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Facharbeit für Fach Deutsch:
Christa Wolf- Leben und Werke
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Werke Christa Wolfs
2.1 "Der geteilte Himmel
2.2 "Störfall- Nachrichten eines Tages
2.3 Debatte um "Was bleibt
"Was bleibt
3. Qellenverzeichnis
1. Biographie: Christa Wolf
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Christa Wolf wird in Landsberg/Warthe (jetzt Polen) geboren. |
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Studium der Germanistik an den Universitäten Leipzig und Jena. Ihre Magisterarbeit ist: Probleme des Realismus im Werk Hans Falladas. 1949 wird Wolf Mitglied der SED |
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Christa heiratet Gerhard Wolf. |
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Die Geburt ihrer ersten Tochter Annette |
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Wolf arbeitet als Kritikerin, Lektorin und Herausgeberin in dem Verlags Neues Leben im Deutschen Schriftstellerverband. |
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Mitglied des Vorstands des Schriftstellerverbandes der DDR bis 1977 |
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Die Geburt einer zweiten Tochter Katrin |
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Veröffentlichung ihres ersten Prosawerkes: Moskauer Novelle. Es erlangt in der DDR große Beachtung, in der Bundesrepublik wird es nicht veröffentlicht. |
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Christa Wolf beginnt Briefe und Tagebücher zu schreiben. |
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Mit der Veröffentlichung des Romans Der geteilte Himmel wird Wolf gleichermaßen berühmt wie kritisiert. Wolf lehnt sich an den geplanten 'Bitterfelder Weg' an. |
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Kandidatin des ZK der SED, nach einer kritischen Rede muß sie aus dem Gremium ausscheiden. |
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Konrad Wolf verfilmt den 'geteilten Himmel'.. |
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Veröffentlichung der Erzählung 'Ein Juninachmittag', die typische formale und thematische Elemente hat |
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Der Roman Nachdenken über Christa T. erzählt das Leben einer jungen Frau von der Kindheit bis zu ihrem Tod an Leukämie. Mit diesem Roman kann sich Wolf endgültig im Literaturbetrieb etablieren. |
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Das Buch Lesen und Schreiben enthält Wolfs Gedanken über die Funktion von Literatur in der Gesellschaft und der Welt. Sie sagt, daß Literatur wichtig für die persönliche Entwicklung des Lesers sein muß. |
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Till Eulenspiegel ist eine Erzählung über Geschlechtertausch. Es ist die Erzählung für den Film mit Gerhard Wolf Wolf wird Mitglied in der Akademie der Künste in der DDR. |
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Unter den Linden. Drei unwahrscheinliche Geschichten Blitz aus heitrem Himmel ist eine Anthologie zu der Wolf und andere Schriftsteller wie Sarah Kirsch, Irmtraud Morgner und Günther de Bruyn eine Geschichte beisteuern. |
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Die Veröffentlichung des Romans Kindheitsmuster sicherte Wolf einen Platz in der deutschen Literaturgeschichte. Sie hatte die meisten veröffentlichten Werke in Ost und West von allen lebenden deutschen Schriftstellern. Kindheitsmuster ist Wolfs längster Roman, der auch viele autobiographische Züge trägt. Wolf engagiert sich stark gegegn die Ausbürgerung Wolf Biermanns. |
Seit 1978 |
Christa Wolf hält häufig Gastvorträge in den USA, in Schottland, Italien, der Schweiz und in der Bundesrepublik. 1978 erscheint Kein Ort. Nirgends ist die Beschreibung einer Begegnung zwischen Heinrich von Kleist und Karoline von Günderrode als ein Vorwort zu ihren Selbstmorden. |
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Gesammelte Erzählungen werden veröffentlicht. |
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Gastdozentur in Frankfurt |
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Kassandra, ein Roman, der nach eigenen Angaben eine 'Schlüsselerzählung' ist, wird veröffentlicht. |
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Christa Wolf wird mit dem Nationalpreis 1. Klasse der DDR ausgezeichnet. Störfall. Nachrichten eines Tages beschreibt die Gedanken der Erzählerin über die Zukunft vor dem Hintergund des Tschernobyl Unfalls Gastdozentur in Zürich |
