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Referat Entstehung und Konzept des Reichstages, Der Wettbewerb 1882, Das Kuppelproblem, Die künstlerische Ausschmückung bis zur Schlußsteinlegung

geschichte referate

geschichte referate

Einleitung:

Ich möchte mit diesem Referat einiges über den Reichstag in Berlin berichten. Zum einen den geschichtlichen Hintergrund, warum wir überhaupt den Reichstag haben und welche Veränderungen er in der Geschichte und in seiner eigenen Architektur miterleben konnte.

Des weiteren möchte ich einen kleinen Einblick über den Komplex Reichstag darlegen, da die Thematik des Reichstages sehr weitläufig ist. Im Reichstags selber sind Kunstwerke ausgestellt, doch ich werde diesen Punkt nur kurz anreißen, da ich mich mehr um die Geschichte und das Konzept des Reichstages kümmern möchte. Weiterhin werde ich auf das Kuppelproblem eingehen.

Auf das politischen Geschehen im Reichstag werde ich nicht eingehen, da dies nicht Ziel meiner Arbeit sein soll.

Geschichtlicher Hintergrund:



Wie wir alle eigentlich wissen, ist der Reichstag nicht im 20. Jahrhundert gebaut worden, sondern im ausgehenden 19. Jahrhundert. Doch wie kam es zum Bau des Reichstages?

Nach dem Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft ging in Deutschland eine Epoche der Reformen zu Ende. Die konservativen Mächte gewannen die Oberhand und schufen sich im Deutschen Bund ein Instrument zur Verteidigung der bestehenden und gesellschaftlichen Ordnung. Es gab noch keinen einheitlichen deutschen Staat, sondern eine große Anzahl von vielen einzelnen Fürstentümern und freien Städten.

Die Geschichte von 1815- 1848:

In einigen süd- deutschen Staaten sind Verfassungen (Konstitutionen) erlassen worden und somit gab es einige Parlamente in Deutschland. Diese hatten zwar nur wenig Macht, aber diese Parlamente vergrößerten die Basis für eine bürgerlich- politische Öffentlichkeit und bildeten eine parlamentarisch- politische Führungsschicht heraus. Im Jahr 1815 ist die deutsche Burschenschaft gegründet worden, welche als Antwort auf die Restaurationspolitik Metternichs (Bekämpfer der liberalen Bestrebungen) die Losung "Ehre, Freiheit, Vaterland" hatte und die Farben schwarz, rot, gold besaß. Metternich erlässt 1819 die "Karlsbader Beschlüsse", nachdem der Dichter Kotzbue von einem radikalen Liberalen umgebracht wurde. Hauptpunkte der "Karlsbader Beschlüsse" sind die Verfolgung der Demagogen, Verbot der Burschenschaften, die Überwachung der Universitäten und Pressezensur zur Unterdrückung der nationalen und liberalen Bewegungen. Durch die französische Julirevolution erlangen 1830/31 Sachsen, Hannover, Braunschweig und Kurhessen eine Verfassung.

Die meisten deutschen Staaten schließen sich 1834 zum Zollverein unter der Führung Preußens zusammen. Die Auflösung der Personalunion zwischen Hannover und Großbritannien führt 1837 zur Amtsenthebung der "Göttinger Sieben" und der König von Hannover hebt die Verfassung auf. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen amnestiert 1840-1861 die Demagogen. Durch die französische Forderung der Rheingrenze 1840 führt zum erneuten Aufleben des deutschen Nationalbewusstseins.

1847 Berufung des "Vereinigten Landtages" von Preußen (beratende ständige Versammlung aus Vertretern aller preußischen Provinzen), der bald wieder aufgelöst wird. Durch das Übergreifen der französischen Februarunruhen im Februar/ März auf Deutschland kommt es zu Demonstrationen für Vereins- und Pressefreiheit, Schwurgerichte und Volksbewaffnung. Man fordert ein deutsches Parlament und nationale Einheit. Die Fürsten berufen nationale Märzminister.

