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Referat Der Aufstand 1830/31, Aufstand 1863/64

geschichte referate

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Einleitung

Im folgenden Text werde ich die russische Nationalitätenpolitik gegenüber Polen darstellen. Zeitlich werde ich mich auf den Zeitraum 1772 bis 1864 beschränken. Besondere Aufmerksamkeit widme ich den beiden Aufständen 1830/31 und 1863/64, da ich jene für exemplarisch und die russische Politik jener Zeit besonders kennzeichnend, ansehe.

1.1. Die Teilungen

Die drei Teilungen Polens 1772, 1793, 1795 sind eine Besonderheit der Geschichte.

Polen wurde von seinen drei großen Nachbarn: Preußen, unter Friedrich den Großen,

Rußland, unter Katharina der Zweiten und Österreich, unter Maria Theresia aufgeteilt.

Österreich war aber lediglich an der Ersten der drei Teilungen beteiligt. Die beiden anderen Teilungen fanden zwischen Preußen und Rußland statt.

Im Jahre 1772 beanspruchte Rußland 62 % des besetzten Gebietes und 45 % der Bevölkerung, Preußen nahm sich 20 % der Beute, Österreich begnügte sich mit 18 % des "Raubgutes" mit 32 % Bevölkerungsanteil.

Die von Rußland besetzten Gebiete, waren die östlich gelegenen, mit einem geringen Anteil an polnischer Bevölkerung und einer Mehrheit von Ukrainern, Litauern und Weißrussen.

Preußen nahm Pommern, Großpolen und die Mazuren. Diese Gebiete waren wirtschaftlich am besten entwickelt und ihre Bevölkerung bestand aus Polen.

Österreichs Anteil war eher bescheiden und bestand aus Galizien. Galizien war ein armes, agrarwirtschaftliches Gebiet mit hohem Bevölkerungsanteil.

Die beiden Teilungen, 1793 und 1795, führten zur einer gänzlichen Vernichtung des Staates und einer Fremdherrschaft über 9 Millionen Polen.

Besonders tragisch ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß Polen in den 20 Jahren, die zwischen der ersten und der zweiten Teilung lagen, besonders wichtige Reformen aus eigener Kraft durchführen konnte, wie z.B. die Verfassung des 3 Mai. Diese Maßnahmen hätten Polen vielleicht retten können, wären sie früher durchgeführt worden. Aber sie konnten weitere Teilungen nicht verhindern und 1795 existierte Polen nicht mehr.

Gründe für die Teilungen

Ab dem Jahre 1572 wurde Polen als Adelsrepublik bezeichnet. Die Szlachta, der polnische Adel bildete den Sejm, das polnische Parlament. Zur Aufgaben des Sejm gehörte auch die Wahl des Königs. Die frühdemokratische Regierungsform wurde vielseits bewundert und mit dem Begriff der " goldenen Freiheit" gekrönt.

Innerhalb des Sejm kam es aber selten zu Übereinstimmungen, denn die Vielfalt der Interessen und die Konflikte zwischen Magnaten und Kleinadel, sowie zwischen Katholiken und der Fraktion der Protestanten, führten schon bald zur Reform- und Handlungsunfähigkeit.

Die vollständige Lähmung entstand dann 1652 durch das Liberum Veto. Liberum Veto besagt, daß ein einzelnes Mitglied des Sejm durch sein Veto die Entscheidung des ganzen Sejm zu Fall bringen kann.

Polen wurden zunehmend vom Ausland beeinflußt. Ausländische Mächte, insbesondere Rußland und Preußen, bemühten sich erfolgreich, durch Einflußnahme auf einzelne Sejmmitglieder Entscheidungen zu ihren Gunsten, durchzusetzen. Besonders wichtig war dabei die Wahl des Königs. In diesem Fall waren Preußen und Rußland stets bemüht " ihren" Kandidaten, der die Politik in ihren Sinn führen würde, zu proklamieren.

Nicht nur politisch wurde Polen so schwach, daß es nicht mehr über sich selbst bestimmen konnte, sondern auch wirtschaftlich kam es zur keiner Reform, die nötig gewesen wäre, um Polen aus dem Dasein als agrarwirtschaftliches Land und somit der Abhängigkeit von guten oder schlechten Ernten zu befreien.