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Sommerstück beschreibt eine Beziehung zwischen Flüchtlingen aus der Stadt und den Bürgern auf dem Land. Christa Wolf spricht öffentlich gegen die Wiedervereinigung. Sie tritt aus der SED aus. |
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Die Erzählung Was Bleibt wurde im Jahre 1979 geschrieben, aber die Veröffentlichung geschieht im Jahre 1990. Was Bleibt beschreibt Wolfs Leben unter der Stasi Überwachung. Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Hildesheim |
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Stasi Dokumente werden gefunden, die zu zeigen scheinen, daß Wolf in den 50er Jahren kurze Zeit für die Stasi arbeitete. Unter dem Titel 'Akteneinsicht Christa Wolf' veröffentlicht sie ihre Akte. Wegen der Kritik an ihrer Person tritt sie aus der Akademie der Künste aus, 1994 wird sie aber wieder aufgenommen. Wolf ist Stipendiatin des Getty Centers in Sancta Monica, USA. |
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Sie veröffentlicht eine Sammlung von Texten der letzten Jahre nach der Wiedervereinigung, die ihre Gedanken und Gefühle gegenüber dem Vereinten Deutschland und ihrer DDR-Vergangenheit zeigen. |
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Veröffentlichung des Romans Medea. Wie bei Kassandra läßt sie hier eine Figur aus der antiken Sagenwelt Homers für sich sprechen. Medea ist Wolfs letzter Roman bis heute. |
Christa Wolf gehörte zu den DDR Literaten,
die einen freien Sozialismus anstrebten. Sie trat 1949 der SED bei. Allerdings
wandelte sich ihre Haltung zur DDR, als sie sich 1965 bei der Partei unbeliebt
machte, da sie den Schriftsteller Werner Brünig gegen den Vorwurf der
antisozialistischen Haltung verteidigte. Trotzdem stellte Christa Wolf während
der DDR-Zeit ein Symbol für den Sozialismus dar.
2. Werke Christa Wolfs
Die Literatur von Christa Wolf. Man kann über den Rang einzelner Werke durchaus rechten - so beispielsweise über die Qualitäten des Romans, der sie 1963 schlagartig berühmt machte, «Der geteilte Himmel» - , nicht jedoch über die literarische Wirksamkeit dieser Autorin im Deutschland des Kalten Krieges insgesamt. Ohne Zweifel gehört sie zu den prägenden, herausragenden literarischen Protagonistinnen unserer Epoche. Man muß nur die Liste ihrer Werke einmal zur Hand nehmen, um die Vielfalt ihrer Veröffentlichungen zu erkennen. 1968 «Nachdenken über Christa T.», ein Buch, das noch gleichsam um Verständnis bittend, Subjektivität verteidigt und das Recht des einzelnen gegenüber dem Kollektiv einfordert. Die Kulturpolitiker der DDR witterten Unrat und hätten das Buch am liebsten verschwinden lassen, doch die Leser und die internationale Kritik, die einhellig positiv reagierten, setzten sich durch. 1976 «Kindheitsmuster», ein nicht ganz so einmütig begrüßtes Buch, das unter anderem die Entstehung präfaschistischen Denkens aus den Fesseln ideologischer Erklärungsschemata zu befreien versuchte und schon deshalb erheblichen Wirbel verursachte. 1978 «Kein Ort. Nirgends» und schließlich «Kassandra» (1983), dieses grandiose, feministisch beeinflußte Buch, zu dem mindestens gleichberechtigt ihre Frankfurter Poetik-Vorlesungen gerechnet werden müssen, die «Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra».
Inhaltsangabe
Anfang der Sechziger-Jahre begegnen sich der Chemiker Manfred Herrfurth und die einfache Dorfbewohnerin Rita Seidel. So sehr sie voneinander nach Herkunft und Wesen verschieden sind, lernen sie sich lieben und wissen vom ersten Moment an, dass sie zusammengehören. Rita will Lehrerin werden und verlässt ihre Mutter und ihre Tante, die für sie sorgten, seit ihr Vater an der Front vermisst wurde. So zieht sie zur Familie Herrfurth. Manfreds Eltern sind nicht gerade erfreut, dass ihr Sohn nun nicht mehr alleine sein Zimmer bewohnt, doch sie können nichts machen. Zuerst gibt es oft Unstimmigkeiten zwischen ihnen, doch mit der Zeit gewöhnen sich alle an die Tatsache, dass es ein weiteres Familienmitglied im Hause Herrfurth gibt. Um sich ein Studium finanzieren zu können, beginnt Rita in einem Waggonbaubetrieb zu arbeiten, was nicht immer leicht für sie ist, als einzige Frau im Betrieb. Aber sie gewinnt viele neue Freunde, die ihr in schlimmen Situationen weiterhelfen und mit denen sie reden kann, am Arbeitsplatz, sowie nachher beim Studieren.