31.03- 04.04.1848 Das Frankfurter Vorparlament beschließt die Berufung einer Nationalversammlung zur Erschaffung einer Verfassung. Der Bundestag, das Organ des Deutschen Bundes, stimmt zu. Am 18.08.1848 wird nach der Eröffnung der Nationalversammlung in der Frankfurter Pauls- Kirche der hessische "Märzminister" Heinrich von Gagern zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt. Vom Juli bis Oktober 1848 beginnt das Parlament seine Arbeit mit der Beratung der Grundrechte, die im Dezember verkündet werden. Diese Grundrechte werden das Vorbild für alle späteren deutschen Verfassungen. Anschließend wird über die Ausgestaltung einer Verfassung zur konstitutionellen Monarchie bis März 1849 beraten. Doch im Oktober 1848 kommt es in Wien zu Barrikadenkämpfen durch meuternde Truppen. Fürst zu Windischgrätz bricht den Widerstand der Revolutionäre durch Waffengewalt. Die gegenrevolutionären Kräfte erstärken. Die gegenrevolutionären Kräfte, gestützt auf das Militär, gewinnen immer stärker die Oberhand

Am 05.12.1848 wird die preußische Nationalversammlung aufgelöst. Der König oktroyiert eine preußische Verfassung. Die "kleindeutsche" Richtung setzt sich im März 1848 in der Verabschiedung der deutschen Reichsverfassung durch. Doch der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV: lehnt seine Wahl zum Erbkaiser ab, da er nicht König bzw. Kaiser auf Gottes Gnaden ist.

Die nationalen Bewegungen zur Annahme der Reichsverfassung führen im April und Mai 1849 in zahlreichen deutschen Staaten zur Mairevolution. Nach der Auflösung der "Pauls- Kirche" und des Stuttgarter "Rumpfparlaments" schlagen preußische und andere deutsche Bundestruppen die Aufstände in der Pfalz und in Baden nieder.

Die Revolution und die Demokratie haben verloren und die Gegenrevolution hat gesiegt. Es wird versucht die alte Feudalordnung wiederherzustellen. Doch die Arbeit der "Pauls- Kirche" blieb nicht ohne geschichtliche Wirkung. Die Hoffnung auf einen deutschen Staat bleibt in der Bevölkerung erhalten, auch die Verwirklichung der Idee des liberalen Rechts- und Verfassungsstaates.

Mit der von Otto von Bismarck inszenierten Proklamation des preußischen Königs zum "Kaiser der Deutschen" am 18.01.1871 im Spiegelsaal des Versailler Schlosses wird die Reichsgründung besiegelt.

Entstehung und Konzept des Reichstages

Das Reichstagsgebäude wurde im Jahre 1894 nach einem Entwurf von Paul Wallot realisiert. Für den Bau wurde das ehemalige Palais des Fürsten Raczynski im Jahre 1883/84 abgetragen. Die Besonderheit des Reichstages war der Plenarsaal, der mit einer Kuppel aus Glas überdeckt war. Vom Reichstag wurde am 9.11.1918 die Weimarer Republik von Philipp Scheidemann ausgerufen. Die Zerstörung des Plenarsaals durch den Brand am Abend des 27.02.1933 symbolisiert den Untergang der Demokratie. Das Parlament der zerfallenden Weimarer Republik war gerade zur Neuwahl aufgelöst als die Flammen, für die Führung der Nationalsozialisten zum richtigen Zeitpunkt, loderten. Ihr Propagandachef Joseph Goebbels sprach zynisch von einem «Geschenk des Himmels». Der Reichstagsbrand verhalf den Nazis endgültig zur Macht. Noch im Gebäude nahm die Polizei den 24 Jahre alten Niederländer Marinus van der Lubbe als Täter fest.