Ein weiterer Grund lag in der Stärke der Nachbarn. Preußen, Rußland, Österreich waren zu der Zeit die mächtigsten Staaten Europas, besonders militärisch waren sie übermächtig. So konnte ein schwaches Polen, umgeben von diesen "Riesen", nicht lange bestehen.

Gesellschaftlich hatte sich Polen seit den Zeiten der "goldenen Freiheit" wenig verändert, so daß viele Gesellschaftsschichten z.B. Bürgertum nach einer Anderung drängten, um die Vormachtstellung der Szlachta zu brechen.

1.1.2. Herzogtum Warschau

Viele Polen gingen nach den Teilungen ins Ausland. Eines der Zentren der Ausgewanderten wurde Paris.

Zu jener Zeit strebte der junge Napoleon Bonaparte nach glorreichen militärischen Siegen.

Als er gegen Österreich 8000 Polen, die auf der Seite der Österreicher kämpfen mußten, gefangennahm, entstand die Idee, daß jene zu einer Legion zusammengefaßt und unter der von Frankreich abhängigen Lombardei für Napoleon kämpfen konnten. So entstanden die polnischen Legionen, die zunehmend Nachschub bekamen aus der besetzten Heimat.

Sie waren beseelt von brennendem Patriotismus und gewillt für Napoleon ihr Leben zulassen. Sie kämpften erfolgreich in Spanien und sogar in Übersee. Viele von ihnen starben für Napoleon auf dem Schlachtfeld. Mit Bonaparte verbanden sie die Hoffnung auf Befreiung ihres Landes. Es war klar, daß Napoleon gegen Preußen, Rußland und Österreich ziehen würde und so konnte ein freies Polen entstehen. Die Legionen glaubten fest an den guten Willen Napoleons sich für die polnische Sache einzusetzen und ebenso an sein militärisches Geschick.4

Napoleon seinerseits äußerte sich diesbezüglich recht unkonkret:

".. ich gönne es, wenn die Polen sich wert zeigen eine Nation zu sein."

Als 1806 Napoleon in Berlin stand und Preußen in einem Blitzkrieg einnahm, fühlten sich viele Polen, als seien sie schon befreit. Mit ihrer Hilfe konnte Bonaparte Preußen "von Innen" besiegen, denn sie, die Polen in den besetzten Gebieten organisierten Aufstände und lieferten der französischen Armee Lebensmittel etc. für den weiteren Kampf gegen Preußen und später gegen Rußland.

Napoleon war klar, daß er besonders mit dem polnischen Adel, der immer noch den größten Einfluß hatte, gute Beziehungen pflegen sollte. Der Umstand, daß er eine Romanze mit der polnischen Schönheit Maria Walewska hatte, trug natürlich dazu bei.

1807 entstand durch den Friedensvertrag mit Alexander dem Ersten das Herzogtum Warschau, unter der Flagge Frankreichs. Das Herzogtum bestand aus den Gebieten, die den Preußen genommen wurden. Es hatte gerade mal 16 % der Fläche des Landes vor den Teilungen.

Als die Polen vom Ausgang des Friedensvertrages erfuhren waren sie sehr enttäuscht, denn sie erhofften sich weitaus mehr und vor allem eine rechtliche Annullierung der Teilungen. Hinzu kam, daß in dem Polen betreffenden Vertragsteil, Polen als Nation und Land nicht mal namentlich erwähnt wurde. Polens neues Staatsoberhaupt wurde der Sachsenkönig Friedrich August.

So sehr enttäuschend die Haltung Napoleons auch war, gab es für die Polen auch einige Vorteile. Beispielsweise wurde der Code civil, eine Errungenschaft der Französischen Revolution auf dem Gebiet der Gleichheit und Gerechtigkeit, eingeführt. Viele Ideen der Aufklärung flossen von Frankreich nach Polen ein.

Der Bereich der Künste und der Bildung konnte sich im Herzogtum Warschau dagegen ganz frei entfalten. Es wurden viele neue Schulen gebaut und der polnische Patriotismus konnte unzensiert in die schönen Künste einfließen.

