Leonardo da Vinci
Leonardo wurde am 15. April 1452 geboren. Ein Jahr später fiel
Konstantinopel, die östliche Hauptstadt des Christentums, an die Türken und
vierzig Jahre später entdeckte Kolumbus die Neue Welt. Obwohl er als Junge eine
gute Erziehung genoß, waren doch Grenzen gesetzt für das, was man in einem
kleinen Ort lernen konnte. Sein Vater sah sein künstlerisches Talent und
schickte ihn 1469 nach Florenz, um Lehrling im Atelier des Malers und
Bildhauers Andrea Verocchio zu werden. Die Techniken der Renaissance hatten
einen großen Einfluß auf die Malerei, Bildhauerei und Herstellung feiner
mechanischer Gegenstände und Musikinstrumenten des Künstlers Verocchio. So
lernte Leonardo schon sehr früh die Anwendung der Techniken.
Als er zwanzig Jahre alt war, wurde er Mitglied der Malergilde von
Florenz. Er wirkte zu dieser Zeit an einem Bild seines Lehrmeisters mit, was
damals üblich war. Von ihm ist ein Engel auf der linken Seite und ein Teil der
Landschaft. In der "Taufe Christi" übertraf Leonardo mit Ölfarben, die in
Italien neu waren, seinen Lehrmeister in der Nutzung von Farbe und Licht.
Verocchio war aber keineswegs eifersüchtig. Er überließ die Malaufträge seinem
Lehrling und widmete sich der Bildhauerei, in der er nicht zu übertreffen war.
Normalerweise waren in der Renaissance Landschaften nur im Hintergrund, wie in
der "Taufe Christi". Leonardo war das nicht genug. Seine erste datierte Zeichnung
ist eine Landschaft außerhalb der Stadt, "Das Arnotal". Es ist eine
Federzeichnung voll von Bewegung in der Natur. Er hat durch dieses Bild seinen
eigenen Stil kreiert. Einen zweiten schuf er in der Ölmalerei. Die Technik
heißt "sfumato", was "vernebeln" bedeutet, es entsteht durch das Auftragen
verschiedener Schichten. Er hat auch helle und dunkle Farben nebeneinander
verwendet, um das Bild natürlicher erscheinen zu lassen. Nachdem er vierzehn
Jahre Kunst in Florenz studiert hatte hielt er Ausschau nach neuen
Herausforderungen. Er suchte Zeit zur Entwicklung seiner Erfindungen.
Der Stadtstaat Mailand wurde von Feinden bedroht und Leonardo wollte
seine Erfindungen zugunsten der Stadt in die Realität umsetzen. Der Herrscher
Francesco Sforza war aber daran interessiert, aus Mailand eine schöne Stadt wie
Florenz zu machen. So war Leonardo wieder als Künstler tätig. Sein erster
Auftrag war ein bronzenes Reiterstandbild von Sforzas Vater. Er wollte eine
Statue wie keine zweite machen. Die Planungszeit dauerte dementsprechend, und
als endlich, nach 11 Jahren, ein Tonmodell fertig war, wurde die Bronze als
Material für Kanonen verbraucht. Der Statue widmete er aber nur einen Teil
seiner Aufmerksamkeit; er bemalte auch die Wände des Klosters. Leonardo wollte
das letzte Abendmahl so darstellen, wie es noch keiner vor ihm gemacht hat. Er
schaffte es auch und ist bis heute unerreicht. Leider waren die Klosterwände zu
feucht und alles begann abzublättern, außerdem wurde der Raum überflutet. Man
versuchte, das Gemälde zu restaurieren, manchmal hatte das Bild einen größeren
Schaden als vorher. Vor einigen Jahren wurde es erneut verschönert und man kann
es heute wie zu Leonardos Zeiten sehen. Aber er war nicht nur Künstler,
Erfinder und Architekt, sondern auch Sänger, Dichter und Musiker. Als
Unterhaltungskünstler am Hof von Mailand
spielte er die Laute, sang und trug Gedichte vor. Er entwarf auch die
Kostüme und Dekorationen. Obwohl er nicht als Kriegsingenieur angestellt war
entwarf er trotzdem Geschosse, Mörserkugeln, Panzerwagen und Befestigungswerke.
Er hatte keine Zeit, seine Ideen in die Tat umzusetzen, aber er war seiner Zeit
weit voraus. Ein Panzerwagen, zum Beispiel, wurde nicht vor dem ersten
Weltkrieg verwendet. Einen Kanal für Mailand hat er sich auch ausgedacht, um
die Stadt vor der Pest zu schützen.