Angeblich fand man ein kommunistisches Flugblatt bei ihm. Er verhalf den Nazis unfreiwillig zur Errichtung ihrer Terrorherrschaft in Deutschland. Untersuchungen stellen van der Lubbe als Einzeltäter dar, der die Arbeiter zum Kampf für die Freiheit aufrütteln wollte. Sofort begann die Jagd auf politische Gegner. Bis zum Morgengrauen wurden tausende Personen festgenommen. Hitler ließ sich als Regierungschef mit Sondervollmachten ausstatten, die Ausschaltung der Weimarer Verfassung ließ sich begründen. Die Nationalsozialisten hatten vor, das Reichstagsgebäude im Rahmen des Projektes 'Welthauptstadt Germania' zu renovieren. Während des zweiten Weltkriegs wurde der Reichstag stark beschädigt. 1950 wurden Aufräumarbeiten durchgeführt und am Ende der fünfziger Jahre wurde beschlossen, das Gebäude nach einem Entwurf von Paul Baumgarten wiederherzustellen. Der Wiederaufbau und Umbau erfolgte zwischen 1961 und 1972. 1972 wurde im Reichstagsgebäude die Ausstellung 'Fragen an die deutsche Geschichte' zum 100. Jahrestag der Gründung des Deutschen Reichs eröffnet. Nach 1972 waren aufgrund des Viermächteabkommens Sitzungen des Bundestags in dem Gebäude nicht mehr erlaubt. Die Wiedervereinigung 1990 ermöglichte am 20.12.1990 im Plenarsaal des Reichstages die Konstituierende Sitzung des 1. Bundestags .

Man entschied sich, das Reichstagsgebäude auf Dauer zu nutzen, weshalb Baumaßnahmen erforderlich wurden. 1992 wurde ein Wettbewerb zum Umbau des Reichstags ausgeschrieben, an welchem 800 Architekten aus 54 Ländern teilnahmen. Anfang 1993 bekamen drei Architekten den ersten Preis: Sir Norman Foster (England), Santiago Calatrava (Schweiz) und Pi de Bruijn (Niederlande), der den Plenarsaal nach außen verlegen wollte. Jedoch entschied sich der Altestenrat 1995 letztendlich für den Entwurf von Sir Norman Foster, der der Jury fünfzig verschiedenen Kuppelvarianten vorschlug. Überzeugt wurde sie von der neuen Glaskuppel.

Zudem war der Senat der Meinung, daß Sir Norman Foster ein modernes Arbeitsparlament entstehen läßt und gleichzeitig die Geschichte des Gebäudes respektiert. Die zwei Schwerpunkte des Entwurfs von Sir Norman Foster sind die neuartige Kuppel, die sich über dem Plenarsaal befindet, und die Aussichtsplattform. Die Kuppel ist mit Absicht keine Rekonstruktion jener des Architekten Paul Wallot, denn sie sollte den Neuanfang symbolisieren: Um die Entwicklung vom Reichstagsgebäude zum Parlamentssitz auch baulich deutlich zu zeigen, ist eine transparente Stahl-Glas-Konstruktion gewählt worden, kein historisierender Dachaufbau, sondern als sichtbares Zeichen des Neuanfangs eine moderne Kuppel, die vielfältige Funktionen aufnimmt. Glas und Stahl drücken Transparenz und Modernität aus.

Die Aussichtsplattform ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Eine spiralförmige Rampe im Inneren der Kuppel führt zu ihr. Von dort aus kann man das Panorama über die Stadt aus über vierzig Meter Höhe genießen. Die öffentlich zugängliche Plattform ist der praktische Ausdruck des Dialogs zwischen den Parlamentariern und den Bürgern, also der Demokratie. Der Reichstag wurde von innen gründlich umgebaut. Praktisch wurden nur die Außenwände erhalten. Trotzdem soll der Deutsche Bundestag in ständiger Verbindung mit seiner Vergangenheit bleiben.

Während der Bauarbeiten wurden 45.000 Tonnen Bauschutt herausgeholt, und es wurden interessante Entdeckungen gemacht, so etwa das Graffiti russischer Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg und alte Wanddekorationen. Sir Norman Foster ist die Geschichte des Gebäudes wichtig, und er hat darauf bestanden, daß diese Fundstücke erhalten bleiben.

Im Mittelpunkt des Gebäudes steht der Plenarsaal, der durch die Kuppel belichtet wird. Das Tageslicht wird über ein variables Spiegelsystem in den zehn Meter tiefer gelegenen Plenarsaal geleitet. Daß die Kuppel direkt über dem Plenarsaal gebaut wurde, soll den Willen der Regierung zur Offenheit unterstreichen und die Republik repräsentieren: Im Erdgeschoß befindet sich die Haustechnik. Zwischen dem Erdgeschoß und dem ersten Stock wurde ein Zwischengeschoß gebaut, das es den Besuchern ermöglicht, Sitzungen im Parlament zu verfolgen. Im zweiten Stock befinden sich hauptsächlich die Büros des Bundestagspräsiden, seiner Mitarbeiter und des Altestenrates. Der dritte Stock ist den Fraktionen mit der zentralen Presselobby vorbehalten.