Letztendlich war es ein wichtiger Schritt auf dem Wege Polens für die eigene Identität und den ungebrochen Stolz auf die Landessöhne, deren Namen den Arc de Triumph zieren.

1.1.3. Wiener Kongreß und die Charta

Nach der Niederlage Napoleons 1813, konnte Alexander, Zar von Rußland, endlich seinen langersehnten Traum von einem Polen unter seiner Krone zu erfüllen. Der russische Zar baute schon vor dem Wiener Kongreß gute Beziehungen zum polnischen Adel auf. Mit seinem Berater Adam Czartoryski, einem Vertreter einer der wichtigsten Magnatenfamilien, einigte er sich mit den Polen auf einen Vertrag, die Charta, die ihm den größten Teil des Herzogtums Warschau zusicherte. Dieser Landesteil unter russischer Krone sollte Polnisches Königtum heißen und folgende Rechte wurden den Polen zugesprochen:

Freiheit der Person

Eine eigene, wenn auch kleine, Armee

Polnisch als Amtssprache

Eigene Rechtsprechung

Dem. Organe z.B. Parlament

Pressefreiheit

Freiheit des Eigentums

Bezüglich der demokratischen Organe muß aber erwähnt werden, daß Rußland sich ein Vetorecht auf die Entscheidungen des polnischen Parlaments eingeräumt hat.

Auf dem Wiener Kongreß wurde dann endgültig im Sinne des russischen Zaren über das Schicksal des Herzogtums entschieden und er wurde wunschgemäß polnisches Staatsoberhaupt.7

Der Aufstand 1830/31

2.1 Gruppierungen in der Emigration

Unter den Polen herrschte keine Einigkeit.

Wichtige Teile der einflußreichen Szlachta, vor allem die Magnaten wie Czartoryski, Drucki-Lubecki und andere vertraten die Haltung, daß es für Polen von Vorteil ist, sich zumindest mit der russischen Besatzungsmacht gutzustellen und unter ihrer Obhut auf bessere politische Möglichkeiten zu warten. Besonders die oben erwähnten Vertreter bekleideten wichtige Amter, Drucki-Lubecki war Wirtschaftsminister, und versuchten ihr Land bestmöglich voran zu bringen. Eine Revolution war für sie eine unvorstellbare und vor allem selbstmörderische Idee.

Der Kleinadel und viele Bürger der Städte organisierten sich dagegen zu kleineren, größtenteils geheimen Vereinigungen. Sie waren oft radikal und vertraten vehement die Ideale der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Sie standen für die Befreiung ihres Landes und die Befreiung der Bauern.

Noch geheimer waren die studentischen Gruppen, die durch radikale philosophische und pathetisch-patriotische Haltung auffielen. Sie fanden ihre Vorbilder im europäischem Ausland z.B. in Frankreich und bei den deutschen Burschenschaften. Einer der prominentesten Mitglieder einer solchen studentischen Gemeinschaft war Adam Mickiewicz später Literat und Verfasser des polnischen Epos " Pan Tadeusz".

Innerhalb der polnischen Armee zeigten sich die Gruppen kämpferisch. In den Offizierskorps war der Drang nach Revolution besonders groß.

Zwei weitere große Gruppen stellten die Freimaurer, sowie die patriotische Gesellschaft dar. Die patriotische Gesellschaft ging aus politisch Tätigen hervor, die bereits für den Fall einer Möglichkeit zur Befreiung des Landes konkrete Verbindungen ins Ausland knüpften.8

2.2 Die Person des Zaren

Der Zar Nikolaus der Erste war der jüngere Bruder Alexander des Ersten.

Der Vater der beiden Brüder, Paul, vertraute die Erziehung seines Sohnes Nikolaus schon in der frühen Kindheit dem deutschen General Lamsdorf an. Der General verfügte über keinerlei pädagogische Erfahrung außerhalb der Kadettenschule. Diese Jahre mit Lamsdorf haben Nikolaus' Psyche entschieden beeinflußt. Nikolaus war übermäßig fasziniert vom Militär und vor allem das Militärischen bot ihm einen wichtigen Halt. :

"Hier (in der Armee) herrscht Ordnung Alle Dinge verlaufen nach den Gesetzten

der Logik, bei der sich das eine aus dem anderen ergibt. Hier befielt niemand, ohne

zuvor das Gehorchen gelernt zu haben. Niemand erhebt sich über den anderen, es

sei denn, nach einem klar umrissenen System. Alles ist einem einzigen, festgelegten Ziel

untergeordnet, und alles ist genaustes bestimmt und benannt. Das ist es, warum

ich den Titel Soldat stets in hohen Ehren halten werde. Für mich ist alles

menschliche Leben nichts weiter als Dienst, denn jeder muß dienen."

