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Ursachen:
Die neue Verfassung ist in Wirklichkeit ein Schritt zurück. Der einzige Unterschied ist, daß es nun heißt, daß der König nicht nur "von Gottes Gnaden' sondern auch "nach dem Willen des französischen Volkes' berufen wurde. Ansonsten ist die Verfassung identisch mit der von 1814.
Belgien
erklärt Unabhängigkeit
Deutschland:
Hannover, Braunschweig, Sachsen und Kurhessen bekommen Verfassungen
Polen:
Aufstand, weil Rußland eventuell Belgien angreifen will und dann durch Polen muß. Niedergeschlagen. Zar will Polen zur russischen Provinz machen.
2.1. Schwerpunkte deutscher und
sächsischer Geschichte im 19. Jahrhundert
Um dem Anliegen des vorliegenden Themas gerecht zu
werden, möchte ich die Betrachtung des geschichtlichen Rahmens bereits mit
entscheidenden Ereignissen der europäischen, deutschen und sächsischen
Geschichte zu Ausgang des 18. Jahrhunderts beginnen. Machen sich doch die
Wetterleuchten einer ganz neuen Epoche nun auch auf dem europäischen Festland
bemerkbar. Anders als die bürgerliche Revolution in England hat die
territoriale Nähe der Französischen Revolution zum deutschen Nachbarstaat und
vor allem als dem Konkurrenten Nummer Eins einen doch größeren Einfluß auf das
Schicksal der deutscher Geschichte.
Der Ruf nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit fand natürlich auch im
deutschen Volke seinen Widerhall. Aber so gegensätzlich wie die
jahrhundertelange Entwicklung Frankreichs vom Partikularstaat zum Zentralstaat und
Deutschlands vom zentralen Reich Karls des Großen zur Macht der
Partikulargewalten war, so unterschiedlich war auch der Grad der Zustimmung in
Deutschland zu dem, was sich 1789 in Frankreich und speziell in Paris
ereignete.
Der Adel schmiedete sofort Pläne einer Allianz gegen Frankreich. Anders
verhielten sich aber die Träger der neuen Produktionsmittel und des damit
verbundenen wirtschaftlichen und politischen Gedankengutes. Einig war sich das
aufstrebende deutsche Bürgertum und die fortschrittliche Intelligenz wohl nur
darin, daß auch dem Treiben der verschwenderischen Hofhaltung deutscher Fürsten
ein Ende gesetzt werden müßte. Dennoch zeigten sich hier die zwei Seelen, die
in der Brust des Bürgertums wohnten. So manche Manufakturbesitzer verdienten ja
nicht schlecht an den von ihnen hergestellten und am Hofe so begehrten
Luxusartikeln. Andere deutsche Demokraten eilten nach Frankreich, um die
Revolution unmittelbar zu erleben.
Die im August 1798 von der französischen Verfassungsgebenden Nationalversammlung
- Konstituante - gefaßten Beschlüsse zur Bauernbefreiung und Abschaffung aller
Feudalrechte und die Verkündung der Menschenrechte nach dem Vorbild der USA
fanden im deutschen Bürgertum eine unterschiedliche Bewertung, die von heller
Begeisterung bis strikter Ablehnung reichte. War es die Angst vor der eigenen
Courage oder schon die vor dem bis zum Außersten gehenden Bewegungen unterer
Volksschichten? Gerade die zweite Seite erhielt ihren Nährboden in der
radikalen Phase der Französischen Revolution bis hin zur Herrschaft des
Wohlfahrtsausschusses um Robespierre, Danton, Marat und Saint-Just. Die
Guillotine wurde auch in Deutschland zum Schreckenssymbol und das nicht nur
beim Adel.
An dieser Stelle erscheint es mir wichtig zu erwähnen, daß Sachsen, als deutsches
Kurfürstentum, schon zwischen 1763 und 1789 eine Politik des aufgeklärten
Absolutismus betrieben hat. Die Wirtschaftspolitik wurde nach liberaleren
Grundsätzen betrieben als zum Beispiel in Preußen. Hier herrschte noch freie
Konkurrenz statt monopolistische Bevorteilung einzelner Unternehmer. Den
Manufakturen in Sachsen eröffnete dies einen breiteren Spielraum als in den
meisten anderen deutschen Territorien.
Die Nachricht vom Sturm auf die Bastille und der Revolution in Frankreich wurde
in Sachsen besonders bei den Bauern aufgenommen. Sie waren am meisten
unzufrieden mit ihrer Lebenslage.
Obwohl es große Veränderungen in der sächsischen Landwirtschaft seit 1760 gab
und der Adel die Ausbreitung des Futtermittelanbaus und die Einführung der
ganzjährigen Stallfütterung förderte, den Anbau von mehr Kartoffeln und Rüben
begünstigte, künstliche Düngemittel einführte sowie die Arbeitsgeräte
verbessert wurden und die Ausweitung der Felder höhere Erträge brachte, zahlte
es sich für die Bauern nicht aus.