Wichtig ist noch zu erwähnen, daß sich weitere Räume des Bundestages außerhalb des Reichstagsgebäudes befinden - und zwar im Bereich der Dorotheenblöcke, im Alsenblock und im Luisenblock. Zusätzlich wird der Deutsche Bundestag drei Berliner Altbauten beziehen: Unter den Linden 71, das ehemalige Volksbildungsministerium, die ehemalige Pädagogische Akademie in der Wilhelmstraße 60 sowie Unter den Linden 50, das ehemalige Außenhandelsministerium.

Der Wettbewerb 1882

Kurz nach der Entscheidung vom Dezember 1881 erarbeitete der Direktor des Reichstags, Oskar Knack, ein Verzeichnis der Räume und zugleich Empfehlungen für die Programmkommission.

Die Fläche des provisorischen Plenarsaales betrug 621,5 qm, als erstrebenswert nannte er 740 qm. 'Im allgemeinen dürfte das bisherige Arrangement im Sitzungssaale auch für die Zukunft beizubehalten sein. Die Einrichtung von je 2 Plätzen, wodurch das Ein- und Austreten der Mitglieder in ungestörter Weise vor sich gehen könnte, dürfte zu erstreben, jedenfalls aber die Einrichtung von mehr als 4 Plätzen zu vermeiden sein.'

In den Sitzungen der Subkommission wurde der Raumbedarf auf 'zwischen 600 und 640 m' geändert, mehr wäre für die Akustik beeinträchtigend. Zum bequemen 'Ein- und Austreten der MdR' entschied die Subkommission: 'In dem Sitzungssaal sind anzuordnen:

a) Amphitheatralisch angeordnete Sitze für 400 Abgeordnete. Das Steigungs-Verhältnis des Saalbodens ist wie 1:10 anzunehmen. Die Sitze müssen mit Rücklehnen und verschließbaren Schreibpulten versehen, sowie bequem zugänglich sein. Zwischen je zwei radialen Gängen dürfen sich nicht mehr als 4 Sitze in einer Reihe befinden. Für jeden Sitzplatz mit Pult ist ein Raum von 1,10 m Tiefe und 0,55-0,65 m Breite zu rechnen.' Es kam also darauf an, daß die Abgeordneten 'in ungestörter Weise' ein- bzw. austreten konnten.

In der kurzen Phase zwischen dem Reichstagsbeschluß und der Wettbewerbsauslobung hatte sich in Architektenkreisen, aber auch in sehr großen Teilen der politischen Presse eine hitzige Diskussion darüber entfaltet, ob der Architekt, der im ersten Wettbewerb gewonnen hatte, Bohnstedt, erneut und ohne Konkurrenz beauftragt werden sollte, seinen Plan umzuarbeiten und zur Ausführung zu bringen, oder ob ein neuer beschränkter oder offener Wettbewerb ausgeschrieben werden sollte. Auf Betreiben des Berliner Architektenvereins wurde dann ein offener Wettbewerb ausgeschrieben, allerdings nur für Architekten 'deutscher Zunge', sowie diejenigen ausländischen Architekten, die beim Wettbewerb 1872 einen Preis gewonnen hatten. Da nur ein Ausländer, der Engländer Scott, einen Preis gewonnen hatte und inzwischen verstorben war, gab es keine ausländische Beteiligung.

Die Jury für diesen Wettbewerb stand der des ersten Wettbewerbs kaum nach. Freilich: Einige große Architekten lebten nicht mehr: Lucae und Semper waren 1877 bzw. 1879 gestorben. So liest sich die Liste der Architekten in der Jury wie folgt: Friedrich Adler, Reinhold Persius, Friedrich Schmidt, Gottfried von Neureuther, Josef von Egle, Vinzenz Statz, Martin Haller und der Maler Anton von Werner. Da Neureuther kurz vor Zusammentreten der Jury erkrankte, wurde er durch den Münchener Baurat Siebert vertreten.