In seiner Jugend bereiste er als einer der wenigen Zaren sein Reich. Aus seinen Reisetagebüchern sind schon damals Grundzüge seiner Politik zu erkennen. Nikolaus schrieb schon damals von Minderheiten wie Polen, Juden oder Tataren als Gefahrenherden für Rußland. Die Polen waren für ihn immer Verräter, die Napoleon den Treueid schwörten. Sie verführten die russsischen Bauern zum römischen Katholizismus und waren als Besitzer von Leibeigenen, nach seiner Meinung, schlechte Menschen.

Nikolaus reiste oft nach Preußen. Dort lernte er seine spätere Frau, Prinzessin Charlotte, später Alexandra Feodorowna, kennen.

Sein Bruder Alexander starb am 19.11.1825. Noch bevor Nikolaus den Thron besteigen konnte, brach der Dekabriskenaufstand aus. Die Dekabristen waren junge revolutionäre Männer, die nach Reformen verlangten und die Beseitigung der Autokratie forderten.

Es gelang Nikolaus, durch besonders disziplinierte und mutige Vorgehensweise, den Aufstand niederzuschlagen.

Nikolaus wohnte den darauf folgenden Verurteilungen der Aufständischen selbst bei. Souverän und pedantisch spürte er alle politischen Verbindungen der Dekabriskenorganisation auf. Dabei stieß er auf Kontakte zur patriotischen Gesellschaft in Polen. Diese Verbindung blieb zwar ohne Folgen, steigerte aber Nikolaus' Mißtrauen zu Polen

Nikolaus Härte bescherte ihm den Beinamen: Gendarm Europas.

2.3 Beweggründe für den Aufstand

Die Gründe des Aufstandes liegen in erster Linie in dem Streben nach Unabhängigkeit des Heimatlandes.

Begünstigt wurde dieses Bestreben von der Seite der russischen Obrigkeit.

Konstantin Pawlowitsch, ein Bruder Nikolaus, wurde als Statthalter eingesetzt. Es war allgemein bekannt, daß er in seinem Verhalten unberechenbar war. Mal zeigte er sich äußerst großzügig, dann tyrannisierte er seine polnischen Untertanen, besonders die, in der 90 000 Mann starken polnischen Armee.

Die beschränkte Anzahl der Soldaten, war ein erneuter Streitpunkt. Für die jungen polnischen Männer war das Soldaten- und Kämpfertum mehr als Dienst, es war gleichzeitig Ausdruck der Stellung in der Gesellschaft und ein Zeichen für Ehrenhaftigkeit. Durch die geringe Grösse der polnischen Armee waren die Aufstiegsmöglichkeiten für junge Soldaten jedoch begrenzt. Die Stimmung war von Frustration und Sehnsucht nach einem Beweis ihres Heldentums geprägt, der Wunsch nach gesellschaftlichem Ansehen schuf eine Basis für einen Aufstand.

Durch seine provokante Krönung zum König von Polen, 1830, sowie seinem Vorsitz bei den Sejmsitzungen, beschwor Nikolaus eine feindlichen Haltung der Polen ihm gegenüber heraus. Obwohl er keineswegs die polnische Verfassung (Charta) brach, wurden die Signale der Vorherrschaft der Russen über die Polen von dem unterdrückten Volk mit Mißbilligung aufgenommen und führten zu offenem Haß.

Bis hier

Da auch 1830 in Frankreich eine Revolution stattfand, waren die polnischen Offiziere voller Furcht, daß sie im Falle eines Krieges mit Frankreich auf der Seite Rußlands werden kämpfen müssen. Die Revolution in Paris gab ihnen auf der anderen Seite auch mehr Mut, da es nachwievor enge Kontakte zwischen den beiden Ländern gab.

