Betriebstechnik | Biographien | Biologie | Chemie | Deutsch | Digitaltechnik |
Electronica | Epochen | Fertigungstechnik | Gemeinschaftskunde | Geographie | Geschichte |
Informatik | Kultur | Kunst | Literatur | Management | Mathematik |
Medizin | Nachrichtentechnik | Philosophie | Physik | Politik | Projekt |
Psychologie | Recht | Sonstige | Sport | Technik | Wirtschaftskunde |
Ähnliche Berichte:
|
Projekte:
|
Papers in anderen sprachen:
|
literatur referate |
Exkurs: Vergleich mit " und dann zogen wir weiter" von Miso Nikolic
Miroslav (Miso) Nikolic stammt, gleich wie Ceija Stojka, aus einer Romagruppe der Lovara. Er ist 1940 in Serbien, auf der Landstraße zwischen Pozarevac und Petrovac na Mlavi geboren. Bereits anhand dieser genauer Angabe von Ort und Zeit seiner Geburt ist ein Unterschied zur Lebensdarstellung von Ceija Stojka zu erkennen. Miso besucht in Serbien die Schule. Während des Krieges muß sich seine Familie vor den Nazis verstecken. Seine früheste Kindheitserinnerung ist ein Vorfall zur Zeit eines Fliegeralarmes:
"Am Straßenrand haben ein paar Leute zwei kleine Kinder in wei e Laken eingewickelt. Wie sie die Kinder weggetragen haben, habe ich gesehen, wie das Blut aus den Leintüchern geronnen ist und eine blutige Spur auf der Stra e hinterlassen
hat. Das werde ich nie vergessen. Das ist meine früheste Kindheitserinnerung."
Man kann sagen, daß Miso ein "Kriegskind" ist, während Ceija Stojka auch das Leben vor dem Krieg in seiner Sorglosigkeit kennt. Im Gegensatz zu Ceija war Miso nicht im KZ. Es ist bemerkenswert, daß Ceija in ihrer Autobiographie nie das Wort "Krieg" benutzt, sondern nu von den Ereignissen spricht, die der Krieg mit sich brachte, während hingegen Miso den
Krieg als Zeitangabe verwendet und auch versucht, die Gründe, warum es zum Krieg kommt, zu erklären:
"Am 6. April 1941 marschierte die deutsche Armee in Jugoslawien ein. Da mein Vater ein gebildeter Mann war, hatte er geahnt, daß ein Krieg ausbrechen wird. Seit der Ermordung von König Aleksandar Karadjordjevic in Marseille war in Jugoslawien eine sehr gro e Spannung und schwere Krise. Weil mein Vater immer die Nachrichten gehört und die Zeitung gelesen hat, wu te er genau, was in Europa alles geschah. Natürlich begann jetzt auch in Jugoslawien eine gro e Verfolgung von Juden und Zigeunern
In dem Zitat wird klar, daß Miso die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge erkennt, und daß sein Vater informiert ist.
Miso verdient seinen Lebensunterhalt als Maler und Anstreicher, Teppichh ndler, Musiker etc. Er reist viel und letztendlich entscheidet er sich für ein Leben mit seiner Frau Ruza Lakatos in Österreich. 1995 beginnt er die Geschichte seiner Familie und seines eigenen Lebens zu schreiben. 1997 wird sein Buch .. und dann zogen wir weiter" herausgegeben. Darin erzählt er uns die Lebensgeschichte seiner Familie von 1896 bis in die sechziger Jahre unseres Jahrhunderts. Das Werk ist in zwölf Kapitel unterteilt. Im Vergleich zu Ceija Stojkas Werk "Wir leben im Verborgenen", schreibt Miso Nikolic über Geschehnisse die vor seiner Geburt passiert sind. Er erzählt uns die Geschichte seiner Eltern, wo sie geboren sind, wie sie sich kennengelernt haben Er ordnet die Geschehnisse exakt zeitlich und räumlich ein. Da er das Erzählte nicht selbst erlebt haben kann, hat er es vermutlich von einem Angehörigen der Familie gehört. Man kann auch annehmen, daß ein großer Teil des Werkes fiktive Geschehnisse präsentiert, wodurch das Werk einen anderen Stellenwert bekommt, als Ceijas autobiographische Schriften. Ihr ist es wichtig, die Geschehnisse wahrheitsgetreu wiederzugeben und dadurch wirkt sie, meiner Meinung nach, authentischer als die von Nikolic. Miso versucht seine Geschichte auf eine literarische Ebene zu bringen, was bei Ceija Stojka nicht der Fall ist. Er versucht, aus seiner Geschichte und seinen Darstellern etwas Besonderes zu machen.