Das intime Glück der Liebenden wird immer mehr in den Umkreis großer gesellschaftlicher Umwälzung einbezogen, und in dem Maße, in dem sie dadurch geformt werden, wird auch ihr Leben bestimmt. Manfred hat Probleme in seinem Beruf, die ihm sehr zu schaffen machen. Die Anwendung einer bedeutenden Erfindung Manfreds wird von engstirnigen Wirtschaftsfunktionären verhindert. Doch er vermag es nicht um sein Werk zu kämpfen. Aufgrund der Schwierigkeiten mit den Planungsbehörden geht er nach Westberlin. Diese Übersiedlung erscheint ihm als der einzig mögliche Ausweg. Rita reist ihm nach und versucht vergeblich, Manfred zur Rückkehr zu bewegen, doch es gelingt ihr nicht. Auch sie fühlt sich in der fremden Stadt nicht wohl. Die Nächte waren für sie aus einem anderen Stoff als anderswo: aus dem Stoff fremden Lebens. Wenn sie bei ihm geblieben wäre, hätte sie sich selbst, und vor allem ihm geschadet. Ihr Rückweg bewirkt einen krisenhaften seelischen Prozess, der ihr jedoch die Eingliederung in die DDR wieder ermöglicht. Obwohl es ihr sehr schwer fällt und sie ihn immer noch liebt, lernt Rita ohne ihren Verlobten zu leben. Auch für Manfred ist die Trennung nur schwer zu verkraften, doch er kann sie nicht zwingen bei ihm zu bleiben. Zuerst passten die beiden Hälften der Erde ganz genau ineinander, doch nun teilt sich der Himmel, 'dieses ganze Gewölbe von Hoffnung und Sehnsucht, von Liebe und Trauer' schließlich endgültig.
Mir hat dieses Buch eigentlich recht gut gefallen, da die ganze Erzählung auf eine realistische Art und Weise erzählt wird. Ich glaube, viele Liebespaare können sich mit Rita und Manfred identifizieren. In jeder Beziehung gibt es Höhen und Tiefen, die ein Paar überwinden muss. Manchmal zerbricht eine Liebe aufgrund einer nicht überstandenen Tiefe, sowie es in diesem Buch dargestellt wird. Rita und Manfred wollen für immer zusammensein, sie lieben sich abgöttisch, doch es kommt durch viele verschiedene Gründe zu einer Trennung.
Christa Wolf beschäftigt sich in ihrem Roman "Der geteilte Himmel" zum ersten mal mit der Problematik um "das Recht des Einzelnen auf Selbstverwiklichung und auf sein Aufbegehren gegen die Entfremdung, Vereinzelung und Bürokratisierung des Lebens in der modernen Industriegesellschaft." Die Teilung des Himmels Deutschlands steht also nicht im Vordergrund. Die beiden Hauptfiguren sollen auch nicht für die verschiedenen politischen Systeme des geteilten Deutschlands interpretiert werden, sondern eher als Beispiele für zwei verschiedene Lebensarten in einer modernen Massengesellschaft. Christa Wolf spricht die vermeintlichen und tatsächlichen Unzulänglichkeiten in der DDR-Gesellschaft durchaus mutig an. Dabei ist interessant, dass die Hauptfigur der Erzählung, Rita, nicht aufgrund ihrer gefestigten sozialistischen Überzeugung in ihre Heimat zurückkehrt. Es ist vor allem auch die Angst, nicht klarzukommen, die Frustration über die eigenmächtige Entscheidung ihres Geliebten, in den Westen zu gehen, bis hin zur liebgewonnenen Brigade im Waggonwerk. All das Gründe, die einem 'normalen' Menschen durchaus näher liegen als die idealisierte Vorstellung einer gerechten, sozialistischen Gesellschaft.
Ihre Erzählung lässt sich nicht auf eine simple und unglückliche Liebesgeschichte reduzieren; in ihr geht es um das Generationsproblem in der sich konstituierenden Gesellschaft, um das Verhältnis von der Arbeit und menschlicher Entfaltung, um das Dilemma der nationalen Spaltung und dann eben auch um die Entscheidung zwischen einer persönlichen Liebe und dem gesellschaftlichen Auftrag des Einzelnen. Individuum und Gesellschaft sollte auch nach diesem Werk ein zentrales Thema in den Büchern Christa Wolfs bleiben.