Sie mußten zusätzliche Frondienste leisten und wurden zur Schafhaltung
verpflichtet.
Seit 1788 häuften sich Mißernten und die Unzufriedenheit spitzte sich zu, was
langanhaltende Dürren im Frühjahr und Sommer 1790 verschärften.
So ist es nicht verwunderlich, daß sich die Bauern zu wehren beginnen und erste
Aktionen im Mai 1790 dort ausbrechen, wo das für die kurfürstliche Jagd gehegte
Wild zur Plage wurde, in der Sächsischen Schweiz. Wehlener Bauern und weitere
15 Gemeinden der dortigen Umgebung verjagten das Wild oder schossen es ab. Als
die sächsische Regierung eine Reduzierung des Wildbestandes anordnet, enden die
Unruhen.
Der Aufruhr flackerte erneut auf, als er mit dem Seiler Christian Benjamin
Geißler aus Liebstadt im Osterzgebirge ein Sprachrohr fand. Er verbreitete
selbstverfaßte Aufrufe gegen Adelsprivilegien, für die Abschaffung der
Wildgehege und für gerechtere Justiz an den Bauern.
Zum offenen Ausbruch eines Aufstandes kam es am 3. August 1790 bei Schleinitz
und Petzschwitz im Meißner Gebiet. Die Bauern kündigten die Frondienste,
entwaffneten kleinere militärische Einheiten, erzwangen Verzichtserklärungen
auf Frondienst und Zinsen an Adel. Nachdem einige Bauern verhaftet wurden kam
es zur Ausweitung der Aktionen und innerhalb zwei Wochen wurde fast das
ganze Flachland erfaßt. Auch von den Bauern des Rittergutes des Ortes
Königsfeld, der nur 3 km von der Stadt Rochlitz entfernt liegt, ist bekannt,
daß sie sich am Aufstand beteiligten.
Einer militärischen Macht von 5600 Mann, die die Dresdner Regierung gegen die
sächsischen Bauern schickte, waren sie nicht gewachsen.
'Mit dem am 18. Januar 1791 erlassenen - Mandat, wider den Tumult und
Aufruhr - und den darin enthaltenen Androhungen von Repressalien aller Art bis
zur Todesstrafe für neuerliche Aufstandsversuche schuf der kursächsische
Feudalstaat ein alle weiteren antifeudalen Aktivitäten erstickendes
Gesetz.' (Groß, 1989, S. 310)
Ein nachhaltiges Echo des sächsischen Bürgertums auf die Französische
Revolution blieb aber aus. Anders hingegen reagierte der herrschende Adel. Im
August 1791 trafen sich im Schloß Pillnitz der österreichische Kaiser und der
preußische König als Gäste des sächsischen Kurfürsten, um einen Pakt gegen die
französische Revolution und die Unruhen in den eigenen Ländern zu schließen. In
der 'Pillnitzer Deklaration' einigten sich die Fürsten auf die
Wiederherstellung des Königtums in Frankreich, auch durch den Einsatz
militärischer Mittel.
In den Aufzählungen der nun folgenden Ereignisse kann man nachlesen, daß sich
der Kurfürst Friedrich August III. bemühte, innerhalb der zu befürchtenden
Auseinandersetzungen neutral zu bleiben. Dabei lehnte er sogar die ihm
angetragene polnische Königskrone ab, um nicht in die Machtkämpfe zwischen
Preußen, Rußland, Frankreich und Österreich zu geraten.
'Als aber die französische Revolutionsarmee erfolgreich operierte,
Reichsgebiet erreichte und Mainz sowie Frankfurt am Main besetzte, daraufhin
der Regensburger Reichstag den Reichskrieg gegen Frankreich beschloß, da
glaubte auch Sachsen, seinen Verpflichtungen gegenüber dem Reich nachkommen zu
müssen. Am 19. Oktober 1792 trat es dem Reichskrieg bei und rüstete ein Korps
von 6000 Mann, 3000 Pferden und 10 Geschützen unter General Lindt aus.'
(Groß, 1989, S. 315)
Für Sachsen sollte das eine lange Zeit zwischen den Fronten werden, für
Frankreich allerdings brachte es in der Folge den Aufstieg Napoleons, der, als
er 1812 in Pillnitz weilte, gesagt haben soll: 'Hier bin ich
geboren.'
An dieser Stelle möchte ich meine Gedanken zu den politischen und militärischen
Verwicklungen, die sich nun für Sachsen ergaben, unterbrechen und einige
Aussagen zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschland am Ende des 18.
Jahrhunderts treffen.
