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Quellen:
Oldenbourg: Geschichte für Gymnasien 9, 1994 R. Oldenbourg Verlag GmbH München
Dtv: dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band 2, 1966 Deutscher Taschenbuch Verlag & Co. KG München
Klett: Geschichte und Geschehen A3, 1996 Ernst Klett Verlag GmbH Stuttgart
Fischer : Fischer Weltgeschichte: Das Zeitalter des Imperialismus, 1969 Fischer Bücherei GmbH, Frankfurt am Main
Wege der Forschung: Band CCCXV Grundfragen der deutschen Außenpolitik seit 1871, 1975 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt
Westermann: Praxis Geschichte Januar 1/1993 Imperialismus
Zunächst bildete man Kolonien als Handels- und Marinestationen. Durch die territoriale Ausweitung ging dies später in die Gründung kolonialer Imperien über. Z.B. führte die Gründung Dakars (Senegal) 1862 in den darauffolgenden Jahren zu einer Durchdringung Westafrikas ebenfalls von französischen Siedlern schließlich bis zum Ende des Jahrhunderts zu einem weitausgedehnten west- und zentralafrikanischen Imperium. Die Festsetzung Großbritanniens im Süden Afrikas führt schließlich zu einer fast durchgehenden Beherrschung von Kairo(1882)-Kapstadt. Währenddessen entstand auch in Deutschland die Meinung, dass man "einen Platz an der Sonne" haben müsse und die Angst bei der Verteilung der Welt zu spät zu kommen.
Ideologien (= Begründungen im Nachhinein)
Sozialdarwinisten: Charles Darwin stellte die These auf, dass sich in der Tierwelt im "Kampf ums Dasein" nur derjenige behauptet, der am besten an seine Lebens- und Umweltbedingungen angepasst ist. Der Sozialdarwinismus entstand, als diese Gesetzmäßigkeit auf den Menschen übertragen wurde. Man behauptete nur der Stärkere könne, wie der Untergang großer Weltreiche in der Vergangenheit bewiesen habe, im Kampf der Nationen ums Dasein überleben. Und Kolonien stärken die eigene Nation. (fand auch im Alldeutschen Verband seinen Zuspruch)
Rudyard Kipling: "white man's burden" = die Bürde des weißen Mannes. Verpflichtung der weißen Nationen unterentwickelten Völkern des Erdballs die Segnungen der europäischen Zivilisation zu bringen, empfanden die Zeitgenossen durchaus nicht als hohle Ideologie. Die Vorstellung verband, dass die weißen Rassen, und speziell die germanischen Nationen, kraft ihrer größeren Vitalität und ihrer höheren Kulturleistung dazu berufen seien, über die farbigen Völker zu herrschen, war Gemeingut.
Chamberlain: Nur die Nationen, denen es gelingt Weltreiche zu werden, werden eine Zukunft haben.
Max Weber: vertrat die weitverbreitete Meinung, daß die logische Konsequenz der Reichsgründung durch Bismarck eine kraftvolle Weltmachtpolitik sei.
Haltung der Kirche: es entstand ein religiöses Sendungsbewusstsein, welches die missionarische Aufgabe, den Völkern Afrikas das Christentum nahe zu bringen, beinhaltete. Häufig wurde dies jedoch nur als Vorwand benutzt, um das Land zu "übernehmen"
Man behauptete, man müsse sich das Land aneignen, um den Sklavenhandel in innerafrikanischen Gebieten zu bekämpfen.
Allerdings gab es auch Ausnahmen. Der Gouverneur von Samoa, Dr. Wilhelm Solfs sagte "Kolonisieren ist Missionieren, und zwar Missionieren in dem hohen Sinne der Erziehung zur Kultur. Aber nicht zur europäischen Kultur, sondern zu einer Kultur, die in dem Boden und in der Heimat der Eingeborenen Wurzel fassen kann und ihrem geistigen und seelischen Zuschnitt angepasst ist. Diese These zeigt, dass man den Eingeborenen ein, wenn auch nur kleines, Recht auf Selbstbestimmung zugesteht. Diese Kolonie ist auch aufgrund dessen wesentlich erfolgreicher als, die in der näheren Umgebung, aber auf rigidere Art und Weise geführten Kolonien, gewesen
Immer wieder hörte man in wichtigen Reden das Argument, dass man in überseeischen Gebieten neue Märkte benötige und neue Investitionsfelder erschließen müsse, um die eigene Wirtschaft voranzutreiben, da die Wirtschaft im eigenen Land (v.a. in England) stagnierte.
Dieses Argument wurde in unzähligen Reden in allen Kolonialmächten immer wieder (z.T. leicht verändert) verwendet, weil es v.a. auch in der breiten Masse Zustimmung fand.
Hierbei muß jedoch klargestellt werden, dass beispielsweise der Anteil des Kolonialhandels am gesamten deutschen Außenhandel lediglich 0,5% betrug. Man behauptete, man benötige für die aufgrund der Industrialisierung und des medizinischen Fortschritts stark angestiegene Bevölkerung neuen Lebensraum. Letztendlich sind aber nur sehr wenige Deutsche in die neuen Kolonien gezogen. (60.000 Menschen sind in die afrikanischen Kolonien ausgewandert, 2.000.000 hingegen in die USA)
Zudem wollten die imperialistischen Staaten durch den Erwerb und Unterhalt von Kolonien ihr Ansehen steigern.