An dieser Konkurrenz beteiligten sich nun 189 Architekten und Architektengemeinschaften. Da alle Entwürfe unter Motto - also anonym - eingeliefert werden mußten und keine vollständige Aufschlüsselung der Namen zu finden war, ist es heute nicht möglich, die Namen aller Teilnehmer zu ermitteln. Aus dem Briefwechsel der beiden Sieger des Wettbewerbs ist die Schwierigkeit ersichtlich, ein Gebäude, für das es in Deutschland kaum Vorbilder gab und über dessen Funktionen und künftiges Funktionieren nur vage Vorstellungen bestanden, zu entwerfen. Sie arbeiteten buchstäblich bis zur letzten Sekunde. Die Entwürfe des Architekten Paul Wallot aus Frankfurt am Main wurden 'noch warm eingepackt' zur Bahnspedition gebracht, so daß nicht einmal Zeit zum Fotografieren der Pläne blieb.

Aus den Protokollen der Jury geht hervor, daß der Entwurf von Wallot ('Für Staat und Stadt') 19 von 21 Stimmen auf sich vereinigen konnte. Wallots Sieg wurde in Architektenkreisen als 'Überschreitung der Mainlinie in der Baukunst' gefeiert.

Am 9. Juni 1884 wurde der Grundstein für das Reichstagsgebäude gelegt. Drei Generationen preußischer Monarchen, Wilhelm I,. sein Sohn und späterer Kaiser Friedrich III., sowie sein Enkel und nachmaliger Kaiser Wilhelm II. taten ihre Hammerschläge an diesem vom Wetter nicht besonders begünstigten Tag. Es wurde moniert, daß viel zu viel Militär und kaum Parlamentarier an dieser Zeremonie teilgenommen hatten.

Das Kuppelproblem

Es war Wallots Absicht, eine 85 m hohe Kuppel über dem Sitzungssaal zu errichten. Aus architektonischen Gründen und weil die Akademie des Bauwesens und der Kaiser wegen der Beleuchtung des Sitzungssaales Bedenken äußerten, war Wallot gezwungen, diese Kuppel über die westliche Eingangshalle zu verlegen; nach diesem Plan wurde dann gebaut. Je länger Wallot aber über die Bauausführung wachte, desto fester reifte in ihm die Erkenntnis, daß die Kuppel verlegt werden müßte. Die Kuppel über der westliche Eingangshalle sei unlogisch und architektonisch falsch. Das Gebäude hätte sonst 'wie ein ausgebranntes Schloß' ausgesehen.

Nachdem er mehrere Versuche der Nachverhandlung mit dem alten Kaiser und dann seinen Nachfolgern gemacht hatte, wurde ihm schließlich die Verlegung der Kuppel erlaubt, wenn er den Nachweis erbringen könnte, daß die Ausführung möglich sei. Das Hauptproblem bestand darin, daß der Bau zu diesem Zeitpunkt ziemlich weit fortgeschritten war und für eine Kuppel an anderer Stelle die Wände nicht standfest genug erschienen. Es galt daher, 'mit möglichst geringen Kosten und ohne Störung des Baubetriebes einen allen auftretenden Kräften gewachsenen Unterbau nachträglich herzustellen.' Es scheinen mehrere Berechnungsversuche gemacht worden zu sein, sämtlich ohne Erfolg, bis Wallot 1889 den Ingenieur Zimmermann mit der Berechnung betraute. Zimmermann machte die vorgesehen Kuppel leichter, in dem er Glas und Stahl einsetzte und die Dimensionen besonders die Höhe von ursprünglich 85 m auf 74,16 m reduzierte.

In Verbindung mit der Kuppel gibt es die hartnäckige Legende, daß Wilhelm II. die Kuppel nur genehmigte, weil sie kleiner als die des Schlosses werden sollte. In den Akten findet dies keine ausdrückliche Bestätigung; dennoch erlauben Indizien einen ähnlichen Schluß. Zum einen ist die Kuppel höher ausgefallen als die des Schlosses: bis zur Kuppelspitze des Reichstags sind es 74,16 m, bis zur Spitze der Schloßkuppel nur 67 m. Und Wilhelm II. hat ein halbes Jahr nach Einweihung der Kuppel im April 1893 das Reichstagsgebäude in Berlin als 'Gipfel der Geschmacklosigkeit' verurteilt. Außerdem gibt es eine Marginalie von ihm, in der die Höhe der Kuppel mit 69,5 m errechnet wird; die Vorlage bezeichnete den untersten Punkt als das Hauptgeschoß, und dieser war nun fast fünf Meter über Straßenniveau.

