst schwer. Allein Mexiko hat mehr Auslandsschulden als alle Staaten des Kulturerdteils Europa zusammen. Solange sich jedoch die großen regionalen Disparitäten, sowie der große Unterschied zwischen Arm und Reich nicht ändern, wird der "schlafende Riese" Iberoamerika sich nie erheben können. 


Mir persönlich scheint das Konzept der Kulturerdteile als nicht mehr Zeitgemäß, da durch Internet, technische Innovationen und die wachsende Globalisierung die Welt immer näher zusammenrückt und dadurch die "Kultur" immer mehr in den Hintergrund rückt. Fraglich bleibt ob diese Entwicklung positiv zu bewerten ist, Fakt ist jedoch dass sie wahrscheinlich nicht mehr aufzuhalten ist.

Ob nun die Kulturerdteile wie wir sie heute kennen, die geopolitischen und auch wirtschaftlichen Veränderungen überleben, wird uns die Zeit zeigen müssen.



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