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Friedrich Schiller
Kabale und Liebe
Ein bürgerliches Trauerspiel
Der Autor
*10.10. 1759 (Marbach), † 9.5. 1805 (Weimar)
Johann Christian Friedrich von Schiller wurde am 10.10 1759 in Marbach am Neckar als Sohn geboren. Sein Vater, der sich lange Zeit im militärischen Bereich betätigte, war von der Aufklärung geprägt. Seine Mutter war mehr mit Gefühls- und Phantasiekräften ausgestattet.
Wegen seiner rhetorischen Begabung und seinem theologischen Interesse bereitete er sich auf den Predigerberuf vor, musste aber auf Befehl des wüttembergischen Herzogs Karl Eugen die Militärakademie besuchen. Dieser Herrscher presste seine Untertanen aus, um sich seinen aufwendigen Lebensstil leisten zu können. Der Fürst in Kabale und Liebe verfährt ebenso. Dessen Geliebte versuchte ebenso wie ihr reelles Pendant, das Elend der Bevölkerung zu mildern.
Während seiner militärischen Ausbildung erhielt Schiller bereits seine erste literarische Auszeichnung, bei deren Verleihung auch J. W. Goethe anwesend war.
Als er als Regimentsmedikus wie sein Vater tätig war, schrieb er sein erstes Drama, Die Raüber.
Um aus dem Machtbereich des Herzogs zu entkommen, floh Schiller schließlich nach Oggersheim. Die Mutter eines Schulfreundes, Frau von Wolzogen, bot dem Dichter auf ihrem Gut bei Meiningen Zuflucht an. Dort lebte er 1982/83 sorglos und beendete das Stück Kabale und Liebe. Später arbeitete er als Theaterdichter in Mannheim, bis er in Ferdinand Huber und Gottfried Körner zwei Unterstützer und Geldgeber fand.
1887 reiste er nach Weimar, um mit Goethe in Kontakt zu treten. Dieser verhalf im zu einen Posten als Geschichtsprofessor in Jena. 1790 heiratete er Charlotte von Lengefeld, die im vier Kinder gebar. Später wurde er ein enger Freund Goethes und zog nach Weimar. 1802 wurde er geadelt. Am 9. 5. 1805 starb Schiller in Weimar.
Schiller war anfangs gleich dem jungen Goethe ein begeisterter Stürmer und Dränger. Wie Goethe wurde er sich durch Selbsterziehung zum Klassiker, allerdings auf einem anderen Weg: Goethes Wandel beruht vor allem auf Erziehung durch Charlotte von Stein, der Aufnahme der Ministertätigkeit und einer Studienreise nach Italien. Schillers Läuterung dagegen lässt sich auf seinen Freund Gottfried Körner, auf das Lesen antiker Werke und vor allem auf seine geschichtlichen und philosophischen Studien im Rahmen seiner Professur zurückführen.
Zu seinen berühmtesten Schauspielen zählen Die Räuber, Kabale und Liebe, Wallenstein, Maria Stuart und Willhelm Tell. Außerdem verfasste er mehrere lyrische, epische und wissenschaftliche Werke.
Persönlichen Erfahrungen mit dem Herzog Karl Eugen (Wüttemberg) im Werk. Unterdrückung für Lebensstil.
Das Werk
geschrieben 1872/73, Uraufführung: 18. 4. 1874 (Mannheim)
ursprünglicher Titel: Luise Millerin
bürgerliches Trauerspiel: Dramengattung spielt in einer betont bürgerlichen Umwelt. englischen und französischen Vorbildern - G. E. Lessing begründet (z.B. Emilia Galotti) - im Sturm und Drang weiter ausgebaut - Das Hauptmotiv v.a. anfangs Unterschied - Adel/Bürgertum & Unterdrückung Bürgerlicher. Aufstieg stolzen Bürgertums in Aufklärung dieser neue Typus des Trauerspiels entstanden.
