Charakterisierung der Marie in G. Büchners Woyzeck
Marie, die Lebensgefährtin
des Woyzeck, ist eine hübsche junge Frau, die für ihr Kind sorgt.
Sie scheut den Woyzeck
jedoch und scheint nur der finanziellen Unterstützung wegen bei ihm zu wohnen.
Sie schaut sich nach fremden Männern um und liebäugelt damit nähere
Bekanntschaften mit ihnen zu machen.
Als sich die Möglichkeit
bietet gibt sie sich nach kurzem Widerstand ihrer Lust hin und schläft mit dem
Tambourmajor, der sie mit einem Paar Ohrringen beschenkt. Ihr schlechtes
Gewissen macht ihr ihre Schuld kurzzeitig bewusst, welche sie aber umgehend
verdrängt.
Ihre vielleicht auch
professionelle Tendenz zur Partnervielfalt kann man ihrer Aussage entnehmen,
ihr Sohn sei nur ein armes « Hurenkind ». Sie prostituierte sich
vielleicht in vergangenen Zeiten.
Ihre Abneigung gegenüber
dem Woyzeck ist vielleicht damit begründet, dass sie wirklich nur den
finanziellen Unterstützter und nicht den Liebhaber in ihm sieht. Auf jeden Fall
können wir sagen, dass der Woyzeck bei seinen vielzähligen Arbeiten gar keine
Zeit für sie hat und sie vielleicht deswegen bei anderen Männern nach
Geborgenheit sucht.
Trotzdem bemitleidet sie
den Woyzeck ein wenig und begleitet ihn deswegen z.B. auf den Markt, doch auch
dort entschwindet sie plötzlich, um anschließend mit dem Tambourmajor zu
tanzen.
Marie
macht in diesem Stück keine lineare Charakterentwicklung durch, sie wird als
spontan und sprunghaft dargestellt. Einerseits macht sie sich Vorwürfe, weil
sie Woyzeck betrogen hat, andererseits entschuldigt sie sich dadurch, daß sie
ihre natürlichen Bedürfnisse in ihrer sozialen Lage nur dann befriedigen kann,
wenn sie Woyzeck betrügt. An ihr dem schwächsten Glied in Woyzecks Umwelt lässt
er seine Aggressionen aus, indem er sie umbringt. Marie wird wie Woyzeck zum
Opfer der Gesellschaft.