"VOR SONNENUNTERGANG":
Der siebzigjährige Geheimrat Clausen, Großindustrieller und Inhaber
eines Verlagshauses, fühlt drei Jahre nach dem Tod seiner Frau eine aufkeimende
Neigung zu dem Mädchen Inken Peters, der Nichte des Gärtners auf einer seiner
Besitzungen. Seine erwachsenen Kinder, Schwiegersöhne und -töchter beobachten
diese Neigung mit Mißtrauen und aufsteigendem Haß gegen das Mädchen, das die
Liebe des Geheimrats erwidert. Sie veranstalten ein förmliches Kesseltreiben
gegen Inken, von dem sich nur Clausens jüngster Sohn Egmont zurückhält.
Die Seele der Familienfronde ist
Bettina Clausen, ein hysterisches Geschöpf, die in der neuen Liebe ihres Vaters
eine Schändung des Andenkens ihrer verstorbenen Mutter sieht und darin von dem
mit den Clausens befreundeten Pastor Immoos bestärkt wird. Der Geheimrat
seinerseits verrät seinem alten Freund, dem Cambridger Professor Geiger, daß er
sich von seiner Familie verlassen fühlt. Es kommt zum offenen Bruch, als
Clausen sich mit Inken verlobt; seine Kinder haben Inkens Gedeck von der Tafel
entfernt und ihr damit zu verstehen gegeben, daß es in der
Familiengemeinschaft keinen Platz gibt.
Clausen kauft ein Haus in der
Schweiz, wo er mit seiner künftigen Frau leben will - da ist der entscheidende
Schlag gegen ihn schon geführt: seine Kinder haben ihn entmündigen lassen. Er
gerät in furchtbare Erregung, bricht dann aber in den Armen Inkens zusammen.
Halb irr vor Wut und Schmerz über das, was ihm seine Kinder angetan haben,
eilt er kurz darauf nach seinem Gut Broich (wo Inkens Onkel Gärtner ist), um
von dort aus seine Flucht zu betreiben, aber die Meute ist schon hinter ihm
her. Um ihr nicht in die Hände zu fallen, vergiftet er sich mit Zyankali. Der
herbeigerufene Pastor sucht die Familie von dem Sterbenden fernzuhalten, aber
Geiger meint bitter, man solle sie nur hereinlassen: sie habe erreicht, was sie
wollten.