Im Vergleich zu Ceijas Bescheidenheit, versucht Miso die hervorragenden Eigenschaften seiner Familienangehörigen und von sich selbst hervorzuheben. Er erwähnt z.B. des öfteren das gute Aussehen seines Vaters: "Ljubomir ging dann zur Schule und wuchs zu einem gesunden jungen Mann heran, der auch gut aussah."207
Außerdem betont er die gute Bildung seines Vaters:
"Da mein Vater von einer feinen Familie abstammte, hatte er als Kind eine Schule besucht und konnte dadurch lesen und schreiben. Außerdem sprach er mehrere Fremdsprachen, und zwar Serbokroatisch, Russisch, Bulgarisch, Tschechisch, Polnisch, Rumänisch, Italienisch,, etwas Französisch, Deutsch, Englisch und natürlich seine Muttersprache Romanes."
Miso stellt seine Familie als sehr vornehme Leute dar: "Auf einmal kamen alle Menschen aus den Zelten heraus, um die vornehmen Leute zu sehen,
Auch bei der Beschreibung der eigenen Person, spart Miso nicht an Lob, wie z.B. beim
Fu ballspielen Ich spielte in seiner Gruppe,
gewonnen haben natürlich wir, mit einem sehr hohen Resultat, und die ganzen Mitspieler bewunderten
In der Schule ist Miso auch einer von den besten Schülern: "Ich und Jovo waren ganz im Gegensatz zu meinem Bruder Dragi in der Schule so gut, daß wir ein Vorbild für die anderen Schüler waren "
Im Zuge der Aufgabenstellung
meiner
Arbeit habe ich
"Betrunken und verzweifelt sagte Ljubomir zu Mileva:
- Du bist das einzige, was ich jetzt noch habe, und da ich alles verloren habe, sto e ich dich jetzt von der Brücke hinunter.
Obwohl sie Analphabetin war und dazu noch ungebildet, reagierte sie blitzschnell und meinte:
- Du dummer Kerl, wenn du
Auf der Suche nach dem Geld muß Ljubomir viele Steine heben. Durch die körperliche Anstrengung wird er wieder nüchtern. Da erkennt er, daß er falsch gehandelt hat und ist froh, mit so einer klugen Frau verheiratet zu sein.
"Er hob die Steine auf, einen nach dem anderen, aber es war nichts zu finden. Mit der Zeit wurde Ljubomir langsam nüchtern. Als er dann mit nüchternen Augen sah, wie Mileva verzweifelt herumsuchte, mit verweinten Wangen, bat er sie, zu ihm zu kommen. Mileva sah ihn an und ging dann mit Tränen in den Augen zu ihm. Er umarmte sie und sagte ihr, sie sei eine sehr kluge Frau. Und so gingen beide zurück zu den Kindern.
Die Episode erinnert an ein moralisierendes Märchen, in dem die Überlegenheit der Frau dem
Mann gegenüber thematisiert wird.