Bei Schiller hat aber bereits ein Teil des Adels (Ferdinand) mit dem Vorurteil des Standesunterschieds gebrochen. Noch aber ist die Macht des Adels zu groß und das kleinbürgerliche Mädchen zu untertänig, als dass über die gesellschaftlichen Konventionen gesiegt wird.
Sozialkritik: typisch für die Epoche des Sturmes und Dranges. Der Sturm und Drang folgte der Aufklärung, in der es noch hieß, das Vernunft das höchste Gut sei. Dagegen sagt der Sturm und Drang, dass Gefühl das höchste sei. In der Aufklärung überwindet die Vernunft Vorurteile gegen bestimmte Personengruppen und -schichten, im Sturm und Drang überwinden Emotionen und Liebe die Klassenunterschiede.
In diesem Schauspiel geht es um die Freiheit der Gattenwahl in einer vom ständischen Denken beherrschter Gesellschaft, um das Recht des Herzens. Außerdem kritisiert es Schillers Zeitgenossen, indem es sich gegen die Höflingswirtschaft & Maitressenwirtschaft und gegen die Gewaltherrschaft der damaligen Fürsten wendet. Das Beispiel des wüttembergischen Herzogs Karl Eugen ist in das Drama eingeflossen.
Das Werk ist Lessings Emilia Galotti nachempfunden. Die Charakteristika einiger Figuren ähnelt denen von Lessing sehr: Der polternde Vater Miller erinnert an Odoardo, die eitle und oberflächliche Mutter an Claudia, das sanfte und kleinbürgerliche Mädchen Luise an Emilia, und der Präsident an Marinelli. Die Orsina findet man veredelt in Lady Milford wieder.
Der Aufbau
Prosa - 5 Aufzüge - 37 Auftritte - Einteilung: 1.2. : Exposition mit steigender Handlung, 3. : Höhepunkt mit Brief - 4.5.: Katastrophalen Ende zugehende Handdlung
Die Personen
Präsident von Walter, am Hof eines deutschen Fürsten |
Er hat seinen Posten durch Mord und Intrige bekommen und ist bereit, diesen mit eben solchen Methoden zu behaupten und seine Macht weiter auszubauen. Dafür würde er das private Glück seines Sohnes opfern. |
Major Ferdinand von Walter, dessen Sohn |
Er liebt Luise Miller, eine Bürgerliche. Er verachtet die Methoden seines Vaters und ist nicht bereit, in dessen Pläne mitzuspielen. Für ihn ist Liebe das wichtigste. |
Wurm, Sekretär des Präsidenten |
Er ist zusammen mit dem Präsidenten aufgestiegen. Er möchte gerne Luise heiraten. Seine Niedertracht zeigt sich, wie er dem Präsidenten eine Intrige vorschlägt, um Ferdinand von Luise zu trennen. |
Hofmarschall von Kalb |
Er ist eine lächerliche Person, die nur auf das Außere achtet. Er lässt sich überzeugen, ein falsches Spiel mitzuspielen, um seinen eingebildeten Einfluss nicht zu verlieren. |
Lady Milford, Geliebte des Fürsten |
Sie ist nach ihrer Vertreibung aus England durch Königin Elizabeth I. ins Elend geraten und so schließlich in diese unrühmliche, wenn auch einflussreiche Position gekommen. Sie versucht Ferdinand zu heiraten, um aus dieser Lage zu entkommen. Wie sie die Hoffnungslosigkeit und ihren geringen Einfluss bemerkt, verlässt sie den Hof. |
Sophie, Kammerjungfer der Lady |
Sie ist ehrlich und ist über den Status ihrer Herrin nicht sehr erfreut. |
Fürst |
Er wird in diesem Stück nur erwähnt, tritt aber niemals auf. Er verkauft seine Untertanen als Soldaten nach Amerika, um sich seinen Lebensstil leisten zu können. |