Der eigentliche Herd des Aufstandes war in den Offiziersräumen der Armee zu finden. Besonders in der Person des Offiziers Wysocki. Er organisierte die Soldaten und später auch Studenten sowie Teile der ärmeren Bevölkerung Warschaus. Die liberalen -konservativen, wie z.B. Drucki-Lubecki und das Großbürgertum wollten diesen Aufstand nicht unterstützen, da sie es als aussichtslos ansahen.

Ein weiterer Pluspunkt für die Aufständischen war die Mißernte des Jahres 1830 und die darauffolgenden Versorgungsengpässe und Preissteigerungen. Die armen Schichten der Bevölkerung waren so leichter zu mobilisieren gegen die mit Koruptionsskandalen behaftete russische Obrigkeit.

2.4. Der Verlauf des Aufstandes

Die Befürchtungen anläßlich der Mobilisierung der polnischen Truppen Richtung Westen haben sich als richtig erwiesen. So mußten die jungen Aufständischen schnell reagieren.

In der Nacht des 17 November 1830 rückten die pol. Soldaten Richtung Belvedere Palast, dem Sitz des Großfürsten Konstantin.

Es war geplant Konstantin zu ermorden und die Hauptstadt einzunehmen. Konstantin gelang es derweil außerhalb der Stadt zu fliehen mit der gesamten Streitkraft, die ihm verblieben war. Die Streitkräfte, die mit Konstantin flohen waren zahlenmäßig den Aufständischen weitaus überlegen. Es wird vermutet, daß Konstantin soviel Angst vor einer Blamage seiner Truppen hatte, daß er die Flucht vorzog. Zusätzlich hat er die Situation rein politisch falsch eingeschätzt und war überzeugt, daß diese Unruhe durch die Polen selbst beseitigt werden muß.

"wird sich kein einziger Russe in diese Sache einmischen. Die Polen haben sie

angefangen, es ist ihre Angelegenheit, die sie selbst untereinander erledigen müssen..

Ich werde mich in keinster Weise einmischen."

Sein Bruder, der Zar, erfuhr vom Aufstand erst nach acht Tagen. Er befahl sofort Graf Diebitsch, dem Helden des Krieges gegen die Türken, gegen die Polen vorzurücken.

Die Polen schafften es viele Zivilisten zu mobilisieren und zu bewaffnen. In ihren Rheien gab es jetzt viele, besonders die liberal- konservativen, die Friedensverhandlungen mit Nikolaus führten, aber Nikolaus war entschlossen diesen Aufstand brutal niederzuschlagen und es als Anlaß zu nehmen Polen gänzlich zu unterwerfen.

Am 13. Januar 1831 marschierte Diebitsch in Polen ein.

General Diebitsch erfüllte Nikolaus Wünsche nicht, denn die Polen kämpften unerschrocken und bewiesen ihren Mut in jeder Schlacht. Diebitsch selbst war hoch beeindruckt von dem Kampfwillen der Polen.

Eine weitere Schwierigkeit der Russen war die Cholera Epidemie im Frühling 1831. Der Epidemie erlag der General selbst, bevor er die Nachricht erhalten konnte, daß er abgesetzt wird und daß der Zar wünscht, daß an seine Stelle der Feldmarschall Paskenwitsch berufen wird.

Von der Cholera betroffen wurde auch Konstantin .Auch er starb vor Ausgang der Revolution.

Paskewitsch zeichnete sich durch besondere Brutalität aus, sowie durch sehr entschlossenes Vorgehen.

Im Sommer 1831 stand er mit 78000 Soldaten und 400 Geschützen vor Warschau. Die Polen hatten lediglich die Hälfte der Soldaten und ein Viertel der Geschütze.

Nach einem aufopfernden Kampf der Polen, war es nicht zu umgehen, daß Paskewitsch am 22 September 1831 in den Belvedere Palast einzog. Der Krieg war zu Ende.

2.5. Die Folgen des Aufstandes

Viele der enttäuschten Revolutionäre gingen in die Emigration. Eines ihrer Domizile wurde das " Hotel Lambert" in Paris. Es war in Besitz des Grafen Czartoryski. Hier verkehrten Mickiewicz und Chopin. Sie ließen das Polentum außerhalb der Heimat hochleben.