Daß Wilhelm II. diese Kuppel haßte, ist Grund genug zur Aussage, die Kuppel sei nicht wilhelminisch. Wahrscheinlich verachtete er sie, nicht nur, weil sie zu hoch ausgefallen war, sondern wegen des Symbolgehalts: Parlament! Die Kuppel war nicht bombastisch, sondern sehr zurückhaltend im Charakter. Schließlich war die Kuppel Wallots Verbeugung vor der Kunst des Ingenieurs; bei seiner Ehrung in der Kroll-Oper am 7. Dezember 1894 antwortete Wallot auf Anton von Werners Verherrlichung der 'drei Schwesterkünste' Malerei, Architektur und Bildhauerei mit der Hinzuzfügung der 'Ingenieurskunst': Eine Dampfmaschine ist für mich insofern das höchste Kunsterzeugniß als der Zweck und die Mittel in einem richtigen Verhältniß zueinander stehen und wenn ich ein Zusammenwirken aller Künste erstrebe, so schließe ich die Ingenieurskunst mit ein. Ich trinke auf die Verschmelzung aller dieser vier Künste, auf ihre Einheit!'.


Die künstlerische Ausschmückung bis zur Schlußsteinlegung

Ab etwa 1889 begann Wallot, sich konkrete Gedanken über die innere Ausschmückung und die künstlerischen Details zu machen. Für die Innenausstattung der Neben- und Funktionsräume wie z.B. Küche, Bücherspeicher, Postzentrale, Stenographen-Korrekturzimmer usw. konnte er sich die Mitarbeit des Architekten Paul Wittig sichern. Wallot entwickelte ein Schmuckprogramm für die Fassaden, das große Skulpturen an den Ecktürmen sowie Reiterfiguren an der Ostfront und eine große Statue der Germania zu Pferd über dem Giebelfeld an der Westfront vorsah. Wie er in Briefen schrieb, kam es ihm nicht so sehr darauf an, ein geschlossenes ikonographisches Programm zu entwickeln, sondern reichlich barocke Silhouetten für das Haus zu schaffen. Um nicht nur Berliner Künstler zu beschäftigen, wurden auch die Kunstschulen anderer deutscher Städte mit einbezogen und Aufträge an die namhaftesten Bildhauer aus Karlsruhe, München, Dresden und Frankfurt/M. vergeben. Gegen Wallots Willen bestimmte die Reichstagsbaukommission jedoch, daß der Berliner Bildhauer Fritz Schaper das Giebelrelief über dem Westportikus ausführen sollte.

Ab 1891 konnte Wallot sich auch dem Programm der Innenräume widmen. Hierfür waren nicht nur Plastiken, sondern auch Wand- und Deckenbilder erforderlich. Dabei wurde wieder das Prinzip der Streuung unter den verschiedenen Schulen Deutschlands zur Regel erhoben. So hatte er für einige Räume einen beschränkten Wettbewerb ausgeschrieben, an dem Künstler wie Franz Stuck und Eugen Bracht teilnahmen. Er versuchte auch, ein Skulpturenprogramm mit deutschen 'Geistesgrößen' für die Nordeingangshalle in der Reichstagsbaukommission durchzusetzen, was ihm aber wegen mangelnden konfessionellen Proporzes nicht gelungen ist: Weil am Entscheidungstag zu viele Katholiken in dieser Kommission waren, wurde sogar Luther aus dem Programm entfernt. Daraufhin sah der Hugenottennachfahre Wallot keinen Sinn mehr in einer solchen Reihe.