Miller, Stadtmusikant |
Er ist ein ehrlicher Mann, der zwar die Notwendigkeit der Liebe einsieht, aber trotzdem eine unstandesgemäße Liebe für aussichtslos hält. Er ist außerdem aufbrausend. Er hängt sehr an seiner Tochter und ist bereit, für sie Alles auf sich zu nehmen. |
Dessen Frau |
Sie ist ein wenig oberflächlich und hofft, dass ihre Tochter und Ferdinand heiraten. |
Luise, deren Tochter |
Sie liebt Ferdinand. Sie ist einfach und ehrlich, aber um ihre Eltern zu retten, begeht sie einen Betrug. |
Der Inhalt
Ferdinand, der Sohn des Präsidenten, liebt Luise, ein bürgerliches Mädchen. Durch seinen eifersüchtigen Sekretär Wurm, der selbst gerne Luise heiraten würde, berichtet dem Präsident von dieser Liebesbeziehung. Anfangs reagiert er belustigt, da er es nur für einen kurzen Flirt hält, später aber versucht er Ferdinand und Luise zu trennen, da dieser Lady Milford, die Geliebte des Fürsten, heiraten soll. Lady Milford hat dem Fürsten überzeugt, dass es für ihn das beste sei, wenn sie verheiratet wäre, um seine Gattin von ihr abzulenken. Und dem Präsidenten hat sie, ohne das er es merkte, eingeredet, dass er so seine Macht vergrößern könne. In Wahrheit liebt sie Ferdinand und möchte durch ihn vom Fürsten loskommen.
Der Vater gibt aber scheinbar auf, als sein Sohn ihm droht, die Verbrechen des Präsidenten an die Öffentlichkeit zu bringen. Danach gesteht Ferdinand Lady Milford, daß er eine Bürgerliche liebt. Die Lady lädt Luise zu sich ein und ist von deren bedingungslosen Liebe so beeindruckt, daß sie auf Ferdinand verzichtet. Sie verschenkt ihr Hab und Gut und verlässt den Hof
Inzwischen schmieden der Präsident und Wurm eine Intrige (Kabale) : Luises Eltern werden gefangengenommen. Für ihre Befreiung muß Luise einen fingierten Liebesbrief an Hofmarschall von Kalb schreiben und schwören, niemandem davon zu erzählen. Dieser Brief wird Ferdinand in die Hände gespielt. Nach einer Unterredung mit dem Hofmarschall, in der dieser vergeblich versucht, die Intrige zu gestehen, beschließt der Major in seiner Eifersucht, Luise und sich selbst zu vergiften. Anfangs plant Luise unabhängig von Ferdinand, sich mit ihm zusammen zu ertränken, ihr Vater kann sie aber überzeugen, davon abzulassen. Ferdinand meint es aber mit seinem Plan ernst und verabreicht Luise und sich unbemerkt Gift. Erst wie sie stirbt erfährt er die Wahrheit über den Brief. Der Präsident und Wurm, die kurz darauf eintreffen, sehen entsetzt, was sie angerichtet haben. Der Präsident schiebt die Schuld auf Wurm. Dieser belastet im Gegenzug den Präsidenten Nachdem der sterbende Ferdinand seinem Vater vergeben hat, begibt sich dieser in Gefangenschaft.
Quellen:
Primärliteratur:
SCHILLER, Friedrich: Kabale und Liebe. Ein bürgerliches Trauerspiel, Philipp Reclam Jun., Stuttgart 1959
Sekundärliteratur:
DER BROCKHAUS. In Fünf Bänden IV, F. A. Brockhaus, Leipzig/Mannheim 81994, S. 564
POCHLATKO, Herbert; KOWEINDL, Karl: Einführung in die Literatur des deutschen Sprachraums. Von den Anfängen bis zur Gegenwart II, Wilhelm Braumüller, Wien 1963
Reclams Schauspielführer, Philipp Reclam jun., Stuttgart 81963, S. 279-281; S. 291-296
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