Im Gegensatz zu Frankreich fehlte in Deutschland eine einheitliche Wirtschaft
und ein einheitlicher Staat, der der Entwicklung der Ökonomie förderlich
gewesen wäre. Die kapitalistische Entwicklung vollzog sich demzufolge weitaus
schwerfälliger als in den zentralisierten Staaten Europas und den USA.
'Am Ende des 18.Jhs. lebten von den etwa 23 Millionen Einwohnern
Deutschlands mehr als drei Viertel auf dem Lande. Die gesellschaftliche
Arbeitsteilung zwischen Stadt und Land setzte sich nur langsam durch, und
selbst die Städte - nur zwei von ihnen, Wien und Berlin, hatten mehr als 100000
Einwohner - hatten in mancher Hinsicht noch ländlichen Charakter.'
(Deutsche Geschichte Bd. II, 1967, S. 4)
Hinzu kamen veraltete Betriebsformen in der Landwirtschaft wie zum Beispiel die
Dreifelderwirtschaft, die auch durch die noch ungenügende Zufuhr von künstlichem
Dünger noch nicht überwunden werden konnte. Mangel an Futtermitteln ließ die
Viehwirtschaft stagnieren. Allein in den nördlichen deutschen Ländern kam es zu
einem Aufschwung der Getreidewirtschaft, da England auf Grund erhöhten
Eigenbedarfs Getreide verstärkt importierte. Allerdings wirkte sich dies
wiederum auf die Preisentwicklung aus, so daß es zu Teuerungen in den Städten
kam, was wiederum zu Hungerunruhen z.B. in Mecklenburg und Halle führte.
In Deutschland war das Handwerk immer noch dominierend und damit auch an der
Schwelle des industriellen Zeitalters hinderlich für die Entwicklung der
Manufakturen. Es bestand noch die Zunftverfassung, die aber in der Praxis oft
verletzt wurde.
Noch gab es keine Gewerbefreiheit und die feudale Agrarverfassung hemmte
ebenfalls die Manufakturentwicklung, weil es einfach an Lohnarbeitern fehlte.
Die Textilindustrie war vor allem als dezentralisierte Manufaktur angesiedelt.
Dort wo ländliche Erträge gering waren und wo die Bevölkerung auf
Nebenverdienst angewiesen war, funktionierte das Verlagswesen als Zwischenstufe
zwischen Handwerk und Manufaktur. 'Wie in anderen Ländern begann auch in
Deutschland die Industrialisierung in der Leichtindustrie, da in ihr geringere
Investitionen als in der Schwerindustrie erforderlich sind und das Kapital
schneller umschlägt, wodurch sich leichter Profite erzielen lassen. Den
wichtigsten Zweig der Leichtindustrie bildete die Textilindustrie. Im letzten
Drittel des 18.Jhs. erlebte vor allem die Baumwollindustrie einen Aufschwung.
Die Baumwolle wurde teils über Wien aus Mazedonien, teils über Hamburg aus
Westindien eingeführt und im Gebiet um Elberfeld, in Schlesien und in Sachsen
(vor allem in Chemnitz und Plauen) verarbeitet. Ein Teil der Fertigwaren wurde
exportiert.' (Deutsche Geschichte Bd. II, 1967, S. 6)
Sachsen setzte in der Wiederherstellungsphase nach dem Siebenjährigen Krieg
(1756 -1763) wie oben schon erwähnt auf die Errichtung neuer Manufakturen.
Neben den drei Großstädten Leipzig, Dresden und Chemnitz war es auch das Gebiet
zwischen Zwickauer Mulde, Zschopau und Freiberger Mulde, in dem sich auch
Rochlitz befindet, wo es verstärkt zu Neugründungen kam. Dabei spielte
sicherlich das Wasser als noch meistgenutzte Antriebskraft neben Mensch und
Tier die ausschlaggebende Rolle der Standortwahl.
Englische Technik, namentlich die Spinnmaschinen hielten in Sachsen Einzug.
'Am Ende des 18. Jahrhunderts liefen über 2000 Spinnmaschinen in
Chemnitzer Betrieben und in den in den umliegenden Städten vor allem des
Muldentales errichteten Textilfabriken.' (Groß, 1989, S. 300)
Die weitere wirtschaftliche Entwicklung Sachsens und den damit verbundenen
sozialen Auswirkungen auf die Bevölkerung war wiederum eng mit der europäischen
Politik verbunden. Die von Friedrich August III. angestrebte
Neutralitätspolitik ließ sich, wie oben bereits erwähnt, auf die Dauer nicht
halten. Die Ereignisse der Koalitionskriege gegen Frankreich zwangen Sachsen,
sich auf die Seite der deutschen Großmächte zu stellen, wobei es zunächst an
Preußen dann an Österreich als Bündnispartner geriet.
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