Ab etwa 1892 änderte Wilhelm II. seine anfangs positive Meinung über das Reichstagsgebäude, sei es unter dem Einfluß von Reinhold Begas oder aber weil ihm der Karlsruher Maler Ferdinand Keller Gerüchte über Wallot zuflüsterte. Wilhelms Worte vom 'Gipfel der Geschmacklosigkeit' wurden schließlich zum öffentlichen Skandal. Die Künstler Deutschlands solidarisierten sich nun mit Wallot, veranstalteten Demonstrationen und Fackelzüge und antworteten dem 'kaiserlichen Gassenbuben' mit Ehrenmitgliedschaften Wallots in vielen künstlerischen Vereinigungen. Als ihm Wilhelm II. 1894 eine Goldmedaille, die Wallot nach einstimmiger Entscheidung der Jury in der Großen Berliner Kunstausstellung zustand, aberkannte und ihm gleichzeitig anläßlich der Schlußsteinlegung den bekannten 'Künstlerorden' den Roten Adler Orden verweigerte, hatte Wallot bereits eine Professur in Dresden angenommen.

Die Schlußsteinlegung

Bei der Schlußsteinlegung des Reichstagsgebäudes am 5. Dezember 1894 führte Wallot den Kaiser und die Kaiserin durch das Gebäude, offenbar mit größter persönlicher Zurückhaltung gegen dem 'Medaillenaberkenner', wie er schrieb. Während Wilhelm II. nach Außen nur Lob für den Bau spendete, nannte er das Gebäude in einem Brief an seinen Intimus Eulenburg 'Reichsaffenhaus' und gab an, er habe während des Rundgangs Wallot mehrfach beleidigen können. Wieder war dieses Eröffnungsschauspiel ein vorwiegend militärisches, und obwohl Wallot es nicht gestaltete, erhielt die Schlußsteinlegung den Beinamen 'Wallotsteins Lager.' Nach der Fertigstellung des Reichstagsgebäudes begann 1899 der Bau des Reichstagspräsidentenpalais, ebenfalls nach Wallots Entwurf; 1904 wurde er fertiggestellt.

Die Inschrift 'Dem Deutschen Volke'

Wie oberflächlich - oder bewußt negierend - Kaiser und Regierung mit ideellen Aspekten der Demokratie umgingen, zeigen die zwei Jahrzehnte, die es dauerte, die Inschrift 'Dem Deutschen Volke' anzubringen. Dieser anscheinend von Paul Wallot recht spät erdachte Weihespruch erfreute sich keineswegs der Unterstützung des Kaisers, der die Anbringung auf verschiedenen, nichtamtlichen Wegen zu verzögern wußte. Viele Vorschläge - ernste und komische - wurden bei Feststellung ihres Fehlens in der Öffentlichkeit gemacht: 'Dem Deutschen Volke ist der Eintritt verboten' oder 'Quatsch nicht, Krause', oder der Vorschlag von Ernst von Wolzogen, der schrieb: 'Festgefügt steh ich aus Stein, nun schau Geist, wie Du kommst herein.'

Innerhalb der nächsten zwanzig Jahre gab es immer wieder Vorschläge, die jedoch alle abgelehnt wurden, bis ein Jahr nach Beginn des Ersten Weltkrieges der Unterstaatssekretär im Reichskanzleramt, Wahnschaffe, seine Sorge in einem Brief an den Chef des Zivilkabinets, Valentini, zum Ausdruck brachte, daß der Kaiser mit jedem weiteren Kriegstag die Unterstützung des Volkes verlöre, und es begrüßenswert sei, wenn der Kaiser etwas gegen diesen Treueverlust unternehmen würde durch die Anbringung der Inschrift. Wilhelm II. ließ antworten, daß er keineswegs eine ausdrückliche Genehmigung für die Inschrift erteilen werde, aber sollte die Reichstagsausschmückungskommission beschließen, die Inschrift anzubringen, würde er dagegen keine Bedenken mehr erheben.

Einige Tage später konnte der Präsident des Reichstages, Johannes Kaempf, bekanntgeben, daß die Inschrift beschlossene Sache sei. Der bereits berühmte Architekt und Kunstgewerbler Peter Behrens wurde vom Staatssekretär im Reichsamt des Innern, Theodor Lewald, im Herbst 1915 mit der Gestaltung des Schriftzuges beauftragt. Das Reichskanzleramt besorgte zwei erbeutete Geschützrohre aus den Freiheitskriegen von 1813 und ließ sie in der Gießerei von S. A. Loevy umgießen. Die 60 cm hohen Buchstaben wurden dann als 'Weihnachtsgeschenk für das deutsche Volk' zwischen dem 20. und 24. Dezember 1916 angebracht.