Im Land griffen die Russen dagegen zur brutalen Rache.

Paskewitsch erhielt den Titel des Warschauer Fürsten. Er regierte in Warschau noch 25 Jahre. Unter seiner Herrschaft wurde die Charta aufgehoben und das Land tyrannisiert.

Es wurde den Polen auferlegt für die Kosten der Besatzungsmacht im eigenen Land aufzukommen, nachdem die polnische Armee aufgelöst wurde. Die Polen wurden verpflichtet 200 000 junge Männer innerhalb von 20 Jahren zu rekrutieren, für die russische Armee.

Als Folge von Gerichtsverfahren gegen die Aufständischen wurden 3000 Landgüter beschlagnahmt und 50 000 Familien verschleppt in die Weiten Sibiriens.

Weitere Schmach bereitete Nikolaus den Polen durch den Bau einer Zitadelle im Zentrum Warschaus, um seinen Mißmut über den Katholizismus zu äußern. Er war sich im klaren, daß er damit die tief römisch-katholischen Polen erniedrigt, obwohl er bereits katholische Klöster hat schließen lassen.

Nikolaus ließ auch wichtige polnische Universitäten in Warschau und Wilna schließen. Die Polen sollten keine Orte der eigenen Kultur und eigener Identität mehr haben.

Im Verlaufe der nächsten 40 Jahre wurde sogar der Rubel zur polnischer Währung.

Polen wurde nach dem Aufstand 1830/31 zum Teil Rußlands.

Aufstand 1863/64

3.1 Versöhnungspolitik

1856 starb Nikolaus, sein Nachfolger Alexander der Zweite lockerte die Diktatur in Polen, ähnlich wie in Rußland selbst. Er sah die Notwendigkeit vieles zu ändern, aber lediglich aus Selbstschutz, um seine Macht nicht durch eine Revolution zu verlieren.

Er betonte, daß es unter seiner Herrschaft zu keinen Hoffnungen auf Unabhängigkeit in Polen kommen soll. Die Linderung der Umstände wurde durch die Gründung der Akademie der Medizin in Warschau und die Belebung der Presse offensichtlich.

Als neuer Stadthalter wurde der Bruder Alexanders Großfürst Konstantin eingesetzt. Er war ein bekennder Befürworter liberalen Gedankengutes.

Der höchste Beamte, somit das Exekutivorgan wurde 1862 Wielkopolski.

Gleich zu seinem Amtseintritt erklärte er drei Verordnungen:

Bauern und Gutsbesitzer sollten Zinsen an die Regierung entrichten. Der Zinns sollte niedriger berechnet werden als die Summe zum "Freikauf", wie in Rußland.

Diese Bestimmung änderte so gut wie nichts an der Situation der Bauern und schob eine wirkliche Regelung nur in die Zukunft.

Die Juden wurden Befreit von jeglichen Beschränkungen, deren sie bis jetzt ausgeliefert wurden. Sie konnten ihren Wohnort frei wählen und brauchten keine Extra Steuern zu zahlen.

Im Bereich des öffentlichen Lebens wurden die Reformen des Jahres 1831 widerrufen und es wurden Schulen und Universitäten gegründet .

3.2 der Verlauf des Aufstandes

Die Politik Wielkopolskis , somit auch Alexanders führte zu einer Modernisierung der Abhängigkeit. Es war aber schon zu spät und Polen war bereits wieder im Vorbereitungsstadium eines neuen Aufstandes.

Diesmal unterschieden sich die größeren Strömungen auf der polnischen Seite nach ihrer Haltung bezüglich der Bauern. Die "Roten" befürworteten eine Bauerbefreiung und drängten zu einem schnellen Beginn einer Revolution. Viele von ihnen waren "hitzige" Studenten, die mit russischen Jungrevolutionären zusammenstudiert haben. Sie waren voller sozialistischer Ideen und von einem pathetischen Patriotismus.

Auf der Anderen Seite standen die "Weißen", die koservativ-liberalen, meistens begüterten Adligen, die einer überhasteten Revolution mit Skepsis gegenüberstanden. Insbesondere war ihnen die Vorstellung einer Bauernbefreiung unbequem, da sie ja vordergründig von der Leibeigenschaft profitierten.

