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Einleitung
Der Erste Weltkrieg verschob die Gewichte in der Weltwirtschaft. Die europäischen Industriestaaten verloren dort einen Gutteil ihrer Position. Beherrschend wurden jetzt die Vereinigten Staaten als Hauptgläubigerland für ganz Europa.
Zwar hatten sich die USA, enttäuscht darüber, daß die Friedensregulierungen einzig vom Machtdenken ihrer europäischen Verbündeten bestimmt waren, zunächst in bewußte Isolation zurückgezogen. Sie blieben dem Völkerbund fern und ratifizierten die Friedensverträge von Versailles und St. Germain nicht. Die wirtschaftliche Misere Europas aber veranlaßte die USA zu einer Vermittlerrolle. Die Zahlungsfähigkeit Deutschlands sollte durch amerikanische Kredite wiederhergestellt werden. Die kurzen Jahre der Wirtschaftsblüte (1926 bis 1929) begannen.
Ein unbändiger Konjunkturoptimismus und der Glauben an eine anhaltende Prosperität der amerikanischen Wirtschaft führte in den USA zu umfangreichen Aktienspekulationen (zwischen 1927 und 1929 verdoppelten sich die Aktienkurse). Am Freitag, dem 25. Oktober 1929, dem so genannten Schwarzen Freitag, kam es in New York zu massiven Kursstürzen und in der Folge zum Konjunktureinbruch.
Die grol3e Wirtschaftskrise erfaßte die ganze Welt. Zu diesem Zusammenbruch war es gekommen, weil sich in der amerikanischen Wirtschaft, die durch die anhaltende Nachfrageschwäche Europas sehr stark auf ihren eigenen Markt angewiesen war, Sättigungserscheinungen zeigten. Schlechte Ernten stürzten viele Farmer in Schwierigkeiten, es kam zur Absatzverringerung und zu Massenentlassungen. Nun zogen die amerikanischen Banken Kapital aus den europäischen Staaten zurück (zwischen 1930 und 1933 kollabierten 9000 amerikanische Banken).
Der Zusammenbruch der Österreichischen Credit-Anstalt am 11. Mai 1931 zeigte, daß die Krise auch Europa voll erfaßt hatte. In Deutschland, das sich - zur Erfüllung von Reparationsverbindlichkeiten und zur Modernisierung der durch Kriegs- und Nachkriegsereignisse entwerteten Produktionsanlagen -, im Ausland hoch verschuldet hatte, war die Situation noch schlimmer. In Deutschland führte diese Entwicklung zu einer schweren Bankenkrise, zu zahlreichen Konkursen sowie zu Massenarbeitslosigkeit (1932 rund sechs Millionen). 1932, auf dem Höhepunkt der Krise, waren das Sozialprodukt um rund 50 Prozent, die Arbeitseinkommen um 45 Prozent und der Außenhandel um 60 Prozent zurückgegangen. Um totalen Zusammenbruch des deutschen Bankensystems zu verhindern, mußte die Reichsregierung die Banken durch Aktienkäufe stützen
In vielen Ländern brach die Industrieproduktion zusammen. Millionen Menschen wurden arbeitslos. Allein in Deutschland stieg die Zahl der Erwerbslosen von 630000 (1925) auf 6,1 Millionen (Anfang 1933). Die staatliche Unterstützung der Arbeitslosen war gering und nur befristet. Not und Elend erfaßte Millionen von Familien.
In den Ländern, in denen die parlamentarische Demokratie noch keine lange Tradition hatte, vermuteten viele Menschen in dieser den Hauptgrund des Elends. Die Kommunisten sahen im Kapitalismus die Ursache allen Übels und verwiesen auf die Sowjetunion, die von der Weltwirtschaftskrise unberührt blieb. Hitlers Nationalsozialisten gaben den Westmächten und den Juden die Schuld. Das Bürgertum in seiner Angst vor den Kommunisten, die verschuldeten Bauern, die Großindustriellen, die mit Rüstung und neuen Absatzmärkten das Geschäft beleben wollten, aber auch viele Arbeitslose sahen im ,,starken Mann' Hitler den Retter und gaben zunehmend seiner NSDAP ihre Stimme.
In den Vereinigten Staaten hingegen versuchte Präsident Franklin D. Roosevelt durch eine neue Wirtschaftspolitik, den New Deal, die Krise zu bekämpfen. Wesentliche Bestandteile des New Deal waren die Förderung der Interessen der Arbeiter etwa durch gesetzliche Festlegung des Mindeststundenlohns - und staatliche Finanzierung von Arbeitsbeschaffungs-programmen.
In den Industrieländern hatte die Krise die schlimmsten Auswirkungen:
Das Bruttosozialprodukt von 16 führenden Industrieländern fiel um 17%.
In den USA fiel die Industrieproduktion um 45% in Westeuropa um ein knappes Drittel.
In den 16 führenden Ländern ging das Volumen der Einfuhren um 1/4 zurück, das der Ausfuhren um noch mehr. Auch der internationale Handel ging stark zurück.
Die Arbeitslosenraten schnellten in die Höhe (in den USA 1/4 Arbeitslose; Dänemark, Norwegen und Deutschland jede dritte Arbeitskraft arbeitslos).
Hunger, eine höhere Sterblichkeitsrate, eine breite und tiefe Hoffnungslosigkeit, eine schnelle steigende Kriminalität und eine zunehmende politische Radikalisierung waren die Folgen.
Bild 1: Der Zusammenbruch des Aktienmarktes in der New Yorker Wall Street 1929 leitete die größte Weltwirtschaftskrise aller Zeiten ein. Hunderttausende Amerikaner verloren in dieser Zeit ihre Stelle. Von den rund 6 000 Menschen in der Schlange, die alle auf eine neue Stelle hofften, wurden nur 135 angestellt.
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