Architekt

geboren am 26.06.1841 in Oppenheim, gestorben am 19.08.1912 in Langenschwalbach
Besuch der Höheren Gewerbeschule in Darmstadt
1859/60 Maschinenbaustudium in Hannover
1860-1863 Studium an der Bauakademie
1863/64 Besuch der Bauschule der Universität Gießen, Baumeisterprüfung
1864-1867 Tätigkeit bei H. Strack, R. Lucae, F. Hitzig und Gropius & Schmieden
1867/68 Studienreise nach Italien und England
1868-1883 Privatarchitekt in Frankfurt/M.
1882 Übersiedlung nach Berlin
1885 Mitglied der Akademie der Künste
1894 Mitglied der Akademie des Bauwesens
seit 01.10.1894 Professor der Kunstakademie und Lehrer an der TH Dresden
1911 trat Wallot in den Ruhestand und Übersiedlung nach Bieberich/Rhein

Hauptwerke:

Reichstag (1884-1894), Reichstagspräsidentenpalais (1897-1903),
Ständehaus an der Brühlschen Terasse Dresden (1901-1906)





Sir Norman Foster

Architekt

Sir Norman Foster wurde 1935 in einer Arbeiterfamilie in Manchester geboren. Er studierte Architektur zunächst in seiner Heimatstadt und mußte sein Studium selbst finanzieren. Daher arbeitete er nebenbei u a. als Türsteher und Eisverkäufer. Später erhielt er ein Stipendium, um am Department of Town and Country Planning an der Yale University in Connecticut zu studieren. Dort lernte er den Architekten Richard Rogers kennen, mit dem er im Jahre 1963 das Architekturbüro 'Team 4' gründete. In dieser Zeit entwarf er außergewöhnliche Gebäude, so das Ferienhaus Creek Vean, dessen Dach bepflanzt war oder das Haus Cockpit, das teilweise unterirdisch war. 1967 trennte er sich von Richard Rogers, um sein eigenes Architekturbüro zu gründen: 'Foster Associates'. Er wurde u.a. bezeichnet als 'innovativster Vertreter einer High-Tech-Architektur' oder 'weltbester Industriearchitekt'. Das von ihm und Richard Rogers entworfene Fabrikgebäude Reliance Control in Swindon gilt als Prototyp der Industriearchitektur. 1982 bekam er die Royal Medal of Architecture, und 1990 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Ritter gemacht. Sir Norman Fosters Vorbilder sind Le Corbusier und Charles Eames, dessen Bauten den Anfang der 'High-Tech' Bauweise symbolisieren. Sir Norman Foster wird meistens als Vertreter eben dieser Bauart gesehen. Er baut präziser und die von ihm angewandten Techniken sind hochmodern, doch weigert er sich als reiner Technokrat charakterisiert zu werden. Er ist zwar ein Befürworter neuer Technologien, aber wichtig sind ihm auch Kunst und Asthetik in der Realisierung seiner Gebäude.




Seine wichtigsten Bauten sind:

Passagierterminal der Fred Olsen Linie, London (1971)

Hongkong and Shanghai Bank, Hongkong (1986)

Mediathek (1993), Nimes; Haus für Wirtschaftsförderung (1993) Duisburg

Chek Lap Kok, Flughafen Hongkong (ab 1997)

Hauptbahnhof Dresden (ab 1997) und der Umbau des Reichstages (1994-1999) in Berlin

Persönliche Stellungnahme


Meiner Meinung nach ist es eine gute Idee gewesen den Reichstag wieder als Sitz des Parlaments nach der Wiedervereinigung zu wählen, denn durch den geschichtlichen Hintergrund trägt der Reichstag ein Stück zur Demokratie bei.

Auf Grund eines Besuches des Reichstages kann ich sagen, dass ich den Reichstag sehr groß empfand und es ziemlich windig auf dem Dach war. Leider konnten wir das Innere der Kuppel nicht betreten, da diese auf Grund von Reinigungsarbeiten für Besucher gesperrt war. Trotzdem imponierte mir die Glaskuppel.



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