Zusatzinformation:
Obwohl der Roman am Anfang als politisch gewagt und teilweise unsachlich galt, bekam er eine Breite Zustimmung aus Politik und Wirtschaft "mit Zustimmung von allerhöchster Stelle stimmte alles, was Rang und Namen hatte, darin überein"². Das Buch wurde ein voller Erfolg. Es wurden insgesamt 160 000 Exemplare gedruckt. Schon bald wurde der Roman dann ins Rumänische, Serbische, Kroatische, Polnische, Ungarische, Bulgarische, Tschechische und Russische, aber auch ins Englische, Französische, Spanische, Finnische und Japanische übersetzt. Und nur ein Jahr nach der Erstveröffentlichung in Buchform drehte die DEFA unter Regie von Konrad Wolf den Spielfilm "Der geteilte Himmel".
Christa Wolf hat das Buch 'Störfall - Nachrichten eines Tages' innerhalb eines nur kurzen Zeitraumes geschrieben. Unmittelbar nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 zwischen Juni-September 1986. Ein Text, zusammengesetzt aus Überlegungen zu wissenschaftlichen Thesen und persönlichen Erinnerungen ist ein Monolog der Erzählerin. Der Leser wird in den Gedankenstrom der Erzählerin miteinbezogen.Die Erzählung kann wie die Chronik eines Tages gelesen werden.
Eine Schriftstellerin die als Ich-Erzählerin schreibt, hat sich ins mecklenburgische Ferienhaus zurückgezogen, um ungestört arbeiten zu können. Ihr normaler Tagesrhythmus wird von zwei 'Störfällen' beeinflusst. Zwei sich überlagernde Ereignisse beanspruchen an diesem Tag ihre gesamte Aufmerksamkeit.
Der eine 'Störfall' kommt in Form der morgendlichen Rundfunk- Meldung über eine Reaktorkatastrophe in der Nähe der Millionenstadt Kiew (der Name 'Tschernobyl' wird in dem Buch nicht erwähnt).
Der zweite 'Störfall' ist die Gehirntumor-Operation, welcher sich der jüngere Bruder der Erzählerin gerade an diesem Tag unterziehen muss. Sie nimmt in Gedanken am Verlauf der Operation teil, fühlt und leidet mit dem Bruder, fühlt die eigene Ohnmacht. Sie versucht seine Wahrnehmungslücken mit den eigenen Erlebnissen zu füllen, ihn an diesem Tag teilnehmen zu lassen welcher ihm unwiederruflich fehlen wird. Der Glaube und die Hoffnung auf ein gutes Gelingen der Operation ohne negative Folgen kann die Erzählerin kaum verbergen. Die Nachricht vom Reaktorunglück und das Wissen um die komplizierte Operation, die Hoffnung auf die Kunst der Arzte und die medizinischen Hochleistungsgeräte beherrschen an diesem Tag das Fühlen und Denken der Erzählerin. Sie bestimmen ihre Handlungen und Kontakte mit den Mitmenschen. Beide 'Störfälle' sind fest miteinander gekoppelt miteinander verflochten und werden im Verlauf der Erzählung fast übergangslos gegenübergestellt.
Ich denke, Christa Wolf wollte mit diesem Buch die Leser zum Nachdenken anregen. Sie wollte die Leser 'wachrütteln' und ihnen klarmachen, dass sich so ein Reaktorunglück zu jeder Zeit wiederholen kann. Jeder weiß, dass im Falle eines 3. Weltkrieges sicherlich atomare Bedrohungen auf uns zukommen werden, doch daran, dass wir eigentlich zu jeder Zeit, in jedem Moment in der Gefahr von Reaktorunglücken und somit von atomarer Bedrohung ausgesetzt zu werden leben. Daran denken die Wenigsten. Die Schriftstellerin fragt sich, ob es gut ist in solchen Maßen unser Leben von der Technik bestimmen zu lassen. Man kann sehen, dass das Vertrauen der Autorin und somit der Ich-Erzählerin in die Technik durch den Reaktorunfall gebrochen ist. Aber gerade auf die technischen Geräte muss sie am selben Tag hoffen und ihnen vertrauen, da das Leben des Bruders von ihrer Leistung abhängt. Christa Wolf bekennt sich in diesen Buch öffentlich gegen die Atomenergie, die Atomwaffen und die gesamte Atomindustrie. Um uns allen zu zeigen, dass wir dem nicht entfliehen können und viel zu abhängig von der Technik sind als uns vielleicht bewusst ist, lässt sie die Erzählerin gerade an diesen Tag trotzdem an die Maschinen glauben. Die Autorin möchte mit dem Buch 'Störfall' auch, oder vor allem ihre eigenen Gefühle, ihre Besorgnis und ihre Angste verarbeiten.