Kolonien unter Bismarck (1871-1890):
Aufgrund seiner Außenpolitik hatte Bismarck den Erwerb von Kolonien bis 1884/85 abgelehnt. Zudem waren Kolonien für den Staat immer eine kostspielige Sache, die eigentlich nur für die Wirtschaft Vorteile brachten. Der Reichskanzler wollte nicht die Gefahr von Spannungen mit Frankreich und England eingehen. 1884/85 folgte aus außen- (Prestige) und innenpolitischen (viele Zeitgenossen forderten, dass auch Deutschland Kolonien besitzen sollte) sowie wirtschaftlichen (man erhoffte sich Absatzmärkte und Rohstoffe) Gründen eine Anderung seiner Politik. Zunächst gewährte er in Übersee lebenden deutschen Kaufleuten und Abenteurern seinen Schutz (Adolf Lüderitz, Gustav Nachtigall und Carl Peters). Somit legte er einen wichtigen und grundlegenden Baustein für das deutsche Kolonialreich. Jedoch blieb Bismarck ein eher zurückhaltender Kolonialpolitiker.
Eine Gruppe Bremer Kaufleute tauschten im Mai 1883 200 alte Gewehre und 100 englische Pfund gegen eine Meeresbucht in Südwestafrika und das angrenzende Land, auf das sie die deutsche Flagge setzten.
1884: Gründung der "Gesellschaft für deutsche Kolonisation" von Carl Peters.
1884/85: Bismarck versuchte sich England auf der Kongo-Konferenz als Schlichter unentbehrlich zu machen, um Streitigkeiten mit ihnen zu vermeiden.
Hier erhält Deutschland die Schutzmacht über Deutsch-Südwestafrika, Kamerun, Togo, Deutsch- Ostafrika, sowie einige Südseekolonien (Kaiser-Wilhelm-Land, Marshall-Insel und Bismarck-Archipel.)
Grundregeln für Bismarcks Außenpolitik:
Deutschland ist gesättigt (saturiert) und sollte möglichst keine Kolonien erwerben, sondern in Europa Bündnisse schließen, um ein Bündnis gegen Deutschland zu vermeiden.
Das europäische Mächtegleichgewicht soll erhalten bleiben. Bei neuen Gebieten sollen sich die Mächte absprechen und gegebenenfalls kompensieren, d.h. wenn ein Staat ein neues Gebiet bekommt soll er ein anderes abgeben, falls dadurch das Mächtegleichgewicht in Gefahr ist.
Man möchte nicht, dass Spannungen in Deutschland ausgetragen werden. Diese sollen entweder in Kolonien stattfinden oder in Randgebieten Europas.
Als Deutschland ab 1884 Kolonien in Afrika erwarb, stieß dies bei England nicht gerade auf Beifall. Jedoch erkannten sie, nachdem Bismarck ihnen auf der Berliner Kongo-Konferenz beigestanden hatte, das Recht auf weltpolitische Mitsprache für das Deutsche Reich an. Auf dieser Konferenz war Bismarck sogar bereit die neuen Kolonien wieder zu privatisieren, was aber der Koloniallobby schließlich mißfiel.
Politik unter Wilhelm II (1888-1914):
1891 Gründung des Alldeutschen Verbandes zur Durchsetzung imperialer Interessen. Dieser Verband ist sehr nationalistisch eingestellt. Sie wollen großgermanisches Reich und behaupten das deutsche Volk benötige einen größeren "Lebensraum".
1890-1894: Leo von Caprivi ist Reichskanzler.
1890: Deutschland erhält im Tausch mit England Helgoland gegen Sansibar.
1897: Deutschland erzwang von China einen Pachtvertrag für Tsingtau.
1898: Beginn des Flottenbauprogramms von Tripitz (Marineminister), was eine starke Flotte als Abschreckung für mögliche Angreifer beinhaltet. Zugleich soll ein Anreiz geschaffen werden mit Deutschland ein Bündnis einzugehen. Tatsächlich aber ergab sich eine Belastung des englisch- deutschen Verhältnisses, weil England die stärkste Seemachtstellung behalten will. Wilhelm sagte dagegen, Deutschland sei nun eine Industriemacht geworden und die logische Konsequenz daraus sei, dass Deutschland nun auch eine Seemacht werde. Wilhelms Politik führte dazu, dass das ausgeklügelte Bündnissystem von Bismarck, das Frankreich isolierte, zusammenbrach.
1906: Einleitung von Reformen zur Verbesserung der Bildung und medizinischen Versorgung der Einheimischen in den Kolonien.
Um diese Kolonien behalten zu können, mußte das Deutsche Reich sehr viel Geld für das Militär aufbringen, das die Aufstände der Einheimischen blutig niederschlug. So kamen beispielsweise beim Maji-Maji-Aufstand in Ostafrika allein 100.000 Menschen ums Leben. Als sich das Viehzüchtervolk der Hereros in Südwestafrika gegen die deutschen Besatzer auflehnte, vertreiben die Soldaten sie bis in die Wüste, wo mehr als die Hälfte von ihnen einen qualvollen Tod durch Verdursten erleiden mußten. Insgesamt wurden für diese Kriege 600 Mio. Reichsmark ausgegeben.
Als in China die "Boxeraufstände" stattfanden (die Boxer waren eine Art Geheimorganisation, die gegen die Kolonisatoren vorzugehen versuchte), sagte Wilhelm II zu seinen Soldaten "Führt eure Waffen so dass auf tausend Jahre hinaus kein Chinese mehr wagt, einen Deutschen scheel anzusehen". Spätestens mit diesem Zitat wird Wilhelms Haltung klar. Er möchte Ruhe und eine strenge deutsche Herrschaft in den Kolonien wie auch die meisten seiner Zeitgenossen.
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