Die Errichtung des Limes
Erst in der Kaiserzeit setzte die Sicherung des Römischen Reiches durch
künstliche Grenzanlagen ein. Es entstanden aufgrund geographischer und historischer
Vorgaben unterschiedliche Limestypen. Die bekannteste Befestigungslinie war der
obergermanisch-rätische Limes.
Nach Einstellung des von Augustus projektierten Plans, ganz Germanien bis zur
Elbe zu erobern, leiteten die Niederlage in der Varusschlacht (9 n.Chr.) und
die Grenzkämpfe im Jahr 83 gegen die Chatten eine Umstrukturierung der
römischen Politik von der Expansion zur Überwachung der Germanen ein. Bis zum
Krieg der Markomannen gegen Marc Aurel und den einsetzenden Alemannenstürmen
wurde zur Sicherung des Dekumatenlands das System von Vormarschwegen, Dämmen
und Schneisen durch Wälle, Mauern und Kastellketten des
obergermanisch-rätischen Limes gesichert, den von Seligenstadt bis Miltenberg
der Main (»nasser Limes«) ergänzte.
Das vornehmliche strategische Moment des Limes war nicht nur der
Bollwerkcharakter, sondern es lag in seiner Kommunikationsfunktion. Denn der
Limes war als Beobachtungslinie mit Wachtürmen eingerichtet, die in Sichtweite
(200-1000 Meter) standen und über die durch Signal-, Rauch- und Lichtzeichen
Informationen ausgetauscht und zu den Kastellen weitergegeben wurden.
Das Beispiel der Saalburg verdeutlicht die Gründung von Zivilsiedlungen (Vicus)
im Schutz der sogenannten Auxiliartruppenlager. Tacitus, der als Zeitgenosse
Domitians 98 zuerst den Begriff »Limes« in der Bedeutung von »Reichsgrenze«
gebrauchte, kommentiert diesen Prozeß in seiner »Germania«: »Allerlei Gesindel
aus Gallien und Leute, die die Not kühn gemacht hatte, eigneten sich in diesem
gefährdeten Gebiet (= Agri Decumates) Grund und Boden an.« Auch die
Soldatenfamilien wurden seßhaft und hatten zusätzlich zu ihren sonstigen
militärischen Pflichten strategisch funktionalisiert ihr eigenes bäuerliches
Land zu verteidigen.
Die in der Folge des Wirtschaftswachstums sich hieraus entwickelnde
provinzialrömische Kultur bildete nicht nur den Markstein zwischen den
romanisierten Galliern und den Germanen, sondern bestimmte auch nachhaltig die
weiteren Differenzen in der Kulturgeschichte dieser Völker. Bis heute sind noch
deutliche Geländespuren der Wallanlagen zu erkennen. Im Volksmund ist die
Bezeichnung »Teufelsmauer« bzw. »Heidenwall« für diese Überreste lebendig
geblieben.