Dadurch, dass sich die Erzählerin im Buch so sehr öffnet, ihre innersten Gedanken preisgibt, hört man beim Lesen tief in sich, weil man durch die offene, lebendig und nachvollziehbar geschriebene Art selbst mitfühlt. So kann man sich gut in die Erzählperson einfühlen und überprüfen, wie man selbst empfindet. Man ist sozusagen gezwungen mit nachzudenken und kann sich dem auch kaum entziehen. Christa Wolf stellt sich im Buch die Frage, wer oder was unsere Zivilisation an den Rand der Selbstzerstörung gebracht hat. Sie gibt sich selbst, den Lesern und der gesamten Menschheit die Mitschuld an der Katastrophe. Sie ist wütend dass wir nichts getan haben obwohl wir alle (die ges. Menschheit) hätten wissen oder zumindest ahnen müssen, dass eine solche Bedrohung existiert. Aber trotzdem sind die Menschen lieber dieses Risiko eingegangen als sich anderen Alternativen zu stellen und sich dagegen zu wehren.
Sie kommt zu dem Schluß, dass alle gefühlsmäßigen Werte unwichtig geworden sind und von rationalen Werten abgelößt wurden. Solange der Vortschritt wichtiger für uns Menschen ist, als diese irrationalen Werte, können rationale Gedanken nicht irrationalen Gedanken weichen.
Was bedeutet die größte Schrifstellerin der DDR, wenn die DDR nicht mehr existiert? Wie eine ganze Generation von Intellektuellen war Christa Wolf ein Symbol des alternativen deutschen Systems. Ein SED Mitglied bis zu dem Sommer 1989 hatte Wolf gegen die deutsche Vereinigung gesprochen. Ihr Kampf dafür ist zu Ende, aber gibt es einen Platz für Wolf im vereinten Deutschland?
Nach dem Streit um Christa Wolfs Erzählung Was Bleibt, schien es keinen Platz für Wolf in Deutschland zu geben. Im Februar 1993 reiste Wolf mit ihrem Mann nach Santa Monica, Kalifornien, wo sie ein Stipendium bei dem Getty Center bekam. Diese Gelegenheit bedeutete für Wolf ein Exil von den Vorwürfen in Deutschland.
Der Streit um Wolf fing mit der Veröffentlichung der Erzählung Was Bleibt, die im Jahre 1979 geschrieben aber erst im November 1989 veröffentlicht wurde, an. Wir wissen nicht genau, was im Jahre 1979 geschrieben wurde und was in November 1989 überarbeitet wurde. Am Ende der Erzählung steht: 'Juni-Juli 1979/November 1989.' Die Debatte ging zuerst um die späte Veröffentlichung ihrer Erzählung. Was für eine Widerstandskämpferin war Christa Wolf, die keinen Mut hatte, im Jahre 1979 Was Bleibt im Westen zu veröffentlichen? Die Kritiker sagten, daß Wolf als Intellektuelle im Osten viele Privilegien gehabt habe, und der Staat Wolf unterstützt habe, weil Wolf, mit Hilfe ihres inneren Zensors, den Staat auch unterstützte. Wolf war nämlich ein Mitglied der SED und Kandidatin des ZKs, aber die Kritiker führen an, daß Wolf Was Bleibt veröffentlichte, um als Opfer des kommunistischen Staates zu erscheinen. Ihr Image als Staatsschriftstellerin ist schlecht geworden. Diese harte Kritik war sehr persönlich. Der Streit um Christa Wolf fragte wirklich nach den Werten der DDR Literatur allgemein. Der zweite Streit um Wolf war im Jahre 1993, als bekannt wurde, daß Wolf einmal eine 'inoffizieller Mitarbeiterin' der Stasi war. Es sah aus, als ob die frühere Kritik Recht gehabt hätte. Ihre Arbeit für die Stasi war nur für eine kurze Zeit vom März 1959 bis Oktober 1962, als der Kommunismus noch idealistischer gesehen wurde. Wolf war jung und hatte noch nicht begonnen zu schreiben. Kurz nach dem zweiten Streit reiste Wolf in die Vereinigten Staaten. Christa Wolf verteidigte sich selbst nicht laut. Es findet sich lediglich ein Hinweis, der sich direkt auf die Erzählung bezieht, in ihrem 1994 veröffentlichen Band ,,Auf dem Weg nach Tabou':
,,Unter anderem warf man mir ja vor, ich, die ich eigentlich `Staatsdichterin' gewesen sei, würde mich in diesem Text widerrechtlich als Verfolgte aufspielen. Ich muß mich fragen, ob die Leute nicht lesen können, oder nicht lesen wollen; vielleicht beides.'