Wielkopolski war der brodelnde Zustand der Nation bereits aufgefallen und er fand eine besondere Taktik zur Vorbeugung eines Aufstandes. Er rekrutierte die politisch Verdächtigen in die Russische Armee. Die erste gezielte Aktion dieser Art fand am 14/15 Januar 1863 statt, vielen der jungen Aufständischen gelang aber die Flucht in die Wälder. So sammelten sich ganze Gruppen von kampfbereiten Männern um die Ortschaften.

Bevor es am 25 Januar zu einer weiteren Rekrutierung kommen konnte, brach am 22 Januar 1863 der Generalaufstand aus. Die Übergangsregierung enthob die Bauern jeglicher Zinsen und Frondienste, gab ihnen Land und versprach Landlosen Land aus den volkseigenen Ländereien, wenn sie bereit sind zu kämpfen.

In der Januarnacht hatten die 6000 Bewaffneten 33 Kämpfe mit zaristischen Streitkräften geführt.

Der Aufstand war sehr schlecht organisiert und von Anfang an ohne Aussicht auf militärischen Erfolg. Die Truppen des Zaren waren sehr stark, die polnischen Einheiten waren ihrerseits nur Partisanen, die aus dem Hinterhalt, überraschend zuschlugen in kleinen Einheiten. Hinzu kamen vereinzelte Dörfer, die gegen ihre Gutsherren rebellierten.

Aber letztendlich wurden im Verlauf des Aufstandes 1200 Kämpfe ausgefochten. Es konnten 200000 Menschen mobilisiert werden, ihnen gegenüber standen 340000 sehr gut bewaffnete russische Soldaten.

Meinungsverschiedenheiten zwischen den " Weißen" und " Roten" machten sich in der Unbeständigkeit der Übergangsregierung deutlich. Ihre Führung wechselte ständig und konnte den Aufstand nicht kontinuierlich leiten.

Die Hingabe Polens an ihre Heimat fand überall in Europa Beachtung und Sympathie, sogar Karl Marx sprach mit Respekt über die kämpferischen Polen.

Rußland wußte, daß es vorsichtig mit der Niederschlagung der Revolte umgehen sollte. Vorallem gab es viele Sympathisanten der " polnischen Sache" auch im Inland. Auch das Ausland sollte durch Brutalität nicht schockiert werden. Es wurde lediglich ein Pakt zur Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Revolte mit Preußen beschlossen.

Der Aufstand zeigte im Herbst 1863 deutliche Erschöpfungszustände. Die Oberhäupter der Übergangsregierungen machten sich zur Tyrannen und beuteten ihre Untertaten aus. Die Einheiten zeigten sich erschöpft. Es kam noch zu weiteren Wechseln an der Spitze des Regierungskommites, aber das Land war ausgezehrt.

Am 2 März 1864 versetzte Alexander Polen den endgültigen Stoß durch ein taktisch wohlüberlegten Beschluß. Er übergab den Bauern , das von ihnen bewirtschaftete Land und gab den Landlosen Ländereien aus den Volksgütern. Somit hatten die Bauern aufgehört zu Kämpfen. Den " Roten" fehlte jetzt das entscheidene Argument. Und der Aufstand ist erloschen

3.3 Die Folgen des Aufstandes

Es sind auf der polnischen Seite 5000- 6000 Menschen während des Aufstandes gefallen. Ein weiteres Tausend wurde als Folge von Urteilssprüchen erschossen oder erhängt. 38 000 Menschen wurden verurteilt zu Umsiedlung nach Sibirien. 10000 sind ausgewandert. Es wurden 3400 Landgüter beschlagnahmt.

Auch wenn diese Zahlen die ganze Grausamkeit nochmals aufzeigen, die den Polen widerfahren ist, muß betont werden, daß es in die polnische " Seele" übergegangen ist. Der Stolz auf den Mut der Vorfahren ist ein großer Teil der polnischen Identität und ein heldenhafter Akt auf der geschichtlichen Bühne Europas.

Die Besatzung Polens dauerte noch bis 1918 an.



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