Nach diesen Vorfall, muß Mileva die Familie mit dem
"Während sie auf dem Trottoir saß, voller Gedanken und Trauer, kam plötzlich ein
Reiter auf einem Schimmel vorbei. In ihrer Verzweiflung rief sie nach dem Reiter:
- Edelmann Lasar, mit drei ig Dinar in der Tasche, komm runter, damit ich dir aus der Hand die Zukunft lesen kann!
Er ritt ein Stückchen weiter, dann blieb er stehen. Er stieg vom Pferd und ging auf
Mileva zu, um ihre Zigeunermutter zu beschimpfen. Doch dann sagte der Mann:
- Vielleicht kennst du
- Aus dem Grund, weil ich eine Hellseherin bin, meinte Mileva."
In seinem Buch hebt Miso oft die guten Eigenschaften seines Vaters hervor. Er war für ihn vermutlich ein großes Vorbild. In dieser Geschichte weist Miso auf die Weisheit seiner Mutter hin, obwohl sie im Gegensatz zu seinem Vater, nicht gebildet ist. Man kann vielleicht eine Parallele zwischen den Beziehungen Miso - Vater und Ceija - Mutter ziehen. Beide Elternteile waren für die Kinder von sehr großer Bedeutung.
Meiner Meinung nach, schreibt Miso, was seine Erlebnisse betrifft, in einem nüchternerem
Stil als Ceija. Er beschreibt sie mehr analytisch, während bei Ceija die Sinneswahrnehmungen
- das Riechen, Hören und Spüren - eine bedeutende Rolle spielen. Ihre Visionen, ihre Gefühle umhüllen das ganze Werk. Miso schafft eine Distanz bei den Beschreibungen von seinen Gefühlen:
"Nach dem Tod meines Vaters trug ich ein schwarzes Hemd und trauerte ein volles Jahr. Ich tanzte nicht, ich sang nicht und ich ging nie dorthin, wo Musik spielte. Ich wußte schon, was das bedeutet für einen jungen Menschen, wenn er Trauer trägt. Den Vater haben wir ganz plötzlich verloren, er war kerngesund, als er umgebracht worden ist. Doch die Mutter war bettlägerig und sehr krank, deswegen trauerte ich
nach meiner Mutter nur sechs Wochen."
Die Toleranz, die das Leben von Ceija Stojka begleitet, ist bei Miso nicht so stark spürbar:
"Ich habe erlebt, wie die Kinder uns nachgelaufen sind und "Zigeuner, Zigeuner!" gerufen haben. Am liebsten h tte ich sie zusammengeschlagen. Ich bin von Belgrad gekommen, war ein guter Schüler und tausend Mal fortschrittlicher als die dummen Bauernkinder, die gar nicht richtig sprechen konnten.
Sicher ist es auch eine Frage des Geschlechtes, wenn man vergleicht, wie Miso Nikolic und
Ceija Stojka schreiben. Ceija meint:
"[.. ] die Ehrlichkeit liegt in dem kleinen Buch "Wir leben im Verborgenen , ja! ] Und das andere ist dann also . sie wollen etwas erreichen. Das ist jetzt das selbe, wenn ich jetzt sage: 'Du schreib', du wirst besser als ich! [ . ] Aber haben wir jetzt nicht ein Leben vor uns, wir vier, das auch ein Stück wert zu schreiben ist? Wie das Leben läuft uns wie das Leben ist."
Doch eines ist ihnen gemeinsam: beide möchten die Geschichte der Roma weiterleiten, damit sie nicht vergessen wird.
"Du, Du. Du hast Angst vor der Finsternis
auf diesem langen Waldesweg. Du, ich sage D wo der Weg menschenleer ist dann brauchst Du Dich auch nicht fürchten."218
Referate über:
|
Datenschutz |
Copyright ©
2024 - Alle Rechte vorbehalten AZreferate.com |
Verwenden sie diese referate ihre eigene arbeit zu schaffen. Kopieren oder herunterladen nicht einfach diese # Hauptseite # Kontact / Impressum |