Friedrichstraße (Ost-Berlin), 1979. Die Schriftstellerin Christa Wolf muß erschrocken feststellen, daß sie von der STASI überwacht wird. In parkenden Autos gegenüber ihrem Haus sitzen zwei, drei Männer, die offenkundig zu ihrer Observation abgestellt sind. Angst und Unruhe überkommen die Bewachten. Die kleinen notwendigen Schutzmaßnahmen zu Hause bei Gesprächen (den Telefonstecker herausziehen), beim Telefonieren (das Radio lauter stellen), die Vorsicht unterwegs und der unwillkürliche Blick nach den Verfolgern durften nicht außer Acht gelassen werden. Sie beginnt, ihre Telefongespräche mißtrauisch zu führen, hegt gegen Freunde Verdacht, versucht sich auszumalen, was ihr widerfahren ist, womit sie die staatliche Neugier auf sich gelenkt haben könnte. Die Staatsüberwachung verfolgt sie bis in ihre Träume, was sie arbeitsunfähig macht. Als sie zu einer Lesung geladen wird, spürt sie, wie ihr auch dort eine subalterne Veranstalterin mit ängstlicher Vorsicht begegnet. Unter ihren Zuhörern im Saal sind Provokateure und draußen stehen die Boten des Überwachungsstaates. Offensichtlich ist die Überwachung Christa Wolfs nach wenigen Wochen abgebrochen worden. Weil sie sich in den Augen ihrer Überwacher als "unschuldig" herausstellte? Weil der Zweck der Überwachung und Einschüchterung erreicht war? Weil der persönliche Mißgünstling, der die Beschattung angeordnet hatte, an Einfluß verlor?
"Was bleibt" beschreibt die tägliche Überwachung einer Schriftstellerin durch die STASI. Die Ich-Erzählerin, die, wie wir wissen, Christa Wolf ist, sucht nach einer neuen Sprache, einem Weg aus ihrer kontrollierten Gesellschaft. Die Erzählung ist eine Selbsterforschung der Schriftstellerin und Erzählerin. Das Werk beschäftigt sich mit der Frage des Bleibenden der in der DDR entstandenen Literatur von Christa Wolf. Was bleibt für die DDR nach dem Fall des Kommunismus? Was bedeutet die größte Schriftstellerin der DDR, wenn die DDR nicht mehr existiert? Wie eine ganze Generation von Intellektuellen war diese Autorin ein Symbol des alternativen deutschen Systems. Ihr Ziel der Veröffentlichung dieses Buches war es eben, einen Aufruf zur Selbstbefragung zu geben. Deutschland soll die DDR nicht total vergessen, weil das Vergangene und die Mauer noch in unserem Kopf ist. Sie sucht nach einer Antwort, die erklärt, wer die Schuld für den Zusammenbruch der DDR-Gesellschaft hat. Christa Wolf sah sich in der Rolle, die schreibt, die etwas tut, die sich auf unterschiedliche Weise mit den Widersprüchen ihrer Gesellschaft auseinandersetzt, sich behauptet.
Christa Wolf 1968
3.Literaturangaben
1.Primärliteratur:
Wolf, Christa: Was bleibt. Berlin: Lutherhand 1990
Wolf, Christa: Auf dem Weg nach Tabou. München: Deutscher Tachenbuch Verlag 1973
Wolf, Christa: Störfall- Nachrichten eines Tages. Berlin: Lutherhand 1987
Wolf, Christa: Der geteilte Himmel. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1973
2.Sekundärliteratur:
Stephan, Alexander: Christa Wolf. München: C.H. Beck 1976
Ich versichere hiermit nicht, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt und keine anderen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Die von den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen sind als solche gekennzeichnet.
Fulda, den 18.12.01
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